152 Der Ausklang der öst.-ung. Augustoffensive der ersten, die in zwei getrennten Gruppen erfolgte", so muß billiger¬ weise dieser Satz auch als Selbstkritik der Heeresleitung aufgefaßt werden, da diese den getrennten Ansatz der beiden Balkanarmeen in voller Wür¬ digung der von Potiorek vorgebrachten, vor allem politischen Gründe im vorhinein gutgeheißen hatte. Der Feldzeugmeister hatte übrigens wesentlich früher, bereits am 19. August, also noch vor dem Losschlagen der 6. Armee, schon selbst diese Lehre aus den Ereignissen gezogen und zugleich den Entschluß gefaßt, den nächsten Vorstoß gegen Serbien mit zuerst in Nordostbosnien zusammengefaßten Kräften zu unternehmen, wie es später auch geschah. Die Rolle, die im Augustfeldzug gegen Serbien der mittleren und unteren Führung zugefallen ist, und die Leistungen, die man von den Truppen verlangt hat, sind, soweit es der enggesteckte Rahmen erlaubte, bei der Schilderung der Geschehnisse angedeutet worden. Der Kampf in meist außerordentlich schwierigem, jede Einsicht verwehrendem Ge¬ lände gegen einen kriegstüchtigen und rücksichtslosen Feind stellte an die öst.-ung. Truppen körperlich und seelisch die höchsten Anforderun¬ gen.! Viel blutiges Lehrgeld mußte gezahlt werden, und auch Massen¬ schreck und verwandte Äußerungen psychischer Natur, zu Kriegsbeginn auf allen Schauplätzen zu Hause, empfingen durch die listenreiche Kampfweise eines im „kleinen Krieg" unübertroffenen Verteidigers noch besondere Nahrung. Dennoch sind die Gesamtleistungen, wie nicht zu¬ letzt das Urteil des Feindes beweist, heroisch zu nennen, woran auch mannigfaches Mißgeschick nichts zu ändern vermag. Der Größe dieser Leistungen entsprachen auch die Opfer an Blut und Leben. Die in die Kämpfe verwickelten Heeresteile verloren an Toten und Verwundeten etwa 600 Offiziere und 22.000 bis 23.000 Mann. Diesen Opfern stand auf serbischer Seite ein Verlust von 16.000 Mann gegenüber. Die Abwehr der öst.-ung. Offensive hatte auch die Serben so sehr erschöpft, daß sie darauf verzichten mußten, die Früchte des Erfolges in rücksichtsloser Verfolgung zu pflücken. Aber die Räumung ihres Gebietes durch die Truppen einer Großmacht bot ihnen begreiflicher¬ weise Anlaß genug, Siegesjubel anzustimmen, der namentlich auf die Bulgaren seine abschreckende Wirkung nicht verfehlte. Mit ihrem Gegen¬ angriff hatten die Serben auch dem Drängen der Alliierten auf eine kurze Offensive einigermaßen Genüge getan. Sie durften sich nun einige Tage wohlverdienter Ruhe gewähren, während welcher ihren Führern die Befriedigung wurde, über die Verminderung der gegnerischen Streit¬ kräfte um die ganze 2. Armee Gewißheit zu erlangen.