— 33 — Da die Kompagnien aber bald nach Verlassen der Stellung mit dem überall eingenisteten Gegner zusammenstießen, gelang der Plan vorerst nicht. Die Artillerie mußte gleich zu Beginn ihr festgelegtes Programm umwerfen und neue Ziele bekämpfen, wozu neuerliches Einschießen not¬ wendig war. Daß dabei da und dort ein Schuß zu kurz ging, war erklär¬ lich. Oft wurden aber auch Schüsse der italienischen Artillerie hinter die Linie der Angreifer für Kurzschüsse der eigenen Batterien gehalten, So kam es, daß sich die Truppe fortwährend über Rückenfeuer beklagte und auch dadurch im Angriffsschwung gehemmt wurde. Die vorderen Kompagnien des 1/90 erreichten erst um 8.15 Uhr den Raum vor den Stellungen der Feldwachen, die sie am 30. Juni dem Feinde überlassen mußten. Weiter kamen weder sie noch die des Bataillons 48, weil die italienischen Batterien bei 2236 und 2144 flankierend jedes Vor¬ gehen verhinderten. Die Angriffsartillerie nahm sie zwar heftig unter Feuer, das die feindlichen Stellungen am Pasubio in kurzer Zeit in Rauch und Feuer hüllte, doch konnte trotz dieser kräftigen Unterstützung das 1/90 keine Fortschritte machen und stand um 9.30 Uhr immer noch im Handgranatenkampf mit dem Gegner in der Feldwachenstellung. Das linke Nachbarbataillon 1/48 mußte sich unter dem Drucke des heftigen Flankenfeuers aus östlicher Richtung mit einer Kompagnie hinter den linken Flügel des Bataillons 90 verschieben. So stockte allenthalben der Angriff auf der ganzen Linie. Man hatte nach dem Gefechtsplan, der auf den Erfahrungen im russischen Manövrier¬ gelände fußte, mit einem ,»fließenden" Vorwärtskommen gerechnet. Die Schwierigkeit des Geländes17) und der zwischen beiden Hauptstellungen eingenistete Gegner hemmten jedoch das Vorrücken unerwartet stark. Es mußte in der Folge zu einem langsamen, mühseligen Vorarbeiten kommen. Hierüber schreibt Obstbrig. Korzer: „Um 11 Uhr vormittags sollte der Einbruch in die feindliche Haupt¬ stellung erfolgen; man war aber erst so weit, um mit dem Einbruch in die Vorstellung bei den Feldwachen zu rechnen. Flankierendes Artillerie¬ feuer machte sich aus Osten (Posinatal) und zunehmend immer unan¬ genehmer aus westlicher Richtung (Coni Zugna) geltend. Es war demnach Zeit, einen Entschluß zu fassen, um dem Angriff neuen Impuls zu geben und der durch den andauernden Kampf im Vorfelde geänderten Lage Rechnung zu tragen. Da die ermüdeten und gelichteten18) Bataillone der 10. Gebirgsbrigade, die sehr fühlbare Offiziersverluste aufwiesen, an¬ scheinend allein nicht imstande waren, den Widerstand des Feindes zu 17) Die Schwierigkeiten des stark gegliederten Angriffsgeländes kommen in den Bildern auf Seite 32 und 35 deutlich zum Ausdruck. 18) Die Bataillone hatten in den vorherigen Kämpfen große Offiziersverluste. Das Eataillon 62 verlor zwei Wochen vorher durch einen Granateinschlag 6 Offiziere tot und 2 verwundet. Mjr. Harbacher meldet in seinem Gefechtsbericht als besonders er¬ schwerend den Mangel an kriegs- und gebirgserfahrenen Offizieren. Schemfil. ..Die Pasnbio-Kämpfe