VI. Jahrgang, Nr. 7. -m Linz, 1. April 1901. Öberösterreichische Baazeitnng Zeitschrift für Bauwesen Organ des „Vereines der Baumeister in Oberösterreich“. Redaction und Administration: LINZ, Mozartstrasse 28. — Herausgeber und Verleger: EDUARD KORNHOFFER. Man pränumeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: | ganzjährig mit K 20.- f ganzjährig mit . K 16 Provtas I halbJähriS . . „10.- t vierteljährig . „ 5 — für Loco halbjährig . vierteljährig Erscheint am i. und 15. jedes Monat. INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬ österreichischen Bauzeitung“, Linz, Mozartstrasse 28, ferner bei allen grösseren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle Reclamationen und Beschwerden direct an uns erbeten. Inhalt. Vorschlag zur Lösung der Theaterbaufrage in Linz. — Das Stadttheater in Brünn. (Mit Illustration.) — Zur Acetylenfrage. — Die elektrische Traction mit hoher Spannung auf Vollbahnen. — Berichte über neue Erfindungen. — Local-Baunotizen. — Offene Stellen. — Brief¬ kasten.— Ausweis über die Umschreibung von Immobilien in Linz. — Anmeldungen für Wasserbezug. — Angesuchte Baulicenzen in Linz. — Inserate. Vorschlag zur Lösung der Theaterbaufrage in Linz. In wenigen Wochen werden sich die Pforten unseres Landesfcheaters schliessen und abermals haben wir eine Spielzeit hinter uns, in welcher über die Theaterbau- Angelegenheit von massgebender Seite nicht das Ge¬ ringste verlautbart wurde. Die Ursache, weshalb die Landeshauptstadt Oberösfierreichs trotz jahrelanger Klagen von Seite des Publicums und der Bühnenleitungen noch immer nicht zu einem neuen Theatergebäude gelangen kann, ist wohl leicht erklärlich, wenn man bedenkt, dass jeder Anlauf, die Theaterbaufrage endlich einmal einer günstigen Lösung zuzuführen, von gegnerischer Seite sofort bekämpft wird. Und doch nützt diese Unter¬ drückung nichts; die Stadt Linz muss in Bälde ein neues Theatergebäude erhalten, soll das Publicum schon aus sanitären und Bequemlichkeits-Rücksichten nicht all¬ mählich vom Theaterbesuche abgelenkt werden. Heut¬ zutage, wo schon in jeder bedeutsamen Stadt ein modern gebautes Theater besteht, begnügt sich das Publicum nicht allein mit dem, was ihm von der Bühne herab geboten wird, sondern es will auch im Zuschauerraume jene Einrichtungen finden, die es ihm ermöglichen, sich mit Behaglichkeit und Beruhigung dem Theatervergnügen hingeben zu können. Dass unser altes Theatergebäude diesen Ansprüchen nicht im geringsten nachzukommen vermag, ist eine bekannte Thatsache. Wir wollen sie nicht alle aufzählen, die Fehler, die dem alten Hause anhaften, da diese schon vor zwei Jahren, als die Theater¬ baufrage einigermassen ins Rollen kam, von der Tages¬ presse hinlänglich beleuchtet wurden, aber das glauben wir noch hinzufügen zü müssen, dass das bisherige Landestheater in Linz mit der in baulicher Beziehung sich immer mehr entwickelnden Stadt schon lange im Widerspruche steht, daher von der Pietät für einen Musentempel kein günstiges Zeugnis ablegt. Wir wissen wohl, dass zur Realisierung der Idee, ein neues Theater zu bauen, immer die Geldfrage das Hinder¬ nis bildet, aber andere minder bevölkerte Städte als Linz befanden sich in gleicher Lage und doch wussten sie Mittel und Wege zu finden, sich das nöthige Bau- capital zu verschaffen. Dies geschah in der Weise, dass sich ein Agitationscomite von Theaterfreunden zusammen¬ stellte, das durch Beiträge von Seite der Landesver¬ waltung, der Stadtbehörde, aller Geldinstitute und her¬ vorragender Privatpersonen eine Summe aufbrachte, die den Theaterbau ermöglichte. Auch bei uns sollte in dieser Art ein Versuch gemacht werden, und wir sind überzeugt, dass die Sache, wenn mit Energie geleitet, zum Ziele führen müsste. Wesentliche Beiträge würden gewiss die Stadtgemeinde Linz, die Geldinstitute und mehrere hervorragende Privatpersonen leisten und was die Landesverwaltung anbetrifft, so müsste dieselbe einem schon einmal aufgetauchten Plane nach das alte Theater, Casino und Reitschulgebäude demolieren und nach Abzug des für das neue Theater erforderlichen Grundcomplexes das übrige zu Baustellen parcellieren und zum Verkaufe bringen lassen. Der Erlös für dieselben, sowie die Ein¬ nahmen für das Abbruchmaterial könnte dem Theater¬ bau zugeführt werden, was einer schon aufgestellten Berechnung nach mindestens 80.000 fl. ergeben würde. Nach dem vorliegenden Projecte des Baurathes Herrn Fellner in Wien erfordert der neue Theaterbau in Linz 350.000 fl., eine Summe, die mit den zu erwartenden Beiträgen doch nicht so gross ist, um nicht aufgetrieben werden zu können. Das Theater bliebe wie bisher unter der Aufsicht der Landesverwaltung und würde derselben kein anderes Opfer auferlegen, als den oben angeführten Grundcomplex an Private zu überlassen. Auf diese Weise glauben wir am ehesten zu einem neuen Theatergebäude zu gelangen, und sollte es uns freuen, wenn wir durch vorstehende Zeilen zur endlichen Lösung der Theaterba.u- frage etwas beigetragen hätten. Ein Theaterfreund. Das Stadttheater in Brünn. (Mit Illustration.) Anknüpfend an vorstehenden Artikel „Zur Lösung der Theaterbaufrage“ bringen wir im Nachstehenden eine kurze Beschreibung und Planskizze vom Brünner Stadttheater, welches nach den Plänen der Wiener Architekten Firma Fellner und Helmer erbaut wurde und bezüglich seiner Grössenverhältnisse und inneren Einrichtung so ziemlich dem Projecte gleichen dürfte, dass Herr Baurath Fellner für das anzuhoffende neue Landestheater in Linz ausgearbeitet hat. Das Stadttheater in Brünn steht auf einem freien Platze und ist mit zahlreichen Ausgängen versorgt. Es enthält bloss Sitzplätze, und zwar in der Gesammtzahl von 1200. Hievon entfallen auf das Parterre 300, auf die in zwei Rängen vertheilten 62 Logen 350 und auf