— 96 — die Zurückziehung der Besatzung aus dem Hauptgraben in die Kavernen. Nur je zwei Beobachtungsposten verblieben an den Flügeln desselben. Auch die Feldwache in der Vorstellung wurde eingezogen. Die freiliegenden Drahtverbindungen zum Bataillonskommando waren in kurzer Zeit unterbrochen und konnten während der Beschießung überhaupt nicht und während' der Feuerpausen nur auf kurze Zeit wieder¬ hergestellt werden. Zum Meldedienst mußten ausschließlich Meldegänger verwendet werden, die diesen wichtigen und gefährlichen Dienst muster¬ haft versahen und schwere Opfer brachten. Um aber so rasch als möglich von den Vorgängen auf der Platte unterrichtet zu sein, wurde außerdem ein Offiziersbeobachtungsdienst aus jenen Sektionen eingerichtet, die von seitwärts eine gute Beobachtung gegen die Platte gestatteten. Das Feuer tobte indessen unausgesetzt weiter, Dichte Staub- und Rauchwolken umhüllten den ganzen Felsklotz der österreichischen Platte, aus denen blitzartig der Feuerschein der Explosionen aufleuchtete. Schon zu Anfang der Beschießung hatte man erkannt, daß ein Angriff folgen werde. Der Bataillonskommandant Hptm, Gamber ließ da¬ her die 1. Kompagnie (Lt. i. d. Res. Jakoncig) zur Verstärkung der Be¬ satzung auf die Platte abgehen. Im dichten Granathagel hatte sie einen schweren und opfervollen Weg, Der 1. Zug mit dem Kompagniekomman¬ danten traf mit einem Verluste von 2 Toten und 5 Verwundeten beim Sektionskommando ein. Für die übrigen Züge war dort kein Platz, sie mußten in der Kaverne 7 der Sektion 8 untergebracht werden. Nach einer kurzen Feuerpause um 8.40 Uhr setzte die Beschießung mit unverminderter Heftigkeit wieder ein, Oft wurden bis zu 60 Ein¬ schläge in der Minute gezählt. Die dünne Felsdecke der Kavernen er¬ zitterte unter der Gewalt der Granatexplosionen bedenklich, Steine lösten sich von ihr los und fielen auf die dichtgedrängten Insassen. Das Atmen wurde immer schwerer, weil die Luft in den ventilationslosen Kavernen bald verbraucht war und Rauch, Staub und die Explosionsgase sich in den tieferliegenden Unterkunftskavernen sammelten. Feindliche Flieger kreisten über dem Plateau und warfen Bomben und Flugzettel in die Pozzamulde ab. Um 11.30 Uhr setzte das feindliche Geschütz- und Minenwerfer- feuer wieder auf die Dauer einer halben Stunde aus. Scheinbar wollte der Gegner die Wirkung seines Feuers durch Patrullen erkunden lassen. Von der italienischen Infanterie aber, die — wie die Grabenposten gemeldet hatten —, rudelweise von ihrer Platte herabsteigend, sich in dem uneingesehenen Raum unterhalb der Vorstellung am Eselsrücken sammel¬ ten, war noch nichts zu sehen, Inzwischen hatte die schwere Beschießung schon großen Schaden an den Kampfanlagen verursacht. Die Hindernisse waren weggefegt, die Schützen- und Laufgräben eingeebnet. Außerdem waren die beiden hinter dem rechten Flügel der Hauptstellung aufgestellten und zur Flankierung der Cosmagonstellung bestimmten italienischen Gebirgsgeschütze (65 mm)