— 244 — „Wer die Tiefe hat, hat auch die Höhe" von jeher im Minenkampf hoch¬ gehalten wurde. Der nachstehend geschilderte Verlauf der Ereignisse zeigt klar das Zurückfallen der Italiener in die Verteidigung. ij Die italienische Sprengung am 21. Jänner 1918 u m 13.15 Uhr. (Hiezu siehe die Skizzen Seite 229, 249 und 261.) Am 19. Jänner hörten die Italiener in ihrer Abwehrzone das Ge¬ räusch der österreichischen Bohrarbeiten so deutlich, daß sie den Feind schon in nächster Nähe der Stollen 2 und 3 vermuteten, rasch die in diesen Stollen vorbereiteten Minenkammern mit 6 Zentner Sprenggelatine luden und die Unterbrechung der österreichischen Arbeiten abwarteten, die nach ihrer Meinung das Laden der österreichischen Kammern anzeigen würde. Aber schon nach zwei Tagen hielten sie ein Zuwarten für ver¬ hängnisvoll und brachten am 21. Jänner um 13.15 Uhr ihre Minen zur Explosion. Nach italienischen Schilderungen war die Erschütterung sehr stark. Leute, die sich in beträchtlicher Entfernung in anderen Stoller auf¬ hielten, spürten einen mächtigen Stoß und wurden von Teilen der Gerüste oder von Sandsäcken zu Boden geworfen. Eine Flammenwelle durchlief den Stollen Milano in seiner ganzen Länge, Äußerlich ergaben sich jedoch keine Zeichen einer Sprengwirkung. Auch diesmal glaubten die Italiener, die österreichischen Arbeiten in ausgedehntem Maße zerstört zu haben und erwarteten sogar, daß auf Seite der Österreicher nun nach irgendeiner Richtung hin eine Entschei¬ dung fallen müsse. Entweder würden sie jetzt den Endkampf möglichst beschleunigen oder den Kampf ganz aufgeben, weil er nach italienischer Meinung im Plane verfehlt war, weil die Verwendung der Mittel und die bisherigen Ergebnisse enttäuscht und man der italienischen Gegenwirkung zu wenig Beachtung geschenkt hätte und weil ferners sich ein ungünstiger Enderfolg voraussehen ließ. Trotz dieser pessimistischen Auslegung der Lage der österreichischen Minenarbeiten neigten die Italiener aber doch mehr der Ansicht zu, daß die Österreicher ihren Plan doch nicht so leicht aufgeben würden. Darin hatten sie recht, denn nach kurzer Zeit waren die österreichischen Arbeiten wieder hörbar, ein Zeichen, daß der unter¬ irdische Feind unentwegt auf sein Ziel losging. Die italienische Sprengung am 21. Jänner hatte ausschließlich im eigenen Bereich Schaden angerichtet, auf österreichischer Seite machte sie sich in keiner Weise fühlbar- Das Tagebuch des III/4. TJR. berichtet kurz darüber: „Gegen 14 Uhr ließ der Feind östlich des eigenen Stollensystems eine Mine von 2—3000 kg Sprengladung springen, ohne das Stollensystem zu beschädigen. Von der feindlichen Platte am Westrande sind einige Felsblöcke abgebrochen. Kein Material-, kein Menschenverlust."