— 280 — 2. November den Marsch in die 2. Stellung an, nachdem alle wichtigen Feldakten verbrannt worden waren. Vorher wurde das 1/1. TJR. (Hptm. Samen) über Geroli—Calliano— Trient nach Innsbruck befohlen, wo es den persönlichen Schutz des Kaisers Karl übernehmen sollte. Es war das einzige Kaiserjägerbataillon, das nicht in Gefangenschaft kam. Je weiter indessen die Kaiserjäger von der Stellung weg nach rück¬ wärts kamen, desto mehr wurde ihr Marsch verzögert. Alle Wege waren wegen des überraschenden und unvorbereiteten Rückmarsches verstopft. Die dadurch hervorgerufene Verwirrung und Stockung wurde durch das feindliche Artilleriefeuer, das sich als Störungsfeuer auf alle diese Wege gelegt hatte, noch mehr verstärkt. Trotzdem konnte das IÏI/2. TJR. schon um 4.45 Uhr früh des 2. November die Stellungen beider¬ seits Serrada beziehen. An Stelle des bereits abmarschierten 1/1. TJR. (Hptm. Samen) trat die 1. Kompagnie des Kaiserjägersturmbataillons. Auch die in den Stellungen verbliebenen Deckungsabteilungen waren bis abends zu ihren Regimentern eingerückt, darunter auch die Kampfgruppe Mte. Testo unter Kommando des Oblt. i. d. Res. Blaas, die als der äußerste rechte Flügel der Brigade am längsten standzuhalten hatte. Die Truppen der gegenüberliegenden italienischen Brigade Piceno (Gen. Sirombo, JR. 235 und 236) drängten nicht nach. Sie überschritten die verlassenen Stellungen und' rückten langsam am Plateau vor. Eine Kolonne stieg durch das Val Culva ins Terragnolotal ab, kam so in den Rücken der allerdings bereits verlassenen Borcolastellung und marschierte gegen Piazza. Nur in der Vallarsa, wo die Truppen des eigenen XXI. Korps die Stellungen befehlsgemäß noch nicht geräumt hatten, traf die vorrückende italienische Brigade Liguria (Gen. Zamboni) auf Widerstand. Am Abend des 2. November war die ganze Kaiserjägerdivision in d'en Stellungen des Jahres 1916 versammelt. Ein weiterer Rückzug war zu diesem Zeitpunkte noch nicht beabsichtigt und man erwartete eine ruhige Abwicklung der weiteren Ereignisse. Es dauerte jedoch nicht lange, da traf die erste Hiobsbotschaft ein. Um 1.20 Uhr früh des 3. November teilte das Divisionskommando mit, daß die Etschtalfront bis Ilario (südlich Calliano) von den Italienern durchbrochen sei. Das 1/2. TJR. (Hptm. Jahl) wurde alarmiert und erhielt Befehl, das Etschtal bei Galliano zu sperren. Das III/l. TJR. wurde ihm nachgeschickt. Von da ab änderte sich die Lage blitzschnell. Eine Telefondepesche jagte die andere und brachte abändernde Befehle. Schon eine halbe Stunde nach Eintreffen der Meldung vom Durch¬ bruch der Italiener im Etschtal befahl das Divisonskommando den Ab¬ marsch der ganzen Division über San Sebastian—Friccastraße in den Raum Trient. Zehn Minuten später widerrief ein anderer Befehl den Ab¬ marsch und brachte die Kunde, daß der Waffenstillstand abgeschlossen sei. Gleichzeitig wurde angeordnet, daß von allen Truppen und Komman¬ den Parlamentäre abzusenden seien, die den gegenüberliegenden feind-