— 228 — Arbeit bemerkt. (Der Ellisonstollen hatte um diese Zeit (März 1917) bereits eine Länge von 117 m. D. Verf.) Als weiteres Untersuchungsmittel gruben die Italiener einen 150 m langen Schneestollen, der quer über den Eselsrücken verlief, in der Ab¬ sicht, auf einen der gefürchteten Schneestollen der Österreicher zu stoßen. Erst als im Mai der Schnee wegtaute, war ihre Besorgnis vorüber. Sie trafen jetzt aber auch alle Vorsorgen, die notwendig waren, um mit der Arbeit sofort einsetzen zu können, wenn sich eine unterirdische Tätigkeit der Österreicher bemerkbar machen würde. Ende Juni tauchten wiederum Gerüchte auf und „andere Informa¬ tionen" bestätigten, daß eine ungeheure Angriffsmine unter ihrer Stellung bereitliege. Man hatte auch Nachrichten bekommen, daß ein großer, nach dem Namen des Genieobersten Ellison genannter Stollen von den Unter¬ künften auf der Rückseite der österreichischen Platte ausginge, nach 50 Meter einen Arm mit einer offenen Schießscharte am westlichen Hang der Platte gegen den Cosmagon abzweige, während der Hauptstollen in der Länge von 120 Meter unter dem Eselsrücken weiter vorstoße. Man wollte auch erfahren haben, daß die österreichischen Mineure beim Vor¬ treiben des Stollens auf Wasseradern gestoßen seien, die die Pumpen nicht auszuschöpfen vermochten.18) Die Arbeiten mußten deshalb eine Zeitlang unterbrochen werden, wurden aber bald darauf mit sechs Bohr¬ maschinen wieder aufgenommen. Diese zeitweilige Einstellung der Arbeiten im Hauptstollen hatte ihre wirkliche Begründung hauptsächlich darin, daß alle Arbeitskräfte zur Instandsetzung der durch die Schneeschmelze arg zerstörten Vertei¬ digungsanlagen herangezogen, daher auch die Bohrarbeiten eingestellt werden mußten. Auch zur österreichischen Besatzung übergelaufene italienische Sol¬ daten sprachen von einem bei ihnen herumgehenden Gerücht, das erzähle, es würde von einer österreichischen Kaverne aus gegen die italienische Platte ein Stollen gebohrt. Ein italienischer Genieoffizier sei am 20. Juli ciuf ihrer Platte zu Abhorchzwecken eingetroffen, doch seien seine Bemü¬ hungen ergebnislos gewesen. Alle diese Nachrichten schienen den Italienern zwar in manchem übertrieben, doch gab ihnen ihre wiederholte Übereinstimmung trotz des negativen Resultates der Horchversuche zu denken. Sie blieben schließlich bei der Annahme, daß doch ein Stollen unterhalb des Eselsrückens existiere und daß daher gemäß ihres bereits gefaßten Abwehrplanes die Arbeiten einsetzen müßten. So war die Ab¬ 18) „Das Vorhandensein der vertikalen wasserdurchlässigen Klüfte machte eine künstliche Entwässerung im allgemeinen überflüssig. Nur bei jäher Schneeschmelze (an¬ fangs Mai 1917) und bei Wolkenbrüchen (September 1917) stand das Wasser in Teilen des Stollens und es war sogar die Gefahr des Ersäufens der Maschinen vorhanden. Ein kurzer, etwas abfallend getriebener Querschlag bis zur nächsten parallel führenden größeren Kluft war aber genügend, um die Wassergefahr für alle höherliegenden Par¬ tien zu beseitigen. Bemerkt sei, daß eventuelle, für die Aufspeicherung von Nutzwasser angelegte seitliche Schächte gegen das Ausrinnen ausbetoniert werden mußten." (Brun¬ ner „Zwei Beispiele über den Minenkampf im Hochgebirge". Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen, 1921, 11. und 12. Heft.)