— m — Wetter ist noch viel schlechter als gestern. Nachmittags kamen 4 Jäger angeseilt vom 3. Zug herüber mit der Meldung, daß sie den Ein¬ gang zum Unterstand nicht mehr freihalten könnten und nicht wüßten, was sie nun beginnen sollten. Ich ging mit ihnen zurück, um nach dem Rechten zu sehen. Zu dem kaum einige hundert Schritte langen Weg brauchten wir fast 2 Stunden. Dort sah es aber auch höchst ungemütlich aus. Die eine Hälfte der Mannschaft schaufelte unausgesetzt, während die andere rastete, und trotzdem war es nicht möglich, die Eingangstür, die nach aus¬ wärts zu öffnen war, freizuhalten. Es blieb nichts anderes übrig, als sie auszuhängen und mit Decken das ärgste Hereindrängen des Schnees auf¬ zuhalten. Wir befestigten noch eine lange Stange am Hüttendach als Mar¬ kierung, da wir am nächsten Tag mit einem Zug die Hütte ausschaufeln wollten. Dann ging es wieder zurück, wobei mich wieder 4 Mann beglei¬ teten. Dies war aber auch mein Glück, denn allein wäre ich lebend nicht mehr angekommen. Trotzdem wir angeseilt waren, versanken wir da und dort grundlos im weichen frischgefallenen Schnee bis zu den Achseln. Dazu kam, daß es nicht möglich war, irgend eine Richtung einzuhalten. Wir riefen, schrien und pfiffen unausgesetzt, um eine Verbindung mit jemandem zu bekommen. Doch alles war umsonst. Endlich nach 2% Stun¬ den erhielten wir durch Stöße mit dem Kompagniehorn Antwort. Wir waren ratlos wohl schon eine halbe Stunde kaum 20 Meter am Hang unterhalb des Kompagniekommandos umhergeirrt. Der heutige Tag war wohl der ärgste. Spät am Abend hörten wir aus irgendeiner Richtung am Hang herauf Pfeifensignale. Aber trotz allen Blasens und' Pfeifens unsererseits als Antwort war es unmöglich, irgend¬ einen Menschen zu finden. Später hörten wir nichts mehr. 13. Dezember. Das Wetter hatte sich ein wenig gebessert, es scheint aber nur vorübergehend zu sein. Gegen Mittag kam eine starke Ski¬ patrulle völlig erschöpft an und gab uns bekannt, daß sie einen Sappeur- zug mit 34 Mann suchte, der gestern mittags von der Kote 2059 zum Plattenkommando gehen wollte. Doch sei er bisher nirgends angekommen und man fürchtete, daß er im Schneesturm verunglückt sei. Wir erzählten ihnen von den Signalen, die wir gehört hatten — es dürften wohl die Gesuchten gewesen sein und dürften kaum diese Nacht überlebt haben. Die übrigen Nachrichten, die die Skifahrer brachten, lauteten recht schlimm. Nach rückwärts war jede Verbindung schon seit Tagen unter¬ brochen. So müssen wir nun ganz aus den Höhendepots leben, deren Stand nurmehr für 4 Tage reichte. Seit einigen Tagen ist mir aufgefallen, wie niedergeschlagen und gleichgültig bereits alles war. Jede neue Schreckensbotschaft wird stumm und wortlos hingenommen. Dies schien mir das Unheimlichste, In dieser verzweifelten Lage dürfen wir aber nicht mutlos werden. Die Haltung der Mannschaft ist großartig. Sie arbeitet trotz Kälte und Hunger unermüdlich."