Einleitung des Nordstoßes 169 Festungsdreieck4 4 Rowno—Dubno—Luck, von erheblichen feindlichen Kräf¬ ten schwer feststellbarer Stärke zwischen Kremieniec und Proskurow, von zwei weiteren, gegen die Bukowina und Rumänien sichernden Korps gewußt. Vergebens drängte Conrad in den darauf folgenden Tagen immer wieder auf Nachrichten über die Vorgänge hinter der Bugstrecke Krylów—Hrubieszów, von wo aus der Nordstoß am unmittelbarsten in die Flanke gefaßt werden konnte, vergeblich wandte sich sein forschen¬ der Blick immer wieder gegen die offene Grenze zwischen Sokal und Tarnopol. Nur östlich des Zbrucz schien sich (und das war erfreulich genug) das Geheimnis des russischen Aufmarsches etwas zu lüften. Mit offenkundiger Befriedigung, bei der freilich der Wunsch leicht der Vater des Gedankens werden konnte, bemerkte der Generalstabschef am 20. früh zum Obersten Metzger, daß für eine von Osten gegen Lemberg ge¬ richtete Offensive ein Anzeichen fehle1). Verschiedene Nachrichten wu߬ ten von großen Eisenbahnbewegungen aus Podolien nach Wolhynien zu berichten. Am 21. vorm. traf eine allerdings vom 19. stammende Meldung des Gdl. Kövess ein, daß seiner Auffassung nach „südlich der Bahn Proskurow—Zmerinka erhebliche russische Kräfte in der nächsten Zeit nicht zur Verwendung4' (siehe Skizze 1) kommen würden 2). In denselben Stunden unternahm der Linienschiffsleutnant Banfield mit seinem Flug¬ zeug eine weite Streifung nach Podolien hinein. Auch er vermochte keine nennenswerten Kräfte festzustellen. Die russischen Massen, die sich in Wirklichkeit dort befanden, waren offenkundig in sehr glücklicher Ver¬ teilung und wohl meist bei Nacht marschiert, während sie sich bei Tag in den Wäldern und Ortschaften gedeckt haben mochten. Das AOK. hin¬ gegen erblickte in den übereinstimmenden Mitteilungen eine Bestätigung für seine Auffassung; am 21. nachmittags ließ es dem Gdl. Kövess die be¬ ruhigende Mitteilung zukommen, daß sich zwischen dem Dniester und der Linie Tarnopol—Proskurow anscheinend „keine namhaften feind¬ lichen Kräfte44 befänden3). Schien schon diese Gestaltung im Osten den von Conrad gehegten Gedanken, mit möglichst starken Kräften nach Norden zu stoßen, noch mehr zu rechtfertigen, so erhielt er am selben 21. durch eine Nachricht 1) C o n r a d, IV, 433. 2) Ebenda, IV, 447. 3) An der Erkundung der Verhältnisse in Podolien nahm auch die vom Gendarmerie- Obstlt. Fischer geleitete Nebenkundschaftsstelle Czernowitfc verdienstvollen Anteil. Unter ihren zahlreichen Meldungen enthielt aber erst eine am 24. erstattete einen Hinweis darauf, daß sich die russische 8. Armee zwischen Wolocfcysk und Nowosielica ver¬ sammle. Damals war die Offensive nach Norden längst angetreten.