— 93 — Um 18 Uhr war die Lage für ihn bereits recht kritisch geworden. Sowohl die links benachbarte wie auch die rechts anschließende Sektion war in Feindeshand. Er hielt trotzdem tapfer aus und meldete noch um diese Zeit dem Regimentskommando, „daß er sich — obgleich aus beiden Flanken beschossen — noch halte"- Eine halbe Stunde später aber mußte auch er sich zurückziehen, um nicht im Dunkel der Nacht umzingelt und gefangen zu werden. Hier¬ über schickte er dem Regimentskommando die Meldung: „Ziehe mich gegen den Roitesattel zurück und werde — wenn das II. Bataillon vor¬ geht — mich ihm mit meiner Kompagnie anschließen/' Um die gleiche Zeit wichen auch die Reste der Regimentspionier¬ abteilung und der Pionierkompagnie 1/10 nach rückwärts aus, weil die Gefahr bestand, daß sie links (nördlich) umgangen und gegen den Cos- magonabsturz gedrängt werden. Dem Räume der Sektion 5 gegenüber standen als Angreifer das durch eine Kompagnie des Alpinibataillons Suello verstärkte Alpinibatail¬ lon Adamello9). ,,Die Wellen derselben," sagt ein italienischer Bericht über diesen Angriff, „gingen gegen die Linien westlich des Palom vor. Auf eine Eroberung mußte jedoch wegen des Flankenfeuers der feindlichen Maschinengewehre verzichtet werden." Die Italiener schienen diesmal die schlechten Erfahrungen, die sie sich am 10. September holten, als sie in diesem von der Besatzung sehr gut bestrichenen und von der Artillerie vorzüglich beherrschten Raum vor der Sektion 5 angriffen, beherzigt zu haben.10) Zu Beginn des italienischen Angriffes um 16 Uhr hatte man vom Regimentsbeobachtungsstand das Vorgehen der Italiener gegen die Sek¬ tion 6 bemerken können. Auch in der Sektion 3 ließ sich das Hin- und Herwogen des Kampfes beim Eingreifen des Handgranatenzuges und beim Gegenstoß der beiden technischen Abteilungen gut beobachten. Um 17 Uhr mußte Obst. Fischer von See annehmen, daß die beiden Flügel¬ sektionen 3 und 6 in Feindeshand seien. Eine Bestätigung dieser Ver¬ mutung bekam er allerdings erst viel später. Gegenmaßnahmen konnte er aber, da ihm keine Reserven zur Ver¬ fügung standen, nicht treffen. Erst als ihm um 17.50 Uhr vom Brigade¬ kommando das ganze IL Bataillon zur Verfügung gestellt wurde, entschloß er sich, mit dieser Kraft die verlorengegangenen Sektionen 3 und 6 wiederzugewinnen und gab dem Bataillonskommandanten Hptm. Pfrogner den Angriffsbefehl: „Der Feind ist in Sektion 3 eingedrungen und hat sich dort ein¬ gegraben. Aus Sektion 5 und 6 keine Nachricht. Gegenangriff! Hptm. Pfrogner mit zwei Kompagnien längs des Cosmagonrückens gegen Sek- 9) Vom Alpinibataillon Monte Suello war die 140. Kompagnie dem Alpinibataillon Adamello als Verstärkung unterstellt, die 139. und 91. Kompagnie waren Reserve. Schiarini, L'Armata del Trentino 1915—1919, Seite 217. 10) An Gefangenen mußte das Bataillon Suello und das I. Bersaglieribataillon zusammen 30 Mann dem Verteidiger überlassen.