26 Rüstung zum großen Waffengang So zogen die Heere der mitteleuropäischen Kaiserreiche vorerst allein gegen den Bund zweier Weltmächte, zweier Großmächte und dreier Kleinstaaten ins Feld. Die Wehrmacht von 1914 Aufbau und Schulung Die Kornfelder wogten goldgelb, die Sommersonne brannte heiß auf die Lande nieder, als der Bauer seinen Hof, der Arbeiter seine Ma¬ schine, der Handwerker, der Kaufmann, der Lehrer, der Beamte die Stätte seines Alltags verließ, um auf Geheiß des Kaisers zu den Fahnen zu eilen. Der mehrtägige Aufschub der Einrückung, der für den Nord¬ osten verfügt worden war, wurde von unzähligen Wehrpflichtigen nicht beachtet; sie stellten sich noch vor dem ersten Mobilisierungstage bei ihren Ersatzkörpern. In den meisten Ausrüstungsorten trafen viel, viel mehr Leute ein, als man errechnet hatte. Es mangelte an Unterkünften, an Uniformen, an Gewehren, sogar an Nahrung. Alle Kasernhöfe, Gassen, Plätze waren vollgepfropft. Allenthalben lagerten, zwischen Hunderten von Pferden und Fuhrwerken, unzählige Aufgebotene unter freiem Himmel. Erst der Abmarsch der Feldregimenter schuf den so er¬ sehnten Platz. Der Auszug der Truppen aus der Heimat wurde überall zu einer er¬ hebenden Feier, die für den Augenblick die Tränen der um ihr Teuerstes zitternden Mütter, Frauen und Kinder vergessen ließ. Wo immer Trans¬ porte auf der Bahnfahrt in ihren geschmückten Waggons vorüberkamen, wurden sie, unbekümmert darum, wes Stammes und welcher Zunge die Vorbeiziehenden waren, umjubelt und mit Liebesgaben überhäuft. Die Regimenter machten einen prächtigen Eindruck. Peinliche Vorfälle, wie man sie während der letzten Balkanwirren mit tschechischen Reservisten erlebt hatte, blieben völlig aus. Mit stolzer Entschlossenheit, der gegen¬ über Kleinmut und Schwarzseherei zum Schweigen verurteilt waren, rückten im Süden und im Norden die Armeen an den Feind heran, be¬ stiegen die zur Flagge geholten Matrosen die Schiffskolosse. Noch ein¬ mal, so schien es, sollte der österreichischeste aller Dichter recht behalten : Die Gott als Slaw' und Magyaren schuf, Sie streiten um Worte nicht hämisch, Sie folgen, ob deutsch auch der Feldherrnruf, Denn: Vorwärts! ist ung'risch und böhmisch ...