— Ì48 — Der Minister schließt seine Bemerkungen mit der Feststellung, daß ich auf alle seine anderen Begehren mit einer einfachen Ab¬ lehnung geantwortet hätte, ohne die Gründe, die er zu ihrer Unter¬ stützung angeführt hatte, irgendwie in Betracht zu ziehen. Ich habe die Mitteilung des Botschafters mit dem Beifügen zur Kenntnis genommen, daß ich mir vorbehielte, ihm meine Ant¬ wort in möglichst kurzer Zeit bekanntzugeben. 154. Baron Burián an Freiherrn yon Macchio. Telegramm. Wien, am 22. April 1915. Das steife Beharren der italienischen Regierung auf ihxen sämtlichen Forderungen sowie die sich stets beinahe in denselben Phrasen bewegende trockene und dürftige Motivierung der einzelnen Postulate rücken die Frage immer näher, ob italienischerseits ernst¬ lich auf die Herstellung eines Einvernehmens mit uns, eventuell um den Preis weitgehender Opfer der Monarchie, abgezielt oder die Verhandlungen nur äußerlich mit dem Hintergedanken fort¬ gesetzt werden, sei es Zeit für spätere entscheidende Entschlüsse zu gewinnen, sei es nach erhaltener Orientierung über unser äußerstes Angebot schon demnächst in das Lager der Triple Entente abzuschwenken. Auf jeden Fall wollen Euer Exzellenz aber Ihrerseits die Kon¬ versation mit Baron Sonnino im Gange erhalten, indem Sie im freundschaftlichsten Tone auf die gegen die verschiedenen italie¬ nischen Postulate sprechenden Argumente zurückkommen und auf unzutreffende Gesichtspunkte der italienischen Regierung aufklärend und berichtigend einzuwirken trachten. 155. Freiherr yon Macchio an Baron Burián. Telegramm. Rom, am 26. April 1915. Ich höre aus verläßlicher Quelle, daß vor einiger Zeit in der Consulta Projekt ausgearbeitet wurde, welches für Italien das Ge¬ biet zwischen dem Flusse Skumbi im Norden und der Vojussa im Süden, welche die Grenze gegen den griechischen Epirus bilden soll, als Hinterland von Valona in Aussicht nimmt. Dieser Land¬ strich, der beiläufig den von den Tosken bewohnten Teil Albaniens umfaßt, soll sich bis an den Ochridasee erstrecken. Der nördliche, von den Ghegen bewohnte Teil wäre nach diesem Projekte, vorbehaltlich der dort den Serben zu gewährenden Zugangslinie zur Adria, als selbständiges Albanien gedacht.