— 231 — naheliegend, an einen Stolleneinbruch möglichst nahe der österreichischen Platte zu denken. Außerdem wurden von 19. Juli an mehrfach Bohr¬ geräusche und Minierschüsse vernommen. Gegen diesen vermutlichen feindlichen Stollenvortrieb wurden vom Kaiserjägerdivisionskommando eine Anzahl von Gegenmaßnahmen an¬ geordnet. Vor allem war die italienische Arbeit mit Geschütz- und Minen- werferfeuer, ferners durch eingespannte Gewehre und durch Fernrohr- gewehre zu bekämpfen. Die Arbeitsstelle mit ihren Verbindungen nach rückwärts war des Nachts mit Scheinwerfern abzuleuchten und durch Feuerüberfälle zu beunruhigen. Sturmtruppunternehmungen zur Vernich¬ tung der feindlichen Anlagen (Maschinen) und zur Hereinbringung von Gefangenen waren vorzubereiten und durchzuführen. Unterirdisch sollte zur Sicherung der eigenen Platte gegen den feindlichen Stollenvortrieb ein zweistöckiges Minensystem angelegt werden, wobei der Ellisonstollen im unteren Stockwerk als Hauptstollen zu gelten hatte. Er war durch verstärkte Arbeitsleistungen 40 m unter die Sattel¬ kote 2178 des Eselsrückens und von da ab tunlichst horizontal vorzu¬ treiben. Sollte man auf feindliche Bohrarbeiten stoßen, waren rechts und links je 15 m lange Minenstollen senkrecht zum Ellisonstollen auszu¬ bauen und mit Minenkammern zu versehen. Der Bau des letzteren war aber unterdessen ohne Unterbrechung fortzusetzen. Als Hauptgrundsatz hatte zu gelten, daß das Stollensystem des unteren Stockwerkes (Ellison¬ stollen) immer dem oberen, das aus Sicherungsstollen bestand, voraus zu sein hatte. Für die zur Führung des Minenkrieges notwendige Spreng- munitionsmenge war vorzusorgen und diese in einer außerhalb der Platte gelegenen Kaverne zu lagern. Indessen suchten die Italiener ihre Arbeiten tunlichst zu beschleu¬ nigen, weil Mitte Juli ein italienischer Offizier verdächtiges Geräusch von Hackenarbeit in geringer Entfernung gehört haben wollte. Dies ver- anlaßte sie auch, den schon im April begonnenen Stollen Siena rasch nach links zu wenden und abwärts zu führen. Der Fortschritt ihrer Bohrarbeiten erlitt jedoch eine beträchtliche Unterbrechung durch die österreichische Beschießung am 21. August 1917, die 25 Leitungen für die Bohranlagen zerstörte. Deren Wiederher¬ stellung und Auswechslung nahm ziemlich viel Zeit in Anspruch. Die Leitungen hatten ihren Ausgangspunkt bei der Mga. Busi (am Südfuß der Forni Alti). Da sie aber gegen Sicht nicht maskiert waren, wurden sie als solche erkannt. Das Kommando des 4. TJR. meldete hierüber Mitte August dem Brigadekommando, daß ,,über den Sattel 2081 in der Rich¬ tung gegen die Einsattelung zwischen dem Pasubio (2236) und der italie¬ nischen Platte mehrere Rohrleitungen verliefen". Um diese Zeit hatte eben das Kaiserjägerdivisionskommando zur Entlastung der Isonzofront eine mehrere Tage andauernde Demonstration durch die Artillerie und durch ein Infanterieunternehmen unter dem Decknamen ,,Kaiserjägermarsch" angeordnet. Die Unternehmung wurde abgesagt, die Artilleriebeschießung jedoch durch mehrere Tage hindurch