Die Befestigungen
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Erst wenn sich die Angriffsrichtung des Feindes ausgesprochen hatte, sollte die
mobile und schwere Geschützreserve, die aus 12 und 15 cm-Kanonen M. 80, 15 cm-
Haubitzen M. 99, dann aus 12 und 15 cm-gußeisernen Kanonen M. 61 und 15 cm-
Mörsern M. 80, schließlich aus 9 cm-Feldkanonen M. 75/96 bestand, in den Intervallen
der Angriffsfront eingesetzt werden. Zur Bestückung größerer Teile des Gürtels oder
gar der ganzen Front reichte sie nicht aus. Die Werksartillerie bestand meistens aus
modernen Panzer- und Traditorengeschützen. Soweit Geschütze noch auf offenem Wall
standen, waren es 9 cm-Feldkanonen M. 75/96.
Die Befestigungen von Lemberg wurden als Erdwerke erstmals 1887
gebaut, sodann im Krisenjahr 1912 verbessert und erweitert. Der Stadt war ein Gürtel
von Erdwerken mit Mauereinbauten vorgelegt; Umfang etwa 48 km. Armierung nur
28 Geschütze; im Bedarfsfalle sollte die Feldarmee die Bestückung der Befestigungs¬
anlage vermehren.
Die Befestigungen der San-Dniesterlinie, deren erste Anlage in
die Mitte der 80er Jahre, zum Teil in das Jahr 1854 fällt, sollten im Vereine mit Teilen
der Feldarmee und der Festung Przemysl ein Vordringen der Russen von Norden und
Nordosten über diese Flußschranken verhindern. Hiezu waren die permanenten
Brücken durch feldmäßige Werke örtlicher Bedeutung gesichert. Einzelne dieser Ver¬
teidigungsanlagen waren am Nordostufer so ausgedehnt, daß sie auch eigenen Flu߬
überschreitungen als Offensivbrückenköpfe dienen konnten. Solche Brückenköpfe waren :
Sieniawa, Jaroslau, Mikolajów, Halicz und Ni±niow. Die Stärke ihrer Sicherheitsbe¬
satzung ist der Kriegsgliederung S. 78 zu entnehmen. Einschließlich der dort ange¬
führten mobilen Batterien betrug die Armierung 70, 94, 58, 44 und 4 Geschütze, fast
durchwegs alte Feldkanonen M. 75/96. Bei Nisko, Radymno, Koniuszki-Siemanowski,
Zydaczów, 2urawno, Martinów Str. und Zaleszczyki waren einfache Brückenschanzen
hergestellt mit je einer Besatzung von 1 bis 4 Brückenschutzkompagnien.
Die Zahl der verteidigungsfähigen Wachhäuser in Galizien betrug 24 mit je einer
durchschnittlich 25 Mann starken Besatzung.
Allen galizischen Befestigungen fehlte ein einheitliches System in Anlage und Bau¬
ausführung. In den teilweise unvollendeten und veralteten Lagerfestungen Krakau
und Przemysl waren mit relativ bescheidenen Mitteln taktisch richtig angelegte und
fortifikatorisch und artilleristisch vorzüglich durchgebildete Werke hoher Widerstands¬
kraft vorhanden. Die fortifikat oris che Widerstandskraft von Lemberg und der Befesti¬
gungen am San-Dniester dagegen war sehr gering.
In den Grenzlanden gegen Serbien und Montenegro
Die im äußersten Süden der Monarchie angelegten Befestigungen bezweckten,
die Grenze des Okkupationsgebietes gegen Einfälle der sehr rasch operationsbereiten
Montenegriner und gegen eventuelle feindliche Landungen in Süddalmatien zu
schützen. Weiter sollten sie im Vereine mit den Truppen der Garnisonen das Nieder¬
halten der zu Aufständen neigenden Bevölkerung sowie die Durchführung der infolge
exterritorialer Ergänzung der Truppen und ganz unzulänglicher Verkehrsmittel
(Schmalspurbahn) fast drei Wochen dauernden Mobilisierung gewährleisten. Schlie߬
lich hatten sie auch den Aufmarsch der an der Drina sich gegen Serbien bereit¬
stellenden Armeen in der südlichen Flanke zu sichern. Hiezu wurde im südlichen
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