— 224 — kaverne längs des Westhanges der Platte angeordnet, denn es schien nicht ausgeschlossen, daß die Italiener vom Bohrlochhügel (Kote 2116, ehemalige Sektion 6 der Cosmagonstellung) sich in einem Schneetunnel vorgearbeitet und den Felsen unter der Artilleriekaverne angebohrt hatten. Das Korpskommando befahl die Aufnahme von Fliegerbildern, um den Ort des Abraummaterials festzustellen. Auch der Divisionär FML. von Verdroß traf am 27. Dezember auf der Platte ein, um sich über die Lage zu unterrichten. Der erste bereits am 29. Dezember eingetroffene Horchapparat brachte keine bedrohlichen Anzeichen. Man glaubte eine zeitweise aus¬ setzende Bohrmaschine zu hören, die jedoch auch für den Kavernen- oder Stellungsbau bestimmt sein konnte. Immerhin wurde der Horchdienst sorgfältig betrieben und seine Ergebnisse als sogenannte „Maulwurfs- meldungen" den vorgesetzten Kommanden vorgelegt. Mitte Jänner liefen neuerlich aufregende Meldungen ein, die von ,star¬ kem metallischem Klingen und von hie und da auch hörbaren mensch¬ lichen Stimmen" sprachen. Als dann auch noch Truppenverschiebungen auf italienischer Seite beobachtet wurden, glaubte man, dem Beginn einer feindlichen Unternehmung nahe zu sein. Als Gegenmaßnahmen wurden die Heranziehung von Reserven und ein sofortiger Minenangriff aus dem Hauptstollen und die beschleunigte Fortsetzung des bereits begonnenen Schneetunnels aus der Riegelstellung befohlen. Die Leitung wurde dem Sappeuroberleutnant Mlaker übertragen. Li Ing. Nowak, Reis und Hus- sarek, die Pionierkompagnie 1/10 und 6 Bohrzüge wurden ihm unterstellt. Die Erregung erreichte den Höhepunkt, als um 0,30 Uhr des 24. Jän¬ ner wieder eine alarmierende Meldung eintraf, daß man in der Mitte des Stollens etwa 10 m östlich und 5 m tiefer Geräusche von rollendem Ma¬ terial und auch Stimmen höre. Der Feind schien bereits unter dem eigenen Stollen zu sein. Eine Gegenmine wäre sofort vorzutreiben, 1000 kg Sprengstoff wurden erbeten. Bereits um 8 Uhr früh des gleichen Tages trat eine Kommission zur Überprüfung der Wahrnehmungen zusammen, die zwar auch Geräusche vernahm, sie aber nach Ort und Richtung nicht genau festlegen konnte. Als Gegenmaßnahmen wurden der Bau eines Gegenstollens, das Abquetschen des feindlichen Minenganges und die Herstellung einer Sehnenstellung auf der Platte angeordnet. Ein kurz darauf nochmals vorgenommener Horchversuch ergab je¬ doch die Unrichtigkeit aller bisherigen Horchresultate. Man hatte fest¬ gestellt, daß zu der für die Horcharbeiten bestimmten Zeit in der Ka- verständlich, daß ohne gründliche Schulung im Horchen unter der Erde, d. h. ohne Kenntnis, wie die Erde und die Felsarten Geräusche übertragen, und ohne Erfahrung im Distanzschätzen und Richtungschätzen unter der Erde weder das menschliche Ohr allein noch das mit dem besten Apparat bewaffnete Ohr noch sonst ein Apparat tauglich sind. Der Horchapparat, ein in fester Metallhülse eingebautes Mikrophon, gibt durch das Kabel die Geräusche zur Telefonkassette weiter, die mehrere Apparate anschließt und durch Stationsbatterien die aufgenommenen Geräusche im Telefon verstärkt. Ein beson¬ derer Vorteil dieser Horchapparate ist, daß sie in weit vorneliegenden Bohrlöchern an¬ gebracht werden können, während jedes Geräusch weit rückwärts in aller Ruhe von dem weder physisch noch psychisch beeinflußten Hörer verwertet werden kann.