— 145 — So wie am 9. Oktober trat auch diesmal um 15 Uhr eine Feuerpause ein. Lt. Oberguggenberger alarmierte die Besatzung, schickte einen Meldemann, der die Züge der 1. Kompagnie aus der Sektion 8 herbei¬ holen und gleichzeitig auch eine Lagemeldung an das Gruppenkommando, Mjr. Högn, bringen sollte. Da aber weder die 1. Kompagnie den Befehl noch das Gruppenkommando die Lagemeldung erhielten, mußte angenom¬ men werden, daß der Meldemann in dem nach rückwärts gelegten feind¬ lichen Sperrfeuer umgekommen war. Nach kurzer Pause setzte die italienische Artillerie die Beschießung mit unverminderter Heftigkeit fort. Die Besatzung war, um unnötige Ver¬ luste zu vermeiden, bis auf die notwendigsten Grabenposten in die Ka¬ vernen zurückgezogen. Inzwischen hatte das zum Angriff bestimmte Alpinibataillon Aosta sich am Fuße der österreichischen Platte gesammelt. Eine aus 50 aus¬ gesuchten Alpini zusammengestellte Sturmabteilung war unter das Kom¬ mando des schon erwähnten Oblt. Urli bereitgestellt und sollte als erste Abteilung die Platte stürmen. Ihr hatte die 41. Kompagnie zu folgen. Die Sturmabteilung wurde mit Rücksicht auf ihre gefährliche Aufgabe ,,Drap* pello di M.orte" (Todesabteilung) genannt. Im heftigsten Sperrfeuer der österreichischen Geschütze und der in die Flanke wirkenden Maschinengewehre erklomm diese Abteilung um 17 Uhr die Felsen zur Platte. Doch nur Oblt. Urli mit sieben Alpini er¬ reichten den Rand derselben. Die anderen blieben tot oder verwundet am Fuße der Felsen oder in denselben liegen. Hinter ihm drängte die 4L Kompagnie nach, an deren Spitze der Kommandant Oblt. Fantozzi fiel. Urli und seine sieben warfen sich gegen die Österreicher, die noch den Graben auf dem Kamme53) besetzt hielten, und im Vereine mit der nachfolgenden 41. Kompagnie eroberten sie „die Gräben der Platte bisi zur Mitte der Stellung und eine Kaverne", Der harte Kampf dauerte eine ganze Stunde. So berichtet die Geschichte des Alpinibataillons Aosta. Tatsächlich drangen um 17 Uhr die Alpini hinter ihrer Feuerwelle bis über den rechten Flügel der Hauptstellung hinaus. Neben dem aner¬ kennenswerten Schwung im Angriffe verdankten sie den Erfolg auch einem für sie glücklichen Zufall. Die Besatzung des rechten Flügels der Hauptstellung bestand aus dem 4. Zug der 4. Kompagnie unter Fähnrich Benesch, außerdem waren noch Fähnrich Nyrschy und Einjährig-Freiwilliger Oberjäger Gemböck ein¬ geteilt. Während des Vorbereitungsfeuers hatte sich diese Besatzung befehlsgemäß mit Ausnahme der notwendigen Grabenposten in der Ka¬ verne 3 gedeckt, wurde in der Zeit von 14 bis 17 Uhr verschüttet und konnte sich selbst nicht befreien. Durch einen Volltreffer auf den schmalen, schlauchartigen Eingang rollten die Felsstücke wie in einem Trichter nach unten zusammen und verlegten den Insassen den Ausgang. 53) Wahrscheinlich der Graben der Hauptstellung. Schemtil, „Die Pasubio-Kämpfe". 10