Seite 162. Öberösterreichische Bauzeitung. Nr. 21. gewidmet, wie sie sich häufig in Italien finden. Ausser¬ dem kann aber noch die Anforderung Vorkommen, dass das Standbild des zu Verewigenden als freies Standbild erscheine, und hiebei können wieder zwei Fälle eintreten, entweder es wird (sitzend oder stehend) auf einem frei¬ stehenden Untersatze oder hoch erhoben auf einen säulenartigen Unterbau gestellt. Die Aufstellung eines Standbildes auf einem Unter¬ satze (Piedestal) von massiger Höhe (etwas höher als die Figur selbst) ist in den letzten Zeiten am meisten ge¬ wählt worden. Die zweite Art, das Standbild auf hohe Säulen vom über 100 Fuss Höhe, wie die Trajans-, Antonius-, Napoleons-Säulen, zu stellen, findet bereits in der Antike und namentlich bei den Römern Beispiele genug. Diese Aufstellung ist aber dem sehr bedeutenden Uebelstande unterworfen, dass, je höher die Säule wird, umso kleiner verhältnismässig die Figur erscheint, so dass man sie zuletzt in ihren Zügen und ihrer Porträtähnlichkeit nur mit bewaffnetem Auge unterscheiden kann, welches gewiss und unter allen Umständen ein grober Fehler bleibt. Will man aber die Statue auf einen hoch er¬ hobenen Punkt bringen, so mache man die Figur selbst gross und proportioniere den Untersatz nicht als Säule, sondern in einer anderen Form. Der Ort, wo ein Denkmal zu stehen kommt, ist sehr zu berücksichtigen. Auch er ist zweierlei, entweder im Innern oder im Aeusseren. Unter diesen beiden Arten der Aufstellung verdient die im Aeusseren unstreitig schon deshalb den Vorzug, weil der Anblick des Denk¬ mals alsdann niemand benommen und der Zweck des¬ selben, zur Nacheiferung anzufeuern, besser erreicht wird als im ersten Falle. Sollten Denkmäler im Innern aufgestellt werden, so könnte dies in einzelnen Fällen wohl zulässig sein, etwa wenn in einem Rathause, in einem Rednersaale Büsten, Statuen, Gedächtnistafeln etc. berühmter Volksvertreter etc. aufgestellt würden, allein im allgemeinen wird die Aufstellung im Aeusseren vor¬ zuziehen sein. Wie sehr das Altertum von dieser Ansicht durchdrungen war, zeigt die Aufstellung ihrer Monumente und Grabmäler an Heerstrassen und der heilige Weg von Athen nach Eleusis, der bei einer Länge von etwa zwei deutschen Meilen mit Monumenten zu beiden Seiten wie üb er sät war. Für solche Männer, welche mehr im engeren Kreise ihrer Vaterstadt gewirkt, würden Denkmäler an öffent¬ lichen Spaziergängen aufgestellt, sich wohl eignen. Will man durchaus einen sogenannten nützlichen Zweck da¬ mit verbinden, so werden Springbrunnen oder laufende Brunnen sich umso mehr damit vereinigen lassen als die Quelle überdies symbolisch die Unversiegbarkeit des schaffenden Geistes bezeichnet. Eine ungleich grössere Schwierigkeit als die möglichst treue Nachahmung körperlicher Formen bietet die zu befolgende Tracht dar. — Erst mit der französischen Revolution sehen wir Standbilder und Monumente ent¬ stehen, bei welchen man treu das Kostüm der modernen Zeit mit möglichster Weglassung unschöner ' Formen, deren wir leider sehr viele haben, beobachtet hat. Bis zu der genannten Zeit sehen wir alle Heldenstatuen in einem sogenannten idealen Kostüm auftreten, das heisst, mit römischem Waffenschmuck, Allongeperücke, Busen¬ streifen, Manschetten, Kürassierstiefel etc. Von diesem Unwesen haben sich die Bildhauer gottlob zum Besten des guten Geschmackes losgesagt und auch schon viel¬ fache Beweise so geliefert, dass man mit strenger Ein¬ haltung des Zeitkostüms im stände sei, vollkommene gelungene Denkmäler herzustellen, das Abbild der Haupt¬ figur muss Porträtähnlichkeit haben, mag es in einem Brustbilde en relief, einer Büste, Herme oder freiem Standbilde bestehen. Die Idealisierung der Züge und Gestalt, soweit solche immer zulässig gefunden werden, bleibt deshalb nicht ausgeschlossen. In bezug auf die symbolischen Andeutungen und Attribute, welche Monu¬ menten zu geben sind, ist im allgemeinen zu bemerken: dass alle Symbole, welche angewendet werden, dem Volke leicht verständlich sein müssen. Sie dürfen daher keine fremdartigen, dunklen, antiken oder andere, schwer zu entziffernde Allegorien enthalten; sondern sie müssen sämtlich aus dem Leben und Wesen der Person und aus der Volkstümlichkeit selbst entspringen. Dasselbe gilt von den zu wählenden Attributen. Was nun die Anordnung des Unterbaues für Stand¬ bilder betrifft, so wird es immer vorheilhafter sein, die architektonischen Linien desselben ununterbrochen nach der Höhe strebend zu bilden, nicht aber sie durch weit vorliegende Gesimse wagrecht zu teilen, weil sie dadurch ebenfalls niedriger erscheinen als sie sind. Gewöhnlich werden für Untersätze von Standbildern die Verhältnisse römischer Säulenstühle und auch deren weit ausladenden Gesimse genommen; man vergisst aber dabei, dass eine Statue keine Säule ist und dass die Verhältnisse eines Säulenstuhles, in Verhinderung mit einem ganzen Ge¬ bäude, doch wohl notwendig anders sein müssen als wenn der Untersatz zur Tragung einer Statue dient. Denkmäler, welche sich an vorhandene Gebäude- fläehen anlehnen, in die Mauern eingelegte Gedächtnis¬ tafeln sowie im Innern von öffentlichen etc. Gebäuden befindliche, sind weniger schwer zu proportionieren, da sich ihnen überall der natürliche Masstab des Bauwerkes anschliesst. ln bezug auf die Harmonie der Formen des Denk¬ males mit seinen Umgebungen lässt sich nur sehr wenig festsetzen und wird dieser Teil der Komposition desselben wohl immer das Genie des Künstlers am meisten in An¬ spruch nehmen. A M—l. Eine Nacht im Dampfkessel. (Eine wahre Geschichte aus dem Englischen.) Das Dampfboot stöhnte und ächzte dem Laufe des Mississippi entgegen, dessen schmutzige, gelbe, lehmhaltige Wellen, von dem letzten Regen mit grossen weissen Schaummassen bedeckt, blitzschnell vorüberflogen. Es war ein schwüler, sonnenheisser Nachmittag, kein Lüftchen regte sich; aber die Passagiere lagen nicht, wie sonst um diese Zeit, in träger Abspannung im Schatten hin¬ gestreckt. Ein ungewöhnliches «Ereignis musste ihre Auf¬ merksamkeit in Anspruch genommen haben und alles schaute voll Erwartung nach vorn, wo ein anderes Boot, etwa eine Viertelmeile voraus, alle seine Kräfte anstrengte, um nicht überholt zu werden. „Aber seid Ihr denn auch so gewiss, dass das da vorn die Flamme ist?“ fragte ein Passagier einen vorübereilenden Matrosen. „Ob ich gewiss bin, Herr? an ihren Kaminen will ich sie über den Missouri hinüber erkennen 1“ „Und Ihr glaubt, sie einzuholen?“ „Glauben? ich schwöre Euch, Herr, so sicher ich Benjamin Blower heisse, so sicher hat das letzte Teer¬ fass da, das wir soeben unter die Kessel gewälzt haben,