— 91 — demoliert und unbrauchbar. Lt. Oberguggenberger ließ, um die Kaverne für die Jägerbesatzung ausnützen zu können, die Bedienung zum Batail¬ lonskommando abrücken. Dank d^r Unterbringung der Besatzung in den Kavernen waren die Verluste an sich nicht groß. Nur die Grabenposten fielen der Beschießung zum Opfer und mußten einige Male ersetzt werden. Bis 15.10 Uhr gab es erst 4 Tote und 8 Verwundete, eine Zahl, die in Anbetracht des ungeheuren Munitionsaufwandes des Gegners eine sehr geringe war. Auf das rasende Feuer der italienischen Batterien blieb auch die österreichische Artillerie die Antwort nicht schuldig. Über ihre Gegen¬ wirkung schrieb ein italienischer Mitkämpfer:12) „Um 7 Uhr früh begann unsere Artillerie mit einem alles nieder¬ schmetternden Geschoßhagel die Vernichtung der österreichischen Stel¬ lungen. Die ganze Linie vom Roite über die Platte bis zum Borcolapaß war in eine dichte Rauchwolke gehüllt. Man sah nur die höllischen Explo¬ sionen der Granateinschläge und Felsen, Balken und Erdklumpen in der Luft herumschwirren. Bis 10 Uhr gab der Feind kein Lebenszeichen, dann aber erkannte er unsere Absicht und überschüttete auch unsere Stellun¬ gen mit Geschoßen aller Kaliber. Zum Schutze gegen den Steinregen drückten wir uns dicht an die Felsen. Bei jedem Einschlag krampfte sich das Herz zusammen. Der Tag wollte nicht enden, mir dünkte er der längste in meinem Leben. Immer wieder blickte ich auf die Uhr, deren Zeiger unbeweglich schienen. Die erstarrten Gesichter begannen zu schmerzen, doch niemand wagte sich zu rühren. Ein Volltreffer einer österreichischen Haubitze schlug in einen Zug des Infanterieregimentes 158. Es war ein schrecklicher Anblick! Am Nachmittag begann die Arbeit unserer Minenwerfer, die in Salven zu hundert Schuß die österreichischen Hindernisse vollständig wegräumten. Ihre Einschläge ließen die Erde erbeben und machten die feindliche Platte zu einem einzigen Feuerherd. Die umliegenden Berge vervielfachten das Echo der Explosionen. Die ganze feindliche Linie lohte auf wie in einem Flammenmeer und in kurzer Zeit war alles in eine dichte Rauchwolke gehüllt. Merkwürdig war, daß beim jedesmaligen Aussetzen unserer Beschie¬ ßung sofort ein österreichischer Gewehrschuß mit seinem markanten Ta-pum fiel. Dieses Lebenszeichen aus den Ruinen erregte unseren Zorn. Man konnte nicht fassen, daß in diesem feuerspeienden Vulkan noch lebende Wachposten ihren Dienst versahen. Die Erklärung hierüber gaben uns nachher die Gefangenen. Die österreichischen Wachposten hatten den Befehl, bei jeder Feuerpause der feindlichen Artillerie einen Gewehrschuß abzugeben, um dadurch dem Kommando wissen zu lassen, daß sie noch am Leben seien und wachten. 12) „Un anno sul Pasubio" (Ein Jahr auf dem Pasubio) von Oblt. Campana des JR. 157. Schemfil, „Die Pasubio-Kílmpíe". ?