— 132 —
Lt. Oberguggenberger schreibt hierüber:
„Um 3 Uhr morgens des 12. wurde die Riegelstellung von stärkeren
Patrullen angegriffen. Begünstigt durch die Mondhelle konnten zwei
Gewehre der MGA. IV, sowie Mannschaft der 1. und 14. Kompagnie unter
Führung von Lt. Jakoncig flankierend eingreifen und auf diese Weise
rasch zur Abwehr des Angriffes beitragen."
Lt. Jakoncig berichtet hierüber in seinem Kriegstagebuch:
„Gegen 3 Uhr war starkes Gewehrfeuer aus der Richtung Roite ver¬
nehmbar. Die mondhelle Nacht gestattete eine tadellose Sicht. Wir
sahen, wie italienische Schwarmlinien vorrückten und schon knapp unter
der Kammlinie waren. Alles, was wir an Mannschaft rasch zusammen-
raffen konnten, sammelten wir, auch zwei Maschinengewehre, und
schössen, was nur möglich war, in die Flanke und in den Rücken der
der Italiener. Bald konnte man sie zurückweichen sehen, verfolgt von
unserem stärksten Feuer.41)
Der Kommandant des L Bataillons, Hptm. Gamber, meldete um
3.30 Uhr früh: ,,Gegner hat die begonnene Vorrückung eingestellt. Ab¬
schnitt Riegelstellung—Pasubiokaserne und Roiterücken verläßlich
besetzt."
Gegenüber diesem tatsächlichen Verlauf des Gefechtes stellt die
Geschichte des Alpinibataillons Aosta den Angriff als einen gelungenen
Einbruch dar. Es heißt dort, daß um 1.30 Uhr des 12. Oktober die
42. Kompagnie einen überraschenden Angriff gegen den Sattel zwischen
der Defensivkaserne und dem österreichischen Dente machte, den Sattel
eroberte und den Erfolg gegen den Nasenfelsen42) erweiterte, wo ein
kleiner österreichischer Posten überfallen und gefangengenommen wurde.
Der Feind war im Dunkel der Nacht überrascht worden und ging dann
mit starken Kräften zum Gegenangriff über. Er stieß vom Roite der 42.
in die linke, von der Platte in die rechte Flanke und feuerte auch in den
Rücken. Es kam zu einem schrecklichen Handgemenge, in dem beide
Teile ihre Kräfte maßen. Da aber die Nacht die Verbindungen erschwerte
und die Artillerie nicht eingreifen konnte, konnte die in viele Gruppen
geteilte und durch Verluste geschwächte 42. Kompagnie nicht mehr stand¬
halten und zog sich — um nicht in Gefangenschaft zu fallen — zurück.
Zugleich mit diesem italienischen Angriff auf die Riegelstellung
hatten auch die 2. und 4./158 auf der Platte anzugreifen. Nach einer italie¬
nischen Schilderung wäre der Angriff bis zu dem österreichischen Graben
gediehen. Als aber das Signal zum Sturm hätte gegeben werden sollen,
sei als Folge des Mißlingens der Absicht des Alpinibaons Aosta, den Dente
41) Nach Aussagen der Gefangenen hätte das österreichische Maschinengewehr¬
feuer vernichtend gewirkt, der 1. und 2. Zug der 42. Kompagnie seien fast ganz aufge¬
rieben worden.
42) Österreichischerseits Roiteck genannt. — Das Vorfeld der Sek. 6 (Riegel¬
stellung) nannten die Italiener „Valletta Naso".