— 183 — Nachricht von der angeblichen Anwesenheit türkischer Offiziere bei den libyschen Rebellen mit der Idee hervor, zunächst den Vertrag von Lausanne zu kündigen; dadurch hoffte er die Zentral¬ mächte in zweiter Linie in den Krieg zu verwickeln und hätte die vom Generalstabe verlangten Tage gewonnen. Der heutige Tag, der 15. Mai, war mit den Ententemächten zum Losschlagen vereinbart. Indessen war, als diese Anträge ge¬ stellt wurden, die Einheit im Ministerrate schon gesprengt und wurde der definitive Abschluß des Planes noch vereitelt. Wenn also auch schließlich der Bruch doch nicht zu ver¬ meiden wäre, so ist immerhin ein Aufschub eingetreten. Einstweilen scheint die Bildung des neuen Kabinettes nicht leicht zu sein. 187. Freiherr yon Macchio an Baron Burián. Telegramm. Rom, am 15. Mai 1915. Heute abends kommen mir von verschiedenen verläßlichen Seiten Nachrichten zu, wonach Nichtannahme Demission des Kabinettes bevorstände. Die von der Regierung im Einvernehmen mit der Entente teils inszenierten, teils geförderten Straßendemon¬ strationen sollen hauptsächlich dazu dienen, den König zu im- pressionieren und über die wahre, überwiegend neutralitätsfreund¬ liche Stimmung des Landes zu täuschen. Dies scheint zu gelingen und der König tatsächlich sich überzeugen zu lassen, daß Straßen¬ kundgebungen als Beginn revolutionärer Bewegung zu betrachten seien und Rettung des Thrones nur in Fortsetzung bisheriger Politik gefunden werden könne. Wenn sich diese Nachrichten bestätigen, könnte schon morgen oder in den allernächsten Tagen Entscheidung gegen uns fallen; allerdings wäre es auch nicht ausgeschlossen, daß die Kabinetts¬ krise noch ausgenützt würde, um Chantage gegenüber Entente zu intensifizieren und vor definitivem Abschlüsse von jener Seite ein Maximum von Zugeständnissen zu erpressen. 188. Baron Burián an Freiherrn von Macchio. Telegramm. Wien, am 16. Mai 1915. Die rasche Formulierung eines eventuellen Akkordes mit Italien erscheint auch mir wünschenswert, und zwar wäre ein solcher nur zwischen uns und Italien, nicht aber à trois, ins Auge zu fassen.