Schlussbetrachtung und statistische Übersicht der Kampfe Österreichs. 192 gegenden Front machend, auf vier und mehr Kriegsschauplätzen zu gleich zu kämpfen hatten. Nach dem Abschlüsse dieses Krieges begann aufs neue jener mit den Türken (1716—1717), dessen glänzender Ausgang dem Reiche Serbien und die kleine Walachei einbrachte. Wenn diese Eroberungen zwei Decennien (1737—1739) danach auch wieder verloren gingen, so war nichtsdestoweniger der dauernde Gewinn für das deutsche Machtgebiet, den Österreich auf diesem Felde seines natürlichen Berufes zu erringen gewusst, kein unbedeutender gewesen; diese Eroberungen waren von höchster Wichtigkeit für die Cultur, Gesittung und kräftigende politische Gestaltung Europa’s; ja ein Gewinn für die Civilisation der ganzen Menschheit. In diesen Kämpfen ward Österreich zwar durch die Reichs macht unterstützt, gleichzeitig aber auch schwer gehemmt durch die fortdauernden Kämpfe mit Frankreich, ja sogar mit einem Theile der deutschen Reichsfürsten selbst. Noch war Österreich mit seiner ursprünglichen Aufgabe im Südosten nicht zu Ende, als ihm an seiner Nordgrenze eine neue und dringendere Gefahr durch die schlesischen Kriege erwuchs. — Als auch diese nach schweren Opfern beendet waren und Österreich sich nach dieser Seite sicher glaubte, nahm es den Kampf mit den Türken von Neuem auf. Aber die drohende Haltung Preussens und dessen zu besorgende Allianz mit der Pforte hemmte hier abermals seine Fortschritte. Hatte der Verlauf des 18. Jahrhunderts fast unaus gesetzt die österreichischen Heere zum Kampfe genöthigt, so forderte der Schluss desselben und der Beginn des 19. Jahrhunderts fast über menschliche Anstrengungen. Napoleon^ welterschütterndes Erscheinen machte halb Europa zur Wahlstatt, auf welcher, mit Unterbrechungen bis zum Jahre 1815 Österreichs Krieger zu kämpfen hatten. Selbst die jener Wechsel vollen Zeit unmittelbar nachgefolgten drei Decennien des Friedens Hessen Österreichs Truppen nicht völlige Ruhe, denn Neapel und Piemont, sowie die Mittelstaaten Italiens forderten ihr Eingreifen. In der Mitte unseres Jahrhunderts entbrannte der Krieg von Neuem. Abermals sehen wir Österreichs Wehrmacht im Süden und Osten der Monarchie gleichzeitig gegen den inneren und äusseren Feind im Kampfe (1848—1849). Bald darauf traten Frankreichs und Savoyens Gegnerschaft zu Tage (1859), welche aus Habsburgs Krone eine kostbare Perle und von Österreichs Söhnen neue Heldenthaten forderte. Doch auch damit war der blutige Reigen nicht abgeschlossen. Das Haus Brandenburg strebte offen seinem schon von lange her in’s Auge gefassten Ziele: der „Hegemonie in Deutschland“ nach. Preussen stellte den Einfluss auf die germanischen Stämme der jüt- ländischen Halbinsel 1864 an die Spitze des Schwertes und zerriss