59 jahrsarbeit des Berg-bauern, die oft mehrere Wochen in Anspruch nimmt. Es gibt Bauern, die jährlich mehrer Kilometer Zäune instand setzen oder erhal ten müssen. Den meisten Schaden an den Zäunen ver ursacht im Winter der ungeheuere Schneedruck, wobei, hauptsächlich im abschüssigen Gelände, oft ganze Strecken niedergelegt -werden. Eine Berechnung der jährlichen Verbr«uchsmenge an Zaunholz kann des halb nur schätzungsweise ausgestellt werden. Hiezu ein Beispiel: Ein Bauer im oberen Salzkammerg-ut hat vier verschiedene Gründe im Ausmaße von etwa 40 Joch zu verzäunen. Das ist keine Seltenheit. Die Länge des Zaunes um jedes dieser Grundstücke be trügt beiläufig 900 -bis 1000 Meter; also um alle vier Gründe herum annähernd 4 Kilometer. Zu seiner Neuherstellung würde der Bauer schätzungsweise 2400 Waldstangen oder „Rändeln", fast ebenso viele zwei- metrige Stecken und 7000 Zaunringe aufwenden müs sen. Ein reiner Steckenzaun von dieser Länge würde jedoch zirka 50.000 Stecken und fast ebenso viele Zaunringe beanspruchen. Für die jährliche Erneue rung dürfte er mit dem zwanzigsten Teil dieser Menge das Auslangen finden. Um den immerhin beträchtlichen Verkehr in Land- und Forstbetrieb in geregelten Bahnen abwickeln zu können, sind überall dort, wo Zäune von Fahrwegen durchkreuzt werden, Tore angebracht, die in ihrer Form unter dem Namen „Gatter" oder „Ga dern" bekannt sind. Weniger -bekannt dürfte die ältere Bauart dieser Tore sein. Der Volksmund hat dafür den Ausdruck „Legg'n", die folgenderart her gestellt wird. In die Gabelung zweier sogenannter „Zwieseln" (zusammengewachsene Fichtenstämmchen) steckt man, wie beim Bretterzaun, mehrere, der Tor weite entsprechend lange Bretter, die durch Zaun- ringe unterteilt werden. Je ein Zaunring an jeder Seite der „Legg'n" bildet „Angel und Schloß" dieses Zauntores. Ebenso notwendig und gebräuchlich sind die soge nannten „Stiegl'n"; das sind jene Vorrichtungen, die zum Übersteigen der Zäune an diesen angebracht sind. In der Tat sind sie wirklich eine Art Stiege, die durch zwei kreuzweise durch den Zaun gestoßene Bretter hergestellt wird. Manchmal haben sie auch die r Form einer Bühne oder einer Leiter diesseits und jenseits des Zaunes. Die Neuzeit und ihre Betriebsführung hat auch dem Bauernhöfe ihren Stempel aufgedrückt. An den Zäunen haben der Eise-nnagel und der Draht vielfach die kunstvollen Gebilde verdrängt. Die Arbeitsbedin gungen sind andere geworden. Wo immer aber die alten, kunstvollen und kunstgerechten Gehege noch be stehen und neu erstehen, mögen wir erkennen, daß sie wertvolle heimatliche Kulturgüter sind, die zu pflegen und zu erhalten die Ausgabe ihrer Besitzer sein soll. Das „Bürdelbmden" Überall im Lande, in jedem Bauernhaus, und sei es noch so klein, ist im Frühjahr das „Bürdelbmden" im Gange. Die Arbeit beginnt mit dem Putzen der Bäume und Sträucher im Auland. Mägde schlichten Äste und Reisig der Länge nach, ein Knecht hackt die stärkeren Äste auf dem Hackstock zurecht. Dann kommen sie auf die „Bürdel- goas", und zwar so, daß die stärkeren Holzteile außen und das Reisig mnen zu liegen kommen. Wie eine „Bürdel- goas" aussieht, zeigt das Bild. Sie bringt das Bürdet in runde Form, indem es mittelst eines Drahtseils und mit einem festen Stecken niedergebunden wird; herum wird noch ein Draht gebunden. Dann entfernt man das Draht seil, das ungleich lange Reisig wird abgesägt und die „Burd" ist schon fertig. Die fertigen Reisigbürdel werden in Stößen zu 20 bis 60 Stücken aufgeschlichtet. Es ist der Stolz jeden Bauern knechtes, seine 60 Reisigbürdel im Tag herzustellen. Bringt er nicht diese Zahl zusammen, so bekommt er kein Lob vom Bauern. Die fertigen und in Stößen aufgestapelten Bürdel werden dann später nach Beendigung der „Bürdelzeit", die meistens bis anfangs Mai dauert, längs der Hausmauer aufgeschlichtet und während des Sommers getrocknet. Diese bilden ein willkommenes Heizmaterial, das hauptsächlich in den Bauernhäusern „zum unterzünden" verwendet wird. Auch kommt es vor, daß Taglöhner zu dieser Arbeit auf genommen werden, die man „nach der Burd" bezahlt. Hans Einwagner.