29 Japan Ginkgo genannt. Die langen, spießgeraden Aeste geben der Baumkrone ein auffallendes Aussehen. Die sonderbaren Blätter erinnern aus den ersten Blick an die des Frauenhaar farns, nur sind sie bedeutend größer. Die gelb- oder graugrüne Blattspreite ist am Grunde breit keilförmig, oben unregelmäßig abgestumpft und bis zur Mitte zweilappig eingeschnitten. Die Blattadern strahlen vom Blattstiel fächerförmig gegen den Blattrand. Wenngleich der Blattform nach einem Laubbaum ähnlich, gehört der Baum doch zum Nadelholz, und zwar zur Eibensamilie. Die männlichen und weiblichen Blüten sind auf zwei Häuser verteilt. Der Baum im Volksgarten enthält nur männliche Blüten. Neben der Linzer Gasanstalt an der Huemerstraße steht ein weiblicher Baum, der nach freundlicher Mitteilung des Garten-Oberinspektors I. Schweiger fast all jährlich etwa 40 kg Früchte liefert. Die kirschgroße, nußartige Frucht hat eine fleischige Hülle und ist genießbar. Besonders schmackhaft sind die gerösteten Samen; auf allen ostasiatischen Märkten bilden sie eine beliebte Handelsware. In China und Japan wird der Fächerblattbaum in Tempelhainen als Heilig tum verehrt. Große Bestände bildet er noch heute im südlichen China. Ueberaus merkwürdig ist die Geschichte seines Geschlechtes, das er heute als einzige Art und Gattung vertritt. Seine Stammeltern reichen weit zurück ins Altertum unserer Erde, in die sogenannte Permzeit, deren Ablagerungen in der russischen Landschaft Perm am besten erhalten sind. Im Mittel alter der Erde begünstigte seine Ausbreitung ganz besonders die Jurazeit. In den europäischen und asiatischen Ablage rungen des braunen Jura fand man zwölf versteinerte, ver wandte Arten. Fast ungeschwächt überdauerte das Baum geschlecht die folgende Kreidezeit sowie die Tertiärzeit am Beginne der Erdneuzeit. In diesen erdgeschichtlichen Zeitaltern lassen sich alle Uebergänge des Blattes von der getrennten Nadelform zur geschlossenen Laubform nachweisen. Die Stürme der Eiszeit haben alle Bestände dahingerafft und nur eine Art konnte sich im eisfreien Ost- und Südasien vor dem Untergang retten. Die ersten Fächerblattbäume kamen 1754 in die euro päischen Gärten. Ein Prachtstück von riesiger Größe aus der Zeit Maria Theresias steht am Eingang in den Wiener Pflanzengarten (Rennweg). Die angrenzende Gartensläche gegen die Landstraße zu erfuhr eine vollständige Erneuerung. Zu Füßen schlanker Fichten und Birken ersteht ein üppiger, wintergrüner Buschwald großblättriger, veilchenblau blühender Alpenrosen aus dem östlichen Nordamerika, und daneben gedeiht frisch und fröhlich das flach ausgebreitete, reichverzweigte Astwerk der klein blättrigen Zwergmispel, im Herbst und Winter reich geschmückt mit langen Korallenkellen beerenähnlicher Steinäpfelchen. Auch der Felsenstrauch erhält ein Plätzchen zugewiesen. Stattliche Steinbrechstöcke umsäumen die große, weite Kreisfläche.