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Ver
Hànweg des
Zweler-Landsturm
1914-1918
—-Geschichte---
des oberôsterrelchW-salchurgîschen
k. k. Landsturm -Infanterleregiments Nr. 2
und der selbständigen
àndsturm-Leldbatalllone
Mchfolge-Negiment:
Vderösterreichisches fllpenjSgerregiment vir. S, Wels
6043
Herausgeber und Verleger:
ikameradschastsbund des ehem. Zweier-Landsturmes in Lin?
Db mann Ing. Äskar Llberliammer), Linz o. ID., Promenade &
Druck der Luch- und Zteindruckerei ?. Dimmer,
Linz a. EL, Promenade 23
Zchut?-!llmschlag:
Pros. C0 i 11| cl m Schlicke!
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Gedenktafel an der Limer Stadtpfarrlîlrche
Enthüllt am l 1 .Juni 1933
OÖLB LINZ
+X022891700
Inhalt.
Seite
Zum Geleit...............................5
A. Werdegang des Landsturmes in der ehem. österr.-ung. Monarchie,
Oberösterreich und Salzburg.....................9
B. Der Aeldenweg des oberösterreichisch-salzburgischen k. k. Landsturm-
Znsanterieregimentes Nr. 2 in den Kriegsjahren 1914/18
I. Abschnitt: Rußland
Zeit vom 1. August 1914 bis 3. Feber 1915, u. zw. Mobili-
sierung, Tarnow, Lublin, Rückzug bis an den Dunajec, Bor-
marsch an den San, Rückzug an die Raba, Kämpfe Krakau-
Nida.........................15
II. Abschnitt: Rußland
Zeit vom 4. Feber 1915 bis 5. November 1916. Karpathen-
verteidigung, Vormarsch über Przemysl, Grodek, Lemberg,
Gnila-Zlota Lipa, Bugkämpfe, Zkwa, Rückzug, Radziwillow-
Brody.........................36
III. Abschnitt: Italien
Zeit vom 6. November 1916 bis 14. November 1918. Isonzo-
schlachten, Piavekämpse, Rückzug, Heimkehr ....... 63
C. Die Regimentskommandanten des Landsturm-Infanterieregimentes Nr. 2 . 87
D. Auszeichnungen im Landsturm-Insanterieregiment Nr. 2.........89
E. Die selbständigen Landsturm-Bataillone................93
Gedichte...............................113
Karten.
4
Der Landsturm!
Der Landsturm! Der Landsturm!
Wer hat dies schöne Wort erdacht?
Das Wort, das donnert, blitzt und kracht.
Daß einem 's Herz im Leibe lacht.
Wenn ganz ein Land im Sturm erwacht.
Wer hat den Landsturm aufgebracht?
Der Landsturm! Der Landsturm!
(Friedrich Rückert, 1813.)
Zum Geleit.
Während des großen Ringens im Weltkriege 1914/18 griff oft-
mals auch das Landsturm-Infanterieregiment Linz Nr. 2 in die
Kampfhandlungen entscheidend ein. Es stand zuerst an der russischen
Front, wo es seine Feuertaufe erhielt, und wurde dort m die blutig-
sten und verlustreichsten, aber auch in die überlieferungswertesten
Gefechte am San, an der Nida, in den Karpathen und schließlich bei
Lemberg und Brody hineingezogen. Der Krieg an der Südwestfront,
gegen Italien, sah das Regiment an der bedrohtesten Einfallspforte
in die Heimat: in der Hölle am Isonzo und zuletzt am Piavesluß.
Niemals m den ereignisreichen Iahren, in denen die alte Mon-
archie, um ihren Bestand zu erhalten, an Deutschlands Seite gegen
eine Welt von Feinden und zuletzt auch wider den inneren Gegner,
gegen Not und Hunger, zu kämpfen hatte, versagte das Landsturm-
Infanterieregiment Nr. 2. Wohin es gestellt wurde, dort erfüllten
seine Soldaten nicht nur ihre Pflicht, sie offenbarten vielmehr in
besonderem Maße und beispielgebend eine Paarung von Kampfgeist
und Schwungkraft, die immer Anerkennung und Bewunderung fand.
Gerade die drei letzten Isonzoschlachten des Jahres 1917 im
Räume von Görz zeigten, daß trotz aller aufreibenden und opfer-
reichen Verwendungen, die dem Regiment im Kampf gegen die
Aussen zuteil geworden, der echte Soldatengeist bei Offizier und
Mann ungebrochen blieb. Konnten in der zehnten Ifonzoschlacht die
Kompagnien aus dem Blutberg Monte San Gabriele die dem schwer-
sten Feuer und erbitterten Angriffen ausgesetzte Sv. Catarina-Stel-
lung halten, so verwehrten in der elften Ifonzoschlacht im Räume
des Panowitzerwaldes die Bataillone des Linzer Landsturms, festge-
klammert an die nur dürftigen Berschanzungen in dem haltlosen,
rotfarbenen Waldboden, dem von Görz her angreifenden Gegner im
Handgemenge und Gegenstoß jedes Vorwärtskommen. Und als dann
Ende Oktober 1917 die zwölfte Isonzoschlacht zwischen Tolmein und
Flitsch losbrach und dort die Armee v. Belows in einem welt-
geschichtlich beispiellosen Schlag die italienischen Basteien zertrüm-
merte und sich den Weg in die venetianische Tiefebene eröffnete, war
es bei der Armee Boroevic ein Bersolgungsdeiachement des Linzer
v Landsturms, das in der Nacht vom 28. zum 29. Oktaler von den
yvA^ 'vS Stellungen auf San Maco aus als erste österreichisch-ungarische
Truppe wieder die Stadt Görz betrat, diese in schwarzer Regennacht
durcheilte und mit stürmender Hand die über den hochgehenden Isonzo
führende Holzbrücke bei Strazig — sie war bereits vom Feind zur
Inbrandsetzung nach dem Rückzug adjustiert — für den Aebergang
der Görzer Truppen mit blutigen Opfern rettete.
Wo dann im Jahre 1918 der Linzer Landsturm am Piave stand,
war ein eiserner Wall der Abwehr gegeben, vorerst im Delta an der
Küste der Adria und dann südlich der Brücke von Susegana im
Montellogebiet.
Die ganze heroische Größe bewiesen die schlachterprobten Träger
des Kampfes mit dem roten Zweier auf der Feldkappe, als in den
letzten Oktobertagen des Jahres 1918 von der Piave-Insel Papa-
dopoli aus das englische 24. Korps zum Durchbruch angesetzt wurde.
Die 291. Landsturm-Brigade aus den Linzern und Wienern stand
dort ungebrochen und in alter Manneszucht im vordersten Treffen,
der Linzer Landsturm selbst dann, als er im Rücken bedroht war.
Den Engländern war es geglückt, vom Rachbarabschnitt aus die
Front des Piave-Dammes hufeisenförmig bis gegen den Monticano-
bach einzudrücken. Roch war keineswegs eine Krise gegeben, die
Landsturmbataillone waren vielmehr voll Zuversicht, den Gegner zu
werfen, aber der von Marschall Boroevic anbefohlene Gegenstoß
konnte nicht mehr zur Durchführung kommen, weil indes vor den
Engländern die 26. tschechische Schützendivision das Signal zum Auf-
ruhr gegeben hatte. Die Piavesront begannt damit zu zerbröckeln,
das Ende der Armee nahm seinen Anfang ....
*
Mit den Aufzeichnungen, die im Folgenden gegeben worden sind,
kann der Weg des Regimentes in den Jahren 1914/18 nur kurz an-
gedeutet werden. Diesen Weg kennzeichnen zahlreiche Waffenkaten
und große Opfer. Sie allein sind wert, von Geschlecht zu Geschlecht
überliefert zu werden. Die Gebeine der Kämpfer, die einst im rühm-
6
reichen Regiment ihren Mann in des Wortes ernstester Bedeutung
gestellt, werden zu Staub und Asche vermodern, ihre Namen ver-
gehen und verwehen, aber des Regimentes Einsatz in der großen
Zeit wird unvergänglich bleiben. Dazu soll dieses schlichte Buch bei-
tragen. Es soll kommenden Geschlechtern, voran auch aus oberöster-
reichischem Boden, immer künden, aus welchem Holz die vielen
Alpensöhne des Landsturm-Infanterieregiments Linz Nr. 2 und der
selbständigen Bataillone waren und wo sie im Kriege 1914/18, an
Brennpunkten von Schlachten eingesetzt, ihre besten Streiter ließen.
Das Buch soll in seiner streng sachlichen Darstellung den Geist fest-
halten und ausstrahlen, der die Kämpfer immer und überall beseelte
und nie verließ, den Geist, der sie in soldatischer Zucht und Kamerad-
schaft zum Höchsten befähigte: zur Hingabe des Lebens im Dienste
an Bolk und Baterland, zum Sterben m treuer Pflichterfüllung
nach dem im Kriege so oft erlassenen, letzten Befehl an die vorderste
Truppe: Bis zum letzten Mann!
*
Nun sei gedankt allen Frontkameraden, die in mühevoller Arbeit
aus Grund der Regimentstagebücher, Kommandobefehle und eigener
Aufzeichnungen das Gedenkwerk zustande brachten und damit das
Linzer Land stürm -Hausreg im e nt und die selbständigen Feldbataillone
aus dem Schatten rückten, vorab den alten Frontkameraden Gene-
ralmajor Franz Drtina, Studienrat Löst. Hptm. Karl Heibl, Re-
dakteur Ldst. Lt. Hans Pilz und anderen Kameraden.
Die Drucklegung wurde ermöglicht durch Spenden aus allen
Landesteilen, besonders aber durch die Beihilfen der oberösterrei-
chischen Landeshauptmannschaft, des Magistrates Linz und der
Allgemeinen Sparkasse in Linz.
Allen herzlicher Soldatendank!
Ver Emjer Lanüsturm-Kameraüschastsbund
im?uli 1937.
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A.
Werdegang des Landsturmes
in der ehem. österr.-ung. Monarchie.
In Oesterreich wurde der Landsturm im Jahre 1511 für Tirol, und
in Ungarn noch früher für den Krieg innerhalb der Landesgrenze ins
Leben gerufen und konnte durch den Kaiser aufgeboten werden.
Das Landsturmgesetz vom 6. Zuni 1886 verfügte nunmehr für alle
im Reichsrat vertretenen Länder — mit Ausnahme von Tirol und
Vorarlberg, die bereits in den „Standschützen" Landsturmformationen
besaßen —eine einheitliche Landsturmorganisation.
In Ungarn, Tirol und Vorarlberg stimmten die dortigen Land-
sturmgesetze in allen wesentlichen Punkten mit jenem übevein, so
auch die Durchführungsverordnungen vom Jänner 1887.
Als Aufgaben waren für den Landsturm im Falle eines Krieges
vorgesehen:
a) Verstärkung und Ersatz der Abgänge beim k. u. k. Heere, der
k. k. Landwehr und der k. ung. Honved.
b) Entlastung der Kampftruppen von technischen, administrativen
und sanitären Hilfsdiensten im Hinterland und Etappenraum.
c)Schließlich die Beistellung von Bahnsicherungs-Abkeilungen
und Gendarmerie-Assistenzen für das Hinterland.
Wie entstanden nun beim Landsturm die zur Lösung vorstehen-
der Aufgaben notwendigen Reserven an Offizieren und Mann-
schaften?
Die Bedeutung dieser Frage ist in der im Wehrgesetze für alle
Teile der bestandenen Wehrmacht festgelegten „Dienstpflicht" gege-
ben und in der folgenden „Uebersicht 1" dargestellt.
9
Aus dieser ist das alljährliche Zuströmen jener Personen, Offi-
ziere und Mannschaft des k. u. k. Heeres und der k. k. Landwehr
nach Vollendung ihrer „Reserve-Ersatzreserve-" beziehungsweise
„Nichtaktiven- und Crsatzreserve"-Dienstpflicht in die „Evidenz" des
Landsturmes, ersichtlich.
Mit der Durchführung dieser ganz gewaltigen Grundbuchs-
bewegung und der genauen Evidenthaltung der nun Landsturmpflich-
tigen, deren Einteilung für den Kriegsfall im Sinne der früher er-
wähnten Aufgaben waren in Oesterreich die k. k. Landsturmbezirks-
kommanden berufen. Ihre nähere Bezeichnung erfolgte nach den
Nummern der bestandenen k. k. Landwehr-Infankerieregimenter
Nr. 1 bis 37, unter Beifügung des Standortes. Einige Landsturm-
bezirkskommanden hatten „Exposituren" unterstellt.
Tirol und Vorarlberg hatten eigene Behörden für ihre Land-
sturmkontingenke und waren im Frieden den „Landesschützenregi-
mentern" — später „Kaiserschützenregimenter" — administrativ an-
gelehnt.
So war nun das lt. h. Landsturmbezirkskommando Nr. 2 in Linz
mit seiner Expositur in Salzburg für alle aus Oberösterreich und
Salzburg stammenden Kommanden, Truppen und Anstalten des
k. u. k. Heeres und der k. k. Landwehr das große Sammelbecken im
Frieden und der Abgabestrom im Kriege.
An Personal standen dem Landsturmbezirkskommando aus dem
Stande der Landwehr zur Beifügung:
1 Stabs-, 1 bis 2 Oberoffiziere, 4bis 6 Unteroffiziere, 6 bis 8 In-
fanteristen, letztere für Magazinsarbeiten.
Bei der Expositur: 1 Hauptmann, 2 Ankeroffiziere, 2 bis 4In-
fanteristen, gleichfalls für den Magazinsdienst. 1 bis 2 Waffen-
meister versahen die Waffenkonservierung beim Landsturmbezirk
und bei der Expositur.
Im Kriege erfuhr dieser Stand insoserne eine Vermehrung, als
die Ausstellung von Ausbildungskompagnien — drei in Linz und
zwei in Salzburg — vorgeschoben war.
Das war gewiß kein zu großer Apparat in Anbetracht der
großen, verantwortungsvollen Arbeiten.
Welche Borsorgen waren bereits im Frieden getroffen?
In personeller Hinsicht klappte allseits die umfangreiche Evidenz
an Offizieren und Mannschaft, deren Gliederung nach Waffen-
gattungen und Jahrgängen, die jährlichen Zuwächse und Abgänge
erforderten gewissenhafte Arbeit.
10
In den mustergültigen Landsturmmagazinen in Linz und Salzburg
waren die für das k. k. Landsturm-Infanterieregiment Nr. 2 be-
stimmten Waffen, Bekleiàng und Ausrüstung sorgfältigst, bis in die
kleinsten Einzelheiten, aufbewahrt.
Für die weiters aufgestellten Feldformationen wurde die gesamte
Ausrüstung von den Landwehr-Montur- und Waffenmagazinen in
Wien nach Linz und Salzburg zugeschickt.
Die für Eisenbahnsicherungs-Abteilungen und Gendarmerie-Assi-
stenzen erforderliche Bekleidung, ältere Sorten, Waffen und Muni-
tion, waren bei einzelnen Gendarmerieposten aufbewahrt, wo die
Ausrüstung der aus dem betreffenden Gendarmeriebezirk stammen-
den Landsturmmänner zweiten Aufgebotes erfolgte.
Landsturm-Arbeiter abtellungen wurden aus „waffendienstuntaug-
lichen", auch über 42Jahre alten Landsturmmännern für die Armee
im Felde unter Kommando tunlichst technisch gebildeter Landsturm-
offiziere oder älterer Unteroffiziere gebildet. Deren Bekleidung be-
stand in älteren Sorten. Mit Waffen wurden sie nicht beteilt.
Auch in einzelnen Fabriken und Bergwerksbetrieben wurden die
Arbeiter während des Krieges 1914/18 zu Gruppen unter Führung
von Landsturmoffizieren vereinigt.
Diese Gruppen gehörten auch in die Evidenz der Landsturm-
bezirke, waren aber nicht militärisch bekleidet.
Schließlich war der gesamte Train für das Landsturm-Infanterie-
regiment Nr. 2 in den Magazinen von Linz und Salzburg vorhan-
den) statt Fahrküchen waren Kochkisten, auf Tragtieren fortzu-
bringen, normiert.
Kompagnie-Munitionswagen M. 88 wie bei der Infanterie.
Proviant- und Bagagewagen M. 68 eigneten sich für den russischen
Kriegsschauplatz besser als die neuen des Heeres, wegen der klei-
neren Spurwelte, waren aber im Gewichte schwerer. Eine Kuriosität
sei noch erwähnt: der Kleingewehr-Munitionswagen, rekte „Pulver-
Karren" anno 1859, vierspännig. In Tornow wurden vier derselben
der 1. Landsturmbrigade übergeben, sie fungierten dann als Land-
siurmbrigade-Munitionskolonne, ihr weiteres Schicksal ist unbekannt?
der Anstrich hielt sie zumeist in ruhendem Zustand noch beisammen.
Die für die Feldformationen erforderlichen Pferde waren bei den
Pferde-Afsentkommissionen sichergestellt und wurden sofort nach
erfolgter Mobilisierung durch Abholungskommandos des Landwehr-
Infanterieregimentes Linz Nr. 2 dem Landsturm-Infanterieregiment
Nr. 2 zugeführt. Für die beiden Landsturm-Baone III/2 und IV/2
erfolgte die Zuweisung direkt in Salzburg.
11
Nach den geschilderten umfangreichen Vorsorgen, die bei den
k. k. Landsturmbezirkskommanden schon im Frieden zu treffen
waren, ist auch deren gewaltiger Arbeitsumfang gegeben, der
wirklich Bienenfleiß erforderte.
Wie gestaltete sich erst dieser Arbeitsumfang im Kriege?
Er wuchs ins Gigantische bei Beginn der Mobilisierung und
setzte sich während des Krieges unvermindert fort. Neben der nor-
malen fortlaufenden „Evidentführung" des Jahres traten die Muste-
rungen, Neuaufstellungen, Ausbildung der Marschkompagnien, Fas-
sung der Kriegsausrüstung, Evidenz der Gefallenen, Verwundeten,
Vermißten und Kriegsgefangenen hinzu.
Die Uebersicht 2 verzeichnet alle Formationen, die vom Beginn
des Krieges, August 1914, bis 1918 vom Landsturmbezirkskommando
Nr. 2 in Linz und von der Expositur m Salzburg aufgestellt wurden
und auf den Kriegsschauplatz abgegangen sind.
Einen kleinen Begriff über die Größe der Arbeitsleistung beim
Landsturm ergibt wohl die Gesamtsumme der Nubrik „Stand".
576 Offiziere, 29.339 Mannschaft, 344 Pferde, 262 Fuhrwerke
— stellt eine ganz gewaltige Zahl für den Landsturmbezirk Oberöster-
reich-Salzburg dar.
Bei jedem der bestandenen 49 Landsturmbezirke Oesterreichs
kann die Zahl der ins Feld abgegangenen Personen durchschnittlich
mit je 39.999 angenommen werden, woraus sich die ansehnliche Zahl
von 1,299.999 Mann ergibt.
1914 gingen alle Feldformationen mit dem in den Mobilisie-
rungs-Instruktionen vorgeschriebenen Stand an die Front. 1913
hatten die Marschkompagnien 2 bis 3 Offiziere und 299 Mann.
1916 verringerte sich bereits der Stand derselben auf rund 119
Mann. 1917 wurden von den k. k. Schützenregimentern Nr. 8 und
28 — beide tschechisch — AushilsskontinTente für den Landsturm-
bezirk Nr. 2 beigestellt. 1918 gab es keme Marschkompagnien mehr.
Hieraus ist der Schluß zu ziehen, daß der Landsturmbezirk Ober-
Österreich-Salzburg Ende 1917 und 1918 in personeller Hinsicht völlig
ausgepumpt war.
Das Kapitel „Werdegang des Landsturmes in der ehemaligen
Oesterreichisch-ungarischen Monarchie" abschließend, kann man mit
gutem Rechte sagen, daß diese Wehreinrichtung den ihr gestellten
Aufgaben vollkommen nachgekommen ist und sich in jeder Hinsicht
als mustergültig erwiesen hat.
Die LandsturmbezirKe Oesterreichs und Ungarns haben wahrlich
ihre Erprobung, förmlich im Feuer, glänzend bestanden!
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Das LaMurm-VeKkskommando Lin; Nr. 2
mit der Expositur SaWmg.
1914—1918 wurden aufgestellt:
3 S 5 n TO S3 (0 Formation Abgangsdatum Stand
Zahr Monat R p CO £ Q ä ö DK £ Fuhr- werke
/ Landsturm- Infanterie- Reg. Nr. 2 Negimentsstab 1914 VIII. 15. 91 4150 166 81
I. und II. Feld- baon
7 III. u. IV.
/ 1 Eisenbahnsicherungs-Abteilung Nr. 1-29 6. 8 400
1 1 Landsturm-Artillerie-Abteilung 1 und 2 für Przemysl 8. 2 200
1 Landsturm- Marschbaon Nr. 9 25. 23 900 40 18
1 24, IV/2 IX. 6. 46 1800 70 30
1 Landsturm-Terri- torial-Brigadestab 12 1) X. 8. 2 50 20 5
1 1 Landsturm- Feld-Baone 96,97,981) 8. 60 2400 90 54
99, 100 22. 46 1800 36 16
1 160, 161 23. 46 1800 36 16
T 167 XII. 15. 20 900 30 14
1 i Austausch der Eisenbahn- Sicherungs-Abteilung 1—29 durch Veteranen- und Schützenvereine 1915 I. 8 400 -
1 22 Landsturm- Marsch-Kompagnien IV.. VI.. VII.. VIII.. IX.. X.. XI.. XII. 68 4190 26 13
i 12
1 26 1916 I.-XII. 86 5160 30 15
/ 14
11 1917 II.. II!.. V..VI. 40 2400 -
9
1918 .
i 30 Arbeiter-Abteilungen 1914- 1918 30 3000
1 / Zusammen. 1914—1918 576 29.550 544 262
i) Die Bataillone 9S, 97,98, 99 bildeten die Londsturm-Territorial-Brigade Nr, 12, welche am Uszoker- Paß eingesetzt wurde. Deren Evidenz ging für das Ldst.-Bez.-Kmdo. Linz Nr. 2 gänzlich verloren.
14
B.
Der Heldenmv
des oberösterreichW-sMurgWen
k. fi. ànbftmm-Infanterieregimentes lit. 2.
I.Wfchnîtt.
1. IRuguft 1914 bis Z. Leber 1915.
Nußland.
Hiezu Plan 1.
Die Mobilisierung.
Die in den letzten Zähren vor 1914 am politischen Horizont
Europas zusammengeballte Schwüle hatte sich im Juli 1914 zu einem
Gewitter von wahrlich nie geahnter Ausdehnung und Heftigkeit ent-
wickelt.
Nur mit schwerem Herzen entschloß sich Kaiser Franz Josef I.,
der die Anbilden eines Krieges aus eigener Erfahrung kannte, im
vollsten Vertrauen aus seine Völker, zur Sühne der erlittenen
Schmach, die gewiß nicht allem seiner Familie gegolten, sondern der
Gesamtbevölkerung Oesterreichs und Ungarns, die Waffen sprechen
zu lassen.
So kam es zum 1. August 1914, der Ausgabe des Mobitisterungs-
befehles.
Förmlich aus dem Boden gestampft waren der Regimentsstab
der Zweier-Landskurminfanterie, die Feldbakaillone I und II in Linz,
die Bataillone III und IV in Salzburg (9K o rz g -Sk gm u n 5 s k r on ) samt
Trains am 9. August 1914 marschbereit.
Alle, vom Land st urm-E v ibenz o sfizi er an, Chargen und Land-
fturminfankeristen, alle waren einig in der Auffassung der ernsten
15
Lage, sie waren aber auch einig und pflichtbewußt, mitzuhelfen zum
raschen Gelingen der Mobilisierung des Landsturm-Regimentes.
Der Regimentskommandant, ein aktiver Oberstleutnant des
k. u. k. I. R. Nr. 14, die Bataillonskommandanten I, II, III, je ein
aktiver Stabsoffizier (Major, Oberstleutnant) des k. k. Landwehr-
Infanterieregiments Linz Nr. 2, beim IV.Baon ein Stabsoffizier eines
Tiroler Landesschützenregimentes. Regimentsadjutant, Proviant-
offizier, Regimentsarzt und Truppenrechnungsführer waren aktive
Offiziere des L. 3.R. Nr. 2.
Zusammen also vom Aktivstande des Heeres oder der Landwehr
acht Personen.
Alle übrigen Stellen, und zwar 16 Kompagnie-, 48 Zugskomman-
danten, 4 Baonsadjutanten, 3 Aerzte, entstammten der Evidenz des
Landsturmbezirkskommandos Nr. 2 in Linz.
Unter den Kompagnie- und Zugskommandanten waren teils ehe-
malige Berufsoffiziere des Heeres oder der Landwehr, teils aus dem
Reservestande, die aber mitunter schon feit vielen Jahren, infolge
ihres zivilen Berufes sich um militärische Dinge wenig oder gar nicht
mehr kümmern konnten. Ihre Berufe waren meist Staats- oder
Privatbeamte, Kausleute, Angehörige freier Berufe u. s. f.
Unteroffiziere, die als dienstsührende Feldwebel, Rechnungs-
unteroffiziere auf verantwortungsvollen Posten der Kompagnie, des
Bataillons- oder des Regimentsftabes zur Verwendung kamen, ge-
hörten zumeist älteren Jahrgängen an, aber sie stellten sofort ihren
Mann und fühlten sich bald, so wie einst, >als wichtige Stützen ihrer
Kommandanten.
Endlich die übrigen Landstürmer vom Zugssühver bis zum Infan-
teristen. Mit viel Geduld und gutem Willen nahmen sie die ersten
Mühseligkeiten, die sich im Anfang der Mobilisierung naturgemäß
ergaben, ruhig ans sich. Der Kern bestand wohl aus einstigen „Ge-
dienten" der I. R. Nr. 14, 59, Jägern und L. I. R. Nr. 2. Es gab
auch Artilleristen, Kavalleristen und sonstige ehemalige Angehörige
von Spezialwaffen, die nach Ableistung der betreffenden Dienst-
pflicht bei einem fremden, außerhalb Oberösterveichs gebürtigen
Truppenkörper, dem heimatlichen Landsturmbezirk Nr. 2 überwiesen
worden waren. Sehr viele der sogenannten „Alten Diener" hatten
noch niemals ein Repetiergewehr modernster Konstruktion in der
Hand gehabt,- die Altersstufen bewegten sich zwischen 34 und
42 Jahren.
Welche Arbeit nun in bezug auf eine tunlichst gleichartige Auf-
teilung der Mannschaft auf die Bataillone und Kompagnien und der
16
notdürftigsten Instruierung derselben nebst der fortlaufenden Aus-
rüstung in der Zeit vom 1. bis 9. August 1914 geleistet wurde, ist
wohl höchster Bewunderung wert!
Die Braven, sie schafften es und überwanden dies schwierige
Beginnen. Bei der festlich begangenen, mit einer Feldmesse ver-
bundenen Beeidigung am 15. August 1914, sah man die Landsturm-
Bataillone bereits in schöner, strammer Haltung. Die Monturen,
durchwegs neu, waren hechtgrau, mit Ausnahme der Mäntel von
zwei Bataillonen, die graublau waren. Rüstung von Mann und
Pferd waren gleich der Landwehr. Leider war das Regiment weder
mit Maschinengewehren, noch mit Telephon oder sonstigem Ber-
bindungsmaterial ausgerüstet!
3m allgemeinen erhielt das Landsturmregiment keine zu Kriegs-
strapazen geeigneten Pferde, da man sich bei den Pferdekommissi-
onen schembar über die Art der Verwendungsmöglichkeit dieser
Feldformation nicht recht im klaren war. Die Reitpferde waren
gewesene Zugpferde, die noch keinen Sattel getragen hatten und
wenn, so hatten sie das Höchstalter weit überschritten. Kochkisten-
tragtiere, gewöhnliche Zugpferde mittleren Schlages, waren die
ersten in der Reihe, die für diesen Zweck versagen muhten.
Trotz aller Sorgfalt bei der Sattelung verursachten die unge-
wöhnten Tragsättel den braven Pferden Satteldrücke und die Koch-
kisten mußten nach und nach zum Train wandern, ein Umstand,
der von besonderem Nachteil für die Verpflegung war. Mitte Okto-
ber 1914 erhielten alle Kompagnien die Fahrküchen, „Gulasch-
kanonen" genannt, zugewiesen. Die Zugpferde für die Trainfuhr-
werke erfüllten halbwegs die ganz gewaltigen Anforderungen, die
die schweren Fuhrwerke und die vielfach sehr schlechten Wegverhält-
nisse an sie stellten.
Der bei Beginn der Mobilisierung geplante Abtransport des
Regimentes auf den serbischen Kriegsschauplatz, der ursprünglich für
den 8. August angeordnet war, wurde abgesagt und als neuer Zeit-
punkt des Abtransportes — ohne Zielangabe — der 15. August
1914 verfügt. Diese Zwischenzeit war für das Regiment sehr er-
wünscht, da allenthalben Verbesserungen in militärischer und admi-
nistrativer Beziehung durchgeführt werden konnten.
Rasch rückte der Tag heran, an dem es endgültig hieß, von der
geliebten Heimat, und wie es eben besonders beim Großteil der
Landstürmer der Fall war, von Weib und Kind, für viele der Bra-
ven für immer, Abschied zu nehmen.
2
17
Regimentsliste
beim Ausmarsch aus Linz und Salzburg am 15. August 1914.
Regiments st ab:
Regt. Kmdt. Obstlt. 3. R. 14 LewandowsKi Anton. — Regt.
Adjt. Obit. L. 3. R. 2 Lorenz Franz. — Pion. Offz. Lt.
Schrems 3ohann. — Prov. Offz. Obit. L. 3. R. 2 Zappe Karl.
— Prov. Gehilfe Lt. Dr. Erritz Franz. — Liqu. Rechf. Lt.
Rechf. L. 3. R. 2 Bednarik Ludwig. — Liqu. 2. Rechf. Lt.
Rechf. Moser Richard. — Reg. Chefarzt Reg. Arzt L. 3. R. 2
Dr. Tschapka Max. — Ass. Arzt Dr. Hellauer Fritz. — Feld-
bur at Schütz Karl.
I. B a o n :
Kindt. Obstlt. L. 3. R. 2 Möstl Anton. — Adj. Lt. Dr. Kohn
Emmerich. — Ass. Arzt Dr. Kubin Ludwig. — Ass. Arzt
Dr. Petrina Anton.
II. Ba on:
Kmdt. Major L. 3. R. 2 Beran Vinzenz. — Adj. Lt. Geriot
Karl. — Ass. Arzt Dr. Peterka Hans. — Ass. Arzt Dr. Fröh-
lich Edgar.
III. B a o n :
Kmdt. Major L. 3. R. 2 Drtina Franz. — Adj. Obli. Feigl
Oskar. — Ob. Arzt Dr. Granzner Oskar. — Ass. Arzt Dok-
tor Hamann Karl.
IV. B a on:
Kmdt. Major K. Sch. R. 2 Haslehner Rudolf, Edler von. —
Adj. Lt. Demuth Paul, von. — Ob. Arzt Dr. Rechnitzer Em-
merich.
Kompagnie-Kommandanten:
Hptm. Saxenhofer Max, Freiherr von. — Oblt. Reuschl Ar-
nulf. — Oblt. Haslinger Karl. — Hptm. Korff Robert. —
Oblt. Du han Herbert. — Oblt. Teindl-Czech Franz. — Hptm.
Dicht! Alfred. — Oblt. Dr. Karner Franz. — Oblt. Konecny
3ulius. — Oblt. Schuch 3osef. — Oblt. Weber Adolf. — Oblt.
Eisenbauer Waldemar. — Lt. Weihengruber Leo. — Oblt.
18
Richter Josef. — Lt. Dr. Breikenberg Anton. — Lt. Schmidt
Friedrich.
ZugsKomman da n t e n :
Lt. Dr. Aigner Gustav. — Lt. Aprißnigg Feli-xian. — Lt.
Balzarek Mauriz. — Lt. Bayer Franz. — Lt. Bouthillier
Franz. — Lt. Brelsky Ernst, von. — Lt. Brünnel Max. —
Lt. Dr. Brunner Alfred. — Lt. Ehlaupek Klaudius. — Fhr.
Demelt Max, Edler von Karlstreu. — Lt. Dietscher Franz. —
Lt. Düregger Karl. — Lt. Dürr Josef. — Lt. Eichlehner Fer-
dinand. — Lt. Engl Franz. — Lt. Dr. ErHardt Rudolf. —
Lt. Falkensammer Josef. — Lt. Dr. Feill Johann. — Lt.
Gallenbrunner Karl. — Lt. Geppert Paul. — Lt. Gftöttmayr
Johann. — Lt. Hagen Hermann. — Lt. Höller Karl. — Lt.
Holter Karl. — Lt. Dr. Zelinek Theodor. — Lt. Zungdorfer
Georg. — Lt. Kallina Eduard. — Lt. Dr. Karplus Arnold. —
Lt. Kick Karl. — Lt. Dr. Kindler Franz. — Lt. Klinger Joses.
— Lt. Koch Josef. — Lt. Koch Max. — Lt. Krakoroitzer Fer-
dinand. — Lt. Lander Maximilian. — Lt. Lengauer Gott-
fried. — Lt. Leopoldsberger Franz. — Lt. Leopoldsberger
Matthias. — Lt. Materna Alois. — Lt. Mayer Maximilian.
— Lt. Dr. Moser Rei-nhold. — Lt. Ricoleth Otto. — Lt. Pan-
gerì Johann. — Lt. Pohlhammer Oskar. — Lt. Raab Augu-
stin. — Lt. Ramsauer Josef. — Lt. Rieger Kamills. — Lt. Rie-
fet Franz. — Lt. Saxinger Max. — Lt. Schmotzer Hugo. —
Lt. Seidl Rudolf. — Lt. Springer Oskar. — Lt. Dr. Stadl-
bauer Julius. — Lt. Stadler Anton. — Lt. Staubet Richard.
— Lt. Dr. Stein Eugen. — Obli. Stransky Eduard, Edier von.
— Lt. Dr. Suda Josef. — Lt. Thalhammer Wilhelm. — Lt.
Dr. Töpfer Ludwig. — Lt. Trauner Zakob. — Lt. Tfchamler
Johann. — Lt. Ilrbanek Anton. — Lt. Dr. Wagner Franz. —
Lt. Wagner Ignaz. — Kdt. Feldw. Dr. Weismayr Arnold,
R. v. — Lt. Weiß Rudolf. — Lt. Wimmer Josef.
Abmarschierender Stand: 127 Offiziere, 3975 Mann.
2*
19
Die Bahnfahrt in den Aufmarschraum.
LRegimentsruf des Landsturm-Infanterieregimentes lilr. 2
3m Laufe des 15. August 1914 marschierten unter klingendem
Spiel in guter Stimmung und strammer Ordnung die einzelnen
Transportstaffeln des Landsturm-Infanterieregimentes Nr. 2,um-
jubelt von der Bevölkerung, von der Franck-Fabrik zum Linzer
Bahnhof.
Welcher Kriegsschauplatz dem Landsturm beschieden sein sollte,
war den Transporten erst von Preßburg ab zur Ahnung und bei der
Auswaggonierung in Tornow am 18. und 19. August zur Gewißheit
— Rußland!
Die Fahrt ging über Wien—Preßburg—Sillein—Zablunkau—
Teschen—Bielitz—Kalwaria—Krakau nach Tornow in Galizien.
Auf allen Stationen Oesterreichs und Ungarns herrschte reges
Treiben. Blumen, Rauchsachen, Getränke und sonstige Liebesgaben
wurden in den Bahnhöfen, auf denen der Transport hielt, unter
fröhlichem Geplauder dargereicht. Auf mancher ungarischen Station
spielten die Zigeuner auf. Die Fahrt vom Wiener Westbahnhof
zum Ostbahnhof in Wien auf der Verbindungsbahn — es war ein
schöner Sonntag — glich förmlich einem Triumphzug, denn die
Bahnlinie war an allen freien Stellen von Frauen und Kindern,
Kopf an Kopf, wie von einem blumenreichen, Hellem Bande um-
säumt, aus dem für fo manch wackeren Landstürmer die letzten
Grüße zugewunken wurden.
Doch weiter, weiter ging es. Wer dachte auch viel daran an ein
mögliches zum letztenmal? Auf zum Kampf, hieß es ja, und der ver-
langt ganze Männer.
Das Regiment gehörte nun ab Tornow zur k. k. 1. Landsturm-
brigade, bei der noch das k. k. Landsturm-Infanterieregiment Nr. 1,
Wien, mit zwei Bataillonen, und eine in Salzburg mobilisierte Land-
sturmbatkerie mit sechs modernsten Feldgeschützen (Rohrrücklauf)
ausgerüstet, eingekeilt waren. Außer diesen Truppen waren noch
die für eine selbständige Brigade vorgesehene Sanitätsanstalt, dann
Berpslegs- und Munitionskolonne vorhanden. Die weitere Ein-
teilung der 1. Landsturmbrigade war bei der 1. Armee, FZM.
Freiherr v. Dankl, der sie in ihrem sieghaften Bordringen auf Lublin
zu folgen hatte.
20
Am 19. und 20. August wurden noch rasch kleinere Ilebungen
von Gefechksmomenten von den Bataillonen nächst Tornow durch-
geführt und am 21. August 1914 erfolgte der
Vormarsch gegen Lublin.
Die Märsche wurden bis zum San in Friedens-, von dort weg in
Gefechtsmärschen durchgeführt und gingen von Tornow über SaKo-
wice (21. August), Radomysl (22. August), Mielec (23. August), 3as-
leint), Suchürow (24. August) nach Tarnobrzeg (23. August).
Auf diesem Teil der Marschlinie waren die Wegverhältnisse
recht gut, 15bis 25 Kilometer konnten täglich zurückgelegt werden.
Die Zahl der Marschmaroden war mit Rücksicht auf die personellen
Eigenheiten einer Landsturmforination gering zu nennen.
Die Bevölkerung war ungemein gastlich und gab, was sie in
ihrer zumeist großen Armut nur hergeben konnte, ohne Eigennutz.
Eine Verständigung war trotz der Sprachenverschiedenheiten durch
die Zeichensprache hergestellt. Silken, Gebräuche, die dem polnischen
Bauer der Ebene (Mazuren) eigentümliche Bekleidung, Haus, Hof,
Feldbau, alles interessierte die Oberösterreicher und Salzburger un-
gemein und es konnte diese Teilstrecke des Bormarsches wie im
tiefsten Frieden durchwandert werden. Weithin sichtbar, auf russi-
schem Gebiet links der Weichsel, gaben einige Windmühlen der
flachwelligen Landschaft ein eigenartiges Gepräge. Diese Mühlen
wurden vom Feinde gleich anfangs des Krieges zu Signaldiensten
verwendet, was unserseits zu entsprechenden Gegenmaßnahmen
zwang.
Vorbei ging es dann am 26. August an der hoch am linken
Weichselufer gelegenen, russischen Grenzstadt Sandomierz, wo man
auf einzelnen Gebäuden bereits die schwarzgelbe Flagge durch das
Fernglas erblicken konnte. Hier begegnete der Landsturmbrigade eine
schier endlose Brückentrainkolonne, die Material für die bei dem
genannten Ort zu schlagende Kriegsbrücke herbeischaffte.
Miktagrast, Menage. Spät am Nachmittag gelangte das Regi-
ment in den Raum Krzany (26., 27. August), wo auch ein heiß-
ersehnter Rasttag eingeschaltet wurde) die große Hitze und die fürch-
terliche Staubplage der sandigen Straßen hatten die Landstürmer
schon sehr ermüdet.
Am 28. August, früh am Morgen, wurde der San auf einer
provisorischen Brücke nördlich Wrzawy überschritten und der Marsch
über die Lysa gora, Kote 179, Ehwalowice — das niedergebrannt
21
war — im förmlichen Wüstensande, bei tropischer Hitze und entsetz-
lichem Staub, bis Kosin (28. August) fortgesetzt. Weitum kein Baum,
kein Strauch. Von einem gebahnten Weg oder einer Straße keine
Spur, die Leute sanken bis über die Knöchel in den feinen Sand,
der die geöffneten und gestaffelten Marschkolonnen in eine dichte
Staubwolke einhüllte.
Der Train konnte nur durch Vorspann weitergebracht werden,
so daß eine große Verzögerung im Eintreffen bei der Truppe ver-
ursacht wurde.
In der Feldflasche nur warmes Wasser,- was in diesem Weg-
stück von Mensch und Tier im Erdulden von Marschstrapazen ge-
leistet wurde, ist staunenswert.
Bei Chwalowice hörte man erstmals das dumpfe Grollen der
Kanonen aus nordöstlicher Richtung, bei Kosin waren die ersten
Grabhügel zu sehen, unter denen nach Aussage von Ortsbewohnern
österreichische Retter ihre Ruhestätte fanden. Keine Aufschrift gab
Kunde von ihren Namen.....
Nur vorwärts, vorwärts, dem Geschützdonner entgegen!
Der 29. August führte den Landsturm über einen Teil des Ge-
sichtsfeldes von Krasnik, wo es der Armee Dankl am 25. August
gelungen war, die ersten Lorbeeren an die Fahnen zu heften und die
Russen aus ihren dortigen Stellungen gegen Lublin zurückzuwerfen.
Oesterreichische Kalbfelltornister und russische Gewehre lagen noch
in den verlassenen Schützengräben herum, ansonsten zeigte sich das
Hügelgelände in friedlicher, sonniger Stimmung, als ob nichts Beson-
deres erst kürzlich dort vorgegangen wäre. Vor Goscieradow fand
die erste Begegnung mit -auf landesüblichen Fuhrwerken transpor-
tierten österreichischen und russischen Verwundeten statt.
Weiter, weiter! — Lud nulo w (29. August). Kanonendonner wird
immer deutlicher hörbar. Mit Einbruch der Dunkelheit sieht man
da und dort ausgebreitete Brände. In der Nacht ist auch fernes
Gewehrfeuer zu vernehmen.
So ist nun das heimatliche Landsturmregiment nach achttägigen
Märschen endlich am Eingang zum großen Schlachtfelde vor Lublin
eingetroffen und erreichte am 30. August in den späten Nachmittag-
stunden Bialawoda (39., 31. August), wo Freilager bezogen wurde.
Die Gesamtstrecke von Tornow bis Bialawoda betrug rund 199
Kilometer) sie wurde in neun Marschtagen bewältigt.
Die 1. Landsturmbrigade bildete nun zunächst die Korpsreserve
für das 1. Korps.
22
Der Lagerplatz war gegen Norden durch einen ziemlich großen
Wald verdeckt. Die Gefechtsfront war untertags meist ruhig, ab und
zu ließ sich Geschützfeuer hören,- des Nachts setzte oft stellenweise
lebhaftes GewehrgeKnatter ein, das aber nicht von langer Dauer war.
Der 31. August und 1. September vergingen mit normalem Lager-
leben. Fußbäder, Wäschewechsel, Waffenpflege, Proviantfassungen
und Kochen. Ein Brieferl oder Feldpostkarte für die liebe Heimat
konnten auch vom Stapel gehen.
Astronomische Studien waren auch durch die pünktlich einge-
troffene Sonnenfinsternis ermöglicht,- allenthalben sah man Gruppen
mit rasch konstruierten optischen Instrumenten aus Papier und an-
gerußtem Glas die Himmelserscheinung beobachten. Auch ernste
oder ulkige Weissagungen konnte man hören.
Am Nachmittag des 1. Septembers erreichte diese Idylle ihr
Ende. Es begann für die 1. Landsturmbrigade die unmittelbare Teil-
nahme an der
Schlacht bei Lublin.
In den späten Nachmittagsstunden erfolgte der Aufbruch gegen
Nordwest nach Aadlin-Aatoczyn, wo Freilager bezogen wurde.
Das III. Baon wurde am 2. September gegen Abend nach Chodel
zu einer dort angeblich im Rückzug befindlichen ungarischen Honved-
brigade zugeteilt,- es erhielt dort am 3. September als erste Abtei-
lung des Linzer Landsturmes die Feuertaufe und wurde am 4. Sep-
tember abends wieder zur Einrückung zum Regiment befohlen.
Am 5.September abends ist das Regiment bereits mit allen vier
Bataillonen 30 Kilometer östlich Ehodel-Radlm bei Kielczewice, um
am 6. September 1914 mit dem Morgengrauen in Feuerlinie, ohne
Artillerievorbereitung, den Angriff auf die betonierten Stellungen
der Russen westlich und östlich von P a w l o w von der Höhe Kote
260 aus, durchzuführen.
Lassen wir einen Mitkämpfer der heißen Tage von Pawlow
zu Worte kommen:
Am 5.September langten wir mittags in Biala Woda an. Nach-
mittags erhielten wir Marschbefehl nach Kielczewice und langten
bei Dunkelheit aus der Kote 260 an, wo wir uns eingruben. Kalt
war die Nacht) nur einzelne Gewehrschüsse hörte man aus weiter
Ferne. Es mag um 4.36 Uhr früh des 6. Septembers gewesen sein,
als es sich schon in den Gräben zu regen begann. Patrouillen wur-
den zusammengestellt und strahlenförmig gegen Nordosten und Osten
ausgeschickt. Bald liefen Meldungen ein und gegen 6 Ahr früh
23
verließ das Regiment m nordöstlicher Richtung die Höhe. In der
Ebene angekommen, ertönten die Befehle wie am Exerzierplatz. Die
Kompagnien begannen aufzumarschieren, um in kaum fünf Minuten,
aufgelöst in Schwarmlmien, ausgerichtet, den Vormarsch gegen den
uns noch unsichtbaren Feind anzutreten. Es ging über sandige Fel-
der, bestanden mit Futterbohnen, über Erdäpseläcker und Rüben-
felder. Doch dauerte die Ruhe nicht lange. Die feindlichen Artil-
lerie-Beobachter sahen unseren Aufmarsch. Kein Wunder, hatten
wir doch die feldgraue Uniform, die uns auf die Entfernung unsicht-
bar machen sollte, unter unseren schwarzen Mänteln versteckt. Also
hatte man die schwarzen Männer bald entdeckt und schon waren die
Morgengrüße in Form von Schrappnellwölkchen über uns. Aber es
waren auch Granaten dabei, die sich vor unserer Linie in den Sand-
boden gruben und in Sandfontänen gleich mehrere Kameraden in die
Luft hoben. Dank des Sandbodens geschah nicht viel. Bald erfolgte
eine Rechtsschwenkung und wir befanden uns in einem Augelände,
vollkommen unübersichtlich und schon pfiffen die russischen Spitz-
geschosse in hellen Tönen über unseren Köpfen. Da wußten wir,
jetzt geht es an den Feind. Am Ostrand des Buschwaldes angelangt,
hieß es „niedler" und dann schoben wir uns wieder, wie am Exerzier-
platz, sprungweise an den Feind heran. Das setzte schon Opfer!
Angesichts des Feindes, im Liegen, streiften wir die schwarzen
Mäntel ab, schnallten sie rasch aus die Tornister und weiter gings.
Rasch waren wir in der Feuerlinie der Reste von 3.R. 48 und 76,
die seit dem Vortage abends am Feind tagen in einer sehr schütteren
Linie. Hier bekamen wir das erste Maschinengewehrfeuer und die
russische Artillerie schickte uns zahlreiche Geschosse aus Ost und
Südost. Leider war die Wirkung unserer eigenen Artillerie — sie
bestand aus sechs Geschützen, M 3 — viel zu schwach dagegen,
und schließlich, als wir etwas gar zu rasch vorgingen, hatten wir
eigene Schüsse im Rücken. Wir waren in dieser Situation vom
Dorfe Pawlow vielleicht noch 400 Meter entfernt. Run hieß es
„Bajonett auf" und wieder vorwärts. Obwohl man immer noch
russische Verstärkungen aus dem Dorfe ausschwärmen sah, rückten
wir unaufhaltsam vor, drangen schließlich in das Dorf Pawlow ein,
in dem es zum Bajonettkampfe kam. Schließlich mußten wir der
Aebermacht weichen, wir waren abgekämpft. Zwischen 12und
VA Ahr mittags erfolgte unser langsamer Rückzug. Reue, im Bor-
rücken befindliche Schwarmlmien nahmen uns für kurze Zeit auf,
bis wir aus der Kampflinie gezogen waren. Ilm 3 Ahr nachmittags
standen wir wieder bei Kote 260.
24
Wir hatten unsere Feuerkaufe empfangen, empfangen wie wenige
Truppen. Unzulängliche Artillerie, Keine Maschinengewehre, Keinen
Fernsprecher, Keine Verbindungen untereinander, ganz auf uns
gestellt, an den Feind herangegangen bis zum Bajonettkampf.
G. d. K. K i r ch b a ch hat erkannt, was hier von den Landsturm-
regimentern 1 und 2 geleistet wurde. Am Abend des 6. September
noch wurde uns eine allgemeine Verlautbarung des G. d. K. Kirch-
bach verlesen:
„Es gereicht mir zur besonderen Freude, allgemein verlautbaren
zu können, daß die k. k. 1. Ldst. Inf. Brig. (1. Ldst. Regt. Wien,
2. Linz-Salzburg) am 6. d. M in den ersten Morgenstunden, das
erstemal im Feuer stehend, im östlichen Flügel unseres Korps einen
Angriff gegen russische Truppen in bester Ordnung und mit vollem
Erfolge durchgeführt hat und zum Bajonettangriff geschritten ist.
Ich beglückwünsche die 1. Ldst. Inf. Brig, zu dieser brillanten
Haltung. Kirchbach e. h., G. d. K."
„Herrlich, meine braven Landstürmer, habt ihr angegriffen," sagte
unser Oberst-Brigadier Rudolf Brauner, „wie zu Hause am Exerzier-
platz, in tiesgegliederten, schütteren Linien, mit unaufhaltsamem Vor-
wärtsstreben."
Leider war es kein Siegesringen, das uns die vor einigen Stun-
den erträumten belegten Brötchen in Lublin bringen sollte.
Es kam nämlich der Befehl, daß das Regiment aus der Feuer-
linie zu ziehen sei, der etwa um 3 Uhr nachmittags durchgeführt war.
373 an Abgängen an Toten, Verwundeten und Vermißten ist
eine Zahl, die deutlich genug über die Heftigkeit dieses etwa acht-
stündigen Kampfes spricht.
Die Nacht vom 6. auf den 7. September verbrachten das I., II.
und IV. Boon bei Kielczewice im Freilager.
Die Stimmung der braven Landstürmer war aber trotz des star-
ken „Nervenkitzels" keineswegs gedrückt.
Während das Regiment am 7. September weiter als Korps-
reserve mit drei Bataillonen bei Kielczewice verblieb, wurde das
III. Baon noch am 6. September um 9 Uhr abends nach Rechtow
als Reserve für die nördlich davon im Kampfe stehenden Truppen-
teile der 46. Landwehr-Infankerietruppendivision (Krakau) be-
stimmt. Zwei Kompagnien wurden am 8. September rechts der sehr
sumpfigen Bystryoa in eine Frontlücke eingeschoben, während zwei
Kompagnien noch bei Rechtow verblieben. Am 9. September rührten
25
sich die Russen sehr stark, sie brachen gegen unsere vordersten Ge-
fechtslinien vor, konnten aber durch die Kompagnien Rechtow, die
nun sofort eingesetzt wurden, hauptsächlich durch flankierende Wir-
kung zum Stehen gebracht werden. Das Bataillon machte dann den
infolge der mittlerweile bei Lemberg eingetretenen Ereignisse für
die 1. Armee leider notwendig gewordenen
Rückzug
bei der 46. Landwehr-Infankerietruppendivision bis Aozwadow am
San mit und rückte am 13. September vormittags in Kotowa-Wola
zum Regiment e ein. An Verlusten zählte das III. B oon 125 Mann.
Das am 7. September bei Kielczewice als Korpsreserve ver-
bliebene Regiment (drei Bataillone) wurde am 8. September mit
gleicher Aufgabe nach Lopienik beordert. Während des weiteren
allgemeinen Rückzuges der Armee wurde es vom 9. September an
mehrmals verwendet) es bezog Rachthutstellungen und gelangte am
12. September nach Pilcho-Kotowa-Wola am linken Sanuser.
Am 13. September, in den frühesten Morgenstunden, kam es
zur Schlacht bei Zaleszczany, wo das Regiment mit allen vier
Bataillonen im Feuer stand. Die Feuerlinie, mit dem rechten Flügel
(III. Baon) an der Bahnlinie, hatte die allgemeine Direktion aus
den Kirchturm von Zaleszczany. Rechts im Anschlüsse war das
k. u. k. Infanterieregiment Nr. 57.
Infolge gelungener Forcierung des Sanflusses durch die Russen
und ihr Eindringen in Zbydniow, wobei Teile des vorgenannten
Infanterieregimentes in Gefangenschaft gerieten, war die ganze
Feuerlinie der Landsturmbrigade in Gefahr, von den Aussen völlig
umgangen zu werden. Das Korpskommando befahl daher ungefähr
um die Mittagsstunde den Rückzug an, der in sehr ruhiger Art,
zunächst auf Zamnica und von dort bis Wydrza erfolgte, ein Ort,
der spät abends erreicht wurde. Endlich, nach 24 Stunden, konnte
auch ein karger Bissen verabfolgt werden.
Aber schon um 1 Ahr nachts des 16. September marschierte die
„Fliegende Brigade" — so wurde sie seit einer Woche scherzhaft
genannt — weiter über Buda (7Uhr vormittags) und nach vier-
stündigem Aufenthalt in diesem Orte kam sie spät abends nach
Rozalin (16. September). Dort wurde bei strömendem Regen Frei-
lager bezogen. Am 17. nachmittags erfolgte der Weitermarsch. Die
Wegverhältnisse wurden infolge des recht schlechten Wetters immer
trostloser, die Truppe -durch Stockungen beim Train in ihrem Marsche
oft sehr behindert.
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Endlich, am 18. September, gelangte das Regiment über
Piechoty, Zosefsdorf, Gawluszowice und, nachdem es die WisloKa
überschritten, nördlich des letztgenannten Ortes in den Raum
Ujiscie—Ml. Gliny, wo die Weichsel-WisloKasicherung bis einschließ-
lich 19. September Aufgabe des Regimentes war.
Die Russen hatten es gar nicht eilig, uns zu verfolgen, und
so konnte der weitere Rückzug über Wola Otalezka (20. September)
nach Szczucin (21. bis 24. September) unbehelligt durchgeführt
werden. Das III. Baon wurde zur Sicherung des Weichselabschnittes,
zerstörte Weichselbrücke nördlich Szczucin-Leka, vorgeschoben) es er-
litt hiebet Verluste an einem Toten und drei Verwundeten.
Der Ort Szczucin war von der Bevölkerung beinahe gänzlich ver-
lassen und bot einen ziemlich öden Anblick.
Vor Morgengrauen des 25. September wurden die Sicherungs-
posten eingezogen und der Rückzug über Wola Gradzka (23. Sep-
tember), Zalipie, Podlipie (26. September) bis Siedliszowice (27. Sep-
tember bis 2. Oktober) am Dunajec fortgesetzt, wo das Regiment be-
reits flüchtig vorbereitete Feldbefestigungen mit Minenanlagen bezog.
Diese endlich eingetretene Atempause wurde zunächst zur Ordnung
der Stände des Regimentes ausgenützt. Das I. Baon und die
5. Kompagnie des III. Baons wurden auf das III. und IV. Baon auf-
gekeilt, das III/32. Landskurmbaon (polnisch) dem Regiment zugeteilt.
In der Zeit vom 21. August bis 27. September ergaben sich fol-
gende Standesveränderungen:
Stand ab Tarnow (21. August) 3973 Mann
Kranke abgeschoben 522 Mann
Tote, Verwundete, Vermißte 1778 Mann
Gesamtabgang 2399 Mann 2399 Mann
Verblieben 1675 Mann
Für 38 Tage Kriegspfad war das wohl eine recht bedauerliche
Standes« erminderung.
Die bisher zurückgelegte Wegstrecke betrug 479 Kilometer. Auch
diesmal hatten es die Russen gar nicht eilig, uns nachzurücken. Sie
machten sich hier weit und breit überhaupt nicht bemerkbar, was die
im weiteren Vorgelände befindlichen Nachrichtenpatrouillen fest-
stellen konnten. Die Bataillone wechselten m der Besetzung des
zugewiesenen Stellungsabschnittes ab, so daß die Zeit vom 28. Sep-
tember bis einschließlich 2. Oktober als wohlverdiente Rast betrachtet
werden konnte.
28
Bormarsch vom Dunajec an den San.
Am 3. Oktober, früh morgens, begann zu unserer freudigen
Ileberraschung der Marsch gegen Nordost, also wieder vorwärts.
Jedenfalls mutz die allgemeine Lage unserer Nachbararmee sich
gebessert haben, dachten und mutmaßten wir bei der Truppenkolonne.
Nur selten erfuhren wir von offizieller Seite etwas über die Ge-
schehnisse bei unseren Armeenachbarn. Nicht nur interessant, sondern
oft von hoher Bedeutung für manche Situation bei der Truppe wären
öftere Mitteilungen über die allgemeine Lage gewesen.
Unser erstes Marschziel war Boleslaw (3. Oktober). Am 4. Ok-
tober wurde Lubasz-Szczucin erreicht, wo die Nüssen recht übel ge-
haust hatten. Wetter gings dem bereits bekannten Dörfchen Mola
Otalezka (3. Oktober) zu. Hierauf folgte ein recht anstrengender
Marsch von 30 Kilometer bei sehr schlechtem Wetter und schlechten
Wegverhältnissen bis Wojkow (6. Oktober). Sodann über Sied-
leczany (7. Oktober), Nagnajow (7. Oktober), Chmelow (8. Oktober),
in den Raum Mietne-Grebow (9., 10., 11., 12. Oktober), wo Bor-
posten aufgestellt wurden. Aus der Ferne war Kanonendonner hör-
bar, sonst zeigte sich nichts vom Feinde. Am 13. Oktober marschierte
die Landsturmbrigade über C ho tow a Wola nach Zbydniow. Bon
diesem Orte als Zentralpunkt aus erhielt die Brigade am San einen
Abschnitt zur Besetzung zugewiesen, um ein Ikberschreiten dieses
Flusses durch die Russen in diesem Räume zu verhindern. Die Mitte
dieses Abschnittes (Dzierdzowka) bildete der Linzer Landsturm, rechts
war der Wiener Landsturm und links das III/32. Landsturmbaon.
Beiderseits des San zog sich, bald näher, bald weiter vom Flutz-
user entfernt, ein Schutzdamm hin, der sich zur Einrichtung einer Ver-
teidigungsstellung sehr gut eignete. Die Dammkrönung war 1 bis
3 Meter breit und stellenweise auch bis zu 3 Meter hoch. An Stellen,
wo der Fluß vom Damm aus nicht bestrichen werden konnte, wurden
Feldwachen bis an das Ufer vorgeschoben) sie konnten sich gut ein-
graben und hatten im dichten Gebüsch eine wenigstens gegen Sicht
gedeckte Annäherungsmöglichkeit. Der Damm selbst konnte von den
Feldwachen nur nach Eintritt der Dunkelheit und da nur sprungweise
überschritten werden, da sich die Dammkrone im gut bestrichenen
Raum der Russen befand,' dieser erstreckte sich sogar für Infanterie-
gefchosse bis in die Zone von Dzierdzowka.
Leider fehlte es damals an den notwendigen Hilfsmitteln zur
Durchführung der Stellungsbauten. Die Regimentpioniere reichten
für den großen Raum nicht aus. Die technische Ausrüstung der
29
Kompagnie bestand nur in der geringen Zahl an Feldspaten (ein
Glied pro Zug) und einigen, im Lause der Märsche von der Mann-
schaft aus eigenem Antrieb requirierten, leichten Schaufeln mit eisen-
beschlagenem Holzblatt. Sandsäcke und Stacheldraht gab es nicht, sie
waren in dieser Gegend auch nicht aufzutreiben.
So mußte man sich mit dem Abgraben der Dammböschung und
der notdürftigen Herstellung von Gewehrauflagen begnügen. Größere
Unterstände konnten infolge Mangel an Stützmaterial nicht gebaut
werden. Löcher im Damm und leicht überdeckte Gruben am Fuße
des Dammes mußten ausreichen.
Sehr bedauerlich, da oft mit Verlusten verbunden, war das Fehlen
von telephonischen Verbindungsmitteln in Anbetracht der großen
Breiten- und Tiefenausdehnung des von den Russen bestrichenen Ge-
ländekeiles. Erst als nach einigen Tagen über Verlangen der Ber-
teidigungÄinie am San, der Artilleràbeobachter für die Landsturm-
batterie bei Zbydniow mit seinem Telephon in die Feuerlinie vorge-
zogen wurde, konnte dem Aebelstand wenigstens der Tiefe nach abge-
holfen werden.
So gondelte anfangs fast täglich, zu verschiedenen Tageszeiten,
hinter dem uns gegenüber befindlichen, von den Russen besetzten
Damm eine Kosakenbatterie herum. Befehlsrufe, Pferdegetrampel
und Rädergerassel waren oft sehr deutlich hörbar. Unsere Ver-
mutung wurde gewöhnlich durch eine kurze, manchmal aber recht
ausgiebige Kanonade bestätigt, die sich entweder auf Zbydniow-
Dzierdzowka oder in den Rücken unseres Wiener Landsturmnachbars
richtete, der gerade in emer mehr gegen Osten gerichteten Damm-
stellung hauste.
Eine Verständigung unserer Batterie durch die Relaisposten
dauerte viel zu lange, denn die russische Batterie verließ sofort nach
getaner Arbeit ihren Aufstellungsort.
Die Bataillone besetzten abwechselnd den Verteidigungsabschnitt.
Die Ablösung erfolgte mit Einbruch der Dunkelheit. Das abgelöste
Bataillon bildete dann die Reserve in Zbydniow. Die Feuertätigkeit
durch Infanterie beschränkte sich tagsüber auf die Beobachtungsposten
aus den Dämmen und der vorgeschobenen Feldwachen am Sanuser in
leichtem Hin- und Hergeplänkel, das sich russischerseits öfters, ge-
wöhnlich zur Nachtzeit, zu lebhaftem Salvenfeuer verstärkte. Erst
später machten sich auch zirka 15 Zentimeter- bis 21 Zentimeter-
Kaliber bemerkbar, die aber mehr in den Abschnitten gegen Roz-
wadow zu fühlbar wurden.
30
Auffische Scheinwerfer, die fleißig signalisierten, ab und zu auch
Leuchtkörper, belebten den nächtlichen Himmel; das alles und das
Aufblitzen und Donnern der immer zahlreicher herangeführten Ge-
schütze des Gegners, die allnächtlich üblichen russischen Gewehrsalven
boten immer mehr und mehr den schaurig-schönen Eindruck des
Kampfes um den Durchbruch unserer Sanverteidigung, der haupt-
sächlich der Gegend um Rozwadow-Nisko galt. Natürlich erforderte
auch unser Gegenüber erhöhte Aufmerksamkeit und mancher Ka-
merad mußte des Schicksals Fügung hinnehmen.
All diese Umstände und Eindrücke, immer auf demselben Fleck
durch 21 Tage hindurch erlebt, wirkten recht ungünstig auf Gemüt
und Nerven, besonders auch deshalb, weil unsererseits nicht die
Mittel vorhanden waren, um wenigstens Gleiches mit Gleichem ver-
gelten zu können. Die Landsturmbatterie z. B., die seit Lublin, wo
ihr gleich beim ersten Auffahren in die Feuerstellung das sechste Ge-
schütz durch eme Granate zerstört wurde, ohne daß hiefür ein
Ersatz kam, mußte sehr sparsam mit der noch vorhandenen Munition
umgehen.
Zweimal wurde auch die Reserve bis an den San herangezogen,
da Meldungen eingelangt waren, die eine bevorstehende lieber-
schiffungsabsicht der Aussen in unserem Abschnitte ankündigten. Dies
brachte mehr Leben in die Verteidigungsstellung, denn durch die Ver-
dichtung der Feuerlinie war auch das Vertrauen auf eine sichere Zu-
rückweisung des Gegners lebendig geworden. Drüben verblieb man
aber nur bei der Absicht, es geschah nichts von Bedeutung.
Die Verpflegung hatte sich gebessert, wenn auch das Mittag-
essen erst in der Dunkelheit von Dzierdzowka aus zugetragen werden
konnte. Hie und da gab es sogar Tiroler oder Dalmatiner Wein, der
trotz der oberösterreichisch-salzburgischen Biergaumen nicht nur vor-
züglich mundete, sondern auch wegen des bereits starken Herum-
geisterns von Ruhr und Cholera sehr zweckdienlich war.
Tagsüber bildeten kleine Feuerl, die jedoch nicht viel Rauch ent-
wickeln durften, um bei den Aussen keinen Neid zu erwecken, eine
willkommene Zerstreuung für die nicht am Auslug befindlichen Land-
stürmer.
Aber nicht nur gegen die Sanlinie richtete sich der wütende An-
sturm der Aussen, sondern auch am linken Afer der Weichsel konnten
sie Raum gewinnen.
Aus diesem Grunde mußte für die 1. Landsturmbrigade der Rück-
zug anbefohlen werden.
31
Am 2. November erging der Befehl, die Sanstellungen am 3. No-
vember vor Tagesanbruch, unbemerkt vom Gegner, unker Zurück-
lassung einzelner schneidiger Patrouillen, zu räumen und den Rück-
zug nach MoKrzyszow anzutreten. Die Patrouillen hatten nach
Maßgabe gegnerischer Einwirkung, unbedingt aber im Laufe des
Vormittags, den Sandamm zu verlassen und zu ihren Bataillonen
einzurücken.
Die Täuschung des Gegners gelang im Landsturmabschnitte voll-
kommen und der
Rückzug bis an die Raba
konnte unbehelligt zunächst bis MoKrzyszow (3. November) bewerk-
stelligt werden.
Weiter ging es über Chmielow (4. November), Tarnowek (5. No-
vember). Wo la Otalezka (6. November), nach Zerstörung der Brücke
über die Wisloka bei Ajiscie.
Erst an diesem Flusse holten uns Kosakenpatrouillen ein.
Dann über Szczucin nach Kupienin (7. November); dort Weichsel-
sicherung. Am 8. November wurde bei Siedlizowice der Dunajec
überschritten und im Räume Demblin (8., 9. November), unter
Weichsel—Dunajecsicherung, genächtigt. Der weitere Rückzug er-
folgte am 10. November nach Zurücklassung eines Halbbataillons bei
der Brücke Siedlizowice bis zur Sprengung derselben über Strzelec
Wielki (1V. November) nach Baczkow (11. November) am linken
Afer der Raba.
Nun begannen in dem Räume zwischen der Weichsel—Raba—
Bahnlinie Krakau—Bochnia jene vom 12. bis 28. November beinahe
ununterbrochen geführten, sehr verlustreichen Kämpfe, mit denen die
dort mit besonderer Heftigkeit angesetzte russische Dampfwalze auf-
gehalten werden sollte.
Es soll in Kürze nur bekundet werden, daß alle an dem gewaltigen
Ringen in diesem Räume beteiligten Truppen den mehrfach über-
legenen russischen Kräften in heldenhaftem Ausharren zäheften
Widerstand leisteten. Diese Tage schwersten Ringens verdienen mit
goldenen Lettern in der großen Geschichte dieses Krieges verzeichnet
zu werden; sie waren auf diesem Kriegsschauplatz die gefährlichste
Phase des Jahres 1914 für Oesterreich-Ungarn.
Am 28. November wurde das Regiment nach Wola-Duchacka
(28. November bis 3. Dezember), hinter dem äußersten Fortsgürtel
der Festung Krakau, zur Erholung befohlen.
32
Weitere Kämpfe östlich Krakau und Vormarsch am linken Weichsel-
ufer bis an die Nida.
Nur fünf Tage währte die Erholung des Regimentes in Wola-
Duchacka, denn schon am 4. Dezember begann erneut der Vormarsch
gegen das von den Russen besetzte Wieliczka mit seinem seit Jahr-
hunderten betriebenen Salzbergwerk.
Zunächst gelangte das Regiment in die Gegend von Wroblowice
(4., 5. Dezember), dann nochmals nach Wola-Duchacka (6., 7. De-
zember). Von diesen Orten aus hatten immer einzelne Kompagnien
gegen Wieliczka vorzutasten. Hiebet kam es in der Gegend von
Siercza, Kote 370, zu einem kleinen Scharmützel (zwei Tote, drei
Verwundete).
Am 7. Dezember wurde in der Gegend Siercza, Kote 370, Klasny,
Kote 390, Sulkow-Przebierczany viel herummanöveriert, ohne daß
es zu besonderen Zusammenstößen gekommen wäre) auch schon des-
halb, da einige Truppen aus südlicher Richtung gegen Wieliczka im
Vorrücken begriffen waren.
Aus letzterem Grunde wurde daher das Regiment am 8. Dezember
an die Bahnlinie Krakau—Bochnia herangezogen) es gelangte mit
Teilen nach Zabawa, Kote 246. Das III. Baon nahm die russischen
Verschanzungen östlich Wegrzce an der genannten Bahnlinie in
Besitz (9 Tote, 17 Verwundete). 14 Gefangene wurden eingebracht.
Am 9. Dezember erreichte das Regiment die Linie Kote 199—
Zymbrzeg—Szczurow—Weichsel mit der Front gegen Grabie. Dort
waren auch Teile der Landsturmregimenter 1, 6 und 36 eingeteilt.
Die Stellung wurde zunächst, soweit es anging, notdürftig verstärkt,
es sollte dann von dort aus der Angriff auf Grabie erfolgen. Am
10., 11. und 12. Dezember kam hauptsächlich nur Artillerie zu Worte.
Die am 13. und 14. Dezember unternommenen Versuche eines Vor-
stoßes auf Grabie waren mangels Reserven vergeblich. Auf eine
Kundschaflernachricht hin, daß die Russen bereits am 14. Dezember
Infanterie und Artillerie aus Riepolomice gegen Osten abgezogen
hätten, wurde nun der Angriff am 15. Dezember gegen Grabie, ohne
daß er auf besonderen Widerstand stieß, durchgeführt. Die Russen
zogen in der Nacht vom 14. auf den 15. Dezember den Großteil ihrer
Truppen zurück.
Die glücklichen Kämpfe unserer Truppen bei Limanowa trugen
hier ihre Früchte. Das Regiment nächtigte am 15. Dezember in
Riepolomice, am 16. Dezember überschritt die Landsturmbrigade aus
der nördlich Niepolomice gelegenen Kriegsbrücke die Weichsel und
3
33
gelangte auf grundlosem Wege nach Wawrzenice (16. Dezember).
Von dort erfolgte der Weitermarsch nach Gr-uszow (17. Dezember).
Die Fahrküchen blieben stecken und kamen erst nächsten Tags zur
Truppe. Am 18. Dezember war um 5 Uhr nachmittags Podolany
erreicht, wo zurückgelassenes russisches Brot eine willkommene
Beute bildete. Lebhaftes Gewehrfeuer war aus nordöstlicher Rich-
tung hörbar.
Am 19. Dezember um 4 Ahr nachmittags wurde der Raum
zwischen der Ridamündung und Weichsel erreicht, wo das Regiment
bei Wimary — nordöstlich Senislawice—Chwalibogowice — in sehr
schweren und verlustreichen Kämpfen bis 23. Dezember 1914 aus-
harrte. Anter sehr lebhaftem, feindlichem Artilleriefeuer mutzten erst
jene Linien an der Rida und Weichsel erreicht werden, die eine
nachhaltige Verteidigung, gegen den auch hier hinter der Rida und
dem rechtsufrigen Weichseldamm in übermächtiger Zahl postierten
Aussen, zu ermöglichen. Die Landstürmer waren recht erschöpft und
abgespannt.
Am 24. Dezember, bei Morgengrauen des ersten Weihnachts-
tages im Felde, wurde das Regiment durch das Landsturm-
Infanterieregiment Nr. 25 abgelöst- es zog sich zugs- und schwärm-
weise in heftigem Infanterie- und Artilleriefeuer nach Ksany
(3 Kilometer) zurück. Nach erfolgter Sammlung wurde der Weiter-
marsch um 6 Ahr nachmittags nach Czyzowice (24., 23. Dezember)
angetreten.
Der 26. Dezember brachte den Marsch nach Charbinowice (26.,
27., 28. Dezember), wo im Westkeil des Ortes kantoniert wurde.
Bon dort marschierte das Regiment am 29. Dezember nach Kazi-
mierza, wo der „Neujahrstag 1915" begrüßt wurde.
Als wirklich sehr erfreuliche Neujahrsgabe erhielt das Regiment
endlich die ersten Maschinengewehre zugewiesen. Dieses Ereignis
für den braven Landsturm und die schon recht traurigen Standes-
ziffern bei den Bataillonen III und IV erforderten notgedrungen
eine Amorganisierung. Diese Nummern, die sich bisher beim Regi-
ment am längsten gehalten, wurden von der Tafel weggelöscht und
in die Nummern I und II verwandelt. Die nun so umnumerierten
Bataillone formierten sodann je drei Kompagnien und je eine MO.-
Abteilung. Es wurde formiert:
Aus der 9., 19., 11. Kompagnie die 1., 2., 3. Kompagnie
I 13. u. 16. •
„ 14. u. 15.
4.
5.
6.
34
Me bis 5. Jänner 1915 in Kazimierza Ml. währende Ruhepause,
in der sich auch die Heimat mit Liebesgaben einstellte, wurde nur
einmal durch den Brand von zwei Wirtschaftsgebäuden des Pfarr-
hoses gestört. Hiebet kamen fünf Pferde um, das gesamte Rüstzeug
von Mann und Pferd verbrannte.
Am 6. Jänner erfolgte der Marsch nach Morawiany, wo das
Regiment bis einschließlich 1. Februar verblieb und zum Bau der
auf den Höhen nördlich Lawy-Morawianki herzustellenden Ver-
teidigungsanlagen täglich von 8 Ahr vormittags bis zum Einbruch
der Dunkelheit verwendet wurde.
Wenn es dort auch fleißig arbeiten hieß, so entfiel doch der
Nervenkitzel des Kampfes und die Landstürmer waren frohen Mutes.
Auch die am 24.Jänner eingetroffene erste Marschkompagnie von
5 Offizieren und 220 Mann brachte heimatliche Luft in die Reihen
des Regimentes.
In diese Idylle schlug ein Befehl wie eine große Ueberraschung:
Das Regiment sollte am 2. Februar eme Kriegsbrücke über die
Weichsel passieren und den Marsch nach der Eisenbahnstation
Slotwina — nördlich von Brzesko, 30 Kilometer — zur Einwaggo-
nierung durchführen.
Roch am 2. Februar wurde das I. Baon abtransportiert. Die
Reise ging über Krakau—Oderberg—Zablunkau—Sill ein—Iglò—
Abos—Epuries nach
Magyaroszlawicza
an einem der Zugänge zur großen Karpathensront. —
*
Die Hauptgeschehnisse des Weltkrieges im Jahre 1914 lassen sich
dahin zusammenfassen, daß sich die Kräfte auf dem französischen
Kriegsschauplatz und auf dem Balkan ziemlich im Gleichgewicht
hielten. Dem russischen Bordrängen war überall Halt geboten, ledig-
lich in den Karpathen konnten sie Raum gewinnen.
3*
35
II. silbschnitt.
4. Leber 1915 bis s. November 1916.
Nußland.
Die Karpathenkämpfe.
Schneeflocken wirbelten, von einem eisigen Winde getrieben,
nieder und legten ein immer dichter werdendes Leichentuch über die
Karpathenwelk des Winters 1914/15, als die 1. Landsturmbrigade am
4. und 3. Februar 1915 in Magyaroszlawicza eintraf.
Es begannen nun im Räume Ortuto, Rona, Molnarvagasa, Kis-
hely, Felsörakocz, Sosfüred, Kerekret, Istvand, Bajkvagasa, Mate-
vagasa die fast ununterbrochenen, äußerst verlustreichen, für das
Landsturmregiment in hohem Matze ruhmvollen Stellungskämpfe, die
bis 6. Mai 1915 andauerten.
3n diesen Zeitraum fiel am 22. März 1915 die Uebergabe der
Festung Przemysl, wodurch auch der besondere Druck der Russen auf-
die Karpathenfront seine Erklärung findet.
Das I. Baon, um 11.39 Ilhr vormittags des 4. Februar aus-
wag goni ert, gelangte nach Margonya (4. Februar), von dort nach
Tölgyed (5. Februar) und bezog am 6. Februar eine Stellung 2999
Schritte nördlich Ortuto.
Regimentsstab und II. Baon kamen über Kurima (5. Februar)
nach Ortuto (6. Februar).
Dort lösten sich die beiden Bataillone täglich in dem zugewiesenen
Stellungsabschnitt ab. Am 9. Februar bezog das II. Baon Alarm-
quartiere in Tapolylippo und nahm am 19. Februar im Bereine mit
dem I. Baon von Rona aus die nördlich davon gelegene, von sibiri-
schen Schützen verteidigte Kuppe 691 in schneiöigem, durch tiefen
Schnee vorgeführtem Angriff in Besitz.
Durch 22 Tage hindurch, ohne Ablösung, hielt das Landsturm-
regiment treue Wacht, baute die nun zugewiesene Stellung — Kote
691 bis Kote 433 — tunlichst stark und wohnlich aus, wies am 11. und
13. Februar aus Kote 691 unternommene russische Angriffe unter
großen Berluften für den Feind ab und brachte bei einem Gefecht
36
auf Kote 606 an russischen Gefangenen 1 Offizier und 91 Mann ein.
Am 14. Februar trat Tauwetter unter starkem Regen und heftigen
Stürmen ein, die Flußläufe schwollen rasch an, die Zufahrtswege
zu den Stellungen wurden auch immer schlechter, die Verpflegung
sehr erschwert, der Marodenstand stieg sehr bedenklich. Der Gegner
zeigte sich recht rührig, besonders seine Artillerie beobachtete sehr gut
und belegte jede Aenderung in unseren Stellungen mit heftigem
Feuer.
Am 4. März erfolgte die Ablösung des Regimentes.
Während das I. Baon noch am 4. März die Stellungen der Dra-
goner Nr. 9 nordöstlich Molnarvagasa übernahm, gelangte das
II. Baon nach Nächtigung in genanntem Orte am 5. März über
Sossüred nach Felsörakocz. Mit Einbruch der Dunkelheit wurden
die beiderseits der Straße nach Kishely gelegenen Stellungen be-
zogen, der Raum zwischen dem I. und II. Baon von Teilen der
Inf. Reg. Nr. 15 und 58 besetzt und Stellungsverbesserungen und
Herstellung von Verbindungswegen zu den Nachbarn in Angriff ge-
nommen. Am 20. März, 1.45 Uhr nachts, wurde ein aus der Richtung
Kishely durchgeführter russischer Angriff blutig abgewiesen.
Am 21. März, 12.45 Ahr, bei stockdunkler Nacht und mächtigem
Brausen des Hochwasser führenden Kishelybaches gelang es neuer-
dings, einen mit weit überlegenen Kräften unternommenen russischen
Borstoß glänzend abzuweisen. Biete tote Russen lagen bei Morgen-
grauen vor unseren Hindernissen.
Alle diese Erfolge waren der Aufmerksamkeit der braven Horch-
patrouillen und Horchposten des heimischen Landsturmes zu danken.
Die Bedeutung der Kämpfe vom 20. und 21. März wurde vom
Armeekommando, G. d. 3. Boroevic, wie folgt gewürdigt:
„Den beiden wackeren, braven Ldst. Inf. Reg. 1 und 2 und dem
Landsturmbataillon 1/22, die mit bewunderungswürdiger Standhaftig-
keit schon über 100 Gesechtstage immer ruhmvoll bestanden und sich
auch in den letzten Gefechten glänzend bewährt haben, spreche ich
volle Anerkennung und Dank aus. Ich sende ihnen aufrichtigen Sol-
datengruß."
Da der Druck der Russen auch an anderen Stellen mit zunehmen-
der Stärke, hauptsächlich in den Nachtstunden, mit keilweisem Erfolg
fortgesetzt wurde, mußte über höhere Beifügung die Gruppe beim
II. Baon am 22. März in die Stellung südlich Felsörakocz—©räch
zurückgenommen werden. Am 24. März wurde dieser Abschnitt durch
ein Baon Landw. Ins. Reg. 9 verstärkt. Angriffe, am 25. März,
1.40 Uhr nachts, im Abschnitt des I. Baons und denen der Nachbarn,
37
Landw. Inf. Reg. 9 und Alanen Reg. 13 unternommen, wurden blutig
abgeschlagen. 3n derselben Nacht, 2.30 Ahr, näherten sich den Hin-
dernissen beim I. Baon 50 bis 100 Aussen ohne Gewehr mit „Händen
hoch". Zum Glück wurden noch rechtzeitig Drahtzangen bei ihnen
entdeckt und die Kriegslist durch unser sehr wirksames Feuer zunichte
gemacht.
Am 26. März erfolgte neuerdings eine Rückverlegung der Ver-
teidigungsstellung, da den Russen bei der Gruppe des I. Baons und
des Landw. Ins. Reg. 9 ein Durchbruch gelang, bis zur vorbereiteten
Stellung zwischen Kote 301, Straße nach Felsörakocz. Während
dieser Rückzugsbewegung wurde leider die 3. Landsturmkompagnie
unverschuldet abgeschnitten? es gerieten 4Offiziere und 109 Mann
in russische Gefangenschaft. Rur 6 Mann konnten sich noch durch-
schlagen. Auch 2 MG. gingen verloren. Am 9 Ahr abends traf das
3nf. Baon 11/95 zur Verstärkung dieses Abschnittes ein.
Am 29. März, 1.15 Ahr früh, machte sich lebhaftes Feuer
an der ganzen Front von Benedekvagasa bis zur Stellung beider-
seits der Straße nach Felsörakocz geltend. Am 6.50 Ahr früh gelang
ein russischer Einbruch beim L. 3. R. 13, dem westlichen Rachbar,
worauf die Stellung in diesem Abschnitt bis südlich Benedekvagasa
zurückgenommen wurde. Vom 30. März bis 4. April gab es nur
Patrouillengeplänkel. Die Russen gruben sich 400 Schritte vor un-
seren Stellungen in zusammenhängende Gräben ein und unterhielten
feindliche ArtillerietätigKeit bei Tag.
Den 5. April flackerte um 1.25 Ahr früh beim I. und II. Baon leb-
haftes Gewehrseuer auf, das 15 Minuten dauerte, dann gleich darauf
beim L. 3. R. 9. Am 2 Ahr früh wurde das I. Baon von feindlicher
Artillerie stark beschossen, worauf um 2.30 Ahr ein heftiger Angriff
der Aussen auf das II. Baon erfolgte, der jedoch abgeschlagen wurde.
Am 4 Ahr früh langten drei Kompagnien 3. A. 58 als Verstärkung
ein, um 4.45 Ahr früh mußte infolge Einbruches der Aussen beim
L. 3. A. 9 unsere Stellung aufgegeben werden. Das Landsturm-
regiment gelangte über Befehl der Landsturmbrigade nach Rück-
halten bei Aadoma und knapp nördlich Kerekret am Abend in die
vorbereitete zweite Hauptstellung südlich Kerekret.
Bom 6. April bis zum 20. April war nun Her Linzer Landsturm
im Bereine mit dem III. Baon des 3. R. 58 in diesem Abschnitt in
regster Tätigkeit. Verbesserung der Stellung, Wiederherstellung der
durch starke Regengüsse verursachten Schäden, Hochwasser im Tale
und überschwemmte Schützengräben riefen „alle Mann an Bord".
Zur Bewältigung dieser Mühseligkeiten mußten auch die Pioniere,
38
Arbeiterabteilungen und alle Kräfte, die beim Train entbehrlich
waren, in die Stellung gezogen werden.
Wenn auch der Russe in dieser Zeit sein hartnäckiges Drängen
seit 6. April an dieser Stelle aufgab, so sorgte das hereinbrechende
Frühjahr in diesem Karpathenteil für eine rege Tätigkeit in den
flüchtig hergestellten Wiberstandslinien.
Am 19. April abends wurde das Regiment durch das 3. R. 88
abgelöst und marschierte am 2t». in den Morgenstunden ab über
Vajkvagasa nach Matevagasa, wo bis zum 25. April an der Her-
stellung einer Verteidigungslinie gearbeitet wurde.
Am 26. April bezog das Regiment Stellungen bei Istvand und
blieb dort bis zum 4. Mai.
In diesem Zeitraum von zehn Tagen bei Istvand vollzog sich
auch die siegreiche Ersolgsreihe langer und gut vorbereiteter Maß-
nahmen bei ,ß .. _
Goruce—Tornow
seitens unserer Heeresleitung; der Durchbruch der russischen Phalanx
gelang!
Die Russen gerieten daher auch hier ins Stocken. Ihre letzte
schembare Regsamkeit diente nur zur Verschleierung des um den
3. Mai angetretenen Rückzuges.
Ein ereignisreicher, von übermenschlichen Leistungen an Tapfer-
keit, Ausdauer und gewaltigen Entbehrungen erfüllter Zeitabschnitt
der Karpathenwacht hat sein glückliches Ende gefunden — d i e H e i-
mat gerettet!
Es ist nun am Platze, die wohlverdienten Anerkennungsschreiben,
die der 1.Landsturmbrigade ob ihres Verhaltens in dem abge-
laufenen Zeitabschnitt von vorgesetzten Stellen zukamen, im Wort-
laute anzuführen:
Vom 17.Korpskommando, 24. März:
Die 1. Ldst. Ins. Brig, und das gestern spät abends zu ihrer Ver-
stärkung eingetroffene Töte-Bataillon des Ldw. Inf. Reg. 9 haben
heute am Grach vrch und nordöstlich von Molnarvagasa mehrere, von
neu eingetroffenen Truppen des Feindes mit erbitterter Energie ge-
führte Angriffe blutig abgewehrt.
Der Heldenmut dieser braven Truppen ermöglichte es, einen kriti-
schen Moment zu überwinden, wofür ich ihnen uneingeschränkt Lob
und Dank zolle.
Dies ist allen Truppen zu verlautbaren."
Kritik m. p., G. d. I.
39
Vom Armee-Oberkommando, 28. März.
„Das Ldw. Inf. Reg. Nr. 9 und das Ldst. Inf. Reg. Nr. 2 haben
in schwerem Kampfe am 26. März 1915 der unwiderstehlichen lieber-
machk des Feindes weichen müssen. Im heldenmütigen Kampfe haben
diese braven Truppen dem Gegner schwerste Verluste zugefügt und
zum größten Teil ihr Leben dem Vaterlande geopfert. Dadurch war
es dem übrigen Teil der 1. Ldst. Ins. Brig, möglich, die neue Stellung
zìi neuem Widerstände einzurichten.
Dankbar der braven Gefallenen gedenkend, beglückwünsche ich
die Kommandanten zu solch braven Truppen und befehle, ihnen
meine belobende Anerkennung auszusprechen. Die Haltung dieser
Truppen ist mir Gewähr, daß sie auch weiterhin dem Ansturm des
überlegenen Feindes den äußersten Widerstand entgegenstellen
m^en. Erzherzog Friedrich m. p., FM
Armee-Oberkommandobefehl:
„Den Truppen der 1. Ldst. Ins. Brig., besonders dem Ldst. Inf.
Baon 1/22, dem Ldst. Ins. Reg. 2, dem Ldw. Ins. Reg. 9 ist für ihr
heldenmütiges, unerschrockenes und aufopferndes Verhalten in den
schweren Kämpfen gegen den Feind am 26. März 1915 mein Dank
und meine vollste Anerkennung auszusprechen.
Der beispielgebende Heldenmut dieser braven Truppen, die in
bewunderungswürdiger Standhaftigkeit der feindlichen Uebermacht
kühn die Stirne boten und dem Gegner schwerste Verluste zufügten,
ist im ganzen Bereiche der 3. Armee sofort zu verlautbaren und der
Mannschaft in ihrer Muttersprache zu erläutern.
Ich berichte über diese Ruhmestat der braven Landwehr- und
Landsturmtruppen an Seine Majestät und gewärtige besondere Be-
rücksichtigung bei genannten tapferen Baonen durch sofortige Vor-
lage entsprechender Belohnungsanträge."
Erzherzog Friedrich m. p., FM.
Vom Kommando der 3. Armee:
„Die k. k. 1. Ldst. Inf. Brig, tritt aus dem Verband der Armee.
Sie hat in den harten Winterkämpfen in den Karpathen sowie in
den Kämpfen der letzten Epoche den vorzüglichen Ruf, der ihr voran-
ging, vollauf gerechtfertigt und durch ihr außerordentlich tapferes
Verhalten im Angriff und m der Verteidigung allen Truppen der
Armee ein glänzendes Beispiel von Treue und Pflichterfüllung ge-
geben." Puhallo m. p., FZM.
40
Bom Kommando des 17. Korps:
„Die 1. Ldsi. Inf. Brig., die bereits im Dezember 1914 und nun-
mehr neuerdings durch vier Monate im Verbände des 17. Korps ge-
standen war, verläßt wieder unsere Reihen.
Nur mit aufrichtigem Bedauern sehe ich eine bewährte Truppe
scheiden, die, durchdrungen von altösterreichischer Kaiser- und Pflicht-
treue, unter den schwierigsten und ernstesten Verhältnissen ihren
Mann stellte, aus die sich Führer und Kommandanten stets verlassen
konnten, ungern sehe ich bejahrte Männer ziehen, die in Tapferkeit
und Kampfeslust mit ihren im Felde stehenden Söhnen wetteifern
und ihnen beispielgebend den Weg zum Erfolge und zum Durchhalten
Zeigen.
Die 1. Ldst. Ins. Brig, hat sich in der Takengeschichte des
17. Korps ein schönes Erinnerungsblakt gesichert. Führern und Sol-
daten spreche ich im Namen des Allerhöchsten Dienstes meinen Dank
und meine volle Anerkennung aus.
Alle Kriegskameraden des 17. Korps rufen unserem scheidenden
Landsturm ein herzliches Lebewohl mit dem Wunsche zu, daß auch
fernerhin das Kriegsglück die tapfere 1. Ldst. Inf. Brig, begleiten
™ö^e. Kritik m. p., G. d. 3.
Zum Schlüsse dieses Kapitels seien noch die beim Regiment in der
Zeit vom 4.Februar 1915 bis 4. Mai 1915 erlittenen Gesamtverluste
erwähnt.
Nach den zur Verfügung gestandenen Behelfen ergeben sich fol-
gende Verlustziffern:
226 Tote, 199 Verwundete und 211 Vermißte.
Summe: 546 Verluste durch Kampf.
Hiezu kommen noch die als Kranke abgeschobenen Personen —
Erfrierungen, Erkrankungen der Atmungsorgane usw. — die ruhig
mit rund 399 angenommen werden können.
Es ergibt sich somit für die oberwähnte Zeit ein Gesamtverlust von
etwa 859 Mann.
Der Vormarsch gegen Przemysl.
Die gegen den Stavenecrücken am 39. April und 5. Mai vor-
gesendeten Nachrichtenabteilungen konnten eine merkliche Ab-
schwächung der feindlichen Front feststellen.
41
Tatsächlich kam auch zu dieser Zeit hauptsächlich nur die beider-
seitige Artillerie zu Worte. Dies und die fortlaufend einlangenden
günstigen Nachrichten über unsere Erfolge bet Gorlice—Tornow, ver-
anlaßten den Frontabschnitt des karpathischen Waldgebirges zum
Vorstoß. So trat die 1. Ldst. Inf. Brig, am 5. Mai, 12Ahr vormit-
tags, in Gefechtsformatwn den Vormarsch auf Benedekvagafa—
Grach vrch an. Sie fand dort das Nest von den Russen leer vor.
Ortsbewohner bekundeten, daß der Feind bereits zwischen 2 und
3 Uhr früh abgezogen war.
Am 6. Mai erfolgte der weitere Vormarsch über die bekannten
Gefechtsfelder von Felsörakocz, Kishely nach Felsövizkocz (6. Mai).
Reichliches Kriegsmaterial wurde in diesen Orten geborgen, von
dem bereits von Istvand aus vorgesendeten Detachement 58 russische
Gefangene eingebracht.
Die Tagesmarschleistung betrug 18 Kilometer.
Am 7. Mai wurde der Weitermarsch über Alsokomarnok durch-
geführt, wo die über den Duklapaß führende Straße bei Felsökomar-
nok verlassen wurde, um über Lipowice, Iasliska, Wola Nizna
(7. Mai) zu erreichen. (26 Kilometer).
Zahlreiche russische Gefangenentransporte begegneten uns auf
der Duklastraße und bildeten eine wohltuende Ermunterung in dem
Gefühl: „Es geht überall vorwärts!"
8. Mai: Verfolgungsmarsch über Polany Surowiczne nach
Darow (9 Kilometer). Hier Gesechtslärm aus der Richtung der Höhen
bei Bukowica hörbar. Am 9. Mai ist die Brigade Korpsreserve bei
Kote 691, nordöstlich Darow (3 Kilometer). Auf vorgenannten Höhen
wird noch immer gekämpft.
19. Mai: Bereitstellung der Brigade bei Kote 778 zur Abwehr
eines etwaigen Gegenstoßes der Russen, unter keilweiser Benützung
vorgefundener russischer Stellungen. Hier wurden viele feindliche
Verwundete geborgen, Tote durch Pioniere beerdigt und 1599 rus-
sische Gewehre gesammelt. Gesechtslärm war aus der Richtung
Sekowa Wola hörbar.
Am 11. Mai gelangte das Regiment über Pulawy, Sekowa
Wola nach Popiedno (26 Kilometer), es bezog am 12. Mai bei
Stroze-ml. Freilager (9 Kilometer), nächtigte am 13. Mai in Posada
Olchowska (3 Kilometer), überschritt am 14. Mai auf einer Not-
brücke den San — einen guten Bekannten aus dem Jahre 1914 —
und gelangte über Turowa Solna nach Krecow (22 Kilometer), wo
Zeltlager bezogen wurde.
42
Am 15. Mai um 10.30 Ahr abends rückke das Regiment über
Kuzmina, Leszczawa, Lomna, Trojca, Posada in Rybotycze (30 Kilo-
meter) ein, von wo aus die vom 16. Mai bis 3. Juni währenden
Kämpfe um die
Wiedereroberung von Przemysl
begannen.
Am 16. Mai marschierte die Landsturm-Brigade von Rybotycze
nach Koniusza. Sie bildete dort die Reserve für die auf den nörd-
lichen Höhen im Kampfe gegen die russischen Verteidiger Przemysls
siehenden Truppen. Das Regiment lagerte in Bereitschastsstellung.
Den 17. Mat, 10 Ahr vormittags, wurde das Regiment über
Aksmanice zur Kirche Klokowice beordert, wo es sich längs des
Baches in entwickelter Linie, Front nach Norden, bereitstellte. Uni
6 Ahr nachmittags erging an das Regiment der Befehl, das In-
fanterieregiment Nr. 93 in den Stellungen bei Zablotce abzulösen.
In diesem Räume verblieb das Regiment bis einschließlich
2. Juni.
Die Infanterietätigkeit war hier beiderseits fast ganz ausge-
schaltet) sie beschränkte sich neben Patrouillengängen auf Aus- und
Neubau der Stellungsanlagen, insoserne es die ziemlich rege russische
Artillerietätigkeit — auch mit schweren Kalibern — bei Tage zuließ.
Besonders der 18., 19., 20., 23., 24. und 26. Mai waren artil-
leristische Großkampftage, an denen nicht nur die Verteidigungslinie
bei Zablotce, sondern auch Nizankowice arg zu leiden hatte. So
wurden am 26. Mai von 8 Ahr vormittags an bis spät in die Abend-
stunden hinein die beiden genannten Orte besonders eingehend und
kräftig von russischer schwerer Artillerie beschossen, wobei einige
Häuser am Südausgang von Nizankowice in Brand gerieten. Eine
Fahrküche wurde stark beschädigt. Pioniere beteiligen sich an der
Eindämmung des Brandes — zwei Mann wurden verwundet. Ins-
gesamt erforderte die Beschießung 28 Tote — darunter vier Zivil-
personen — und einige Verwundete.
Am 23. Mai sehte gegen 6 Ahr nachmittags heftiges feindliches
Granatfeuer gegen Nizankowice ein. Bald daraus erschien, auf der
Bahnstrecke aus Przemysl kommend, vor den Stellungen des
II. Baons ein russischer Panzerzug, der auf die Stellungen beider-
seits der Strecke — wenn auch ohne Erfolg — Geschosse spie und
hagelte und dann eiligst das Feld seiner Tätigkeit räumte.
Am 30. Mai wurde eine Kompagnie des Landsturmes 2 um
10 Ahr abends gegen Hermanowice vorgeschoben, doch schon wieder
43
am 1. Juni unker Belassung eines Zuges in der Stellung „einrückend
gemacht". Ein Zufall wollte es, daß dieser Zug am 3. Juni zu den
ersten Truppen gehörte, die vom Süden her die Festung Przemysl
wieder betreten Konnten.
Die 1. Ldst. Brig, rückte am 3. Juni um 4Uhr früh zunächst bei-
derseits der Bahnlinie bis Hermanowice und Kapelle östlich dieses
Ortes vor. Bon dort aus wurde gegen Ost abgeschwenkt und das
Regiment stand um 4Uhr nachmittags in Gefechtsformation auf der
Höhe 289 östlich Rozubowice zur weiteren Borrückung bereit.
Bon diesem Punkte aus begannen die
Berfolgungskämpfe bis Grodek.
Mit Einbruch der Dunkelheit wurde noch bis Kote 209 westlich
Popowice vorgerückt und an Ort und Stelle genächtigt, am 4. Juni,
6 Ahr srüh, über die Höhen südöstlich Pleszowice, Bykow nach
Ostende Szechynie vorgerückt, wo Zeltlager bezogen wurde.
Am 3. Juni erfolgte der Bormarsch bei heftigem, feindlichem Ar-
tilleriefeuer um 12.50 Ahr nachmittags über Folwarek Iozefowka,
längs der Bahnlinie Przemysl—Grodek bis Kote 253- er kostete
17 Mann Berluste. Hier entwickelten sich am 6. Juni recht hart-
näckige Kämpfe gegen die feindlichen Stellungen bei Kote 245,
Buczki-MH. Zozesowka (südlich Buczki), in denen das Regiment,
bei verschiedenen Kampfgruppen eingeteilt, in sehr verworrene Lagen
geriet und große Berluste erlitt. Am 7. Zum, bei Morgengrauen,
wurde noch eine Bereitstellung des Regimentes im Walde bei Wy-
goda anbefohlen, worauf um 2.3V Ahr nachmittags der Abmarsch der
1. Landsturmbrigade vom H. H., westlich Wygoda, nach Balice, süd-
lich Kote 292, Zanaczow, erfolgte.
Am 8. Juni ging es im Reisemarsch weiter über Rowosiolki,
W. H. Pleszowice, Bojowice, Husakow, W. H. Zlotkowice, Botano-
wice nach Rajtarowice — 21 Kilometer. Hier wurde die Landsturm-
brigade dem 18. Korpskommando unterstellt.
Der 9. Juni brachte den Weitermarsch bis Kornice. Im Laufe
dieses Tages erhielt das Regiment eine schon recht notwendige Ver-
mehrung des Standes: es trafen 8 Offiziere und 743 Mann ein, nach
langer Zeit endlich wieder ein Stückchen Heimat!
Am 19. Juni verblieb das Regiment in Kornice als Korpsreserve)
es detachierte je eine Kompagnie als Abschnittsreserve längs der
Straße nach Burczyce und am Ostausgang von Kornice.
44
Den 11. Zum, 2.30 Ahr früh, wurde „Alarm" gegeben, doch unter-
blieb eine Verwendung des Regimentes in der Korpskampflinie.
Am 12. Juni gelang es der Armee bei Moscziska die russische
Front zu durchbrechen und auch am Dnjestr Erfolge zu erzielen. Aus
diesem Grunde räumten die Russen ihre Stellungen gegenüber dem
18. Korps in der Nacht vom 13. auf den 14. Juni. Das Regiment
wurde an diesen beiden Tagen — bataillonweise — teils als Korps-,
teils als Divisionsreserve der 9. 3. T. Division, bei Sudkowice
(13. Juni) und Laszki Zawiazane (14. Juni) verwendet.
Am 15. Juni entbrannte im Gefechtsraum der 9. 3. T. Division
ein erbitterter Kampf um den Besitz der russischen Stellung, Höhe 321,
nordöstlich Mokrzany. Das Regiment hatte daran ausschlaggeben-
den Anteil. Die Höhe wurde nachts genommen, der Gegner wich zu-
rück, die Verfolgung wurde sofort aufgenommen. Das Regiment ge-
langte am 16. 3uni über KoniuszKi, Kapelle 253, südlich Sadowa
Wisznia, Dolhomoscisko nach Bar.
Auf die Meldung hin, daß die Höhen in der Linie Kote 397, nord-
östlich Radatycze und Kote 397, südöstlich Wolczuchy, besetzt seien,
hatte das Regiment um 4.45 Ahr nachmittags auf Wolczuchy vorzu-
rücken. Um 7.15 Ahr nachmittags beorderte ein neuer Befehl die
Einstellung der Borrückung und die Bereitstellung bei der Bahn-
station nordwestlich Wolczuchy, wo endlich gelagert werden konnte.
Das Regiment hatte an diesem Tage 28 Kilometer, meist querfeldein,
zurückgelegt.
Am 17. 3uni, 4 Ahr früh, bezog das II. Baon eine Stellung bei
der Straßenkreuzung südlich des Bahnhofes Grodek, das I. Baon als
Reserve dahinter. Regimentskommando bei Bahndamm nördlich
Kote 292.
Am 18. 3uni war das Regiment Divisionsreserve in Bratkowice.
Der Wiener Landsturm übernahm die Stellung des Linzer Land-
sturmes. Am 19. 3uni, 4.39 Ahr früh, wurde das Regiment neuer-
dings zur Verstärkung der Feuerlinie eingesetzt. Am 7 Ahr früh
brach der Angriff los und bis 19 Ahr vormittags gelang denn auch
die Besitznahme des Hauptplatzes, bzw. der westlichen Teichufer,
knapp nördlich und südlich des Ortes. Die östlichen Teichufer und der
östliche Teil der Stadt verblieben noch bis 12 Ahr nachts in Händen
der Aussen, die sich erbittert zur Wehr setzten, besonders durch Ar-
tillerie- und MG.-Feuer, das noch bis zum Einbruch der Dunkelheit
andauerte und erhebliche Berluste verursachte. Die beiden Land-
sturmbataillone allein hatten bis 19 Ahr vormittags 24 Tote und
39 Verwundete zu beklagen.
45
Erst vor Mitternacht des 19. verflachte die russische Feuerwolke,
um am 20. Juni vor Morgengrauen sich völlig aufzulösen. Gefechts-
patrouillen konnten auch um diese Zeit die Räumung des Ostteiles
von Grodek melden, worauf sofort die Verfolgung eingeleitet wurde.
Das Regiment sammelte sich bei der Straßengabel östlich von Grodek
und setzte um 6 Uhr früh über Morgi, Bartatow bis Obroszyn die
Verfolgung fort. Zn Obroszyn bezog es Alarmquartiere, nach Ab-
sendung von zwei Kompagnien auf die Straße gegen Kalkwasser zur
Sicherung gegen Nordost.
Das Armee-Oberkommando verlautbarte:
„Den tapferen braven Truppen der 9. 3. T. D. und der 1. Ldst.
Brig., die sich bei dem Orkskampfe in Grodek so hervorragend ge-
schlagen haben, ist mein besonderer Dank und meine vollste An-
erkennung auszusprechen." Erzherzog Friedrich m. p., FM.
Kämpfe südlich Lemberg.
Am 29. Zuni früh war die Armee Bruffilow überall im Rückzug.
Das 18. Korps erreichte an diesem Tage mit der 9. Ins. Div. und
der 1. Ldst. Brig, die Linie Pustomyly—Ravarya—Sokolniki, am
oberen Szczerekbache. Am 21. Juni bezogen die Russen erneut
Stellung auf den Höhen östlich der genannten Linie; sie leisteten
heftigen Widerstand, der es dem 18. Korps noch immer nicht er-
möglichte, gegen Lemberg einzuschwenken, um bei der Einnahme
dieser Stadt auch von Süden her mitzuwirken. Es Mußte zunächst
noch weiter gegen Ost vorrücken, doch machte der Angriff keine be-
sonderen Fortschritte, besonders wegen des starken, zum Teile auch
flankierenden Geschützfeuers vom Festungsgürtel von Lemberg in
den Raum von Ravarya—Glinna.
Das Regiment stand am 21. Zuni, 11 Ilhr vormittags, bei der
Eisenbahnstation mit Teilen in der Feuerlinie. Um 9.39 Uhr abends
erhielt es den Befehl zum Angriff auf den Meierhof südlich
Ravarya. Zunächst erfolgte die Gruppierung in einer Mulde nächst
der E. St. Glinna zum Angriff in zwei Linien. Hinter dem Regiment
rückte Landsturm 22 vor, mit dem Auftrag, nach gelungenem Ein-
bruch in die russischen Stellungen diese nach beiden Seiten hin auf-
zurollen. Eigene Artillerie hatte den Angriff vorzubereiten, aber
leider richtete ihr Feuer in den russischen Stellungen fast gar keinen
Schaden an, da die Aussen bis zu 399 Schritte vor den Gebäuden
lagen und unsere Artillerie ihr Feuer hauptsächlich aus die Gebäude
46
richtete. Ilm 11.30 Uhr nachts wurde der Angriff aufgenommen.
Von 12.30 Uhr bis 1 Uhr früh des 22. Juni beschoß unsere Artillerie
den Feind. Die Russen antworteten mit heftigstem Gewehr- uud
Maschinengewehrfeuer und belegten unsere Stürmer mit starkem,
flankierendem Geschützfeuer aus der Richtung Lemberg. Hiedurch
und infolge der nächtlichen Finsternis gerieten die Verbände in Un-
ordnung, die Feuerlinie kam nicht vorwärts, schließlich setzte sie sich
etwa 300 Schritte vor den russischen Stellungen fest. Zwei russische
nächtliche Gegenangriffe wurden trotz der recht verworrenen Lage
glücklich abgewiesen.
Nun traten im Laufe des Vormittags des 22. Juni nördlich und
unmittelbar westlich von Lemberg große, wenn auch mit schweren
Verlusten errungene Erfolge unserer Truppen ein. Die Russen
waren so gezwungen, nicht nur Lemberg selbst, sondern auch beider-
seits dieser Stadt das Feld zu räumen und weiter gegen Osten ab-
zuziehen. Damit verschwand auch der Gegner vor den braven Trup-
pen des 18. Korps, die um die gleiche Zeit die Verfolgung weiter
gegen Osten sofort aufnahmen.
Das Landsturm-Infanterieregiment erreichte um 7.30 Uhr abends
Ragorzany, wo Freilager bezogen wurde.
Die Verluste, die das Regiment in diesem Kampfe zu beklagen
hatte, waren recht beträchtlich: Offiziere: 5 tot, 2 verwundet) Mann-
schaft: 102 tot, 218 verwundet.
Kämpfe an der „Gnila- und Zloka Lipa".
Am 23. Juni wurde von Ragorzany aufgebrochen. Der Weiter-
marsch erfolgte über WolKvw, Milatycze bis auf die Höhen
2000 Schritte westlich Budkow, wo gesicherter Halt bezogen wurde.
Um 10.13 Uhr abends gingen das I. Baon und eine Kompagnie des
II. Vaons nach Budkow ab, wo sie der 18. Inf. Brig, unterstellt
wurden.
Am 24. Juni, 2.30 Uhr nachmittags, waren Regimentsstab,
Pionierabteilung, der Rest des II. Baons marschbereit. 10.30 Uhr
abends wurde auch dieses Bataillon der 18. Ins. Brig, unterstellt)
es rückte gegen Kote 336 östlich Budkow ab. Das Regiments-
kommando und die Pionierabteilung gelangten in den Ort Budkow
selbst. Am 23. Juni, 3.43 nachmittags, trafen der Regimentsftab,
Pionier- und Telephonabteilung beim 18. Inf. Brig.-Kommando auf
der Straße Staresiolo—Wodniki, bei der Waldecke 1 Kilometer öst-
lich M. H. Staresiolo ein. Hier hatte sich alles Verfügbare zum
47
Sturmangriff auf WodniKi bereitzustellen. Ilm 9 Ahr abends begann
der Sturmangriff, der auch zur Besitznahme von WodniKi führte.
Die Verluste betrugen: 1 Offizier tot, 2 Offiziere verwundet) Mann-
schaftsverluste: 83 Tote und Verwundete.
Am 26. Juni waren der Regimentsstab, Pionier- und Telephon-
abteilung beim Friedhof westlich WodniKi. Das Gefecht stockte auf
der ganzen Front. 3m Laufe des Tages trafen auch die beiden
Bataillone, die mit dem 3. R. Nr. 11 den Angriff mitgemacht, in
WodniKi ein. Das I. Baon ging in Stellung 1000 Schritte links von
Ldft. 3nf. Reg. 22, nördlich der Straße WodniKi—Kocurow, das
II. Baon nahm am Ostausgang von WodniKi eine Bereitschaft-
stellung ein.
27. 3uni, 8.30 Ahr vormittags, rückten Regimentsstab und das
II. Baon auf der Straße gegen Kocurow vor. 4.30 Ahr nachmittags
Durchstreifung des Waldes Podwicha, Kote 398, 11.20 Ahr nachts
Freilager bei Hanaczow. 3n derselben Nacht rückte das I. Baon
wieder zum Regiments ein.
Am 28. 3uni, 7.30 Ahr früh, erfolgte die Bereitstellung des Regi-
mentes am Ostende von Hanaczow, um 8.30 Ahr früh ging das
I. Baon nach Zaciemne ab, es wurde dort am Waldsaum zwischen
3. R. 73 und 3. R. 11 eingeschoben.
Am 29. 3uni, 5 Ahr früh, wurde das II. Baon der 17. 3nf. Brig,
unterstellt. Es gelangte zunächst auf die Kote 401 östlich Hanaczow.
Regimentskommando und Pionierabteilung hakten in Hanaczow zu
verbleiben. Die Telephonabteilung wurde bei einzelnen Kommanden
ausgeteilt.
Beide Bataillone wirkten nun bei der Besitznahme der heiß-
umstrittenen Ciemnahöhe, Kote 419, südlich Lahodow am 30. 3uni
und 1. 3uli hervorragend mit) sie mußten am 2. und 3. 3uli bei ein-
zelnen Frontgruppen in getrennten Gastrollen herumwandern.
Am 4. 3uli gelangte der Regimentsstab und das II. Baon über
Mlynowice um 8 Ahr abends nach Lipowice an der Gmla-Lipa,
während das I. Baon auf Kote 404 westlich Gologory an der Zlota
Lipa entsendet wurde. Wolkenbruchartiger Regen machte die Wege
völlig unwegsam.
5. 3uli: Aufbruch von Lipowice über 3agdhaus Rubane, Slowita,
Mitulin nach Novosiolki, wohin auch das I. Baon einrückte. Beide
Bataillone bezogen um 9.30 Ahr nachts eine Stellung an der Wald-
lisiere östlich Novosiolki. 3m nördlichen Anschluß war der Wiener
Landsturm, südlich 9. 3. D.
48
An der Zlota Lipa.
(Ssterr. Lichtbild- und Filmdienst, Kriegs-
bildersammlung der Nationalbibliothek.)
5-^-^ ^ '"ÄWÄtzMW
« "âl
An der Zlota Lipa. Schützenunterstände.
WO
(öfterr. Lichtbild- und Filmdienst, ,
bildersammlung der Nationalbibliothek.)
4
49
Die Zeit vom 6. bis 12. 3uli wurde mit Zuhilfenahme der
Pioniere, Arbeiterabteilungen und Ortsbewohner zur raschesten
Errichtung und Ausgestaltung der Verteidigungslinie ausgenützt.
Drahthindernisse, spanische Reiter, Verhaue wurden hergestellt. Auch
ein 22-Zentimeter-Minenwerfer langte für diese Stellung ein. Der
Ort wurde bis auf das Kloster evakuiert.
Am 13. Juli langten wieder drei Marschkompagnien mit einem
Stande von 2 Offizieren, 12 Unteroffizieren, 733 Mann, 13 Pferden
für das Regiment ein; sie verblieben vorläufig in Mitulln. Am
späten Nachmittag wurde das Regiment durch je ein Bataillon
3. R. 19 und 26 abgelöst, in Novosiolki gesammelt und nach dem
Nachtmahl um 11.45 Ahr nachts nach Mitulin in Marsch gesetzt.
Nach Einreihung der Marschkompagnien ging die nächtliche Wande-
rung weiter über Slowita nach Turkocin, das am 14. Juli, 5.45 Ahr
früh, erreicht wurde. Der Ort war in Brand geschossen) aus diesem
Grunde lagerte das Regiment größtenteils im Freien. Heber die
eingeschlagene Marschrichtung herrschte große Verwunderung, die
Begründung sollte jedoch nicht lange auf sich warten lassen!
Die Kämpfe am Bug, Dobrotwor.
Die Lösung des 18. Korps, 9. 3. D., Ldst. 3nf. Brig, und anderer
Teile der 2. Armee aus der Front am Oberlaufe der Zlota Lipa und
die Verlegung derselben an den Nordflügel erfolgten aus dem
Grunde, weil der Armeekommandant beschloß, sich dem Vorgehen
des linken Nachbars am Bug (1. Armee) anzuschließen. Bereits am
15. 3uli, 7 Ahr früh, ging es im Reisemarsch über Wyzniany, Polo-
nice, Zadworze nach Chreniow, 24 Kilometer, also in genauer Nord-
richtung, vielleicht für manchen Landstürmer eine kleine Enttäuschung.
Nun weiter, weiter — am 16. 3uli über Zoltance, Dzibulki nach
Zoltanlecka Wola, 29 Kilometer, wo am 17. 3uli ein Rasttag ein-
geschaltet wurde. 18. 3uli: Nachtmarsch über Batiatycze nach
Gruszka (12 Kilometer). Hier wurde die Ldst. 3nf. Brig, dem Korps
CzibulKa unterstellt) sie verblieb in Bereitschastsstellung. 19. 3uli,
7.30 Ilhr, wurde das Regiment nach Zubowmosty verlegt, wo Alarm-
quartier bezogen wurde.
Am 26. 3uli begannen die Kämpfe um den Westbrückenkopf der
Russen bei Dobrotwor. Das Regiment wurde um 2 Uhr früh alar-
miert, marschierte dann über die Häusergruppe westlich Podrudne
nach Chimki, 10 Kilometer, und verblieb dort als Divisionsreserve
der 31. 3. D. Am 10.45 Ahr vormittags wurde das Regiment der
62. 3nf. Brig, unterstellt) es kam als Reserve hinter den Eisenbahn-
56
dämm bei M. H. Rokiety. Am 2.39 Ahr nachmittags erfolgte der Be-
fehl zur Gruppierung zum Angriff, und zwar: I. Baon Feuerlinie,
II. Baon Reserve im Staffel links, allgemeine Direktion der Kirch-
turm Dobrotwor.
Der nun angesetzte Angriff kam an diesem Tage nicht recht vor-
wärts. Zwischen 111 Uhr und 11 Uhr abends wurde ein heftiger rus-
sischer Gegenstoß abgeschlagen. Hiebet erlitt das I. Baon einen Ber-
lust von 1 Toten und 11 Verwundeten. Am 21. Zuli wurde die gegen
Dolina entsendete Kompagnie wieder nach Rokiety zurückgenommen.
Der Angriff konnte nur mühsam schrittweise vorgetragen werden.
1 Toter, 12 Verwundete.
Am 23. Juli, 1.13 Uhr früh, heftiges Gewehrfeuer. Die Russen
gingen vor, versuchten sich einzugraben, wurden jedoch durch sehr
wirksames Feuer unsererseits abgewiesen und mußten sich in ihre
Hauptstellung zurückziehen. Um 1 Uhr nachmittags begann unsere
Artillerie recht kräftig zu wirken, um 3.45 Uhr rückte das I. Baon
vor und es gelang diesem, bis 6.30 Uhr nachmittags auf 300 Schritte
vor die russischen Berhaue vorzudringen. 1 Offizier schwer verwun-
det, 44Tote, 23 Verwundete.
Am 24. Juli wurde nach schrittweisem Borwärtsarbeiten um
12.30 Uhr früh zum Sturm angesetzt, die feindliche Stellung um
1.30 Uhr genommen und der Gegner auf das rechte Bugufer zurück-
geworfen.
Das II. Baon wurde nach Erreichung des linken Bugufers zur
Kote 212, zunächst des Südendes von Dobrotwor, dirigiert und bezog
östlich Dolina eine Stellung.
An diesem Tage betrugen die Verluste: 2 Offiziere und 19 Mann
tot, 67 Mann verwundet.
In der vorbezeichneten Stellung am linken Bugufer verblieb das
Regiment vom 24. bis einschließlich 28. Juli. Es gab rastlose Arbeit
mit der Herstellung von Hindernissen, Schützengräben, der Säuberung
der Ortschaft und der Beerdigung der aufgefundenen Leichen.
Tagsüber machte sich gewöhnlich leichtes Geplänkel über den Bug
und Artillerietätigkeit mit leichten und schweren Kalibern geltend.
Die Bataillone lösten sich täglich in den Abendstunden gegenseitig ab.
Verluste in dieser Zeit: 1 Hauptmann tot und 5 Mann verwundet.
Am 29. Juli abends wurde die Stellung vom 3. A. 44 über-
nommen. Das Regiment bezog am 39. Juli einen Lagerplatz bei
Podrudnic, wo die ganze 1. Ldst. Ins. Brig, wieder vereint war.
Wegen Wassermangels wurde sie jedoch am 31. Juli nach dem 7 Kilo-
meter entfernten Rozanka verlegt.
4* 51
Ein kurzer Rückblick auf die Zeit vom 13. bis einschließlich
28. Juli, ergibt, daß zunächst Märsche von rund IVO Kilometer in
7 Marfchtagen (13. bis 19.), abzüglich eines Rasttages, bei mitunter
recht schlechten Wegverhältnissen zurückgelegt wurden. Vom 20.nach-
mittags bis einschließlich 28. Juli abends, stand die 1. Ldst. Ins. Brig,
ununterbrochen im schweren Kampfe mit einem zähen Berteiöiger.
Daß dieser Kampf nicht so einfach ablief, bezeugen die Gesamt-
Verluste, die das Landsturmregiment 2 allein aufzuweisen hatte, wobei
die schwachen Stände von nur zwei Bataillonen zu je drei Kom-
pagnien und M. G. A. zu berücksichtigen sind. Es waren:
Tot: 3 Offiziere, 65 Mann.
Verwundet: 3 Offiziere, 180 Mann.
Kämpfe am Bug—Parchacz.
Die Zeit vom 1. bis 5. August war eine recht erwünschte Erholung
für den Landsturm bei Rozanka.
Aber schon am 6. August erfolgte eine weitere Verschiebung der
Brigade nach Norden? sie kam über Strzemien, Reklinic, Borowe
nach Sielec. Das 1/2. Baon bezog nach Orientierung in den Abend-
stunden eine Stellung am linken Bugufer östlich des Nordausganges
von Sielec an der Bahnlinie, II/2. Baon Brigadereserve bei Kote 202.
Der Kommandant des Ldst. Inf. Reg. 2 war gleichzeitig Abfchnitts-
kommandant des Abschnittes Ldst. 2 und 22, Standort 3. H. Parchacz.
Die übernommenen Stellungen waren musterhaft ausgebaut und
in sehr gutem Zustand.
In Parchacz und Sielec herrschte Cholera, die Rata war verseucht,
all dies erforderte umfangreiche Abwehrmaßnahmen.
Die Zeit zwischen 7. bis 9. August verlief ruhig, Verschiebungen
bei den Russen wurden beobachtet, doch erfolgte ruffifcherseits un-
serem Abschnitte gegenüber keine Unternehmung.
Hingegen fand ein heftiger russischer Angriff auf den am Ostufer
des Bug bei Krystinopol gelegenen Brückenkopf der 1. Armee statt,
aber er wurde abgeschlagen.
Vom 19. bis 14. August wurde fleißig an der Ausgestaltung der
Stellungen gearbeitet. Hiebei ereignete es sich eines Nachts, daß die
Russen, durch das Einschlagen von Hindernispflöcken am linken Bug-
ufer aufmerksam gemacht, auf ihrem Ufer Strohfeuer zur besseren
Beleuchtung dieser Arbeit entzündeten, was natürlich auch die ent-
sprechenden Knalleffekte hervorrief!
32
Am 15. August kamen zwei Kompagnien in die Häusergruppe
südlich Parchacz eine Kompagnie II/2. zunächst 3. H. Parchacz als
Reserve.
Am 16. August wurden die beiden Kompagnien aus der vorer-
wähnten Häusergruppe nach Parchacz beordert; sie lösten im Laufe
des Tages den Ldst. 22 ab. Die abgelösten Kompagnien Ldst. 22
verblieben als Reserve in Parchacz.
Den 18. August, 5 Ahr früh, wurden scharfe Salutschüsse anläßlich
des Geburtstages unseres Obersten Kriegsherrn Kaiser Franz Joses
abgegeben und in Parchacz eine Messe gelesen.
Am 20. August trafen in der Nacht drei Marschkompagnien und
eine MG.-Abteilung in Sielce ein, die im Laufe des Tages bis nach
Parchacz kamen. Die Einteilung erfolgte am 25. August. Jedes Ba-
taillon des Regiments erhielt 320 Mann, so daß von nun an die
beiden Bataillone wieder zu je vier Kompagnien formiert waren.
Weiter wurden 156 Italiener an Ldst. Reg. 1, 86 Italiener an
Ldst. Reg. 22 abgegeben. In der Rächt vom 26. bis 21. August wurde
eine am linken Bugufer zur Beobachtung des Flusses stehende feind-
liche Patrouille von fünf Mann überrascht und ausgehoben. Das
gleiche Schicksal erfuhr am gleichen Bormittag eine zehn Mann
starke Patrouille. Die unmittelbare Bugbeobachtung wurde daher
von nun ab von einer Halbkompagnie besorgt.
An den nächsten Tagen war Ruhe im Abschnitt, am 24. August
wurden Parchacz und Umgebung von feindlicher Artillerie um 5 Uhr
nachmittags beschossen.
Man bekam im Abschnitt das Gefühl, es bereite sich bei den
Russen vielleicht eine kleine Aeberraschung vor.
Bevor jedoch der weitere Berlaus der Bugkämpfe zur Be-
sprechung gelangt, sollen vorher noch einige Anerkennungsschreiben,
die sich auf den Kriegspfad Lemberg—Gnila—Zlota Lipa—Bug be-
ziehen, angeführt werden.
Das Armee-Oberkommando:
„Den tapferen Truppen und deren Kommandanten, welche heute
die Höhe Ciemna erstürmt haben, besonders dem Inf. Reg. Nr. 162
und den Ldst. Ins. Reg. Nr. 1 und 2 ist meine besondere Anerken-
nung auszusprechen und der Armee zu verlautbaren."
Erzherzog Friedrich m. p., FM.
53
9. Infanterie-Truppen Division:
„Das k. k. Löst. Ins. Reg. Nr. 2 hat während der ganzen Zeit,
in der es im Verband der 9. 3. T. D. kämpfte in hervorragender
Weise an den Kämpfen der Division teilgenommen und wesentlich
durch seine tapfere Haltung zu den schönen Erfolgen bei ©rodelt,
Wodniki und auf der Ciemna bei Lahodow beigetragen.
Ich bin stolz darauf, daß das Regiment sich im Verband der
9. I. T. D. zweimal die belobende Anerkennung S. k. u. k. Hoheit
des Armee-Oberkommandanten errang. Ich danke dem schönen Re-
giments für feine vorzüglichen Dienste und sehe es nur mit ausrich-
tigem Bedauern aus meinem unmittelbaren Kommandobereiche
scheiden.
Alle Kameraden der 9. I. T. D. bewahren dem k. k. Ldst. Inf.
Reg. Nr. 2 ein treues Gedenken und wünschen ihm neuen Ruhm auf
I-in-n ferneren Bahnen," g^nk m. p, gî
1. Ldst. Inf. Brig. (Kämpfe bei Dobrotwor):
„Das k. u. k. Inf. Brig.-Kommando 62 hat in seiner Situations-
meldung das tapfere und zähe Ausharren des Ldst. Inf. Reg. Nr. 2,
wodurch mehrere feindliche Angriffe abgewiesen wurden, belobend
anerkannt.
Das 1. Ldst. Ins. Brig.-Kommando beglückwünscht das Regiment
herzlichst zu diesen schönen Erfolgen."
Brauner m. p., Oberst.
Korps Czibulka:
„Allen bravourösen Truppen, die nach hartnäckigem Widerstand
des Feindes den befestigten Brückenkops von Dobrotwor genommen,
sage ich Dank und Anerkennung.
Nun gilt es, die Stellungen am westlichen Bugufer auszugestalten
und den noch bei Strychanka und Iawonie stehenden Feind zurück-
zuwerfen."
Kommando der 2. Armee:
„Bei den erbitterten Kämpfen um Dobrotwor am 23. und
24. Juli, besonders beim Sturm auf diesen Ort, haben sich die
Ins. Reg. Nr. 32, 44, 69 und das bosnisch-herzegowinische Inf. Reg.
Nr. 3, alle der 31. I. T. D., dann die Ldst. Inf. Reg. Nr. 1 und 2 der
1 Ldst. Ins. Brig, rühmlich hervorgetan.
54
3d) spreche diesen tapferen Truppen und ihren energischen, ziel-
bewußten Führern meinen besten Dank und meine volle Anerken-
nung im Namen des Allerhöchsten Dienstes aus."
Böhm-Ermolli, G. d. K.
Vorrückung bis an die Plaszewka.
Am 28. August, 5 Ahr früh, traf die Nachricht ein, daß der Gegner
vor der Front der 25. 3. T. D. im Räume von Krystynopol im Abzug
begriffen sei. Es erging daher auch an die Frontgruppen Parchacz
der Befehl, sofort auf der ganzen Linie über den Bug vorzustoßen,
mit dem vorläufigen Ziel auf Wolswin. — Zunächst wurden 'Pa-
trouillen über den Bug entsendet) sie fanden in den russischen Stel-
lungen nur mehr einzelne Kosakenpatrouillen vor, die raschest das
Feld räumten. Es folgten nun von jedem in Stellung befindlichen
Bataillon eine Kompagnie und nachdem diese die feindlichen Stel-
lungen erreicht hatten, ging schließlich das ganze Regiment über den
Bug vor. So gelangte auch das Ldst. Reg. 2 um 1.3g Uhr nach-
mittags an den Ostrand des Waldes nördlich Wolswin. Die weitere
Borrückung und Verfolgung des Gegners wurden dann in ent-
sprechender Gruppierung durchgeführt, im allgemeinen über Pozdzi-
mierz, Waldkomplex östlich davon, bis Rozdzalow, das um 12 Uhr
nachts erreicht wurde. 22 Kilometer.
Wenn dieser Tag auch recht mühselig war, so ging es doch ohne
Verluste ein gutes Stück vorwärts, ein Umstand, der die Stimmung
der Truppen ausgezeichnet beeinflußte.
Am 29. August, 8 Uhr früh, brach die Haupttruppe, bestehend
aus dem Inf. Reg. 32, Ldst. 2 und 22 und sieben Batterien, von
der Kapelle östlich Rozdzalow gegen Zabawa auf. Die vorgeschickten
Kavalleriepatrouillen stellten den Gegner auf den Höhen bei Sabi-
nowka—Romanowka fest. Nach dem Durchmarsch in Zabawa wurde
um 9.30 Uhr vormittags die Gruppierung zum Angriff angenommen:
3. R. 32 erste Linie, Ldst. 2 im Staffel rechts zweite Linie, Ldst. 22
als Reserve hinter Landsturm, Direktion linker Flügel 3. R. 32 auf
das Südende Stojanow. Artillerie südlich Heinrichsdorf.
Der Angriff wurde mit Rücksicht auf das Borgehen der nörd-
lichen und südlichen Nachbargruppen zurückgehalten.
Auch wurde das Korps „Czibulka" aufgelöst) die 1. Ldst. 3nf. Brig,
unterstand von nun an dem 17. Korps.
Am 39. August gelangte ein Halbbaon II/2 nach Heinrichsdorf als
Reserve. Der Angriff gedieh stellenweise bis auf Sturmdistanz. Das
feindliche Artilleriefeuer war mitunter sehr heftig.
55
3m Laufe der Nacht auf 31. August räumte der Gegner die ganze
Front- die Verfolgung wurde bei Morgengrauen des 31. August
aufgenommen und das Regiment kam nach Radziechow (16 Kilo-
meter). Es hatte an beiden Tagen 6 Tote und 35 Verwundete an
Verlusten zu beklagen.
Am 1. September kam das Regiment über Chmielno, Kustyn
nach Zawidcze (26 Kilometer), wo Freilager bezogen wurde. Am
2. September überschritt es den Styr auf einer Notbrücke bei
Szczurowice, dann die Aeichsgrenze bei Mytnica um 4.30 Uhr nach-
mittags und bei Redkow wurde wieder Freilager bezogen. Am
3. September, 3.36 Uhr früh alarmiert, marschierte es über Chotin,
Honoratka nach 3waszczuki und um 9 Uhr vormittags gruppierte es
sich zum Angriff auf eine vorzüglich ausgebaute, besonders stark
besetzte russische Stellung nächst der Straße nach Staryki, Kote 247.
Im Anschlüsse links war die Ldst. Hus. Brig., der noch die 3. und
8. Kompagnie Ldst. Reg. 2 zur Verfügung gestellt wurden? rechts
schloß das 3. R. 69 an.
3m Laufe des Nachmittags wurde die Ldst. Hus- Brig, aus der
Front gezogen und in den Raum Gucmany—Folwarek verlegt. Hie-
durch entstand eine etwa 2666 Schritte breite Lücke, die von der
3., 4. und 7. Kompagnie notdürftig ausgefüllt wurde. Als Reserve
verblieb nur mehr die 1. und 2. Kompagnie und eine Maschinen-
gewehrabteilung. Dieses am Nachmittag durchgeführte Manöver des
Ab- und Aufziehens im Angriffsraum verursachte leider ziemliche
Verluste, hauptsächlich durch feindliche Artillerie.
Am 4. September wurde auch die zweite Maschinengewehr-
abteilung des Regimentes eingesetzt. Die 3. und 8. Kompagnie
rückten von der Ldst. Hus. Brig. wieder ein.
Am 5. September zeigte die eigene Lage (1366 Schritte vor den
russischen Stellungen) folgendes Bild:
Von links Ldst. 22, Ldst. 2,1. Vaon, %II. Baon, zwei Maschinen-
gewehrabteilungen, 3. R. 69 Feuerlinie. — Reserve %II. Baon
hinter Ldst. 2. — Der Angriff wurde am 6. September, 2 Uhr nach-
mittags, fortgesetzt. Um 5Uhr nachmittags hatten sich die Bataillone
aus weitere 866 Schritte vorgearbeitet und 8 Uhr abends war die
Feuerlinie teilweise in die feindlichen Gräben eingedrungen. Starker
Regen, brausender Sturmwind und stockfinstere Nacht bildeten die
Umrahmung dieses schweren Kampfes. Auch hier räumten die Russen
im Lause der Nacht zum 7. September die Stellungen. Die Ver-
folgung wurde um 5Uhr früh aufgenommen. Die Ldst. Brig,
sammelte sich um 11.56 Uhr vormittags im Räume Rudnia—3wanie
56
Puste, roo kantonierk rourde. Am 4Ahr nachmittags wurde das
y2l.Baon, die Maschinengewehrabteilung des Löst. 2 und 1 Schwa-
dron Ldst. Hus. zur Verfolgung der Aussen gegen Srolbie entsendet.
An Verlusten hatte das Regiment noch am 6. September 12 Tote
und 32 Verwundete.
An der IKwa.
(8. September 1915 bis 13. Juni 1916.)
Mit dem Einmarsch in Onyszkowcy am 8. September, wo
kantoniert wurde, ist nun jener Raum an der IKwa erreicht, in dem
die wackeren Linzer Landstürmer vom 14. September 1913 bis
15. Juni 1916 in oft erbittertem Ringen neuen Lorbeer erringen
konnten.
Mit Ausnahme eines kleinen verlustreichen Abstechers zu den
Kämpfen bei Dunajew an der Zkwa zwischen 14. und 26. September
war das Regiment im Räume Chotowka—Sapanow—Berezy vom
8. Oktober 1915 bis 15. Juni 1916 beinahe ununterbrochen in diesem
Stellungsabschnitt an der Zkwa.
Der Bewegungskrieg hörte auf und der Stellungskrieg begann
nun an der Zkwa seine ersten Erscheinungsformen zu zeigen: lang-
weilig, doch nerventötend in hohem Maße und verlustreich zu
mancher Zeit.
Die erste Stellung bezog das Regiment am Westufer der IKwa
bei Male-Berezcy, wo Tag und Rächt am Ausbau der Stellung
gearbeitet werden konnte. Am 7. Oktober wurde das Regiment in
den Abschnitt bei Chotowka verlegt, der am 8. Oktober bezogen
wurde. Die feindlichen Stellungen waren hier durch die Zkwa
getrennt, nur gegenüber der linken Flügelkompagnie, die vor
Sapanow lag, hatten die Russen ihre brttckenkopsartige Stellung
auf das linke Ikwauser vorgeschoben. Diese Stellung sollte nahezu
Dauerstellung des Regimentes werden.
Sumpfgelände zwang zu rastlosem, unermüdlichem Ausbau der
Stellungen. Die heute mühsam erhöhte Brustwehr aus Rasenziegeln
war morgen schon wieder tief eingesunken. Sie wurde nun auf
Holzroste gestellt und hielt endlich Stand. Pfützen und Wasserlöcher
wurden mit von rückwärts hergeschafftem Sand ausgefüllt und im
Verlaufe der Monate gelang es endlich, eine trockene, in jeder
Beziehung tadellose Stellung herzustellen. Dies konnte nur erreicht
werden, weil die Gesechtstätigkeit während der ganzen Zeit nahezu
ganz fehlte. Tagsüber einige Schüsse der beiderseitigen Artillerien,
57
nachts leichtes Geplänkel der Horchposten und ab und zu eine Serie
aus den russischen Maschinengewehren, das war alles. Bemerkt
muß werden, daß unsere Landsturmkompagnien erst hier mit
Telephongerät versehen wurden und im Laufe des Frühjahres 1916
auch mehr Maschinengewehre zugewiesen bekamen.
Weihnachten 1915 wurde nach Schützengrabenbrauch gefeiert und
der Jahreswechsel 1916 mit neuem Hoffen begrüßt.
Besuche hoher Persönlichkeiten aus der Heimat fielen in diese
Zeit.
Daß aber diese scheinbare Idylle verhältnismäßig viele Opfer
erforderte, mögen nachstehende Daten erweisen:
3m November 1915: tot 17, verw. 39, krank 59.
Im Dezember 1915: tot 69, verw. 129, krank 49.
Im Jänner 1916: tot 49, verw. 139, krank 133 (Ruhr, Cholera).
Im Februar 1916: tot 79, verw. 69, krank 229 (gestorben 112).
lieber das Jahr 1915 kann zusammenfassend berichtet werden,
daß Italien uns im Mai den Krieg erklärte und daß sich an der
italienischen Front damals nur schwache Formationen befanden, die
durch das Deutsche Alpenkorps verstärkt wurden. Die italienischen
Angriffe zersplitterten fast überall. Am Balkan drangen im Oktober
die Truppen der Zentralmächte von Norden und Osten in Serbien
ein- sie vertrieben den tapferen Gegner nach Nordalbanien.
Ausgelöst durch die Ereignisse bei Luck wurde nun der Russe
auch bei Sapanow recht rührig. Der linke Flügel unserer Stellung
wurde Ende Mai 1916 Tag und Nacht mit Artillerie und Minen-
werfern bearbeitet. Dank der gut ausgebauten Stellung waren jedoch
die Verluste gering. Am 4. Juni gelang es den Russen, im Nach-
barabschnitt bei Sapanow einzudringen und sich dort festzusetzen.
An den Gegenangriffen, die aber zu keinem günstigen Ergebnis
führten, nahm auch das Reservebataillon des Regimentes hervor-
ragend Anteil. Die Russen standen unmittelbar in der linken
Flanke unserer Stellung. Die Reservekompagnie des Flügelbatail-
lons deckte durch einen Defensivri-egel. In der Nacht zum 11. Juni
kam der Befehl, die Stellung zu räumen. Gänzlich unbemerkt vom
Feinde, konnte die Stellung in vollster Ruhe und Ordnung geräumt
und die schon vorbereitete „gelbe Linie", östlich von Chotowka, be-
zogen werden. Schon am Bormittag des 12. Juni fühlte der Russe
nach und schon in den Nachmittagsstunden begann er den besonders
im Walde bei Chotowka liegenden Teil der Stellung heftigst anzu-
greifen. Bis 15. Juni erfolgten, oft durch Trommelfeuer vorbereitete,
58
Stellung an der Zkwa.
Stellung an der Zkwa in Wolyynien
59
zahlreiche Angriffe, die alle mit größter Tapferkeit abgewiesen
wurden und dem Gegner große Verluste beibrachten. Wieder hatte
sich der heimische Landsturm gehalten und wieder drang der Russe
im nördlichen Rachbarabschnitt durch. Bei hellem Tage kam um
4 Ilhr nachmittags der Befehl zum Rückzug. Er mußte diesmal in
Sicht des Gegners durchgeführt werden. Das hiedurch ausgelöste
Berfolgungsfeuer verursachte schwere Berluste; zwei Kompagnien,
die nicht mehr rechtzeitig die Stellung verlassen konnten, gerieten in
Gefangenschaft. Ungefähr eineinhalb Kilometer hinter der geräumten
Stellung grub sich westlich von Petryki unsere Truppe teils im
Walde, teils im freien Felde ein, um weitere Befehle abzuwarten.
Der Rückzug der Armee war allgemein geworden. Unbemerkt vom
Gegner trat das Regiment, laut Befehl, in der Nacht den Marsch
gegen Radziwillow an. Der über ungefähr 33 Kilometer führende
Marsch konnte ohne jede feindliche Einwirkung durchgeführt
werden. Das Regiment gelangte zu M. H. Dorocin. Dort wurden
die Berbände geordnet. Am Abend des 17. Juni marschierte die
Truppe nach Brody, sie nächtigte in der dortigen Kaserne, um schon
am 18. Juni wieder in die Wälder zwischen Brody und Radziwillow
vorgezogen zu werden. Run wurde das Regiment bataillonsweise
bald dahin, bald dorthin dirigiert, um endlich die nur sehr mangel-
haft ausgebaute Sandftellung beiderseits der Bahnlinie Brody—
Radziwillow bei Lewiatyn zu beziehen. Hier wurde die Stellung
fortgesetzt mit Minenwerfern bearbeitet. Am 24. Zuni wurde das
Regiment abgelöst und als Reserve wieder in den Wald zurück-
verlegt. Schon am 26. Juni nahm der Russe seine frühere Stellung
bei Lewiatyn im Sturm, das Regiment besetzte mit zwei Bataillonen
die vorbereitete Stellung an der Reichsgrenze, am Ostrand des
Waldes, bei Brody zwischen Bahn und Straße, während ein Ba-
taillon nach Klekotow beordert wurde.
Die Schlacht bei Brody,
17. Juni bis 2. September 1916,
war damit im vollen Gange. Alle russischen Angriffe wurden abge-
wiesen, der an manchen Stellen eingedrungene Gegner im Nahkampf
wieder hinausgeworfen und die Stellung völlig behauptet. In den
Flanken aber war im Laufe des Tages der Gegner weit hinter das
Regiment gekommen, als endlich gegen Abend der Befehl zum Rück-
zug einlangte. Der dichte Wald, die ausgedehnte Stellung und die
Vermischung der Berbände bewirkten, daß der Rückzug nur gruppen-
60
weise vor sich gehen konnte. So entstand der Eindruck, als wäre das
Regiment ganz versprengt worden. In der Nacht zum 27. Juni
aber war, was vom Regiment nach den schweren Kämpfen noch übrig
blieb, aus der Straße Brody—Radziwillow, östlich von Brody wieder
versammelt. Schon vor Mitternacht wurde eine durch einen knie-
tiefen Graben angedeutete Zwischenstellung beim W. H. Wydra,
östlich Brody besetzt. Der Stand des Regimentes war derart, daß
aus 3V bis 40 Schritte nur ein Mann zu stehen kam! In der Nacht
zum 28. Juni erfolgte eine neue Verschiebung, etwas gegen Süden
an die Straße Brody—Leszniow. Der Russe drängte nicht nach, son-
dern gab sich mit der Einnahme von Brody, das er am 28. Juli be-
setzte, zufrieden. Am 29. Juli wurde die eigentliche Stellung^ die
„Boldurkastellung" bei Barczyn, westlich Brody, bezogen, wo das
Regiment am 4. August einen außertourlichen Ergänzungskransport
von 7 Offizieren und 412 Mann zugewiesen erhielt und somit wieder
2 Baone formieren Konnte. Die Kämpfe waren abgeflaut. — Ein
vorfühlender, russischer Angriff wurde am 18. August abgewiesen, das
Borfeld geräumt und eine Anzahl der angreifenden Aussen gefangen
abgeführt. Nun war bis 28. August das Regiment abwechselnd bald
in der Stellung bei Barczyn, bald als Reserve bei Midno, ohne daß
sich besondere Borfälle ereigneten. Am 28. August übernahm ein
preußisches Husarenregiment die Stellung bei Barczyn.
Das Regiment wurde etwas nach Norden verschoben und ge-
langte mit einem Bataillon in die Stellung bei Berlin, mit dem
zweiten Bataillon als Reserve nach Nowostavce. Da hier die Gegner
durch Sumpsgebiet getrennt, sehr weit voneinander entfernt lagen,
herrschte die ganze Zeit über vollkommene Ruhe. Hier blieb das
Regiment, am Stellungsbau arbeitend oder anderweitig Verwendung
findend, bis 2. November. Während der Zeit wurden die Stände
wieder auf drei Bataillone aufgefüllt, Material und Kriegsbedarf ge-
ordnet und ergänzt.
Am 3. November 1916 langte der Befehl ein, der das Regiment,
bzw. die 1. Ldst. Brig, auf den italienischen Kriegsschauplatz be-
orderte.
Es sollen nun jene Anerkennungen angeführt werden, die für die
Leistungen des Regimentes in der Zeit vom Zuni 1913 bis November
1916 gezollt wurden:
Bom 2. Armeekommando:
„Seit anfangs Juni 1913 im Berbande der 2. Armee, scheidet
die 1. Ldst. Brig, mit den Ldst. Ins. Reg. 2 und 22 aus unseren
61
Reihen. Mit Bedauern sehe ich diese tapferen, kampftüchtigen Re-
gimenter scheiden, die sich in so vielen Kämpfen ausgezeichnet und
mein besonderes Vertrauen erworben haben. Unsere allerherzlichften
Wünsche begleiten das 1. Ldst. Ins. Brig.-Kommando, die Ldst. Inf.
Reg. 2 und 22 auch in ihren neuen Verband. Möge reiches Soldaten-
glück jedem einzelnen beschieden sein." Böhm-Ermolli m. p.
1. Ldst. Brig.-Kommando-Abfertigung Nr. 149, 11. Juni 1916.
„Aber auch die in den Kampftagen bei Sapanow und den folgen-
den Rückzugskämpfen gegen Radziwillow—Brody, teils zur Unter-
stützung des oft hart bedrängten Ldst. 1 und anderer Heeresteile ein-
gesetzten Abteilungen des Ldst. Inf. Reg. 2, haben nicht nur zähe ihre
eigenen Stellungen und die des Schwesterregimentes gegen die
wütenden Angriffe der Russen verteidigt, sondern den Feind stets mit
schweren Verlusten für ihn abgewiesen.
Es gereicht mir zur besonderen Freude, allen an diesen Kämpfen
beteiligt gewesenen Teilen der Brigade für ihr tapferes, beispiel-
gebendes Verhalten meine rückhaltloseste Anerkennung und den
Dank im Namen des Allerhöchsten Dienstes auszusprechen. Ich ge-
wärtige die Vorlage von Belohnungsanträgen."
Bandian m. p., FML.
Pressebericht vom 24. Juni 1916.
„Bei den vorgestrigen Kämpfen nördlich Brody hat die 1. Ldst.
Brig, wieder Proben ihrer Tüchtigkeit abgelegt."
62
III. Abschnitt.
S. November 1916 bis l4. November 191S.
Italien.
Hiezu Plan 2.
Am 4. November marschierten der Linzer und Wiener Landsturm
zur Bahnstation Zabloce. Von diesem Orte aus erfolgte die Bahn-
fahrt in mehreren Staffeln über Lemberg, Przemysl, Krakau, Wien,
Laibach nach Duttoule am Karst. Sofort nach der Auswaggonierung
wurde nach den Kantonierungsstationen Beliki-Dol und Tublye in
Krain abmarschiert, wo zwei Bataillone untergebracht wurden, wäh-
rend das dritte nach Praprot bei Nabresina abging. Schon Mitte
Mai 1916 wurden zwischen Etsch und Brenta in Südtirol von den
österreichisch-ungarischen Truppen die italienischen Stellungen durch-
brochen, über Asiago, Arsiero vorgedrungen, jedoch im August 1916
Görz verloren. 3n Praprot verweilte nun das Regiment als Armee-
reserve, um eine gründliche Ausbildung für die Krieg im Karstgebiet
durchzumachen. 3n diese Zeit, während der die Truppe durch stän-
diges Regenwetter litt, fällt die Besichtigung durch den Armee-
Kommandanten, die Trauernachricht vom Ableben Kaiser Franz
Josefs (21. November 1916) sowie die Besichtigung des Regimentes
durch den nunmehrigen Kriegsherrn Kaiser Karl. Bom 22. No-
vember an wurden die Bataillone abwechselnd vorgezogen und zum
Ausbau der zweiten und dritten Linien westlich Bojsöica verwendet.
Bei dieser Arbeit hatten sie sehr durch das fortwährende, feindliche
Artilleriefeuer zu leiden. Am 23. Dezember bezog das Regiment die
berüchtigte Stellung bei Selo im „Sack von Hudilog", die während
der neunten Zsonzoschlacht entstanden ist. Anter fortgesetztem Ar-
tillerie- und Minenwerferfeuer in Flanke und Rücken wurde tüchtig
am Ausbau der Stellung gearbeitet, am 28. Dezember sogar im
63
3m Trommelfeuer in den Dolinen bei Kostanjevica, Dezember 1916.
schneidigen Sturmangriff eine vorgetriebene feindliche Sappe ver-
nichtet und deren Besatzung gefangengenommen. Am 9. Jänner
1917 erfolgte die Ablösung und nach zweitägigem Marsche wurde
Veliki Zablje als Retablierungsstalwn erreicht, wo nun das ganze
Regiment nach Eintreffen des früher abkommandierten III. Baons
wieder vereinigt war. Ein neues Marschbataillon ersetzte die erlit-
tenen Verluste.
Der 25. Jänner 1917 findet dann das Regiment in der Stellung
bei Vertojba östlich von Görz, ein Bataillon im Graben, die beiden
anderen gestaffelt in der Reserve. Die Stellung war teilweise mit
Holz ausgekleidet, ein Umstand, der die Splitterwirkung sehr erhöhte.
Große Verluste verursachten die italienischen schweren Minenwerfer,
die besonders während der Nacht eifrigst in Tätigkeit waren und
denen unsere Truppe nichts entgegenzusetzen hatte. Doch der alte
Kampfgeist der Linzer blieb ungebrochen und am 29. Jänner stürmten
sie eine feindliche Sappe aus eigenem Antrieb und neben deren Be-
satzung brachten sie auch zwei Maschinengewehre ein, ohne bei der
Unternehmung Verluste zu erleiden. Der Gegner rächte sich, indem
er die Artillerie- und Minenwerferbeschießung verdoppelte. Für
diese gelungene Unternehmung gelangte folgende Anerkennung
herab:
64
K. 3. S. II., 29. Jänner 1917:
»Den Patrouillen des Löst. Inf. Reg. 2 für die schneidige Unter-
nehmung in der heutigen Nacht meine vollste Anerkennung."
v. Boroevic, GO.
M
«îKZc
m
Kaverneneingang im Wip- (öfterr. Lichtbild, und Filmdienst, Kriegs,
pachial bildersammlung der Nationalbibliothek.)
In der Nacht zum 25. Februar gelang es den Italienern, von
einer vorgetriebenen Sappe aus in ungefähr Zugsbreite in unsere
Stellung überraschend einzudringen und eine Kompagnie in eine vor-
bereitete Riegelstellung zurückzudrängen. Die Reserve drang aber
schneidig durch das mittlerweile einsetzende Sperrfeuer der Italiener
vor, warf die Eindringlinge wieder aus der Stellung und verfolgte
sie noch tief in ihre Gräben hinein, Gefangene zurückbringend. Am
65
27. Februar wurde das Regiment abgelöst; es kam teilweise in die
Feldwachstellung bei Biglia an der Wippach, wo im allgemeinen
ziemlich Ruhe herrschte, teilweise als Divistonsreserve nach Bukovica
und Prvacina, wo eine am 28. Februar einsetzende Beschießung mit
schweren Kalibern großen Schaden anrichtete.
Der Ii). März 1917 brachte wieder die Ablösung und das Re-
giment marschierte wieder zur Aetablierung nach Zablje. Reue
Marschformationen, größtenteils slawischer Nationalität, füllten die
Bestände wieder auf.
Am 27. März erfolgte der Abmarsch in den Abschnitt Panowiz,
östlich Görz. Zwei Bataillone gingen in Stellung, wärend ein Ba-
taillon als Reserve in der Bajtaschlucht Unterkunft fand. Dort spielte
sich wieder der von Artillerie und hauptsächlich Minenwerfern be-
strittene, verlustreiche Stellungskampf ab. Nachdem die einzelnen
Bataillone in verschiedene Teile des Abschnittes verschoben worden
waren, traf das Regiment nach erfolgter Ablösung am 24. April wie-
der zur Retablierung in Zablje ein. Hier stießen wieder zwei Marsch-
bataillone zum Regiment. Wurde bis jetzt, von einzelnen örtlichen
Infanterieunternehmungen abgesehen, der Stellungskampf von Ar-
tillerie und Minenwerfern getragen, so warf doch schon die zehnte
Isonzoschlacht ihre Schatten voraus. Ungezählte neue feindliche
V
Reg.-Kommandant Oberst Thierry im Dolinenunterstand am Karst.
66
Batterien begannen sich langsam einzuschätzen. Die Zahl der lieber-
läufer mehrte sich gewaltig und deren Aussagen zeigten, datz der Be-
ginn der Angriffe nicht mehr lange warten lassen werde.
Am 9. Mai wurde das Regiment alarmiert. Das schon im April
wegen Ilnverlätzlichkeit aus der Görzer Front gezogene, aber dann
L;
:-*><
Stellung auf Sveta Katarina.
doch wieder eingeschobene Schützenregiment 37, das aus dem Eck-
pfeiler der Görzer Front, dem Monte San Gabriele in Stellung lag,
stand gerade im Hinblick auf die zu erwartende zehnte Isonzoschlacht
so im Mißtrauen, daß seine Ablösung, durch das k. k. Ldst. Ins.
Reg. 2 für notwendig erachtet wurde. Die Linzer traten damit in den
Verband der von FML. Erwin v. Zeidler befehligten 58. Inf. Div.,
67
der der eigentliche Görzer Abschnitt (Gabriele-Südhang bis Eisen-
bahndreieck St. Peter, südöstlich von Görz) zugewiesen war, bzw. in
den Rayon der 4. Gebirgsbrigade (Generalmajor Adalbert Dáni von
Gyormata). Das III. Baon marschierte über Osseglkmo, vorbei am
zerschossenen Schloß Kronberg, in die basteiartige, besonders in ihrem
U
-¡
■
Kaverneneingänge auf Sveta Katarina, Mai 1917.
linken Flügel panzerwerkartig ausgebaute Sv. Katarina-Stellung
und besetzte die Kampfgräben bis hinauf über die sogenannte Sal-
canoschlucht. Am 11. Mai wurde auch das I. Baon herangezogen, das
vorerst in Ossegliano verblieb, in der das II. Baon ebenfalls auf die
Osthänge des Monte San Gabriele geworfen wurde und dort das
Inf. Baon 11/48 abzulösen hatte.
68
Der Morgen des 12. Mai — es war ein strahlender Frühlingstag
— brachte endlich den Beginn der zehnten Ifonzofchlacht: um
4.30 Ahr früh eröffneten rund 2200 Geschütze und 1000 Minenwerfer
des Gegners von Tolmein abwärts bis zur Adria das Feuer, das sich
nicht nur gegen die Stellungen, sondern auch auf die Zugangswege
und Kommandoskellen richtete. Von der ersten Linie war bald nichts
mehr zu sehen. Staub und Rauch deckte alles zu. Der Gabriele glich
einem Vulkan. Schwere Granaten und Minen hüllten den Karstberg
in schwarzgrauen Qualm. Bereits am Nachmittag waren fast alle
MG.-Stände zertrümmert. Der Feuerorkan hielt die Nacht über an
und steigerte sich am 13. Mai zusehends. Trotzdem war es den
Tragtierführern gelungen, von den Staffeln im Räume Schörpaß—
Ossegli ano aus nachts auf dem mit einem Eisenhagel überschütteten
Weg zum Standpunkt des Bataillonskommandos (Sv. Katarina) ihre
unermüdlichen Tiere mit Verpflegung und Trinkwasser ans Ziel zu
bringen.
Auch am 14. Mai früh hielt das Feuer noch an. Es verdichtete
sich bei Anbruch des Tages zu einer wahren Höllenmusik: Zerschossen
und vielfach eingeebnet waren Kampf- und Laufgräben, die Verbin-
dungen zerstört, die Posten erschlagen; in den Kavernen harrten in
stickiger, verbrauchter Lust und mit schweißbedecktem Körper von
Hunger und besonders von einem brennenden Durst gepeinigt, Offi-
zier und Mann dem Augenblick entgegen, der sie aus untätigem Zu-
warten unter einer ständig dröhnenden und im Minenfeuer erbeben-
den Felsdecke zur Abrechnung mit dem Gegner wieder unter freien
Himmel bringen mutzte.
Die Spannung stieg vom Morgengrauen an immer mehr und
mehr. Ein Trommelfeuer von solcher Dauer hatte noch keiner er-
lebt. Halbstündig überzeugten sich mit einem Sprung aus den feind-
seitigen Kavernenausgängen die Ankerführer durch eigenen Augen-
schein von der Sikuakion. Der am Morgen erwartete Infanterie-
angriff ließ auf sich warten.
Nach 54stündiger Vorbereitung, die den italienischen Sturm-
kolonnen vortäuschte, sie könnten nach diesen Hammerschlägen ihrer
Fernkampfwaffen kaum mehr auf ernstlichen Widerstand stoßen, be-
gann der Angriff. Sowohl bei Plava und Zagora als auch gegen den
Monte Santo und den anschließenden Monte San Gabriele stieß der
Feind mit Aebermacht vor. Die Bastei auf der Sv. Katarina wurde
von der Brigade Ionio berannt. Gegen das Baon III/2 — die Draht-
Hindernisse waren wie niedergebügelt — griffen Teile des italie-
nischen Inf. Reg. 222 an. Der gegen die MittelKuppe (Kote 333)
69
M.-G.-Stand auf der Sveta Katarina, im Hintergrunde der Mte. Sabotino.
vorgetragene Angriff wurde auf halbem Hang mit Handgranaten
und dem Feuer der schweren Maschinengewehre so rasch nieder-
gekämpft, daß keiner der Gegner bis an den Graben herankam.
Links davon jedoch, in dem schlecht zu verteidigenden Raum gegen
das Soldatenheim hin (wie der vorzüglich ausgebaute Flügel der
Sv. Katarina mit seiner riesigen Kaverne hieß) gelang es den An-
greifern ohne Schuß in den vordersten Kampfgraben zu kommen, sie
überrumpelten zwei Kavernenbesatzungen, hielten diese gefangen und
drangen in einem nach rückwärts führenden Laufgraben so weit vor,
daß sie die ganze Mittelkuppe von der Südseite her umzingelten und
in die rückwärtigen Kavernengänge ihre Petarden werfen konnten.
Die nun von jeder Verbindung mit rückwärts abgeschnittene Kuppen-
besatzung war insoserne in einer peinlichen Lage, als die große Ka-
verne mit den kurz vorher eingebrachten Gefangenen des Znf. Reg.
Nr. 222 samt einem Hauptmann vollgestopft war und die Verteidiger
kaum mehr eine Bewegungsfreiheit hatten. Während nun nachmit-
tags — es hatte indes wieder italienisches Bergeltungsfeuer eingesetzt
— die eingeschlossene Besatzung daranging, den Gegner von den
rückwärtigen Kaverneneingängen zu verjagen, führte die Bataillons-
reserve (3. Komp.) mit Handgranaten und Dolchmesser einen Gegen-
70
stoß durch, der vollends glückte. Damit war am Nachmittag die ganze
Stellung wieder fest in den Händen der Verteidiger. Versuche des
Gegners, in der Salcanoschlucht durchzudringen, wurden ebenfalls
vereitelt. -
Während der ganzen zehnten Isonzoschlacht, die sich bis zum
5. Zum hinzog und im Räume Bodice—Monte Santo, sowie auf
dem Karst mit besonderer Heftigkeit geführt wurde, standen die Kom-
pagnien des Linzer Landsturmes im Bereich des Monte San Gabriele
auf ihrem Posten. Zum Teil wurden sie auch am Fuße des Gabriel-
berges, bei Damber, vorübergehend eingesetzt. Die Verluste waren
nicht unbedeutend, besonders durch das Feuer der schweren Minen,
deren Explosionsdruck so stark war, daß selbst unten im Tale bei
Grazigna in den Deckungen die Karbidlichter erloschen.
Generalmajor Dàni v. Gyormata, der Kommandant der 4. Ge-
birgsbrigade, erhielt für den Abwehrkampf seiner Truppen in der
zehnten Isonzoschlacht den Maria Theresien-Orden. Sein uner-
schütterlicher rechter Flügel war dabei das Löst. Ins. Reg. Linz Nr. 2.
Der oberste Kriegsherr Kaiser Karl beglückwünschte am 18. Mai
bei seinem Besuch in Veliki Zablie Offiziere des Regiments zu den
Erfolgen auf dem Monte San Gabriele.
Stellung südöstlich Vertoiba bei Görz.
71
Vom Brigadier GM. Ritter von Soretic langte bereits am
13. Mai, nach dem ersten Schlachttag, folgende Anerkennung herab:
1. Ldst. Brig.-Kommando, 15. Juni 1917:
„Ich bin stolz darauf und war auch überzeugt, daß meine braven,
auch in den Tagen des schwersten Kampfes immer bewährten Re-
gimenter sich abermals tapfer und beispielgebend schlugen. Jedem
einzelnen dieser Helden sei auch mein besonderer Dank ausgedrückt.
Die zehnte Isonzoschlacht wird ein weiteres Ruhmesblatt der 1. Ldst.
Brig. bilden. SoItflc ê,
Regimentsbefehl, 21. Juni 1917:
„Anläßlich meiner dienstlichen Meldung bei Seiner Exzellenz dem
Herrn Korpskommandanten hat Se. Exzellenz die Haltung des Regi-
mentes bei der zehnten Isonzoschlacht mit Worten höchsten Lobes ge-
würdigt und betont, daß das Regiment an dem Erfolge des 16. Korps
hervorragend Anteil genommen hat." Thierry, Obst.
Am 15. Zum hatte das Herzogspaar von Parma-Bourbon die
Sv. Katarina-Stellung besichtigt, am 22. Juni Erzherzogin Maria
Theresia. Die letzten Zunitage brachten endlich dem Regiment die
wohlverdiente Ablösung, durch Schützen 22 und 23 und die Retab-
lierung im Räume von Uff je und Place.
Der nächste Kampfplatz für das Regiment war wieder der Pano-
witzer Wald, jener vom berühmten Kloster Eastagnovizza nach Osten
reichende, mit dichtem Wald, vornehmlich aus Eichen bestandene
Höhenzug. Lagen aus dem Monte San Gabriele die Kämpfer in einem
vielfach völlig bloß gelegten Karstgestein, so standen sie im Panowitzer
Wald auf rotbrauner Erde. Die Deckungen waren statt Kavernen in
der Mehrzahl nur schwach ausgezimmerte Fuchslöcher, zum Teil mit
Leiterabstieg, die Bäume bereits durch Geschützfeuer zerfetzt und ver-
stümmelt. Auf die Zugangswege hatte sich die leichte Artillerie des
Feindes ausgezeichnet eingeschossen, besonders abends machte sich bei
dem Einlangen der Tragtierstaffeln das Störungsfeuer oft sehr un-
angenehm bemerkbar.
Bereits am 4. Juli übernahm das Regimentskommando Ldst. 2
in der Bajtafchlucht das Gruppenkommando. Die Kompagnien
konnten sich — in den letzten Iulitagen war es im Görzer Becken ver-
hältnismäßig ruhig — mit dem Gelände völlig vertraut machen und
ihre Kampfstellungen noch verbessern.
72
3m August nahm die Zahl der italienischen Aeberläufer überall
zu. Das war wieder ein sicheres Anzeichen für eine bevorstehende
Grohunternehmung, vor der sich viele zu retten suchten.
Die elfte Isonzoschlacht.
Am 17. August, einem herrlichen Hochsommertag, schössen sich
zahlreiche neue schwere Batterien der Italiener ein und Caproni-
*>
M
à
Raupenstellung östlich Görz.
Bomber suchten Ziele in den Etappenräumen (wie Zdria) aus. Ein
Zweifel über den Beginn der schon seit Tagen erwarteten Schlacht
konnte nicht mehr bestehen. Die Zufuhr von Munition und Ma-
73
ferial von rückwärts in die Stellungen wurde denn nun auch fieber-
haft betrieben.
Am 18. August begann die italienische Artillerie auf der ganzen
Front, von Mrzli vrch bis zum Meer ihr Zerstörungsfeuer, das den
ganzen Tag und die Nacht über anhielt. Am 19. August, bald nach
Aufgang der Sonne — ein schier undurchsichtiger, beißender Qualm
lag über dem Schlachtfeld — ging die italienische Infanterie zum An-
griff über. Im Abschnitt des Linzer Landsturms richteten sich die Be-
strebungen des Gegners hauptsächlich gegen di&JSohe 174 im Pano-,
witzer Wald, gegen die weit vorgeschobene Raupenstellung und nörd-
^ich^dàmm^gegen die Weinbergkuppe (Kote 126) bei Grazigna, auf
der auch vier Maschinengewehre bei Ldst. 1 eingeteilt waren. Die
Sandsackstellung im sumpfigen Boden zwischen Panowitzer Wald und
Weinbergkuppe war so gut wie entblößt und der größten Einbruchs-
gefahr ausgesetzt. Der Gegner wurde überall, wo er einzudringen
vermochte, sofort in Gegenstößen geworfen und ließ zahlreiche Ge-
fangene in den Händen der Verteidiger. Die Kämpfe zogen sich,
immer wieder vom Bergeltungsseuer der Italiener unterbrochen,
tagelang hin, sie flackerte einmal da, einmal dort auf. Am 20. August
mußte der Feind im Südabschnitt Panowitz durch einen Gegenstoß
geworfen werden, der blutig und erbittert war. Am 21. August trat
dann an der Görzer Front verhältnismäßig Ruhe ein. Der Gegner
hatte indes die Hauptmassen seiner Angriffskolonnen auf der Hoch-
fläche von Bainsizza—Heiligengeist eingesetzt, wo ihm auch der
Durchbruch glückte, so daß sich für die dortigen Truppen eine Krise
ergab,- sie konnte aber nach Preisgabe eines Teiles der unwirtlichen
Karsthochfläche gebannt werden.
Auch der Monte Santo fiel den Italienern in die Hände und
der rechte Flügel des Monte San Gabriele, auf dem der Linzer
Landsturm im Mai dem Gegner so tapfer getrotzt hatte, wurde damit
aufs äußerste bedroht. Am 31. August führte die Sturmhalbkom-
pagnie des Landsturmes 2 eine Aktion durch, die glückte; 5 Offiziere
und 147 Mann wurden gefangen. Die am 3. September vorbereitete
Unternehmung glückte nur halb, da die Besetzung des gesäuberten
Stellungsteiles nicht gelang. Im Panowitzer Wald war auf Kote 174
die Situation so, daß unsere Posten von den italienischen nur durch
eine verstärkte Sandsackmauer getrennt waren,' sie standen sich
Aug in Aug auf einen Meter Entfernung gegenüber und hatten
gemeinsame Schußscharten. Anter diesen Umständen war an Feind-
seligkeiten nicht mehr zu denken, es war vielmehr ein Waffenstill-
stand eingetreten, der sogar zu Tauschgeschäften zwischen den beiden
74
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3m Panowitzerwald nach der 11. Zsonzoschlacht.
Stellung bei Berkoiba vor Görz.
75
Parteien führte, aber dann durch eine Aktion von Sturmpatrouillen
unterbunden wurde.
In den folgenden Tagen, vom 4.bis 12. September, spielte sich
vor den Augen des Linzer Landsturms das epische Ringen um den
Monte San Gabriele ab, den die Linzer Hessen (3.R. 14) durch
ihren Sturmangriff in zwölfter Stunde retteten, bevor er ganz in
Feindeshand fiel. Damit fand die elfte Zfonzoschlacht ihren Ausklang.
Für die in der elften 3sonzoschlacht an den Tag gelegte Tapfer-
keit traf folgende Anerkennung ein:
K. 3. S. II.. 22. August 1917:
„Den in der elften 3sonzoschlacht unter schwersten Verlusten, in
zerschossener Stellung, meist von jeder Verbindung abgeschnitten,
trotz angebotener Ablösung heldenhaft weiterkämpfenden Truppen
der 1. Ldst. Inf. Brig, spreche ich meine besondere Anerkennung aus."
Boroevic, GO.
*
Nach Aetablierungstagen gelangte das Regiment am 17. Oktober
in den Kampfabschnitt San Marco, die vielumkämpften Höhen nord-
ZUM
3fai. Stellungen am Isonzo, linkes Ufer.
76
östlich des Eisenbahndreiecks der Görzer Vorstadt Sk. Peter. Die
Kompagnien hatten dort während des langen Herbstregens in den
morastigen Stellungen mit den minderwertigen Deckungen besonders
durch Minenfeuer zu leiden. Unter ständigen Regengüssen drohten
die Stellungen einzustürzen, die rotbraune Erde war ein einziger
Brei und schien alles zu verschlingen, außerdem wurde die Ratten-
plage zu einer Qual.
Zwölfte Isonzoschlacht.
Die Erlösung kam mit der zwölften Isonzoschlacht, jenem gewal-
tigen, am oberen Isonzo zwischen Flitsch und Tolmein ins Werk ge-
leiteten Schlag, der die „Schulter an Schulter" kämpfenden reichs-
deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen der Armee von
Below bis tief hinein in die venezianische Ebene führte. Dem Linzer
Landsturm war dabei im Rahmen der Isonzoarmee eine Aufgabe zu-
gedacht, die im Hinblick auf ihre erfolgreiche Lösung eine bedeutsame
Waffentat darstellt. Um Mitternacht vom 28. auf den 29. Oktober —
der Gegner löste sich auch im Görzer Becken von uns los — brach
befehlsgemäß von San Marco ein Berfolgungsdetachement, bestehend
aus der 9. und 12. Kompagnie, dem Sturmzug und zwei Zügen der
MG.-Kompagnie III/2 auf, um die einzige noch erhaltene Isonzo-
1 - St ~
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IM
Die Slrazigbrücke über den Zsonzo wird nach blutiger Eroberung überschritten.
77
brücke hinter Görz — als solche war von Fliegern die Strazig fest-
gestellt worden — für den Aebergang der Görzer Truppen zu retten.
Die Abteilung nahm durch das versumpfte Trichtergelände und die
Hindernisse im Eisenbahndreieck St. Peter, vorerst vom Gegner, der
im Rückzug war, wenig belästigt, ihren Weg und strebte dann im Eil-
schritt durch die finstere, zum Teil verbarrikadierte Stadt Görz, an
deren Stadtgrenzen überall der Kampflärm der angreifenden Sturm-
trupps hörbar wurde, ihrem Ziel zu. Noch in finsterer Nacht erreichte
das Detachement die hölzerne Brücke. Im Feuerschein einer vom
Gegner in Flammen gesetzten Deckung am jenseitigen Ilser war zu
sehen, daß die Brücke im Mittelteil bereits zum Abbruch vorbereitet
und mit Brandbündeln entlang der Geländer adjustiert war. Das
Detachement stand, in Schweiß gebadet und die Stadt Görz bereits
im Rücken, um 4.30 Uhr vor der Brücke. Kampflärm aus der Stadt
besagte, daß sich dort noch italienische Nachhuten stellten, für die wohl
der Ilebergang über die Brücke noch freigehalten wurde. Auf dem
jenseitigen Äser war allerdings von einer Bewegung nichts wahrzu-
nehmen, aber die Annahme eines feindlichen Hinterhaltes bestimmte
vom Anfang an die Entschlüsse der Offiziere im Detachement. Nach
geraumer Zeit marschierte im Gleichschritt eine lange Kolonne vom
Norden her zur Brücke an. Erst auf fünf Schritte zeigte es sich, daß
es Italiener waren. Sie sahen vor den Mündungen der Maschinen-
gewehre den Rückweg bereits abgeriegelt, warfen ihre Gewehre weg
und gaben sich gefangen. Die Morgendämmerung — es regnete in
Strömen — drängte nun zum Schlage gegen die in sicheren Ber-
stecken postierten Berteidiger der Brücke. Der Führer des Détache-
ments besprach sich deshalb auf der Brücke mit den Offizieren und
ließ dann den halben Sturmzug gegen das jenseitige Äser vorgehen.
In diesem Augenblick eröffneten gut maskierte Maschinengewehre
des Feindes gegen die Brückenmitte und die Zugänge ein mör-
derisches Kreuzfeuer. Mitten in der Gruppe der Offiziere brach dabei
ein Leutnant schwerverletzt zusammen- er gab dann später, umpeitscht
von Geschossen und Regenschauern, auf der Brücke liegend seinen
Geist auf. Seine Kameraden konnten sich mit Mühe aus die Görzer
Seite hin retten, die unter einem unbeschreiblichen Hagel von Ge-
schossen lag.
Bis tief in den Bormittag hinein tobte der Kampf, in den auch
später das Sturmbaon 16 eingriff. Mit Infanteriegeschützen und
acht Maschinengewehren wurde versucht, den Gegner aus seinen
Deckungen zu treiben, aber er hielt sich mit beispielloser Zähigkeit und
bewundernswerter Tapferkeit und verstand es, jeden Aebergangs-
78
versuch zu verhindern. Erst nachmittags gelang es, das rechte Isonzo-
ufer zu erreichen- gut eingenistete feindliche Schützen hielten dabei die
Brücke in einem Punktseuer. Der Division Zeldler war jedoch der
Weg in die Friaul hinein geöffnet.
Im übrigen war das Ringen um die Brücke, die nur durch den
raschen Borstoß des vom Linzer Landsturm-Infanterieregiment ge-
stellten Détachements gerettet worden war, begleitet vom klingenden
Spiel der Musikkapellen, die im Siegesrausch der in die Stadt Görz
einziehenden Truppen pauselos ausspielten. In die Melodien hinein
mischten sich Hilferufe der schwerverletzten Angreifer. Die zu ihrer
Bergung vorgehenden Sanitätsleute wurden vom Gegner abge-
schossen.
Der 29. Oktober sollte für das Regiment ein großer historischer
Ehrentag werden. Schon beim Morgengrauen sammelte sich das
Regiment in der Bajtaschlucht. Der allerhöchste Kriegsherr, Kaiser
Karl, besichtigte es und hielt am Nachmittag, an der Spitze seiner
treuen Landstürmer reitend, seinen Einzug in die wiederbefreite
Stadt Görz. Es war eine besondere Auszeichnung für die Helden
der 1. Ldst. Brig., mit ihrem Kaiser an der Spitze in eine durch zwei-
einhalb Jahre so blutig umstrittene Stadt einziehen zu dürfen.
Pïifcïi
. * .
Kaiser Karl inspiziert das Regiment beim Ein-
marsch in Görz am 29. Oktober 1917.
(Osterr. Lichtbild- und Filmdienst, Kriegs-
bildersammlung der Nationalbibliothek.)
79
Anläßlich des Ausscheidens der 1. Ldst. Brig, aus dem Verbände
der 58. 3. T. Division erging von dieser nachstehender Befehl:
58. Infanterie-Truppen-Division, 11. November 1917:
„Die 1. Ldst. Brig, scheidet nach fast halbjähriger Zugehörigkeit
aus dem Verbände der 58. I. T. D. In dieser Zeit hat die brave,
altbewährte Brigade rühmlichsten Anteil an der zehnten und elften
Isonzoschlacht genommen. Angezählte herrliche Ruhmestaten hat sie
in den beiden letzten, größten und erbittertsten Abwehrschlachten
ihren Taten eingegliedert. Fast in allen Teilen der Divisionsfront
eingesetzt, lieferten insbesondere die Verteidigung von St. Katharina,
der Höhenkoke 171, welche der Schlüsselpunkt der Divisionsfront
waren, in der zehnten Isonzoschlacht, das standhafte Halten der Stel-
lungen, mittelbar östlich von Görz, bei Grazigna und Panowitz in
der elften Isonzoschlacht das glänzendste Zeugnis echter Soldaten-
tugend. Wo die braven, alten Linzer standen, da gab es kein
Wanken. So hat sich diese brave Truppe die hohe Ehre erkämpft,
die ihr in den jüngsten Tagen gegönnt war, als die Offensive und
zwölfte Isonzoschlacht aus den heiß umstrittenen alten Gräben auf
,
M
Die gesprengte Salcanobrücke bei Görz.
80
italienischem Boden vorgetragen wurde, unter klingendem Spiel,
mit Sr. Majestät an der Spitze, in das wiedereroberte Görz einzu-
In den nächsten Tagen war Görz von verheerenden Bränden
heimgesucht, bei deren Bekämpfung das Regiment tatkräftig mit-
wirkte. Am 2. November rückte die Truppe nach Mariano ab, wo
die Zeit bis 10. November mit der Bergung der umfangreichen
Kriegsbeute zugebracht wurde. Am 1V. November wurde die Truppe
in die italienische Festung Palmanova verlegt, in die bei der Offensive
als erste Truppe das Bersolgungsdetachement Ldst. 2 eingezogen war.
Hier fiel dem Regiment neben der Fortsetzung der Bergungsarbeiten
auch die Sicherung der Etappenstraße nach Codroipo zu.
Am 19. November ging es nach Udine. Das Regiment fand
teilweise in dieser Stadt, die zur Hälfte von deutschen Truppen
besetzt war, teilweise in unmittelbar benachbarten Orten, wie Campo-
formido, Pradomano, Unterkunft. Strenger Wachdienst, Verhinde-
rung von Plünderungen, weitere Ausbildung, besonders im Scheiben-
schießen auf dem äußerst zweckmäßig eingerichteten italienischen
Schießplatze, bildeten dort die Beschäftigung. In diese Zeit fällt auch
der Besuch des Landeshauptmannes von Oberösterreich, Prälat
3oh. Nep. Hauser, beim Regiment. Trotz der reichen Beute begann
Am Piave bei Grisolera.
(österr. Lichtbild, und Filmdienst, Kriegs-
bildersammlung der Nationalbibliothek.)
6
81
die Verpflegung von Mann und Pferd recht mangelhaft zu werden.
Weihnacht und Neujahr 1918 Konnken endlich wieder einmal in
einer geschlossenen Ortschaft, unbehelligt vom Feinde, in schlichter,
würdiger Weise, frei von Aebermut, gefeiert werden.
Am 18. Jänner 1918 wurde in Udine das Regiment ein-
waggoniert. Es gelangte in mehreren Staffeln über Palmanova,
Latifana nach Portogruaro. Dort gehörte es zur Armeereserve und
seine Stände wurden durch eingetroffene Marschformationen er-
gänzt. Die neue Mannschaft, der polnischen, ruthenischen und
tschechischen Nationalität entnommen, bestand allerdings zum größten
Teil aus Leuten, die eine nur vierwöchentliche Ausbildung genossen
hatten. Den meisten war noch nie vorher eine Handgranate in die
Hand gegeben worden.
Am 2. Februar erfolgte der Abmarsch von Portogruaro in das
Piavedelta an der Adria. Der Marsch ging über Stino di Livenza,
Torre di Mosto nach Grisolera. Nach Nächtigungen in verschiedenen
Ortschaften des Anmarschweges erfolgte am 5. Februar die Ablösung
der Feldwachstellungen an der Piavemündung bei Revedoli, Cortel-
lazzo und Cavazucherina. Die ganze Gegend war überschwemmt, und
zwar durch einen von den Italienern Künstlich herbeigeführten Damm-
bruch, sodaß die Stellung der Feldwachen, je nachdem das Wasser
stieg oder fiel, des öfteren gewechselt werden mußte. Die Hauptposken
Trinchet, Aosso usw. lagen am Damm des rechten Piaveufers. Nur
der äußerste linke Flügel am Meere bei Nevedoli befand sich am
linken Ufer. Die verhältnismäßige Nuhe, die in den ersten Tagen
im Mündungsgebiet des Piave herrschte, wurde zum Ausbau der
Feldwachen und Hauptposten ausgenützt. Bald begann es aber leb-
haft zu werden. Häufige Feuerüberfälle waren an der Tagesordnung,
Minenwerfer und schwere Geschütze warfen ihr Eisen besonders auf
Hauptposten, und zahlreiche vorfühlende italienische Patrouillen
mußten abgewiesen werden. Die Verluste aber waren nicht zu be-
deutend. Leider ließ die Verpflegung schon sehr zu wünschen übrig:
Die Leute aßen zur Stillung des Hungers sogar den auf den Feldern
vorgefundenen Mais, und es zeigte sicher vom guten Geist der
Truppe, daß sie das alles so geduldig hinnahm. Das herrliche Wetter
begünstigte auch die Fliegertätigkeit. An der Ausbildung der alten
und jungen Landstürmer wurde indes eifrig gearbeitet) in Bocca
Fossa befand sich zu diesem Zwecke ein Sturm- und Maschinen-
gewehrkurs der Brigade. Ununterbrochen gab es Geplänkel zwischen
den eigenen und feindlichen Hauptposten und Feldwachen, auch am
82
Piaveslusse selbst und längs der ganzen Stammstellung von Griso-
lera bis an die Adria. Die täglichen Feuerüberfälle und die
feindlichen Luftgeschwader, welche die Umgebung abstreiften und
Bomben abwarfen, erforderten auch hier so manches Opfer. Die
1. Ldst. Znf. Brig, erhielt nunmehr die Nummer 201. Bedenklich
war schon der physische Zustand der Truppe und die Mehrung des
Krankenstandes auf allen Hilfsplätzeni die Monturen waren längst
durch Wind und Wetter zermürbt.
Am 7. Mai wurde das Regiment aus dem Piavedelta durch
den Wiener Landsturm abgelöst; es marschierte bei strömendem
Regen nachts über Prato Levada nach Prä di Pozzo zur Re-
tablierllng. Der 19. Mai brachte den Marschbefehl; das Regiment
gelangte über Cecheni, Pradolino, Bisinale, Prato nach Bisna und
Bazzola, von wo aus eine Stellung an dem mittleren Piave zwischen
der Susegana-Brücke und der Papadopoli-Znsel bezogen wurde. Die
Gesechtstätigkeit war im allgemeinen gering. Ab und zu gab es ein
lebhafteres Artillerieduell, bei dem auch Gas von den Italienern
geschossen wurde. Die Serien aus Maschinengewehren und Geplänkel
zwischen Feldwachen und Patrouillen waren tägliche Ereignisse.
Während des Tages hatte fast jede Arbeit zu ruhen, da die italie-
nischen Fesselballone alles beobachten konnten.
Unterstände an der Piavemündung.
83
Der für den 11. Juni angesetzte Beginn der
„Piave-Schlacht"
mußte auf den 13. Juni verschoben werden. Das Regiment hatte in
seinen Stellungen zu verbleiben und diese im Falle eines Rück-
schlages unbedingt zu halten. Das feindliche Abwehrfeuer, das sich
auch gegen den vom Regiment besetzten Raum mit größter Heftig-
keit richtete, riß empfindliche Lücken in unsere Reihen. Den
Maschinengewehren des Linzer Landsturms gelang es auch, ein
Caproni-Flugzeug abzuschießen und seine Besatzung gefangenzu-
nehmen. Bon den Naturgewalten, besonders dem Hochwasser be-
zwungen, wurde die Angriffsschlacht am 21. Juni abgebrochen und
der Mantello geräumt) die Armee bezog wieder die früheren
Stellungen am Ostdamm des Piave.
Der Gegner begann nun mit Patrouillen vorzufühlen) sie ver-
suchten oft den Piave zu überschreiten, wahrscheinlich, um Aeber-
gangsmöglichkeiten zu ermitteln, wurden aber immer abgewiesen.
Das Regiment war durch den monatelangen Stellungskampf
zermürbt und der Krankenstand stieg beängstigend) es wurde am
11. Juli abgelöst und bildete nun Brigadereserve in Mareno di
Piave. Dort war den Linzern etwas Ruhe gegönnt, nur ab und zu
störten Fliegerbomben und Granaten aus weittragenden Geschützen
die Erholung. Die technische Kompagnie des Ldst. 2 erbaute im Juli
über dem Monticanobach eine fahrbare, auch für Artillerie geeignete
Brücke, die schon wenige Monate später ihre Bedeutung beim Rück-
märsche erweisen konnte.
Da mit einem italienischen Angriff gerechnet werden mußte,
wurde das Regiment, das ja jetzt Reserve war, neuerdings in der
Durchführung von Gegenangriffen geschult.
Der Zusammenbruch der Front.
Während von Tag zu Tag die Verpflegung schlechter wurde und
der Nachschub an Kriegsmaterial sich verringerte, traten immer mehr
und mehr Anzeichen in Erscheinung, die auf einen Großangriff gegen
die österreichischen Stellungen schließen ließen. Während die eigene
Fliegertätigkeit stark abnahm, eroberten sich die italienischen und
englischen Maschinen vollständig die Herrschaft über den Luftraum
bis weit hinein in unsere Etappe. Die Bevölkerung des von uns
84
besetzten Gebietes hinter dem Piave, die mit der Feindseike durch
zahlreiche Spione in Verbindung stand, äußerte oft verschwiegen ihre
Meinung dahin, daß die „Erlösung" bevorstehe. Das Ldst. Ins. Reg.
Nr. 2 erlebte mehrfache Alarmierungen und Verschiebungen seiner
Bataillone. Am 24.Oktober begann dann der Großangriff der
Italiener, die hiefür das englische 24.Korps vorschickten. Nach einem
verheerenden Trommelfeuer auf die Dammstellungen am Piave-
fluß setzten sich die Engländer in den Besitz der Insel Papadopoli
und von dort aus erweiterten sie ihren Einbruch um einige Kilometer
nach rückwärts. Trotzdem hielt der Linzer Landsturm in seinen (Stel-
lungen im Räume von Cafa Ancilotto südlich der gesprengten Piave-
brücke der Eisenbahnstrecke Eonegliano—Treviso tapfer aus, obwohl
die Kämpfer schon im Rücken gefährdet waren. Das Regiment
mußte am 27.Oktober befehlsgemäß hinter den Monticanobach
zurückgehen, ohne jedoch dabei vom Gegner bedrängt zu werden. In
den Nachbarabschnitten hatten indes bereits nichtdeutsche Truppen-
teile den Gehorsam verweigert. Damit war der Anfang vom unglück-
lichen Ende gegeben. Während das Regiment in Eimetta rastete,
konnten die Engländer die noch am Monticanobach zum Widerstand
eingesetzten Truppen zersprengen. Das Landsturm-Infanterieregiment
Linz Nr. 2wurde zum Gegenstoß vorgeschickt und warf die Engländer
wieder über den Bach zurück, aber der Gegner ließ nicht locker und
stieß unter Einsatz starken Feuers wieder vor. Die Berbände des
Regimentes wurden dabei auseinandergerissen und konnten sich erst
wieder in Copo di mezzo sammeln. Der große, von Feldmarschall
Boroevic angesetzte Gegenstoß konnte nicht mehr zur Durchführung
gelangen, da indes die tschechische Schützendivision meuterte. Das
Kommando der 201. Landsturmbrigade dirigierte das Regiment
Linz 2 hinter die Livenza nach San Cassiano di Livenza zurück, an
deren Ostufer das Regiment vom 29. bis 3V. Oktober lagerte.
Die Italiener hatten indes ihren Stoß so erweitern und ausbauen
können, daß Teile der Armee Boroevic gegen den Tagliamento
zurückfluteten. Das Linzer Landsturmregiment war durch die
Kämpfe der letzten Tage stark zusammengeschmolzen und durch
Hunger — es gab tagelang keine Menage — und völlig schlaflose
Nächte, kampfunfähig geworden. Es marschierte am 31. Oktober
nach Fiume nordöstlich von Azzano, verlor beim Weitermarsch den
durch einen Fliegerangriff bewegungsunfähig gewordenen Gefechts-
troß und bezog am 1. November, nachdem es die Tagliamento-Brücke
in einem Nachtmarsch übersetzt hatte, westlich von Eodroipo Bor-
posten.
85
In der Nacht zum 3. November kamen die weiteren Rückzugs-
befehle, die nicht mehr den Kampf betrafen, sondern vorsorgend für
einen halbwegs geordneten Rückmarsch ausgegeben wurden. Am
4. November langte der Großteil des Regimentes in Eamposormido
bei Udine ein. Ein Mißverständnis bezüglich des abgeschlossenen
Waffenstillstandes war der Anlaß, daß beim Abmarsch aus Campo-
formido das erste Bataillon des Regimentes, weil es angeblich die
Demarkationslinie nicht zur festgesetzten Zeit überschritten hatte, in
Gefangenschaft geriet. Ohne Verpflegung, ja ohne Brot, ging es am
5. November weiter nach Basaldella und nach einem sehr beschwer-
lichen Nachtmarsch wurde die Nächtigungsstation Borgnano erreicht.
Die Truppe hatte damit wieder altösterreichischen Boden betreten!
Am 6. November wurde der Rückmarsch nach Calcano bei Görz
sortgesetzt. Während die Zivilbevölkerung mit Lebensmitteln versorgt
wurde, bekam unser braver Landsturm nichts. Es mußten Pferde ge-
schlachtet werden, um die Mannschaft notdürftig verpflegen zu kön-
nen. Der Marsch wurde über den Tarnowaner Wald, Chiapovano,
Tribusa, von wo aus ein Teil der Tschechen nach St. Lucia deser-
tierte, Kirchheim, nach Bischoflack fortgesetzt, das am 11. November
erreicht wurde. Dort konnte endlich in der Nacht, durchwegs in un-
reinen Güterwagen, einwaggoniert werden. Verpflegung wurde
zwar versprochen, aber in keiner der Bahnstationen war dafür vor-
gesorgt worden.
In Bruck an der Mur wurde der Transport geteilt,' Polen,
Tschechen, Ruthenen und deutsche Mannschaft aus Wien wurden
über den Semmering geleitet, während die Oberösterreicher und
Salzburger über Selzthal instradiert wurden. Die Erlaubnis, daß
jeder Mann in der seinem Heimatsorte am nächsten gelegenen Sta-
tion den Zug verlassen könne, wurde natürlich gründlich ausgenützt.
Am 15. November 1918, frühmorgens, traf von dem einst in Heller
Begeisterung im August 1914 ins Feld gezogenen k. k. Landsturm-
Infanterieregiment Nr. 2 ein zerschlagener, müder Rest von 16 Offi-
zieren, 615 Mann mit 29 Pferden und 7 Fahrküchen auf dem Bahn-
hof in Linz ein. Hier wurden die in Ehren getragenen Waffen abge-
geben und jeder eilte zu den Seinen.
In alle Winde zerstreut, zermürbt, für -die heldenhafte Ver-
teidigung der eigenen Heimat unbedankt, ja förmlich verachtet, so
mußten die armen, pflichttreuen Menschen ihre Heimat wiedersehen,
ohne daß ihnen ein Gruß oder Dank zuteil wurde . . .
86
c.
Sie Negímentskommandanten
des Landsturm-Jnfanterlereglmentes vir. 2.
Oberst Anton Lewandorvski vom 13. August 1914 mit
Unterbrechungen bis 28. Juni 1915.
Oberst Anton Möstl, Edler von Alpenhort, vom
1. Dezember 1914 bis 10. Zänner 1915 und vom 7. März bis
13. April 1915.
Hauptmann Robert Korsf vom 28. Zum bis 9. Juli 1915.
Oberst Franz Thierry vom 9. Zuli 1915 bis 26. September
1918.
Oberstleutnant Artur Hallada vom 26. September 1918 bis
zur Auflösung des Regimentes im November 1918.
Kommandanten des Landsturm-Bezirkskommandos Rr. 2in Linz
während des Weltkrieges:
Oberstleutnant Hecken, Major Julian von Stesenelli,
Oberstleutnant Anton Dersslinger; bei der Ldst.-Expositur in
Salzburg: Major Pregertbauer.
87
D.
OusjelchmiiWN
im Lanöfturm-Jnfanteriereoiment lit. 2
«soweit dies nach amtlichen Vehelfen feststellbar).
A.Für Offiziere.
1. Leopoldsorden mit der KD. und den Schwertern (1):
Thierry Franz.
2. Kronenorden 3. Kl. «14):
Bacchy Franz, Godlewsky Eduard v., Hallada Artur, Hübner
Ernst, Kopystiansky Leo, Korff Robert, Koslik Karl, Kriesche Rudolf,
Möstl Anton v., Carlo Richard, Sperr Wilhelm, Thierry Franz,
Boracek Anton, Weiler Ferdinand.
3. Goldene Tapferkeitsmedaille für Offiziere «1):
Lenz Kassian.
4. Militär-Verdienstkreuz 3. Kl. mit der KD. und den Schwer-
tern (86):
Aichinger Albert, Baczynfki Basil, Baumgartner Anton (zwei-
mal), Beran Binzenz, Berger Josef, Blaha Eduard, Brugger Josef,
Brummel Max, Dr. Brunner Alfred, Dietfcher Franz, Dörfler
Robert, Drtina Franz, Eichlehner Ferdinand, Eisenbauer Waldemar,
Feyrer Johann, Fleischmann Johann, Frank Friedrich, Frind Josef,
Geppert Paul, Gersthofer Heinrich, Gilhofer Ferdinand, Gstöttmayr
Johann, Dr. Günther Bruno, Hämmerte Klaudius, Hallada Artur,
Hanslik Ottokar, Haslehner Rudolf, Heeg Johann, Heibl Karl, Hille
Franz, Höller Karl, Hölzl Stephan, Holter Karl, Hübner Ernst, Doktor
Karigl Ferdinand, Kastner Johann, Kindler Franz, Kirchmayr Alfred,
Dr. Kohn Emmerich, Koller Kurt, Korff Robert (zweimal), Korinek
89
Iaroslaw, Koslik Karl, Kracik Josef, Dr. Krafk Alois, Kriesche
Rudolf, Dr. Lanser Hermann v., Lengauer Gottfried, Leopoldsberger
Franz, Leopoldsberger Matthlas, Limoser Josef, Lindner Franz,
Madlener Otto, Makowski Otmar, Matzialek Karl, Möftl Anton v.,
Oellerer Franz (zweimal), Panuska Franz, Piller Karl, Polak Franz,
Prelsecker Robert, Prillinger Zohann, Reißig Anton, Rinke Her-
mann, Sarlo Richard, Schmid Friedrich, Schmotzer Hugo, Schütte
Otto, Schwarzgruber Heinz, Schwarzlmüller Eduard, Seidemann
Robert, Sperr Wilhelm, Springer Oskar, Dr. Stadlbauer Julius,
Stötzer Robert, Student Johann, Teindl-Czech Rudolf, Tfchabitscher
Max, Wagner Zgnaz, Weiler Ferdinand, Wenisch Franz, Wührer
Zosef, Zappe Karl, Zeininger Rudolf.
5. Franz Iosef-Orden mit der KD. und den Schwertern (4):
Dr. Dlrnberger Oskar, Feldkurat Kautzky Karl, Feldkurat Schütz
Karl, Dr. Tfchapka Maximilian.
6. Silberne Militär-Verdienstmedaille mit der KD. und den Schwer-
tern (41):
Baumgartner Anton, Csanyi Josef (zweimal), Frank Ludwig,
Kriesche Rudolf, Hallada Artur, Heller Leo, Hölzl Stephan (zweimal),
Horak Zaroslaw, Hübner Ernst, Dr. Karigl Ferdinand, Dr. Kaspar
Michael, Korff Robert, Kosmely Anton, Kräutner Ludwig, Lannöe
Franz, Lenz Kassian, Lille Davld, Limoser Zosef, Lindner Franz, Ma-
kowski Otmar, Nicoleth Otto, Oellerer Franz, Dr. Peterka Johann,
Pohlhammer Oskar (zweimal), Priller Karl, Dr. Prillinger Johann,
Rinke Hermann, Sarlo Richard, Saxinger Max, Schrems Zohann,
Sperr Wilhelm, Steiner Wilhelm, Stötzer Robert, Thierry Franz,
Bohanka Anton, Boracek Anton, Zach Franz, Zappe Karl, Zei-
ninger Rudolf.
7. Bronzene Militär-Verdienstmedaille (121).
8. Geistliches Berdienftkreuz 2. Klasse (1).
9. Goldenes Berdienftkreuz m. d. Krone (8).
B. Für Mannschaft:
10. Goldene Tapferkeitsmedaille (9):
Diendorfer Johann, Hamberger Johann, Hofmann Günther, Hub-
mann Martin, Kögler Gustav, Konopissky Karl, Marsoner Zoses,
Prennsteiner Johann, Wimmer Matthias.
90
11. Silberne Tapferkeilsmedaille 1. Klasse (265):
Aigner Johann, Alberimi Johann (zweimal), Artbauer Otto,
Asamer Franz, Bartl Anton, Bauer Albert, Bauer Alexander,
Bayer Joses, Bechini Karl, Beiganz Martin (zweimal), Berger
Meinhard, Berthold Leopold, Bindl Binzenz, Böttinger Joses,
Brandstätter Alois (zweimal), Breitler Karl, Brugger Joses, Brunner
Karl, Buchner Franz, Burda Johann, Cäsar Ignaz, Clatek Franz, Do-
bransky Rudolf, Dörfler Robert, Dorfner Anton, Ebner Johann,
Eckmann Ferdinand, Elbertini Johann, Ellenrieder Anton, Etzer
Jakob, Feirer Franz, Feltl Franz, Fengler Heinrich, Fink Georg
(zweimal), Franz Johann (zweimal), Fröck Matthias, Fröschl Michael,
Froner Christian, Fuchsluger Georg, Fulera Johann, Gellner Josef
(zweimal), Gilhofer Ferdinand, Gimplinger Alois, Gold Matthias,
Granegger Georg, Griesmayer Karl, Gruber Alois, Gumpinger 3o-
Hann, Habersellner Oskar, Haderlein Johann, Häfele Franz, Hager
Franz, Hajek Zohann, Hamberger Johann, Hametner Johann, Hannes
Josef, Hekele Zohann, Hergert Robert, Hering Rudolf, Herndlbauer
Franz, Hessing Bernhard, Hochhauser Franz, Hof Peter, Hofer Fer-
dinand, Hofinger Johann (zweimal), Horatschek Franz, Horyn Jan,
Hubmann Martin, Hufnagel Karl, Zrrnberger Thomas, Kachler Wil-
helm, Kagajna Anton, Kasberger Karl, Kaserbauer Max, Kästner
Alois, Kemptner Kandidus, Kepplinger Johann (zweimal), Kickinger
Franz, Klausner Johann, Knapp Karl, Kögler Gustav (zweimal), Kohn
Friedrich, Koislgruber Leopold, Kolaschek Anton (zweimal), Koller
Franz, Korntheil Johann (zweimal), Koscherak Rudolf, Kracik Joses,
Kraninger Anton, Krathy Franz, Krejci Rudolf, Kreuzbauer Heinrich,
Krieger Thomas, Krumm Adolf (zweimal), Kytyr Karl, Lacher Anton,
Lachmayer Florian, Lantfchner Alois, Lechner Michael, Lehner Ernst,
Leitner Peter, Lenzenweger Joses, Linhart Ferdinand, Lokay Joses,
Maier Zosef, Marek Wenzel I, Marek Wenzel II, Matzek Oskar,
Mayrhofer Emanuel, Mayrhofer Johann, Mayrhofer Joses, Moser
Johann, Mostböck Johann, Motter Enrico, Müllner Heinrich, Nacht-
nebel Zgnaz, Ragler Ferdinand, Neunkirchner Franz, Ninol Joses,
Oberhofer Benedikt, Opakai Jakob, PazderniK Franz, Pelyno
Stephan, Penninger Georg, Petz Karl (zweimal), Peyerl Friedrich,
Pfistermüller Johann, Pichler Johann, Pilz Hans (zweimal), Pirker
Michael, Pointecker Georg, Pollak Heinrich, Poppe! Alois, Reich-
mann Franz, Rettenbacher Georg, Rößl Anton, Rothansl Friedrich,
Salsinger Johann, Schindlbauer Gustav, Schindler Wenzel, Schmidt
Wilhelm, Schönberger Georg, Schuller Joses, Seewald Anton, Seffl
Josef, Seyr Michael, Sittenthaler Johann, Sokalfki Wenzel, Sopper
91
Anton, Sokolar Karl, Sperer Josef, Spießberger Johann, Staufer
Josef, Steska Wenzel, Steiner Johann, Steinschauer Josef, Stöffl
Rudolf, Suchanek Johann, Swoboda Ferdinand, Synek Josef, Tei-
nitzer Leopold, Tischler Martin, Treml Franz, Trenka Max, Troser
Karl, Trojan Johann (zweimal), Veitschegger Johann, Vejdevsky
Wenzel, Wakolbinger Zosef, Weiß Johann, Wenninger Johann,
Willnauer Karl, Wimmer Johann, Wolfsberger Leopold, Wopalensky
Ferdinand, Zach Franz, Zacharkon Felix, Zechmeister Johann, Zeller
Hermann, Zellesnik Johann, Zopf Franz.
12. Sitberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse (1088).
13. Silbernes Verdienstkreuz mit der Krone (38).
14. Bronzene Tapferkeitsmedaille (4127).
13. Eisernes Verdienstkreuz mit und ohne Krone (325).
16. Ehrenzeichen vom Roten Kreuz (20).
17. Eisernes Kreuz 2. Klasse (1).
18. Deutsche Kriegsmedaille (3).
Insgesamt 6153 Auszeichnungen.
92
E.
Sie selbständigen Bataillone
des Landsturm-
Ergknjungs-Veilrkskommandos Nr. 2.
Vom k. k. Löst. Bez. Linz Nr. 2 und dessen Expositur Salzburg
gingen außer dem k. k. Ldst. Inf. Reg. Nr. 2,nach den vorgefun-
denen amtlichen Behelfen und sonstigen Aufzeichnungen nachstehende
selbständige Feldbataillone ab:
Die Ldst. Marschbaone Nr. 9, 24,IV/2;
die Ldst. Feldbaone Nr. 96, 97, 98, 99, 100, 160, 161, 167) diese
gehörten zur Laudsturm-Territorial-Brigade Nr. 12, deren Stab beim
Ldst. Bez. Linz aufgestellt wurde.
Das Ldst. Inf. Baon Nr. 9
wurde im Jahre 1914 aus je einer Landsturmkompagnie Linz und
Salzburg und zwei, Kompagnien Hohenmaut gebildet.
Stand: 22 Offiziere, 1076 Mann, 17 Pferde.
In Meran (dem Sammelpunkt) erhielt das Bataillon kriegs-
mäßige Ausrüstung und ging als Grenzschutz gegen Italien ins
Fleims-, bzw. Fassatal. Am 15. Oktober wurde das Bataillon in
Neumarkt-Tramin einwaggoniert und in zwei Staffeln nach Sara-
jevo instradiert.
Daselbst wurde die Gebirgsausrüstung ergänzt und eine Ma-
schinengewehrabteilung zugewiesen. Das Bataillon wurde bei der
15. Gebirgsbrigade eingekeilt.
93
Der Weg des Baons ab Sarajevo.
(Gefecht mit + bezeichnet.)
Mocro—©rumile—Kovanje—Rogatica +.
Pesurice—Bisegrad + zurück Rogatica.
Han Skyenica—Socolac—MeKalje.
Han PjesaK—Strumica +, Blasinica—Zoklopace, Han Beguc—
Han Solocusia, Drinaübergang Han Pogradac, Höhe Kutlic—
Doga +, Lubluvia, Proslop-Saiiel—Pecka +, Badnjne (2 Tage bei
der 16. Gebirgsbrigade), Komilavka—Stave +, Roani> Nova-
kovicabrdo +,Krs, Kote 723—Ravny +, Gradacschlucht—Osecenica,
Brezgje +, Kote 594 (zur 3. Gebirgsbrigade eingeteilt), Mhü
Cuguly + (Geschützbedeckung Chinadivision), Kote 881—Rajac +,
Gornji Branetici, Banyani—Maglijis—Dubova.
Rückzugsbefehl: 3. Dezember 1914.
Grasac, Kote 829, Brezgje—Baljevo, Kotesica—Koceljeva—Sabac
über die Kriegsbrücke. Klenac—Ruma. Mitte Dezember Typhus-
und Cholera-Epidemie. Anfangs Jänner 1915 Rest des Bataillons
(5 Offiziere und rund 299 Mann) in Zlinci mit noch drei restlichen
Bataillonen — als Baon Rt. 28 zusammengestellt.
Das Landsturm-Marschbaon Rr. 24
wurde 1914 aus je einer Landsturmkompagnie Linz und Salzburg
und zwei Tiroler Landsturmkompagnien in Linz aufgestellt und aus-
gerüstet und ging am 6. September 1914 nach Tirol ab. Kämpfte im
Dezember 1914 in Galizien bei Limanowa, 1915 am Dunajec, der
Durchbruchsschlacht bei Gorlice und nahm an der darauffolgenden
Offensive und Wiedergewinnung von Przemysl—Lemberg teil.
Oktober 1915 kam das Landsturmbataillon nach Welsberg, wurde
in IV/2 umnumeriert, erhielt die Ersätze von Salzburg, kam dann
ins Kartitschtal und später in die Festung Riva, wo es bis zum Ende
des Krieges 1918 verblieb.
Das Landsturm-Infankeriebaon Rr. IV/2
kam 1914 in die Festung Trient, wurde dort auf die Berteidigungs-
bezirke aufgeteilt und im Februar 1916 wieder aus Mannschaft
aller Berteidigungsbezirke in Bigolo Battaro als Ldst. Baon IV/2
neu aufgestellt.
3m gleichen Monat gelangte dieses Bataillon in den Abschnitt
Mori—Míe. Fae—Míe. Ragia. Rahm im Mai 1916 an der Besitz-
94
nähme von Mori—Loppio keil, verblieb dork vermutlich bis zum
Ende des Krieges.
Die Nummerngleichheit mit dem später umnumerierten Land-
sturmbaon Nr. 24dürfte wohl auf einen Irrtum bei den Kommanden
liegen und sollte wahrscheinlich beim Ldst. Baon Nr. 24in IV ohne
2er umgetauft werden, da es zur Hälfte aus Tiroler Landsturm-
kompagnien formiert war, die nur Landsturmformationen mit römi-
schen Zahlen hatten.
Die Landsturm-Infanteriebataillone Nr. 96, 97,98,
aufgestellt 1914 in Linz, abgegangen am 8. Oktober 1914 nach Buda-
pest zur Bewachung. Hier bildeten diese Bataillone mit Landsturm-
baon Nr. 99 und 100 (Salzburg), 30, 31 und 32 (St. Pölten) eine
Brigade. Diese gelangt noch im Winter 1914/15 an die Karpathen-
front, wo deren Brigadier den Tod fand. Verwendung der Batail-
lone räumlich getrennt, zur Ausfüllung von Frontlücken.
Ldst. Baon Nr. 97 verblieb zuerst in Budapest, wurde aber auch
an die Karpathensront unbekannten Ortes herangezogen. Weiteres
Schicksal dieser Bataillone ist unbekannt.
Die Landsturm-Feldbaone Nr. 99, 100,
1914 aufgestellt in Salzburg, Abgang am 22. Oktober 1914 nach
Budapest.
Sonst wie bei den vorher bezeichneten Landsturmbaonen 96 bis 98.
Das Landsturmbaon Nr. 160.
Das Ldst. Marschbaon Nr. 160, dies war die ursprüngliche Be-
zeichnung des Bataillones, wurde Mitte Oktober 1914 aus oberöster-
reichischen Eisenbahnsicherungs-Abteilungen beim Ldst. Bez. Komdo. 2
in Linz aufgestellt.
Nachdem diese Bahnsicherungs-Abteilungen bereits im September
1914 die jüngsten und körperlich leistungsfähigsten Leute abgegeben
hatten, blieben für das Bataillon hauptsächlich Mannschaften des
zweiten Landsturmaufgebotes, also 37- bis 42jährige und manche
sogar noch ältere verfügbar. Aber es waren fast durchwegs voll-
gediente Leute aller oberösterreichischen Truppenkörper, 14er, 59er,
Landwehr 2, Dragoner 4, Pioniere und Artilleristen, daher wertvolles
Soldatenmaterial. Die Offiziere, meist in den letzten Dreißiger-
jähren stehend, hatten ausnahmslos volle Friedensausbildung.
95
Das Bataillon wurde zu vier Kompagnien formiert und erhielt
am 22. Oktober 1914 Marschbefehl. Am 23. Oktober 1914 zog das
Bataillon mit klingendem Spiel zum Linzer Bahnhof, wo die Ein-
waggonierung erfolgte. Unter den Klängen des Radetzky-Marsches
ging es hinaus, Trient entgegen, und wohl jeder Bataillonsange-
hörige hatte den festen Borsatz, sein Bestes für sein Baterland zu
geben.
Am 23. Oktober um 3 Ilhr früh kam das Bataillon in Trient
an und marschierte in die Madruzzokaserne, wo auch noch ein Batail-
lon des Inf. Reg. 37 einquartiert war.
Das Bataillon trat in den Berband der Landsturm-Brigade
Zonak, der auch noch die Buone 161, 162, 163 und 164 angehörten.
Es folgte nun eine Zeit intensivster Ausbildung. Zweimal wurde
das Bataillon vom Kopf bis zum Fuß neu ausgerüstet, ja einmal
stand das Bataillon schon zur Einwaggonierung — vermutlich nach
Serbien — bereit, doch beidemale mußten die neuen Monturen
wieder abgegeben werden und das Bataillon blieb in Trient, end-
gültig wohl deshalb, weil Anfang Dezember die Haltung des italie-
nischen Bundesgenossen schon zweifelhaft erschien. Dagegen mußte
das Bataillon eine Halbkompagnie abgeben, welche in die Karpathen
abging, ebenso ging im Dezember von jeder Kompagnie eine
Patrouille zur Skiausbildung nach St. Getraud (Ortlergebiet) ab.
Eine Maschinengewehr-Abteilung (zwei Gewehre) wurde dem Batail-
lon zugeteilt. Am 16. Jänner 1915 wurde das Bataillon in den
Festungsgürtel Trients verlegt, und zwar die 1. Kompagnie in den
Berteidilgungsbezirk 1 (Matarello), die zweite in den Berteidigungs-
bezirk II (Malga Maranza), die dritte in den Berteidigungsbezirk III
(Roncogno-Sattel) und die vierte in den Berteidigungsbezirk IV
(Monte Calisto).
Zur Auffüllung des Bataillons wurden diesem nebst einigen 59er-
Einjährig-Freiwilligen des 1914er-Iahrganges (Offiziersaspiranten)
auch bei 296 Rekruten, durchwegs Oberösterreicher, zugewiesen, deren
Ausbildung zuerst bei den Kompagnien, sodann gemeinsam in Trient
erfolgte. Schließlich wurden dem Bataillon auch eine stattliche Anzahl
Mannschaften, genesene Verwundete und Kranke, die schon im
Felde gestanden waren, zur Aufteilung auf die Kompagnien zuge-
teilt, so daß diese den vollen Kriegsstand erreichten.
So rückte der Mai 1915 heran,' Italien erklärte uns den Krieg.
Am 14. August 1915 kam der Marschbefehl. Die Kompagnien
hatten sich, unter Rücklassung von mindertauglichen Mannschaften
in den Berteidigungsbezirken in Trient (Sappeurkaserne) zu sam-
96
meln. Dort wurde die erste Marschhalbkompagnie eingeteilt. In der
Nacht vom 21. auf den 22. August wurde das Bataillon alarmiert
und frühmorgens am 22. gings mittels Bahn nach Pergine, wo es
in den Verband des Grenzabschnittes Nr. 6 trat. Am 24. August
marschierte das Bataillon über Orsola nach Palai und dann weiter
in die Stellungen (Sennsattel, Lago di erze). Die auf die Cima Cista
vorgeschobene 1. Kompagnie samt MG-Abteilung hatte dort ein
Gefecht. Ein Fähnrich tot und mehrere Verwundete.
Ende August und anfangs September waren die Kompagnien in
verschiedenen Stellungen des genannten Grenzabschnittes (Schimler-
joch usw.), bis sie am 8. September von Tiroler Landes-(Kaiser-)
schützen abgelöst wurden. Sodann ging das Bataillon über Palai
nach Pergine zurück. Am nächsten Tag marschierte die 2. Kompagnie
über Brennstall aufs Weidjoch, von dort auf Fontanella und Fravort,
die 1. Kompagnie kam aufs Seejoch.
In dieser Zeit traf beim Bataillon eine Marschhalbkompagnie ein,
welche die ersten nichtdeutschen Ersätze (Tschechen) brachte.
Bon Kaiserschützen II am 23. September abgelöst, wurde das Ba-
taillon nach Pergine zurückberufen, dort am 25.September ein-
waggoniert und über Trient nach Calliano befördert. Bei strömendem
Regen wurden die Waggons verlassen und nach siebenstündigem
Marsch, immer im starken Regen, erreichte das Bataillon Bielgereuth
(Folgaria) um 11.30 Uhr nachts. 26. September Rasttag, von Offizier
und Mann zur Trocknung benützt. Am 27. September Abmarsch in
das Tal zwischen Sommo alto (1650 Meter) und Plaut (1702 Meter),
wo Zeltlager bezogen und sogleich mit dem Bau des Reservelagers
Steinbruch begonnen wurde.
Am 29. September wurde die 2. Kompagnie zur Ablöse einer Ab-
teilung des lt>. Marschbataillons des 3nf. Reg. 14in die Stellung
Bocca d'orsara (Plaut- und Piovemahang) befohlen. Die 3. Kom-
pagnie übernahm ebenfalls von den Bierzehnern die Stellung im Coe-
fatici, während die 1. Kompagnie als Reserve im Steinbruch ver-
blieb und am Ausbau dieses Lagers weiterarbeitete.
Am 2. Oktober führte die 2. Kompagnie mit einem Zug eine vom
Reg.-Abschnittskommando anbefohlene Erkundung aus, die drei Tote
und mehrere Verwundete kostete. Starkes Artilleriefeuer hielt den
ganzen Tag über an. 3n der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober wurde
die 2. Kompagnie durch eine Kompagnie „Reutter" Standschützen ab-
gelöst und als Brigadereserve bestimmt. Standplatz und Hilfsplatz im
Orsaratal. Mit Tagesbeginn des 3. Oktober setzte das schwere Ar-
tilleriefeuer, das sich zeitweise zum Trommelfeuer verstärkte, wieder
7
ein, einen feindlichen Angriff ankündigend. Am 8 Uhr früh wurde
die 1. Kompagnie und die MG.-Abteilung zur Verstärkung der
Standschützen in die Bocca d'orsara-Stellung eingeschoben und hatte
schon am Marsche dahin beträchtliche Verluste durch das sich immer
noch verstärkende pausenlose Artilleriefeuer. In seinem Schutze
drang nachmittags der Feind (2.Bersagliereregiment) in einem Teil
der Plauthangstellung (Artillerie-Beobachtungsposten) und in die
Stellung am Ostplaut (2. Kaiserschützen) ein und setzte sich dort fest.
Berworrene Meldungen über diesen feindlichen Erfolg kamen zurück
und um 3.30 Ilhr nachmittags erhielt die 2. Kompagnie, die inzwischen
Bataillonsreserve geworden war, den Befehl, mit je einer Halb-
kompagnie am Plautrücken und im Orsaratal vorzugehen, die feind-
liche Borrückung aufzuhalten, bzw. die verlorenen Stellungen wieder
zu gewinnen.
Schon in halber Dunkelheit und unter schwerstem Artilleriefeuer
wurde der Befehl sofort ausgeführt. In der Bocca d'orsara stieß die
eine Halbkompagnie auf einen Zug der schon früher eingesetzten Bier-
zehner und riegelte mit diesem in Schwarmlinie den Plauthang ab.
Beim Borgehen dieser wurden zwei Bersaglieri abgefangen. Der
Hauptangriff zur Rückeroberung der verlorenen Stellungsteile mutzte
naturgemäß oben am Plaut erfolgen und wurde auch dort von Bier-
zehnern und Kaiserschützen, welchen sich die zweite Halbkompagnie
der 2. Kompagnie des Bataillons anschloß, durchgeführt. Die stock-
finstere Nacht, die Anlage der erst im Ausbau befindlichen, zum Teil
im Wald gelegenen Stellungen, die unzusammenhängend nur aus
einzelnen in sich geschlossenen, auch auf der Kehlseite mit Hindernissen
umgebenen Stützpunkten bestanden, brachten es mit sich, daß die
Kämpfe die ganze Nacht über dauerten und unsere Truppen erst im
Morgengrauen die Stellungen wieder in die Hand bekamen. Offenbar
konnten die Italiener in unserem Abwehrfeuer ihre Reserven nicht
nachbringen und war dies wohl die Ursache ihres schließlichen Miß-
erfolges. Die 2. Kompagnie und MG.-Abteilung blieben in der Bocca
d'orfara-Stellung, die 1. Kompagnie wurde als Reserve zurück-
genommen. Schwere Verluste hatten diese Kämpfe gekostet. Der
Kommandant der 1. Kompagnie gefallen, der Kommandant der MG.-
Abteilung und ein Offizier der 2. Kompagnie schwer verwundet) die
2. Kompagnie hatte über 60 Tote und Verwundete, die 1. Kompagnie
nicht viel weniger. Die 3. Kompagnie in der Coestellung hatte nur
geringe Verluste durch Artilleriefeuer.
Die 2. Kompagnie wurde durch eine Kompagnie Inf. Reg. 29 ab-
gelöst und übernahm die Stellung am Ostplaut, während die 1. Kom-
98
pagnie die Piovemahangstellung übernahm. Am Ostplaut von Kaiser-
schützen abgelöst, wechselten nunmehr die 1. und 2. Kompagnie in der
Besetzung des Piovemahanges ab. Schweres Artilleriefeuer und An-
griffe der Italiener (2. und 4. Reg. Bersagliere) verursachten weitere
Berluste. Bei einem dieser Angriffe (7. bis 8. Oktober) gelang es
den Italienern, diesmal links vom Bataillon, in die Stellung am
Durer I einzudringen,' sie wurden jedoch vom 10. Marfchbaon 14 nach
schwerem Kampfe wieder hinausgeworfen. Ein Zug der 2. Kompagnie
wirkte dabei mit. Bei einem anderen Angriff wurde ein italienischer
Major von der 2. Kompagnie abgeschossen und seine Leiche einge-
bracht. Die bei ihm gefundenen Papiere gaben wertvolle Aufschlüsse.
Mitte Oktober wurde wieder eine Marschhalbkompagnie auf die
Kompagnien des Bataillons aufgeteilt. Diese Verstärkung war schon
recht notwendig, war doch die 2. Kompagnie zum Beispiel nur mehr
einige 79 Mann stark. Der Kommandant dieser Marschhalb-
kompagnie, bei der 2. Kompagnie eingeteilt, wurde bereits einige Tage
später schwer verwundet.
Ab 22. Oktober ließ die feindliche Tätigkeit bedeutend nach. Der
Ausbau der Stellungen konnte jetzt erst ordentlich einsetzen. Die
Stützpunkte wurden verbunden, ordentliche Hindernisse angelegt und
die gänzlich unzureichenden Anter,künfte vergrößert.
Am 22. November wurde das Bataillon zu einer kurzen Re-
tablierung nach Folgaria zurückgezogen, wo auch die ersten Auszeich-
nungen das Bataillon erreichten.
Den 23. November übernahm das Bataillon die Durer ¡-Stellung,
Kaiserschützen ablösend. Dort traf auch eine Berstärkung der MO.-
Abteilung beim Baon ein, so daß diese nunmehr vier Gewehre zählte.
Am 17. Dezember ging es nach Besenello zur Retablierung. Doch
nicht lange sollte diese dauern. Bereits am 2V. Dezember wurde die
1. Kompagnie zum Seilbahnbau nach Mezzomonte abberufen, am
24. die 3. Kompagnie alarmiert und am Monte Fae eingesetzt und
am 25. marschierte die 2. Kompagnie ab, um eine Kompagnie vom
Inf. Reg. 37 in der Marsilisiellung (bei Rovereto) abzulösen.
Am 6. Jänner 1916 war das Bataillon wieder zur Fortsetzung der
Retablierung in Besenello vereint, wurde am 8. Jänner vom Erz-
herzog-Thronfolger Karl besichtigt und am 18. nach Trient verlegt.
Am 2. Februar 1916 erfolgte die Einwaggonierung nach Calliano und
wieder gings auf die Hochfläche von Folgaria hinauf, um das Ldst.
Baon 168 in dessen Stellungen vom Durer I über Malga secondo
posto bis zum Asticotal abzulösen. Das Bataillon bezog diese Stel-
7* 99
lungen in der obigen Reihenfolge mit der Kompagnie 1 und MG.-
Abteilung 2 und 3.
Dort wurde auch die 4. Kompagnie aufgestellt als die 6. Marsch-
halbkompagnie eintraf. Die inzwischen eingelangten Verstärkungen
und fast verlustlosen Wintermonate erlaubten diese Mahregel.
Am 18. Februar wurde das Bataillon von Kaiferjägern abgelöst
und marschierte über Bielgereuth nach Befenello ab, wurde am
20. Februar in Calliano in zwei Staffeln einwaggoniert und nach
Bruneck befördert.
Es wurde der 96. Inf. Brig, zugewiesen.
Am 22. früh Abmarsch durchs Gadertal, in dreitägigem Marsch
über Corvara auf den Incisasattel. Bon dort gingen die 2. und
3. Kompagnie und die MG.-Abteilung in Ablösung von Kaiserjägern
des 2. Regimentes in die Stellungen von Lasta und am Cherzplateau
längst der Dolomitenstraße ab, während die 4. Kompagnie zur Ab-
lösung von Ldst. III auf den Siefsattel abging, welcher einige Tage
später die 1. Kompagnie folgte. Diese löste eine weitere Kompagnie
des obigen Bataillons im südlichen Teil des Siefsattels (Hang zum
Monte Sief) ab. Vorerst beschäftigten mühsamste Schneearbeiten die
Kompagnie, um die Stellungen nur einigermaßen verteidigungs-
fähig zu erhalten. Eine Marschhalbkompagnie traf wieder ein und
wurde fast zur Gänze der 4. Kompagnie zugewiesen. Auch ein eigener
MG.-Zug verstärkte die Besatzung des Siessattels. Mit beginnender
Schneeschmelze setzte auch die beiderseitige Tätigkeit wieder ein und
fällt in diese Zeit (anfangs April) eine schöne, restlos gelungene Tat-
einer Offizierspatrouille (12 Mann) der 4. Kompagnie, die nach schwe-
rem Handgranatenkampf in einen von 35 Italienern besetzten Stütz-
punkt eindrang, die Besatzung vertrieb und mit sieben Gefangenen
ohne Berlufte wieder einrückte. Während die Kompagnien 2 und 3
weniger unter feindlicher Einwirkung litten, hatten die Kompagnien
1 und 4 am Siefsattel in fortwährendem schweren Artilleriefeuer be-
deutende Berlufte, bereiteten doch die Italiener die Sprengung des
Col di Lana vor und belegten deshalb die anschließenden Stellungen
ausgiebigst mit Artilleriefeuer. Auch Infanterie-Aktionen wurden
unternommen. So wurden z. B. von der 1. und 4. Kompagnie nach
einer sehr unruhigen Nacht im Morgengrauen 20 Kisten Ekrasit,
amerikanisch etikettiert, eingebracht und eine Reihe weiterer Kisten,
die näherzu den feindlichen Stellungen lagen, durch Anschießen zur
Explosion gebracht. Nach einer Offiziersbesprechung beim Anter-
abschnittskommando Siefsattel, die täglich zu gewärtigende Spren-
gung des Col di Lana mit Angriff auf die anschließenden Stellungen
100
betreffend, waren die Offiziere eben im Begriff, die gemeinsame
Mittagsmahlzeit einzunehmen, als eine italienische Granate in die
Messe einschlug. Mer tote und mehrere verwundete Offiziere, unter
erfteren ein Offizier der 1., unter letzteren ein Offizier der 4.Kom-
pagnie, waren das Ergebnis. Schwerstes Artilleriefeuer von vorn,
von der Flanke und sogar in den Rücken seitens der Ornellabatterien
lag den ganzen 17.April auf dem Siefsattel, wieder beträchtliche Ver-
luste bei den beiden Kompagnien verursachend, als um 11.20 Uhr
nachts die Sprengung des Col di Lana-Gipsels erfolgte. Der auf den
Siefsattel angesetzte Angriff hatte wohl nur ablenkende Absicht und
wurde leicht abgewiesen, doch die Sprengung des Col di Lana gelang
und dieser geriet in die Hände des Feindes. Ein Versuch zur Wieder-
eroberung, an dem auch Bataillonsangehörige teilnahmen, mißglückte,
die Italiener bauten am Col di Lana Geschütze und Maschinen-
gewehre ein, mit welchen sie die offen unter ihnen liegenden Sief-
sattelstellungen flankierten.
Am 4. Mai nachts wurden die Kompagnien 1 und 4 von Bos-
nlaken abgelöst und gingen nach Corvara zurück, wo auch die am
gleichen Tag abgelösten Kompagnien 2 und 3 eintrafen. Im Ab-
schnittsbesehl wurde das Bataillon belobt und hinzugefügt, daß das
Bataillon der wohlverdienten Retablierung entgegengehe.
Doch es sollte anders kommen. In Corvara trafen Autos zur Be-
förderung des Bataillons nach St. Lorenzen ein und wurde dieses
noch am selben Tag abends erreicht.
Am 6. Mai nachmittags Einwaggonieruug in Bruneck und Fahrt
nach Trient. Dort Ankunft und Nächtigung in der Zementfabrik am
rechten Etschufer. Eben als das Bataillon zum Einsteigen in die
Autos antrat, erfolgte ein italienischer Fliegerangriff.
Einige Bomben sausten knapp beim Bataillon nieder, verursachten
aber keinen Schaden.
Autos brachten die Kompagnien 1, 2 und 4 samt MG.-Ab-
teilung durchs ganze Sarcatal nach Pinzolo, während die 3. Kom-
pagnie in Tione abzweigte und in die Doß dei morti-Stellung ein-
gesetzt wurde.
8. Mai: Rasttag. Dem Bataillon, das heißt der erstgenannten
3. Kompagnie und MG.-Abteilung wurde vom Grenzabschnitts-
kommando Adamello eröffnet, daß es zur Ablösung der Reste der
10. Marfchbaoue Inf. Reg. 14 und 59 am Fargorida- und Topetepaß,
fast 3000 Meter hoch, bestimmt sei und kompagnieweise abzulösen
habe.
101
Am 9. trat die 2. Kompagnie mit MG.-Abteilung den Marsch
über Ragada nach Malga Fargorida an, nächtigte dort und ging mit
einbrechender Dunkelheit in die Stellung ab.
Am 10. folgte die 4.Kompagnie, marschierte nach Ragada, wurde
dort um 12 Uhr nachts alarmiert und stieg noch in der Nacht zur
Malga Fargorida auf, oftmals aus dem gefährlichen schmalen Weg
von den abgelösten herunterkommenden Vierzehnern und Neunund-
fünfzigern aufgehalten. Die 1. Kompagnie folgte am nächsten Tag,
jedoch nicht mehr ins Fargoridatal, sondern wurde, infolge Falles des
Passo di diavolo, in der Nacht vom 10. auf den 11. Mai als Rückhalt
auf die Höhenlinie zwischen Lares- und Seniciagotal befohlen.
Durch den Verlust des Passo di diavolo — dieser war links süd-
lich der zu übernehmenden Stellungen — waren diese unhaltbar
geworden. Die Nachricht von diesem Ereignis traf gerade während
der Ablösung der 2. Kompagnie ein und es erfolgte deshalb der tele-
phonische Befehl zur Zurücknahme der Stellung auf den Gletscher-
abbruch (Artilleriestellung), ca. 2399 Meter Seehöhe.
Der Verlust des Passo di diavolo war auch die Ursache der Alar-
mierung der 4. Kompagnie in Ragada und deren früherer Abmarsch
von dort. Er war auch die Veranlassung, daß eine längst erwogene
Maßnahme zur Durchführung gelangte, nämlich die Räumung des
ganzen Mandrongebietes und die Zurücknahme der Verteidigungs-
linie auf die Begrenzungshöhen des Seniciagotales. Für die Kom-
pagnien 2 und 4galt es also auszuharren, bis diese Räumung voll-
zogen war.
Die Besatzung der Schneestellung am Gletscherabbruch, d. i. die
2. und halbe 4. Kompagnie sowie MG.-Kompagnie, in der linken
Flanke durch detachierte Züge gedeckt, sah, daß die Italiener noch
immer die alte Paßstellung mit Artillerie beschossen und entsendete
deshalb in der folgenden Nacht eine Offizierspatrouille dorthin, die
die Stellung noch unbesetzt fand und wertvolles Material barg.
Am 13. Mai wurde die 2. Kompagnie abgezogen und in die Höhe
der vorgesehenen Verteidigungslinie zurückgenommen, am 16. folgte
ihr die MG.-Kompagnie, so daß nurmehr die 4. Kompagnie zur
Deckung des Fargoridatales am Gletscherabbruch verblieb. Diese
konnte die 4 Kilometer lange Linie nur durch Feldwachen und
Postierungen besetzt halten, umfomehr, als sie nur drei Züge hatte.
Weite Zwischenräume gähnten und als am 17. Mai früh nach
kurzem heftigen Artilleriefeuer, gedeckt durch den Morgennebel, die
Italiener übermächtig angriffen, gelang es ihnen, die rechten drei
102
Flügelwachen abzuschneiden. Wohl wehrten sich diese verzweifelt,
doch fielen sie, zusammen 21 Mann stark, in Feindeshand. Diese
Linie weiter zu halten, war nun gänzlich unmöglich und ging deshalb
die Kompagnie von beiden Seiten flankierend beschossen, in eine
Talverengung knapp unterhalb der Malga Fargorida zurück, wo sie
bis zum Eintreffen des Rückzugsbefehles am Abend des 17. aushielt.
Da die Besatzung des rechten Nachbartales bereits früher zurück-
gegangen war, so war es nur ein Zufall, bzw. ein Fehler der Italiener,
daß die Kompagnie ohne weitere Verluste aus dem Fargoridatal
herauskam. Zwei Gefangene des 5. Alpinibataillons wurden mit-
gebracht.
Die 4. Kompagnie löste am 18. Mai früh die 2. Kompagnie bei
Fontana buona in der vor der neuen Widerstandslinie vorge-
schobenen Stellung ab, während diese durchs Seniciagotal auswärts
in die neue Stellung abging. Nach zwei Tagen von einer Kompagnie
Ldst. 161 abgelöst, verließ auch die 4. Kompagnie das Haupttal und
folgte den beiden anderen Kompagnien ins Seniciagotal hinauf,
während die MG.-Kompagnie noch im Genovatal verblieb. Die
Gruppierung der drei Kompagnien des Bataillons erfolgte nun der-
art, daß die zweite im Anschluß an 161 den rechten Flügel (Stavel,
2666 Meter) übernahm, dort die.l. Kompagnie ablösend, während
diese daran anschließend die Höhenlinie über Kote 2466 Meter und
Monte Ospedale übernahm. Auf den linken Flügel vom Monte
Ospedale bis Roteck (2866 Meter) kam die 4. Kompagnie. Links
vom Bataillon stand das Ldst. Baon 166.
Nun hatte das Bataillon wohl eine Verteidigungslinie, aber
sonst gar nichts, es sei denn, daß die im tiefsten Punkte des Ab-
schnittes Campo trentino stehende kleine schadhafte Almhütte als
Unterkunft anzusehen wäre. Dort nahm das Bataillonskommando,
zugleich Unterabschnittskommando, Stellung. Die Kompagnien hausten
in Schneehöhlen und Zelten. Nach mehreren Wochen erst aperten
zwei weitere baufällige Malgen aus. Ein geschäftiges Treiben be-
gann nun im Seniciagotale. Die Kompagnien schleppten Balken
und Bretter vom Genovatale aus 1666 Meter Höhe bis auf
2866 Meter Höhe hinauf. Eine Russenkompagnie hals mit und
später wurde dem Bataillon auch ein Sappeurzug zugeteilt. Immer-
hin dauerte es sechs Wochen, bis die Feldwachen und Kompagnie-
reserven Unterkünfte hatten. Nur bei der 2. Kompagnie gab es
später richtige Stellungen mit Hindernissen, die 1. und 4. Kompagnie
mußten sich auf Feldwachen beschränken. Deren Kompagniereserv^
standorte wurden „Erzherzog Eugenhütte" und „Oberhaus" genannt.
163
Der MG.-Kompagnie wurde ein Zug mit zwei Gewehren zuge-
teilt, so daß diese nunmehr sechs Gewehre zählte. Auch eine Marsch-
halbkompagnie traf wieder ein und wurde aufgeteilt, was half, die
vielen durch Krankheiten verursachten Abgänge zu ersetzen. Als das
notwendige geschehen war, wurde im Sommer sogar zur Erbauung
eines Bades und einer Säge geschritten. Fortwährend wurde ver-
bessert und verschönert. Das Bataillonskommando wurde ein
Schmuckkästchen, der Hilfsplatz wurde von dem besonders baulustigen
Bataillonsarzt zu einer Sehenswürdigkeit ausgestaltet. Die kriege-
rische Tätigkeit beschränkte sich auf etliche Patrouillen ins Niemands-
land, das Larestal.
Ende Juli wurde auch mit dem Bau einer Seilbahn begonnen.
Anfang Oktober wurde die Kompagnie vom linken Flügel abgezogen
und kam zur Ablösung einer Kompagnie 161 in die Stellung vom
Genovatal bis zur Roccol, wurde somit rechter Nachbar der 2. Kom-
pagnie.
Kurz vorher war auch die detachiert gewesene 3. Kompagnie
wieder zum Bataillon gestoßen und hatte die Stellung am nördlichen
Hange des Genovatales bis halbwegs Cima del Tamale übernommen,
schloß somit an die 4.Kompagnie nach rechts an. Nun war das
Bataillon nach fast fünf Monaten wieder beisammen.
Der Winter kam, massenhaft viel Schnee, und der wurde nun
dem Bataillon viel gefährlicher als der Feind. Lawinen donnerten
nieder, höchste Vorsicht nur konnte Berluste vermeiden. Am
13. Dezember 1916 kam jedoch der weiße Tod über das Bataillon.
Dieser Katastrophentag, der dem österreichischen Heere so viele
Tausende kostete, forderte auch vom Bataillon rund 46 Opfer. Am
schwersten wurde die 1. Kompagnie betroffen, die fast 36 Mann ver-
lor. Wieder stieß eine Marschhalbkompagnie zum Bataillon und
wurde aufgeteilt. Noch mehrmals gingen mächtige Lawinen im
Bataillonsbereich nieder, doch gab es außer einigen Verletzten keine
Berluste mehr.
Am 23. Zänner 1917 wurde das Bataillon vom Egerländer Jäger-
baon Nr. 22 abgelöst und rückte nach Pinzolo ab.
Am 26. und 27. Jänner marschierte es in mehreren Staffeln, die
12. Marschhalbkompagnie mitnehmend, in dreitägigem Marsche nach
Trient.
Die 3. Kompagnie wurde aufgestellt, jedoch vorübergehend vom
Bataillon abgezogen. In Trient wurde die Netablierung begonnen,
aber bald wurde das Bataillon nach St. Lorenzen verlegt und trat
164
nun wieder in den Verband der Pustertaler Division und damit des
20. Korps. Noch Ende Februar wurde das Bataillon zur 56. Gebirgs-
brigade nach Welsberg-Niederndorf verschoben und sogleich kom-
pagnieweise zur Ablöse eines bosnischen Bataillons in die Nufredo-
stellung (vorwärts Schluderbach) eingesetzt. Die 1. Kompagnie samt
MG.-Kompagnie am rechten Flügel, anschließend die 3., weiter die
5. und am linken Flügel, dem schlechtesten Stellungsteil, hatten sich
die 2. und 4. Kompagnie abzulösen.
Dieser linke Flügel war nichts als eine Schneestellung, da die
Italiener dort die ursprüngliche Stellung im Spätherbst erobert hatten
und im Winter zum Ausbau des zurückgedrückten Flügels fast nichts
geschehen konnte. Dort stand man sich stellenweise kaum mehr als
30 Schritte gegenüber und Handgranaten prasselten täglich in die
Stellung. Die Stellungen waren nur nachts zugänglich und jede Be-
wegung in den Gräben war tagsüber unmöglich, wurden sie doch vom
italienischen rechten Flügel aus flankiert. So gab es täglich blutige
Berluste und überdies auch viele Erfrierungen. 3n den Nächten vom
6. bis 9. April (Karwoche) wurde je eine Kompagnie wieder von den
gleichen Bosniaken abgelöst und sammelte sich das Bataillon in
Niederndorf. Schon am Tage nach dem Eintreffen der letzten Kom-
pagnie (4) wurde das Bataillon wieder zur 96. Inf. Brig, verschoben
und marschierte wieder ins Gadertal hinein. 3n Zwischenwasser
zweigten die 2. und 4. Kompagnie ab, um nach Nächtigung in Sankt
Bigil und Weitermarsch über das Limojoch (2299 Meter), die das
Fanes- und Travenanzestal abschließenden Stellungen zu über-
nehmen. Die 2. Kompagnie kam in die Proigoitestellung, die 4. in
die TravenanzesstellunA dort die Kompagnie des Egerländer Ins.
Neg. 73 ablösend.
Die beiden Stellungen waren durch den tiefeingeschnittenen
Travenanzesbach geschieden, über welchen nur eine kleine Brücke
führte. Eigenartig war die Travenanzesstellung, die drei Fronten
hatte und über sich am Lorto (Tofanaausläuser) die Italiener sitzen
hatte. Die rechte Flügelfeldwache war nur auf Steinwurfweite vom
Feind entfernt und doch — es wurde ein fast friedliches Verhältnis
von den Egerländern übernommen und man fand vorläufig keine
Veranlassung, dieses aufzugeben, um so mehr als der Feind in der
besseren Lage war.
Die 1. und 3. Kompagnie und MG.-Kompagnie marschierten im
Haupttale weiter und sodann nach St. Eassian, wo sie als Reserve
verblieben. Unter anderem wurden sie beschäftigt mit dem Hinauf-
tragen der Sprengmunition für die Lagazoifprengung, die eben vor-
193
bereikek wurde. Die 5. Kompagnie war wieder abkommandiert wor-
den und gelangte in den Unterabschnitt Corvara.
In der Fanes-Travenanzesstellung lagen außer zwei Kompagnien
und der MG.-Kompagnie des Bataillons 160 noch eine Kompagnie
des Standschützenbataillons Bregenz und die Rattenberger Stand-
schützenkompagnie.
Eine Halbkompagnie des Bataillons lag auf dem das Travenanzes-
tal auf dessen linken Seife begleitenden Gebirgszug (Monte Castello
mit Casale, Monte Cavallo und Ballon Bianco).
Intensiver Ausbau der Stellungen und Anlegung von Fels-
kavernen, ab und zu von der feindlichen Artillerie, darunter derem
„Dickschädel" auf der Tofana, gestört, nahmen die Besatzung voll in
Anspruch.
Ende Juni 1917 traf beim Bataillon wieder eine Marschhalb-
kompagnie (15/160) ein.
Bon Zeit zu Zeit wechselten die Kompagnien des Bataillons in
der Besetzung der Stellung. Die im Räume St. Cassian jeweils lie-
gende Kompagnie „retablierte", indem sie unter anderem Holz für
Brennzwecke richtete, bzw. Bäume fällte.
Eine regere Gefechtstätigkeit entwickelte sich im Frontteil Ende
August 1917 infolge einer von der Pustertaler Division angeordneten
Unternehmung gegen die unserem äußersten rechten Flügel gegen-
überliegende italienische Feldwache.
Offiziere und Mannschaften einer für diese Unternehmung zur
Unterstützung der Besatzung bereitgestellten Bergführerabteilung
seilten sich vom Felsrand oberhalb des Felsbandes, das feindwärts
zur italienischen Feldwache führte, hinter dieser 29 Meter tief auf
genanntes Felsband ab und kamen dem Gegner in den Rücken.
Eine schneidige Tat, wenn man bedenkt, daß knapp oberhalb des
Felsrandes die Lortokuppe vom Gegner stark besetzt war.
Ein Offizier und 29 Mann (Besatzung der feindlichen Feldwache)
fielen in Gefangenschaft. Leider waren die Berluste des Bataillons
und der anderen beteiligten Abteilungen infolge des heftigen italie-
nischen Abwehrfeuers und des späteren Bergeltungsfeuers ziemlich
groß, wenn man die schließlich untergeordnete Bedeutung des Falles
der feindlichen Feldwache in Betracht zieht.
In der zweiten Hälfte Oktober wurde der Gegner im Col di Lana-
Sief-Abschnitt wieder sehr rege. Energische Durchbruchsversuche und
große Sprengungen seitens des Gegners standen bevor. Verfügbare
Reserven wurden von unserer Führung dem bedrohten Frontteil
zugeführt- vom Baon 169 kam die 1. Kompagnie nach Alpenrose in
196
den Verband des Baons 73/4. Bald folgte die 2. Kompagnie, die
eben in Eisenofenalpe retablierke und ging diese Kompagnie nach
eintägigem Aufenthalt in Alpenrose über Col di Rode in die Lasta-
Stellung, in welcher Stellung die Kompagnie bereits 1916 lag, und
löste dort Kaiserjäger ab. Das Bataillonskommando und die 4. Kom-
pagnie kamen auf Col di Rode.
Nicht lange war des Bleibens hier für das Bataillon. Der
Flitscher Durchbruch der verbündeten Armeen zeitigte bereits in den
ersten Novembertagen ein gegen Westen zu fortschreitendes Ab-
bröckeln der Dolomitenfront und in der Nacht vom 5. auf 6. No-
vember verließ der Gegner auch in diesen Abschnitten seine Stel-
lungen. Das ganze Cordevoletal war voll von Rauchschwaden, die
von den, von dem im Rückzug befindlichen Gegner in Brand ge-
steckten Magazinen herrührten.
Die in der Fanes—Travenanzes-Stellung verbliebene Kompagnie
und die Maschinengewehre des Bataillons rückten beim Weichen des
Gegners in dessen Stellungen nach. Leider gabs kein „an die Fersen
heften". Standschützen lösten die einzelnen Kompagnien ab und
raillierte sich das Bataillon in Corvara.
Die Absicht des Divisionskommandos, das Bataillon beim Rolle-
paß einzusetzen, brauchte nicht mehr verwirklicht werden, denn auch
dort wich der Gegner schon zurück. Nun marschierte das Bataillon
die wohlbekannte Straße nach Bruneck hinaus. Hier einige Rast-
tage und Ergänzung der Ausrüstung.
Am 12. November wurde das Bataillon einwaggoniert und ging
ins Etschtal nach Mortaretto. Man sprach, daß das Bataillon mittelst
Seilbahn in die Stellungen bei Arsiero—Asiago gebracht werden solle,
doch wurde es auch mit dieser geplanten luftigen Reise nichts. In
Mortaretto eine Inspizierung des Bataillons durch den Divisionär.
Endlich kamen bestimmte Nachrichten. Die ganze Division wurde
nach Iudikarien verschoben' das Bataillon vorerst in den Raum
Ponte del Arche—Stenico. Am 14. November ging es bei herrlichem
Wetter im Fußmarsch über Trient—Bezzano—Alle Sarche nach
St. Croce. Hier wurde der Stab, die Kompagnien in die St. Croce
benachbarten Ortschaften und die MG.-Kompagnie in Crelo bei
Cavrafto einquartiert. Mit kleineren Uebungen verging die Zeit.
Nach ungefähr einer Woche wurde das Bataillon in Stenico zu-
sammengezogen. Auch hier täglich Uebungen, unterbrochen durch eine
Inspizierung des Korpskommandos am 23. November und durch das
Armeekommando am 9. Dezember. Mannschafts- und Offiziers-
Nachschübe stießen zum Bataillon.
197
Am 12. Dezember bekam das Bataillon neuerlich Marschbefehl,
marschierte von Stenico ab und traf am 17. Dezember in den Stel-
lungen, die es vom Ldst. Baon 166 übernahm, ein. Schnee- und Eis-
felder, wohin das Auge schaute.
Die Stellungen lagen auf den vom Care Alto (3463 Meter) nach
Süden und Norden streichenden Kämmen und verliefen weiters auf
dem Laresgletfcher vom Folletto gegen Osten und am unteren Ende
des Gletschers gegen Norden. Die 2. Kompagnie lag als Reserve auf
Pozzoni (2900 Meter).
Alle Feldwachen und Stützpunkte waren in Schnee und Eis ein-
gebaut, ebenso die Zugänge dorthin (oft 10 Meter unter der Ober-
fläche), unter anderem der Haupttunnel mit 11 Kilometer Länge
gegen den Cavento. In der Stellung lag außer dem Bataillon noch
die 29. Hochgebirgskompagnie, eine halbe Sappeurkompagnie und
eine Batterie. Unterhalb des Follettos lagen Kaiserschützen.
Das Hauptlager und Kommando befand sich bei Rifugio care alto.
Eine Seilbahn brachte vom Rendenatal über Col di Pelugo die für
die Besatzung notwendigen Baumaterialien und Lebensmittel nach
Rifugio care alto. Hier geschah die Berteilung und führte von hier
aus je eine Seilbahn auf Passo Altari zum Südwestrand des Lares-
gletschers und auf die Spitze des Care alto.
Bei Betriebsstörungen brachten bosnische Trägerkompagnien
Brennholz und Verpflegung, oft aber mußte auch dienstfreie Mann-
schaft hinunter ins Tal, um das Nötige herauszuschaffen.
Unter dem Einfluß der Witterung hatte die Mannschaft viel zu
leiden) ein großer Teil der im Eise liegenden Unterkünfte war naß
und recht kalt und kamen Erfrierungen der Gliedmaßen regelmäßig
vor. Bis ungefähr Mitte Februar 1918 waren die Berpflegsverhält-
nisse noch immer recht gut, insbesondere, da das Bataillon die bessere
„Hochgebirgsverpflegung" hatte und entschädigte dies die Mannschaft
für die sonstigen Mühseligkeiten. Als aber dann auch für die Hoch-
gebirgstruppen einschneidende Sparmaßnahmen getroffen und die
Berpflegsrationen knapp wurden, wirkte dies natürlich schwer auf
den Geist der Truppen. Die Stimmung unter der Mannschaft wurde
sehr gedrückt. Verdrossenheit trat oft ungescheut hervor. Die ge-
schmälerte Verpflegung hatte auch die Folge, daß die Mannschaften
beim Stellungsbau sehr geschont werden mußten.
Nennenswerte Kampfhandlungen kamen nicht vor. Feindliche
Einwirkung war hauptsächlich dann zu spüren, wenn sich eigene Leute
unterwegs auf den Schneefeldern zeigten, was insbesondere bei
Stellungsarbeiten oft nicht zu umgehen war. So wurde gelegentlich
108
der Grabung eines Luftschachtes zum Hauptstollen durch eine feind-
liche Granate ein Mann getötet und zwei Mann schwer verwundet.
Im Vorterrain nachts meist eigene und feindliche Patrouillen. Am
16. März 1918 wurde das Bataillon durch das Löst. Baon III und
Cavaleser Standschützen abgelöst und marschierte über Pelugo, Tione
nach Padergnone, wo längerer Aufenthalt genommen wurde. Weiter
gings dann nach Trient. Hier Einwaggonierung und Fahrt über
Franzensfeste—Bruneck—Villach—Laibach—Divacca nach Pola.
Das Bataillon freute sich, von den Eisregionen weg und an das
sonnige Meeresgestade gekommen zu sein.
Mit Ausnahme der 4.Kompagnie, die als Besatzung auf die Insel
Brioni kam, wurde das Bataillon im Berteidigungsabschnitt VII, der
bis gegen Avvigno reichte, aufgeteilt) der Stab kam nach Barbariza,
ungefähr gegenüber der Nordspitze von Brioni beim Nordausgang
des Kanals von Fasana.
Der Schwerpunkt der Verteidigungslinie war das Werk Forno.
Außer wiederholten Belegungen mit Fliegerbomben, welche
hauptsächlich diesem Werke und den Bakterien des Abschnittes zu-
gedacht waren, aber weder diesen npch auch Menschen Schaden zu-
fügten, ereigneten sich für das Bataillon keine Kampfhandlungen
mehr. Mit Hebungen, Straßen- und sonstigen Arbeiten, Löschung
von Bosko-(baumartiges Buschwerk)bränden verging die Zeit. Mit
Spannung wurde im Laufe des Monates August das Auslaufen der
Flotte, die sich im Kanal von Fasana gesammelt hatte, beobachtet
und mit Schmerz die Nachricht über den infolge Verrates ungünstigen
Berlauf (Berluft des „Szent Zstvan") der Unternehmung aufge-
nommen.
Der Sommer brachte auch sonst manche Enttäuschung. Große
ungewohnte Hitze, zahlreiche Malariafälle! Die Verpflegung für die
Mannschaft wurde immer knapper, wenn man nicht sagen will, un-
zureichend.
And nun zum letzten und traurigsten Abschnitt der Bataillons-
geschichte.
Es kam zum Zusammenbruch!
Auch Kaiser Karls Manifest an seine Völker konnte den Zerfall
des Kaiserreiches nicht mehr hemmen. Zede einzelne Nation, deren
Angehörige sich in der letzten Zeit bereits sichtlich enger aneinander-
109
schlössen, drang darauf, in ihre engere Heimat abtransportiert zu
werden. Immer ungestümer wurde dieses Verlangen, besonders als
Gerüchte einlangten, daß Ententetruppen bereits die im Norden ge-
legenen Eisenbahnknotenpunkte besetzt hätten.
Am 4. November 1918, abends, kam nun endlich auch für das
Bataillon die Stunde der Einwaggonierung. Der 4. Kompagnie war
es leider nicht mehr gelungen, von Brioni rechtzeitig herüber zu kom-
men und geriet in Gefangenschaft.
Betont soll werden, daß trotz all der widrigen Verhältnisse im
Bataillon selbst die Disziplin aufrecht blieb.
Die Einwaggonierung selbst ging natürlich nicht ganz reibungslos
vor sich, da auch Ungarn und Triestine? den für das Bataillon be-
stimmten Zug benützen wollten und teilweise auch wirklich mitfuhren.
Endlich um Mitternacht setzte sich der Heimkehrerzug in Be-
wegung. Es war eine denkwürdige, für die Teilnehmer unvergeßliche
Fahrt. Drei Tage und drei Nächte war der Zug bis Wien unterwegs.
Der freudigste Augenblick bei der Heimfahrt war der, als der Zug
bei Spielfeld auf Heimatboden einlangte.
Bon nun an in vielen Stationen herzliche Abschiedsszenen, bis
endlich jeder Kamerad seine Heimat und seine Lieben erreichte.
Das Landsturm-Infanteriebaon Nr. 1kl
wurde 1914 in Salzburg aufgestellt, kam zuerst nach Rovereto, dann
nach Trient, Sommer 1915 bis März 1916 auf Lavarone-Costa alta,
Lusern. Dann Adamellogebiet. Weitere Daten unbekannt.
Bon den Landsiurm-Infanteriebaonen Nr. 163, 166, 411
fehlt jedwede Nachricht.
Das Landfturm-Infanteriebaon Nr. 167
wurde Ende Februar 1913 aus den Brückenwachen von Linz,
Steyregg und Mauthausen formiert und ging im März ins Feld.
Bei Kriegsausbruch gegen Italien wurde es in die nahen Stel-
lungen am Kreuzberg in Tirol als Grenzschutz eingestellt und ver-
blieb in diesem Abschnitt bis Ende Juli, worauf es abgelöst wurde.
Anfangs August bezog das Bataillon Stellungen im Ampezzo-
abschnitt. Mitte Oktober wurde das Bataillon abgelöst und nach
110
Pergin e befördert. Ein Tagesmarsch brachte es auf den Höhenrücken
von Brennstall und Panarotta, wo eS neue Stellungen bezog. Mitte
März 1916 kam es in die Stellungen im Tofanaabschnitt: Lagazuoi-
alpe, Fanisscharte, Col de Bois u. a. Hier war noch strenger Hoch-
gebirgswinter. Der hohe Schnee hinderte hier jede Kampfhandlung,
doch hatten die Leute durch die Kälte, Schneestürme und Lawinen
sehr zu leiden, so daß das Bataillon durch Krankheit und Er-
frierungen empfindliche Abgänge hatte. Erst nach der Schneeschmelze,
Ende Mai, erwachte die Gefechtstätigkeit, die an vorgeschobenen
Stellen auch zu kleinen Kämpfen führte. Ein Einbruchversuch wurde
abgeschlagen. Der Herbst kam wieder mit seinen Schneestürmen und
hüllte den ganzen Abschnitt in eine bis drei Meter dicke Schneehülle.
Damit erlosch jede Kampfhandlung. Die Mannschaft konnte die Ver-
bindung von Unterkunft zu Unterkunft und zu den Posten teilweise
nur dadurch aufrechthalten, daß sie lange Stollen durch den Schnee
schaufelte. Offene, gangbare Stellen wurden durch lange Stangen ab-
gesteckt, damit ein Versinken im Schnee nicht möglich war. Gegen
Ende des Jahres wurde das Bataillon aus den Stellungen gezogen.
Anfangs 1917 bezog es wieder die Stellungen am Kreuzberg,
Burgstall bis zur Rotwand. Hier herrschten dieselben Schneeverhält-
nisse wie im Tofanagebiet. Auch hier waren teilweise lange Stollen
durch den Schnee gegraben um den Berkehr der Mannschaft unter-
einander zu ermöglichen. Die Gefechtstätigkeit war auch hier ge-
lähmt. Ende Februar wurde das Bataillon abgelöst und bezog an-
fangs März die Stellungen auf Lagazuoialpe, Grotz-Fanes u. a.
Hier verblieb das Bataillon bis der Gegner nach der Schlacht von
Karfreit fluchtartig feine Stellungen räumte. Das Bataillon wurde
zusammengezogen und marschierte tags darauf nach Cortina d'Am-
pezzo. Dort nächtigte es und am nächsten Tage ging es unter fröh-
lichem Gesänge über die Grenze nach Italien.
In Belluno hatte das Bataillon acht Tage Rast. Dann ging es
am Monte Grappa vorbei ins Tal Sugano. Eine Bahnfahrt brachte
das Bataillon nach Ealdonazzo, von wo es mittelst Seilbahn auf die
Hochfläche von Monte Rover geführt wurde. Bon dort ging es in
Nachtmärschen zu den „Sieben Gemeinden", wo das Bataillon am
Hange der Affa-Schlucht eine ehemals feindliche Stellung bezog.
Hier schien es in einer Mausefalle zu sein. Bor ihm der gut einge-
grabene Feind, hinter ihm die steile Schlucht. Der Feind, der natür-
lich seine ehemalige Stellung sehr gut kannte, ließ dem Bataillon
keine Ruhe. Er überschüttete es mit oft stundenlang währendem Ar-
ili
killeriefeuer, dem Kleinere Gefechte folgten. Bei einem größeren
Angriff von Seite des Feindes, der restlos abgeschlagen wurde, er-
rang sich das Bataillon durch die Kühne Tat eines Korporals neben
einer ganzen Anzahl großer und kleiner silberner Tapferkeits-
Medaillen auch die „Goldene". Im Frühjahr 1918 wurde das Ba-
taillon von dort abgezogen und kam zum Küstenschutz nach Pola. Hier
hatte das Bataillon eine ausgesprochene Ruhestellung. Es verblieb
daselbst bis zum Zusammenbruch im November 1918. Knapp vor der
Besetzung Polas durch die Italiener wurden die Bataillons-
angehörigen durch die Jugoslawen entwaffnet und dann nach Fiume
überschifft, von wo aus die Heimfahrt mit dem Zuge angetreten
wurde.
112
Der tapfere Hauptmann.
(Nach einer wahren Begebenheit.)
Draußen schlich einer die Feldwache an.
Da ward ihm der Schädel zertrümmert.
And über die zackigen Felsen warf man
Die Leiche des Feinds unbekümmert.
Ein Brief, der dem Toten entfallen war,
Kam nachts in des Hauptmanns Hände,
Und aus diesen Zeilen stieg, wunderbar,
Das Märchen vom Kriegesende.
Des Toten treues, liebendes Weib
Schrieb hin in zitternden Zügen:
„Ich trage dein sechstes Kindlein im Leib —
Bald kommst du, bald wirst du es wiegen!"
„And tot liegt er unten am Felsenhang,"
Hat leise der Hauptmann gesprochen.
„Feind i st F e i n d!" — Wie schrill das klang
Bom Leutnant, der nähergekrochen.
Der Hauptmann ging und im Morgengrau'n
Kam er von der Feldwache wieder.
... Durch Stunden dem Tode ins Auge schau'n.
Erschöpft sank der Hauptmann nieder:
„Ich wurde beleuchtet, beschossen, erstickt . . .
War nahe schon am Berzagen,
Doch war's mir, am Seile hängend, geglückt,
Die Leiche zur Höhe zu kragen.
Schaut nur, wie edel sein Antlitz ist! —
Dort unken im Dorf wird fein Grab . . .
And wenn sie am Kreuz seinen Namen liest.
Wieviel ich der Aermsten gab!
Mensch: st Mensch! — Herr Leutnant, wie gut,
Wenn alle so dächten wie ich.
Es handelt sich nicht ums verspritzte Blut:
Das — Andere ist fürchterlich!"
(Riva, Westfront 1916.) Karl Mayer-Freinberg
Landsturmhauptmann.
113
Freund und Lelndî
A Kügerl pfeift unta,
Nöbn meinä im Grabn,
Mein' Rachban hat's gnummä —
Mi will 's noh nöt hab'n.
Schnell d'Büchsn — i siahg'n
Und nimm an auf's Korn,
Den Kuntlign, den schiachn —
Da han i'n verlorn....
Und dreimal muaß 's krachä!
Blind schiaß i in's Gras....
Bä drent hör is lachä
Und — d'Augn sän tnd naß....
Mei Lattn fliagt dani
— I kann nix dafür! —
Und nidakniät han i
Mi flenäd za dir.
Deinö Schlaf sän ganz bluatö.
Dei Herz is so fidò —
Geh', Stanzi, sei muati! —
Dei Weib, was's denn tat?
Es is nix mehr z'hoffä! — —
Bin dert völli froh)
Hütt mei Schuß oan' troffä.
Gang's drent — grad äso.
(Loppio, Herbst 1917.) Karl Mayer-Freinberg
Landsturmhauptmann.
114
0d finió Landsturm!
He, he! Was kimmt denn da daher, ganz gmüatli und fidel!
Za, is denn dös ä Militär? Nä, so was siachst not schnell!
A niadä hcttscht sein eignä Schnait, als wia ä Schüppl Gäns^
Sö sagn, dabei wird má not miad. Ja, ja, dö Leut västehns.
Dö Lattn tragt ä niadä grad, als wias eahm halt fallt ein.
An Exträ-Pflanz, sagn s', hat's not not, Parade muaß not sein.
Äm Buckl zärrn s' ä Menge Each, da Brotsack bempert hint,
Towäkrauch ziahgt in Wolk'n nach, da Schwitz der stinkt und rinnt.
A G'fchepprät macht das Bängänett mitn Spat'n äf da Seit.
A niadä meutät, schimpft und redt', du hörst äs schon hübsch weit.
And Sprach'n hört mä durchänand, vämischt wia Ruab'n und Kraut.
An Diälekt vä jed'n Land und bemisch b'funders laut!
Wann's abä stinkt wo an der Front, hat's wo ä weng Mälhör:
Wer'n andre Regimenter g'schont, der Landsturm Zwoä muaß her!
Das is dä Landsturm Nummrä zwoa, vä Oberösterreich)
Wer'n oamal siahgt, sagt: „WirKli woar, dem kimmt koa andrä glei!"
(Isonzo, 1317.) Max Gielge
Leutnant im Ldst. Inf. Reg. Nr. 2.
113
Die Tradition
der oberösterreichisch-salzburgischen Landsturm-Znfanterie halten seit 1921 der
Kameradschaftsbund des ehem. „Zweier-Landsturm"
Sitz: Linz a. D., Promenade 8
(Zusammenkünfte jeden ersten Samstag imMonat im„Landsturm-
stüberl", Gasthaus „zum Mühlviertler", Linz a. D., Graben 24)
und der
Salzburger Landsturmbund
Sitz: Salzburg, Müllner Hauptstraße 20.
Altsoldaten!
Tretet den Bereinen bei und unterstützt ihre gemeinnützigen Bestrebungen!
Regimentsgeschichten anderer heimischer Truppenkörper:
Infanterie-Regiment Nr. 14 (Hessen) von Oberst Heinrich Sauer- Berlag:
Feichtingers Erben, Linz 1919.
Linzer Hessen 1733—1936) Berlage Pirngruber, Linz.
Das X. Baon des Infanterie-Regimentes Nr. 14 im Weltkriege von Oberst-
leutnant Maximilian Ehnl,' Berlag: Hessenoffiziersbund, Linz 1932.
Infanterie-Regiment Nr. 59 (Rainer) von FML. R. v. Hoen,- Berlag: Rainer-
bund, Salzburg 1931.
Schützenregiment Nr. 2; Berlag: Feichtingers Erben, Linz 1929.
Landsturm im Hochgebirge (Ldst. 3. Baon Nr. 165) von 3. Pötzleitner. Zaun-
rithsche Buchdruckerei, Salzburg 1929.
Sehr empfehlenswert ist ferner:
Österreichs Bolksbuch im Weltkrieg von GM.Hugo Schäfer) Berlag: GM.Franz
Schubert, Wien 1934.
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