Nr. 16. Oberösterreichische Bauzeitung. Seite 143. beschäftigen. Eine Hauptsache bei der Bauaufsicht ist die Führung eines „Baujournals“. Bei den leider so häufig vorkommenden Bauprozessen ist es geradezu un¬ erläßlich, schon bei ernstlichen Differenzen ist es von großem Nutzen, weil dem Fragenden über jeden* vor¬ gekommenen Punkt im Laufe der Ausführung, wie z. B. Anfänge, Verzögerungen, Abänderungen von Arbeiten, laut Journal genaueste Antwort gegeben werden kann. Bei Verhandlungen vor dem Gerichte wird fast immer zuerst nach dem Baujournal gefragt, dasselbe darf selbst¬ redend nicht einseitig geführt werden, sonst hat es keinen Anspruch auf Gültigkeit, sein Wert wäre prekär, wenn die verzeichneten Daten nicht von beiden Seiten, vom Architekten wie vom Bauherrn, unterzeichnet Schema des Baujournals. Nr Datum Tages-Rapport vom Neubau Zahl Vertragsarbeiten Tage Tage Regiearbeiten K h Erdarbeiter Maurer Handlanger Steinmetze Zimmerleute Tischler Schlosser Spengler Gipser Materialverbrauch Glaser Maler Hafner Tapezierer Gesamtleistung vom Tag: Allgemeine Bemerkungen: Eingetroffene Baumaterialien: Unterschrift des Poliers: Unterschrift des Bauführers: Unterschrift des Bauherrn: wären. Es geht also daraus hervor, daß das Baujournal ein Aktenstück zu bilden hat, dessen Richtigkeit von keinem der Interessierten bestritten werden kann; um dies von vornherein zu bestimmen, nehme man in den Bauvertrag einen bezüglichen Passus auf, nach welchem die Führung eines Baujournals zur Pflicht gemacht wird. Nach Einsicht des beifolgenden Schemas wird der Vor¬ teil, der aus der Einrichtung hervorgeht, leicht ersichtlich sein. Jeden Tag werden die sämtlichen Taglöhne nebst dem Verbrauch an Materialien festgestellt. Bei ein¬ tretenden Verzögerungen, wegen verspäteter Lieferung u. s. w. kann die betreffende Ursache sofort aus dem Journal ermittelt werden. Bekanntlich entstehen aus Verspätungen eine Menge unliebsamer Verknüpfungen und der Schuldige braucht alle möglichen Ausreden, die meist noch Dritten vielen Arger bringen u. s. w. Wie oft hört man die Ausrede, „die Pläne seien noch nicht dagewesen, dieser oder jener Handwerker hätte das Weiterarbeiten verhindert, weil er mit seinen Leistungen im Rückstände war“ etc. Alles dies kann genau aus den Daten des Baujournals ersehen und festgestellt werden und wird dadurch manchen weiteren Unannehm¬ lichkeiten und Zänkereien vorgebeugt sein. Wie sehr dann ferner das Journal dazu dient, den Fortschritt der Arbeiten oder das Zulangsamgehen derselben zu kon¬ statieren, zeigt die Rubrik der Arbeiter; sofort liegt es klar, ob der flaue Gang wegen Mangel an Material oder wegen ungenügender Arbeiterzahl stattfand. Am besten wird man das Journal doppelt führen, d. h. einfach jeder Rapport wird in ein extra Buch kopiert, das Origi¬ nal geht in die Hände des Architekten über. Es muß jedem Arbeiter die freie Einsicht in das Kopierbuch jederzeit offen stehen und der anwesende Polier hat jeden Rapport zu unterzeichnen. Letzterer ist derjenige, welcher unausgesetzt am Platze ist und gleichzeitig die Partei des Unternehmers vertritt; bei einem jeden Zahl¬ tag kann die Zahl der Rapporte dem Bauherrn vorgelegt werden, welcher dann seine Einsichtnahme jedesmal schriftlich auf dem letzten Rapport bestätigt. Wer von den Herren Fachkollegen ein solches Bau¬ journal einführte, wird gefunden haben, wie vielen Differenzen dadurch ausgewichen wurde und er wird sich gewiß damit befreundet haben. Die Abnützung unserer städtischen Straßen. Die verkehrspolizeiliche Einführung des Rechts- be¬ ziehungsweise Linksfahrens in den Straßen der meisten Großstädte und deren Vororte gibt Veranlassung, das Verhalten der Fahrbahnen gegenüber der je nach Rich¬ tung einseitigen Bewegung der Fuhrwerke näher zu er¬ örtern. Beschränkt man sich hiebei auf Steinschlagbahnen und gepflasterte Straßen und unterscheidet horizontale und geneigte Strecken, so ist augenscheinlich, daß bei Annahme gleich großen Lastenverkehrs in beiden Rich¬ tungen die Abnutzung der Fahrbahn decke auf der im aufsteigenden Verkehr liegenden Straßenhälfte eine größere sein wird im Vergleich zu den Straßentrakten, welche horizontal oder im Gefälle befahren werden. Bei makadamisierten Straßen wird sich durch die verstärkte Kraftäußerung der Zugtiere eine Lockerung der oberen Decke, namentlich bei feuchter Witterung eine verhältnismäßig vermehrte Schlammbildung beob¬ achten lassen. Bei gepflasterten Straßen zeigt sich die stärkere Abnutzung an der Änderung der Pflasterstein¬ köpfe und Fugen. Die Pflasterfugen werden sich auf¬ fallend vertiefen und erweitern und die Steine an den normal zur Fahrrichtung liegenden Kanten erheblich mehr abrunden als sonst; so daß bei Reihenpflaster, namentlich wenn es in schmalen Steinen hergestellt wird, walzenartige mehr oder weniger verdrückte Streifen ent¬ stehen. Diese Abrundung wird noch dadurch erleichtert, daß die Verjüngung des Steines nach unten und die einseitige Kraftäußerung auf den Stein ein Auf kanten oder Umlegen desselben entgegen der Fahrrichtung ver¬ anlaßt. Diese letztere Erscheinung ist, wenn auch in schwächerem Grade, auf horizontalen Strecken in beiden Fahrrichtungen zu beobachten. Tritt nun noch der Übelstand hinzu, daß gerade in aufsteigender Richtung vorzugsweise die belasteten Fuhrwerke verkehren (was auf Zufahrtsstraßen für Bau- und Brennmaterial nach großen Konsumorten oft, fast regelmäßig, eintritt), so wird sich bald eine alleinige oder öftere Ausbesserung der fraglichen Straßenhälfte erforderlich machen, gegen¬ über der von unbelasteten Fuhrwerken in anderer Richtung benutzten.