gewesen, waren längst zum letzten Gange abberufen worden; an die Stelle der vornehmsten Aristokratie waren die Gattinnen und Freundinnen der ge¬ mäßigten Girondisten getreten, welche Robespierre jetzt zum Schafott nach¬ sandte. In dem Schicksal Rosaliens änderte sich nichts, nur ihre hohe Ab¬ kunft war längst in Vergessenheit ge¬ raten, sie war nichts mehr als die „Waise der Gefangenen", die, einem heiligen Vermächtnis gleich, von den Sterbenden den Ueberlebenden in jenem Gefängnisse überliefert wurde. Und dann endlich nahm das Schicksal des unglücklichen Frankreichs eine Wendung. Am 28. Juli 1794 erlöste die Guillotine die Erde von Ro¬ bespierre und feinen Genossen. Der Schreckenssturm hatte sich ausgetobt, die blutige Republik lenkte allgemach in das ruhigere Fahrwasser des Di¬ rektoriums ein, aus dessen Schultern sich dann bald der erste Konsul, der nachmalige Kaiser Napoleon, sieges¬ bewußt erhob. Die Gefängnisse leerten sich. Auch die Pforten der Conciergerie taten sich auf; aber die letzten Frauen, welche ihre Zelle mit der kleinen Rosalie geteilt hatten, waren nur kurze Zeit im Gefäuguiffe gewesen; sie hatten jetzt, wo die goldene Freiheit winkte, anderes im Sinn, als die „Waise der Gefangenen" mit hinauszunehmen. Die Kleine weinte und sträubte sich, als der neuernannte Inspektor kam und Befehl gab, das Kind aus der Zelle zu führen und einem Findelhaufe zu überweisen; sie hatte den Aufenthalt des Schreckens, in dem sie nur Beweise liebevoller Sorgfalt erfahren, in dem sie von hundert Müttern, welche ihre eigenen Kinder hatten ver¬ lassen müssen, gehätschelt, geküßt und gepflegt worden war, liebgewonnen. Da trat die zufällig anwesende Wäscherin des Gefängnisses herzu und bat: „Ueberlaßt mir die Kleine! Ich will sie halten wie mein eiqenes Kind!" Einer der Wärter lachte. „Aber Madame Bertot, Ihr klagtet ja erst jüngst, daß Ihr nicht wüßtet, wie Ihr Eure fünf Kinder satt machen solltet und wollt Euch jetzt ein sechstes aufladen." „Laßt nur, Bürger!" entgegnete die Frau ruhig und zog die Kleine an sich. „Wo fünf ihr Brot finden, wird das sechste nicht verhungern." Dem Inspektor gefiel die Frau. Vielleicht war ihm auch bequem, durch ihr Anerbieten weiteren lästigen Schreibereien und Nachforschungen überholt zu werden, kurz und gut: Rosalie wanderte mit Frau Bertot in deren dürftiges Heim, Sie hatte kein schlechtes Los ge¬ zogen ; die brave Frau machte keinen Unterschied zwischen ihrem Pflegekinde und ihren übrigen Kindern, sie erzog sie mit diesen einfach und sittsam, in Arbeit und Ent¬ haltsamkeit. — — (Schluß folgt.) Arzlierzog-Thronlotger Karl Kranz Iosef öei den Tiroler Standschützen. Tiroler Slandschützen sind vielfach Bergführer. Der zweite Schütze von rechts auf unserem Bade i|t der Bruder des sich hervorragend ausgezeichneten Bergführers Sepp Jnnerkofler aus Sexten, der gefallen ist. König Peters Unteroffizier. Vom serbischen Kriegsschauplatz wird uns geschrieben: In einem in deutschen Händen befindlichen Lazarett im Herzen Serbiens waltet ein prächtig gewachsener, schwarz- nnd zum Beweis, wie sehr er dem Lande Kaiser Wilhelms ver¬ traue, führt er gern ins Feld, daß er in Hamburg auf einer Bank feine Ersparnisse von 6000 Mark liegen habe. Seit Kriegsausbruch hat er den Kellnerfrack mit dem braunen Waffenrock vertauschen müssen und ans seiner Achselklappe blinken zwei Sterne, die Abzeichen des königlich serbischen Unteroffiziers. Von dieser seiner militärischen Würde spricht er jedoch mit ausfälliger, dem kriegerischen Stolz der Serben so gar nicht gerecht werdender Geringschätzung. Aber das hat seine Ursachen, über die sich der aufgeweckte Bursche folgendermaßen selbst ausläßt: „Was hab ich vom Unteroffizier, wenn ich, so lang der Krieg dauert, noch keinen Heller Löhnung hab' bekommen! Und oft nix zu essen und nix zu trinken! Was soll ich da mit Unteroffizier?" Das sind freilich schwerwiegende Gründe, die des Königs Peter wohlbestallten Unteroffizier schließlich dazu trieben, sich zu seinen alten Freunden, den Deutschen, hinüberzuretten. Und diese Tat vollführte er auf nicht gerade all¬ tägliche Art und Weise. Eines Tages bot sich ihm günstige Gelegenheit, un¬ bemerkt von seiner Truppe „abzukommen". Nachdem er sich so vor seinen Untergebenen in Sicherheit gebracht hatte, überkletterte er in mühseligem Marsche hohe Berg¬ kegel, kroch durch enge, von Wildbächen durchbrauste Schluchten und nährte sich von Maiskörnern und rohem Weißkohl. Um seine Alleinwanderung etwas unauffälliger zu gestalten, legte er seinen rechten Arm in eine um den Hals geschlungene Binde. Am dritten Tage seiner Flucht wäre er fast einer bulgarischen Reiterpatrouille in die Arme gelaufen. Obwohl er infolge der erlittenen Ent¬ behrungen dem Zusammenbruch nahe war, zog er es doch vor, sich den Augen der mit den Deutschen gemeinsam kämpfenden Bulgaren zu entziehen. Erst nach zwei Tagen weiterer Irrfahrten gelingt es dem Flüchtling endlich, eine deutsche Kavallerieabteilung zu Gesicht zu bekommen. Da reißt er freudig bewegt seine weiße Binde vom Arm und winkt damit der heransprengenden Reiterei zu, die ihn als Ueberlänfer in ihre Mitte nimmt. So hat er das Ziel feiner Sehnsucht erreicht und seine Sprachkeuntnisse haben dem stets eifrigen und gefälligen Serben den schon erwähnten angenehmen Posten im Lazarett verschafft. Auch dieses versichert der serbische Deutschenfreund schon heute mit der ganzen Kraft seiner innersten Ueber¬ zeugung: „Wenn Serbien ist entzwei und Krieg hat ein End', ich reise mit deutsche Soldat nach Deutschland!" Das neue Jahr! Krieg! Weltbrand! furchtbar Ringen! Zum Himmel steigt die Glut Der jäh entfachten flamme, Zum Himmel raucht das Blut, Das Blut zahlloser Opfer, Zum Himmel dringt empor Das flehn der Weltbeajohner im ITlillionenchor: Doh Gott es enden wolle Dies Ringen — für die Zeit, Die Zeit, die unaufhaltsam Hinrollt zur — Einigkeit! 0 Pilger dieser €rde, Wie leid ihr eitel, blind! Der Herr, der sprach das „Werde!“, Ruft oft das Menschenkind Gar schnell mit einem Winke flus diesem Weltgebraus, — Drum zaudert nicht, zu suchen Den Weg zum — Vaterhaus! Das neue Jahr, es reiche Die friedenspalme euch, Rur friede führt zur freude im eto’gen Heimatreich. haariger Sohn dieses merkwürdigen Landes seines Amtes als Dolmetscher zwischen den deutschen Aerzten und Pflegern einerseits und den serbischen Verwundeten anderseits. Mit Eifer erzählt er jedem, der es wissen will, daß er mehrere Jahre als Kellner in Deutschland lebte. „Deutschland über alles" sei auch sein Wahlspruch (nachdr uerb.) Hermine Profchko. Zrvei verstorbene Johann Hleitinger Stadtpfarrkooperator in Wels geboren 1887 in Dorf an der Prarn, Priester 1910, ge¬ storben 8. Dezember 1915. Ciözesanpriefter. Anton WenmMer Pfarrer t. P. von Dorf, Geistlicher Rat, Ehrenbürger von Dorf geboren 1846 zu Hellmonsödt, Priester 1871, plötzlich ge¬ storben 15. November 1915. Das Kreuz uoran! (Flachdruck verboten.) Cinft zogen sie auch die Berge hinan, Um dort zu erspähen den feind, sin Kuttenträger mit dem Kreuz voran Hat sie zum Kampfe vereint. Und der fldler erhob sich. 5lieg’, fldler! flieg’! Heil fand Tirol, Dir ward der Sieg! Und wiederum steht die getreue Wacht flus der Berge schneeblinkenden Höhn. Doch diesmal gilt’s eine Uebermacht ln ungleichem Kampf zu bestehn. Uoran mit dem Kreuz, Run, fldler! flieg’! Heil fand Tirol, Dein ist der Sieg! ln dir ist Oesterreich.