— 234 — Minensystems erreichen sollte, war er mit möglichst kleinen Minen ohne tagende Wirkung abzuquetschen. Nach gelungener Sprengung beabsich¬ tigte man, im feindlichen Minengang soweit als möglich vorzudringen und ihn dann zu verbauen. Am 27. September waren alle Vorbereitungen getroffen, die Minen¬ kammern im obersten Sicherungsstollen fertig. Währenddessen hatten die Italiener eifrigst weitergearbeitet und waren am Abend des 27. mit ihrem obersten Angriffsstollen nur mehr 6 bis 8 m von der fertiggestellten Minenkammer entfernt. Sie hatten sich durch das Einstellen der Bohr¬ arbeiten im oberen Stockwerk täuschen lassen und geradeaus weiter¬ gebohrt. Am 28. früh wurde nochmals abgehorcht und die Entfernung des italienischen Stollens nur mehr mit 4 m geschätzt. Nun wurde der Befehl zum Laden der Sprengmunition von 500 kg und zum Verdämmen gegeben. Die Zündung hätte zuerst am 28. um 20.30 Uhr und dann um 21 Uhr stattfinden sollen, mußte aber wegen Schwierigkeiten bei der Herstellung der elektrischen Zündleitungen verschoben werden. Schließlich wurde sie endgültig auf 0.30 Uhr des 29. September festgesetzt und1 die Ladung um diese Zeit gezündet. Starke Stichflammen und dichte Rauchschwaden brachen aus dem italienischen Stollen Parma hervor und kündeten damit an, daß die Spren¬ gung das italienische Stollensystem geöffnet hatte. Das beabsichtigte Ein¬ dringen der Sturmpatrullen war jedoch nicht möglich, weil sich knapp vor der Ladekammer eine Felsplatte gesenkt und den Stollen verschüttet hatte. Immerhin konnte aber frische Luft durchdringen, so daß die Ent¬ lüftung rasch vor sich ging und schon am Abend mit den Aufräumungs¬ arbeiten begonnen werden konnte. Eine Sturmpatrulle und Pioniere standen bereit, nach erfolgter Freimachung des Stollens feindwärts ein¬ zudringen. Tag und Nacht wurden die Arbeiten betrieben, mußten aber schließlich, weil zu gefährlich und schwierig, abgebrochen werden. Im Hauptstollen war die Arbeit sofort wieder aufgenommen worden, weil man sich, wie Obstbrig. von Ellison in seinen Aufzeichnungen schreibt, zum Ziele gesetzt hatte, die Mitte der feindlichen Platte ehestens zu erreichen, dort alles zur Sprengung vorzubereiten und sie durchzu¬ führen, wenn entweder ein Angriff auf oder über die Platte geführt wer¬ den oder aber, wenn im Falle eines italienischen Angriffes die Sprengung erwünscht und notwendig sein sollte. Die Sprengung der italienischen Platte ohne weitgehende Ausnützung des Sprengerfolges wäre ein nutz¬ loses Vergeuden eines äußerst kostbaren Vorteiles über die Italiener ge¬ wesen, besonders dann, wenn ihrerseits ein Angriff erfolgte. Die Wirkung der österreichischen Sprengung war nach den Angaben der Italiener sehr groß. Ihre Mineure waren am 29. September eben unter der Leitung der beiden Geniehauptleute Motti und Melchiori im Stollen Napoli beschäftigt, als eine furchtbare Detonation ertönte. Man wußte sofort, daß die Österreicher mit einer Sprengung zuvorgekommen waren. Sie hätte aber nicht die von ihnen erwartete Wirkung gehabt, da sie zu