— 156 — grammes vom 29. v. M. gestellte alternative Frage, daß ihm Mission des Grafen Goluchowski gegenwärtig nicht opportun und daher kaum nützlich erschiene. Nebst der von Herzog Avarna vorgebrachten Begründung führte Baron Sonnino auch an, daß er von der hiesigen Anwesenheit des Grafen Goluchowski, da sie ja nicht verborgen bleiben könne, ein unerwünschtes Aufsehen in der Öffentlichkeit sowie alle möglichen Kommentare besorge. Euer Exzellenz Message im Schlußalinea obigen Télégrammes nahm der Minister mit Befriedigung zur Kenntnis. Endlich bat er, ihn über die definitive Entscheidung Euer Exzellenz in dieser Angelegenheit zu informieren. 164. Freiherr von Macchio an Baron Burián. Telegramm. Rom, am 1. Mai 1915. Bei meiner heutigen Unterredung mit Baron Sonnino kam das Gespräch auch auf die ihm gestern abends zugekommene Antwort Euer Exzellenz. Auf die Bemerkung des Ministers, daß dieselbe zwar aus¬ führlicher sei, aber kaum etwas Neues enthalte, wies ich auf den letzten Satz des zweiten und fünften Alineas hin sowie auf die große Annäherung, welche der auf Albanien bezügliche Passus an den italienischen Standpunkt enthalte und wie überhaupt aus jedem Satze der aufrichtig gute Wille hervorleuchte, zu einem dauernden Einvernehmen auf gesunder Basis zu gelangen. Daneben werde er aus der eingehenden Begründung des Standpunktes der k. u. k. Re¬ gierung in den vitalen Fragen hoffentlich sich über die Triftigkeit desselben Rechenschaft geben. Ich nähme an, daß er darin eine ausreichende Grundlage für weitere Pourparlers finden werde. Baron Sonnino erwiderte, daß die Sache mit Herrn Salandra und dem Ministerium (soll wohl heißen: Generalstabe) eingehend geprüft werden müßte. Er klagte sodann über die Zwangslage, in welche die hiesige Regierung durch die Weltkrise und die inneren Schwierigkeiten und Stimmungen geraten sei und bemerkte, daß wir noch weit aus¬ einander seien. Auf meinen Einwand, es läge in der Natur von Negoziationen, durch Nachgeben von beiden Seiten sich zu nähern und daß ich nicht bemerkt hätte, daß von italienischer Seite diesfalls bisher irgend ein Schritt geschehen sei, meinte mein Mitredner, daß ja die italienischen Forderungen ohnehin minimale seien, von denen herunterzugehen sehr schwer sei.