— 168 — Platz existieren, wo durch so viele Tage hindurch auf einem so kleinen Raum so hartnäckig ein Kampf Mann gegen Mann ausgefochten wurde. Das Krachen der Artilleriegeschosse, das Bersten d!er schweren Minen, das Aufleuchten der Explosionen aus der dichten Staub- und Rauchwolke boten das Bild eines Inferno. Der Außenstehende konnte es nicht fassen, daß darinnen Menschen sich aufhalten, geschweige denn am Leben sein konnten. Und es war erhebend und ergreifend, wenn nach Rückwärtsverlegung des feindlichen Feuers trotzdem die Kaiserjäger aus allen Kavernen und Löchern heraussprangen, stehend schoßen, Hand¬ granaten warfen und den Kampf im Handgemenge aufnahmen. Dieser schwere und zermürbende Verteidigungskampf wiederholte sich tagelang und mehrmals des Tages. Demgemäß waren auch die blutigen Verluste erschreckend groß, auf Seite des Verteidigers größer als beim Angreifer. Man könnte hien mit Recht von einer ,,Mühle am Pasubio" sprechen, wo 17 Kaiserjägerkompagnien, 1 Bosniakenkompagnie und 5 Maschinen¬ gewehrabteilungen in den Kampf geworfen und fast zermalmt wurden. Die italienische Führung hatte nicht ohne Grund den Kaiserjägern ihre besten Gebirgstruppen, die Alpini, im Angriffe entgegengestellt, denen man, wenn man das außerordentlich schwierige Angriffsgelände der Platte, die verheerende Wirkung der Artillerie und der Maschinen¬ gewehre der Verteidiger und die enorme Verlustzahl in Betracht zieht, auch die gebührende Achtung und Anerkennung zollen muß. Wie hoch der Kampfwert der Kaiserjäger beim Gegner eingeschätzt wurde, ist einer kurz nach Beendigung der Kämpfe erschienenen Zei¬ tungsnotiz74) zu entnehmen: „Mit Rücksicht auf die Bedeutung des Pasubiogebietes ist es be¬ greiflich, wenn die österreichische Elitetruppe, die Kaiserjäger des 1. und 3. Regimentes, uns jeden Fußbreit Boden streitig machten. Die wahrhaft übermenschliche Widerstandskraft der Tiroler Kaiserjäger, die unerhört blutigen Opfer, das unausgesetzte Hin- und Herfluten des Kampfes be¬ weisen besser als jede Beschreibung die wirklich wunderbare Tapferkeit unserer Kämpfer." Bei Beurteilung des Kampfwertes der Kompagnien muß ferners be¬ rücksichtigt werden, daß sie nur zum Teil aus kampferprobten Leuten bestanden. Fast alle dieser Kompagnien wurden noch während der Kämpfe durch Ergänzungen aus den Marschformationen aufgefüllt, die selbst meist aus eben ausgebildeten und daher noch nicht an der Front gestandenen Mannschaften bestanden und die ihre Feuertaufe erst im Hexenkessel am Pasubio erhielten. Auch die brave Artillerie darf nicht vergessen werden. Trotz der mannigfachen Aufgaben, die ihr im Kampfbereiche der Brigade zufielen, wirkte sie überall mit ausgezeichnetem Erfolge. Ihr rasches, treffsicheres Eingreifen hatte dem Feinde außerordentlich schwere Verluste zugefügt und oft auch den Angriff unterdrückt, bevor er zur Entwicklung gekom- 74) „Corriere della Sera" vom 21. Oktober 1916.