— 55 — Als um 3,15 Uhr die beiden Gruppen gleichzeitig und überraschend vorbrachen, gaben die italienischen Grabenposten rasch Alarmschüsse ab. Die Folge war, daß in kürzester Zeit Gewehrfeuer und am linken Flügel auch Maschinengewehrfeuer in die Reihen der Stürmenden schlug. Die dadurch hervorgerufene Stockung bei der rechten Angriffsgruppe wurde durch das persönliche Eingreifen des Oblt. Roth und seiner Zugskomman¬ danten rasch behoben, so daß der Zug Pelouschek nach einigen Hand¬ granatensalven, die in der dichtgedrängten italienischen Besatzung schwere Verluste verursachten, in den Graben I eindringen konnte. Hier war die Lage für die Italiener nicht mehr zu retten. Der Graben bildete den einzigen Zugang zur Stellung und wurde sofort von den Kaiserjägern abgeriegelt, um das Zuströmen weiterer Unterstützungen zu unterbinden. Mit dem noch im Graben befindlichen Gegner entspann sich ein heftiges Handgemenge. Vergeblich suchte er sich mit dem Bajonett Luft zu machen, doch ,,die Toten versperrten," wie es in einer italienischen Schil¬ derung heißt, ,,d'en Weg, die Lebenden stolperten über die Gefallenen".10) Als von den dort befindlichen italienischen Offizieren einer gefallen und zwei verwundet waren, brach der Widerstand entgültig zusammen. Der Graben wurde von den Kaiserjägern gänzlich gesäubert. Nicht so glatt ging es bei der linken Angriffsgruppe. Dort hatte das sofort einsetzende Abwehrfeuer eine längerandauernde Stockung hervor¬ gerufen. Dazu kam, daß von den Offizieren Lt. Heß außer Gefecht gesetzt, Fhr. i. d. Res. Vallazza gefallen und Kadett Scheibel verwundet worden war. Die so eine Zeitlang führerlosen Züge konnten erst, als Kadett¬ aspirant Hinterholzer der 16. Kompagnie das Kommando übernahm, vor¬ geführt werden und den feindlichen Graben in Besitz nehmen. Der Angriff selbst und die bald darauf einsetzenden feindlichen Gegenstöße hatten der Kompagnie Roth erhebliche Verluste gebracht, die bei der rechten Angriffsgruppe durch einen Zug der 16. (Kadett Honig) und der 13. (Fhr. i. d. Res. Ellinger), bei der linken Gruppe durch einen Zug der 13. (Kadettaspirant Ehrmann) und einem Zug unter Kommando eines Zugsführers ersetzt wurden. Die rechte Gruppe war nach Säuberung des Grabens I noch fast bis an den Rand des zweiten Felsabsturzes vorgedrungen, hatte mehrere Gegenstöße abgewehrt, mußte aber dann, als der Feind sich immer mehr verstärkte, an den Rand des ersten Felsabsturzes zurückgenommen wer¬ den, wo ein Zug der 13. als Feldwache den feindlichen Graben absperrte. Die Pionierkompagnie 4/9, die während des Angriffes sehr geschickt und schneidig mitgewirkt hatte, hatte inzwischen einen Verbindungs¬ graben zwischen der Feldwache und dem Graben III hergestellt. Am linken Flügel suchten die Italiener ihren verlorengegangenen Graben durch einen kräftigen, mit Geschütz- und Minenwerferfeuer unter¬ stützten Gegenstoß wiederzugewinnen. Der aber hatte nach ihren An¬ gaben die Richtung verfehlt und wurde von den Kaiserjägern abgeschlagen. lü) Aus „Due anni di guerra con la Brigata Liguria" von Capit. Coda.