— 279 — Das Brigadekommando traf sofort die nötigsten Verfügungen, wie den Abschub der Kranken und Verwundeten, des notwendigsten Gepäckes und der Annahme der Marschbereitschaft. Die Regimentskommandanten wurden zur Entgegennahme weiterer Befehle für 14.30 Uhr zum Brigade¬ kommando befohlen. Inzwischen aber traf um 13.40 Uhr vom Divisions- kommand'o ein abändernder Befehl ein, der die Rückverlegung in die zweite Linie auf einige Zeit, möglicherweise sogar auf mehrere Tage, ver¬ schob, Nur einzelne Batterien waren herauszuziehen und alle vorberei¬ tenden Maßnahmen zu treffen. Die beiden Reservebataillone 1/1. TJR. und III/2. TJR. wurden zur Besetzung der zweiten Linie beiderseits Ser¬ rada bestimmt, das Gros der Brigade hatte sich im Räume Serrada— Guardia zu sammeln. Zur Sicherung des nächtlichen Loslösens vom Geg¬ ner hatten Deckungsabteilungen bis zum nächsten Tage in den Stellungen zu verbleiben- Alle nicht mitnehmbaren Waffen, Lebensmittel und Ge¬ brauchsgegenstände usw. waren unbrauchbar zu machen. Um den Feind auf den Rückzug nicht aufmerksam zu machen, wurde das Entfachen von Bränden und die Durchführung von Sprengungen verboten. Pferde, Trains waren heranzuziehen, Sanitätsanstalten zu leeren und alle Hilfstruppen (Baukompagnien, Träger usw.) sogleich nach rückwärts zu verlegen. Alle diese die Durchführung des Rückzuges vorbereitenden Befehle ergingen am 1. November abends an die Truppen, denen aber nicht die geringste Zeitspanne zur Verfügung stand, sich mit der Ausführung der Anordnungen zu befassen. Denn schon um 21.15 Uhr erließ das Divisions¬ kommando einen telefonischen Befehl, wonach die um 13.40 Uhr verfügte Verschiebung der Rückverlegung der Front wieder aufgehoben wurde und der Rückmarsch noch in der gleichen Nacht, also vom 1. auf den 2. November, zu erfolgen hatte. Auf die Zurücklassung starker Deckungs¬ abteilungen, besonders am rechten Flügel der Brigade, wurde aufmerk¬ sam gemacht. Sie hatten solange als möglich standzuhalten und sich dann abschnittsweise zurückzuziehen. Für das rechts (westlich) benachbarte XXI. Korps war die Rückverlegung der Front erst für die Nacht vom 2. auf den 3. November anbefohlen. Mit der Räumung der Stellungen im Pasubiogebiet durch die Truppen der 1. Kaiserjägerbrigade war jedoch sofort zu beginnen. Die Artillerie zerstörte ihre Richtmittel und warf die Geschütze teils über die Felsen hinab, teils machte sie sie unbrauchbar. Schweren Herzens trennten sich die Kaiserjäger von ihren Stellungen, die sie mit so schweren Mühen und Anstrengungen errichtet und die sie mit so unend¬ lich vielen Opfern verteidigt hatten. Sie konnten nicht verstehen, daß sie ohne Schuß die Stätte verlassen sollten, wo so viele ihrer Kameraden ihr Blut vergossen hatten und in den Kriegerfriedhöfen den letzten Schlaf schliefen. Die Räumung der Stellungen vollzog sich in aller Ruhe und ohne Reibungen. Obstbrig. von Eccher hatte inzwischen auf telefonischem Wege eine andere Bestimmung erhalten und war bereits um 23.30 Uhr von der Brigade abgegangen. Der Brigadestab selbst trat um 0.30 Uhr des