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Während so die Mitte der Angriffsfront der 10, Gebirgsbrigade einen
Raumgewinn zu verzeichnen hatte, war dem rechten Flügel ein solcher
versagt. Dort war um 14.30 Uhr das bisher als Reserve verwendete
IV/1, TJR, in der Stellung des 1/62 eingetroffen. Obstl. von Fößl über¬
nahm das Kommando über d'en ganzen rechten Flügel mit dem Auftrag,
den Pasubio zu nehmen. Die Mitte und den linken Flügel befehligte
Obst, von Kriegshaber.
Obstl. von Fößl verstärkte mit der 13, Kompagnie, der Maschinen-
gewehrabteilung und zwei Musketen die Feuerlinie der 62er auf der
Platte, die 16. Kompagnie blieb im Staffel rechts, die 14. und 15. bildete
die Gruppenreserve.
Anfangs schien alles gut zu gehen. Die Vorrückung gelang bis in
die Mulde östlich der Platte, dort aber blieb sie vor den italienischen
Stellungen im Sperrfeuer von 2144, 2081 und 2236 stecken.
Dieser gegen die italienische Platte und den Osthang derselben
gerichtete Angriff traf auf den dort eingenisteten Gegner. Nach einem
italienischen Bericht23) waren die 15, und 16. Kompagnie des JR. 86 in
vorderster Linie. Dazwischen befanden sich die Stellungen der Maschinen¬
gewehrsektion des Bataillons. Das seit d'en Morgenstunden wütende Feuer
der österreichischen Batterien hatte in diesem Abschnitte nicht nur die
Baracke des Kommandos des JR, 86 getroffen, sondern auch die dahinter¬
stehende Gebirgsbatterie zum Schweigen gebracht und die Schützen¬
gräben vollkommen zerstört. Dort waren nur mehr wenig Überlebende
dieser beiden Kompagnien übrig geblieben. Die Maschinengewehrstellun¬
gen waren vernichtet und die Gewehre verschüttet. Die Lage war für die
Italiener äußerst entmutigend, als die Österreicher aus ihren Gräben
herausstiegen. Zwischen 13 und 14 Uhr24) wanderte das Feuer der öster¬
reichischen Batterien nach rückwärts und die Angreifer drangen kühn in
geschlossenen Zügen in der Hoffnung vor; nunmehr keinen Widerstand zu
finden. Da war es hauptsächlich das Maschinengewehrfeuer des IV/86, das
nach italienischen Angaben die gefährliche Lage rettete und den Angriff
aufhielt.25)
28) Broschüre „Salvatore Damaggio" von Giambattista Milani.
24j Da damals in der österreichisch-ungarischen Monarchie die „Sommerzeit"
(Verschiebung um eine Stunde; 12 Uhr mittags nach mitteleuropäischer Zeit war 13 Uhr
der Sommerzeit) eingeführt war, wäre hier 14 bis 15 Uhr zu lesen.
25) Die genannte Broschüre gibt weiter an, daß von dieser Maschinengewehr¬
sektion nur mehr der Kommandant Lt. Damaggio und 6 Mann übrig geblieben waren.
Als nach 14 Uhr der österreichische Angriff losbrach, wollte Damaggio das zunächst
befindliche Gewehr betätigen, doch war das Gestell derart verschüttet, daß er das
Gewehr von demselben herunternehmen mußte, Er lud es auf die Schultern seines
Offiziersdieners und eröffnete in dieser Stellung das Feuer gegen die Angreifer. In¬
zwischen wurde auf seinen Befehl auch das andere Gewehr feuerbereit gemacht, und
bald sah man die Österreicher unter den Maschinengewehrgarben in großer Zahl fallen.
Ein etwa 200 m vor dem Sattel gelegenes Schneefeld war nach einer Stunde ununter¬
brochenen Feuers mit Leichen bedeckt. Die Österreicher wurden dezimiert und zum
Halten gezwungen. Sie versuchten einige Stunden hindurch vergeblich wieder vor¬
zugehen, bis sie die Nutzlosigkeit dieses Beginnens einsahen und sich, von den luui-
derischen Salven des Lt. Damaggio verfolgt, in kleinen Gruppen zurückzuziehen be¬
gannen. Als der Kampf zu Ende war, waren bereits 22.000 Schüsse abgegeben und