Redaktion Linz franz ]osef~Platx 29; Telephon 1225/11. AchiiUiUt&rtioa Linz, Bisdioismille 7, Telephon 422. uar-'2Z Erscheint jeden Freitag. JÜDISCHE r B&xtfßpr»k: K ««. fcoi AStf. ■ ffitiiHh* t'-jn-u.'. Mr.. «Söiwt; Vcieir.bdrtmg. fir cli© deutschösterr. Provinz. Nr.43 Linz, am 5. Dezember 13. Kislew 5680 ww^nHraansswwra» «MILIUM 1919 Eine Lehrfarm des „Blau-Weiß". Von einer heißen Liebe zum Volkstum geboren, von der Erkenntnis der Notwendigkeit für den Aufbau von Erez, Israel genährt, von der Sehnsucht nach einer auf <km eigenen Schaffen aufgebauten Lebensform gehegt, hat ein Gedanke im letzten Jahre die Herzen der jüdi- I Beben Jugend in seinen mächtigen Bann gezogen, so daß 1 ich immer mehr ein Prozeß herauskristallisiert, dessen 1 Folgen fürs Judentum uns nur wunderschöne Zukunfts- j bilder ahnen lassen. Viele kleine Züge schließen sich I zusammen und bezeugen, daß die Berufsumschichtung, vornehmlich die Rückkehr zur Landarbeit, kein leeres JnrTigespinsfc'ist, wenn nur die Schwungkraft der Jugend I erhöht ist- durch die'Masse, das Gewicht, welches ihr die j jüdische Öffentlichkeit moralisch und materiell zu schen¬ ken hat. Der aus dem Osten kommende Chaluzgedanke hat auch unter der west jüdischen Jugend Erfolge gezeitigt, die beweisen, daß es ihr ernst ist» t)i© Erfahrungen zeig- ten> daß sehr viel geleistet werden kann, wenn die Schwdie sich vor allem dem Jtid^n entgegen- gestellt haben, aus dem Wegfe geräumt sind. Wir haben ewav zahlreiche Vereines die allen möglichen verstaubten oder unproduktiven Zwecken dienen mögen, aber daß die jüdische Bevölkerung aus eigener Initiative ein In¬ stitut schaffen könnte, wo ihre Kinder Gelegenheit zur Ausbildung in einem freien, gesunden, von ihr er¬ wünschten Berufe haben können, ist bisher noch^niemand eingefallen. Es muß ein jüdischer Betrieb sein, denn von allen Hemmungen, die den Chaluz beschwert haben, 'rar keine so groß wie die, daß sein Ziel, sein Sehnen, seine Art auf Fremdheit gestoßen sind, wenn er beim deutschen Alpenbauern oder auch auf dem Gute eine« jüdischen Gutsbesitzers Ausbildung suchte. Nun will sich die Jugend selbst helfen. Der fol¬ gende, von der deutschösterreichischen Bundesleitung „Blau-Weiß" vorgelegte Plan zur Gründung einer Jehrfarm beweist Zielbewußtsein, praktischen Sinn und Arbeitswillen. Was fehlt, sind nur die Mittel: Die Bundesleitung des „Jüd. Wariderbundes Blau- *Viß für Deutschösterreich" hat beschlossen, eine Ak¬ tion zur Errichtung einer Lehrfarm durchzuführen. Es -11 damit den in Betracht kommenden jungen Leuten öje Möglichkeit gegeben werden, sich unter fachmän¬ nischer Leitung in allen Zweigen der Landwirtschaft für Palästina vorzubereiten. ; Einige bereits auf Landarbeit gewesene Wanderer h&beu den 0 ?• g a n i s a t i 9 n 8 p 1 a n der Lehrfarm aus¬ gearbeitet und wurde derselbe von Ökonomen begut¬ achtet. Hieraus ißt folgendes zu entnehmen: Die Farm, die für SO Arbeiter gedacht ist, erfordert eine Fläche von zirka 60 Joch Grund und ist damit sowohl die voll¬ kommene Ernährung der Arbeitskräfte wie auch die Futtermenge für das Vieh und das Saatgut gesichert. Die Landarbeiter zahlen kein Schulgeld, erhalten die Verpflegung, wofür sie jedoch jede erforderliche Arbeit zu leisten haben. Durch Überproduktion wird jene Menge Bargeld aufgebracht, die zur Anschaffung von Kleidern und Lehrrequisiten erforderlich sein wird; Zu¬ schüsse an die bereits im Betrieb befindliche Lehrfarm sollen hiedurch vermieden werden. Dem ausgearbeiteten Lehrplan zufolge soll so¬ wohl jenes theoretische wie auch praktische Wissen ver¬ mittelt werden, das die Ausbildung zu tüchtigen Land¬ wirten garantiert; außerdem wird großes Gewicht-auf die Erlernung fremder Sprachen ~— speziell Hebräisch — gelegt werden. Die Bundesleitung des „Blau-Weiß" wendet sich nun an die jüdische Öffentlichkeit zum Zwecke der Aufbrii> gung der erforderlichen Geldmittel. Es wird die Gründung nach den Grundsätzen einer G. m. b. H. durchgeführt und zu diesem Zwecke Anteil* scheine, die unverzinslich, jedoch in einer Reihe tob Jahren zu amortisieren sind, ausgegeben werden. Ein ganzer Anteilschein wird auf den Betrig vo* 1000 K lauten und in Beträge von 100, 250 und 500 K geteilt werden. . , (Auskünfte, Zeichnung von Anteilscheinen, tiiw. vermittelt gern die Redaktien.) Kinderbriefe aus Holland. Wenn einmal ein Geschichtschreiber den Grundznig unserer Zeit schildern muß, so wird er mit «Her Schärfe darstellen, daß auch nach dem großen Kriege die mäch¬ tigste Triebfeder der4 Nationen und des Einzelindividu* ums krasser Egoismus war. Und trotzdem wird er diu wenigen kleinen Züge nicht vernachlässigen dürfen^ di« uns noch immer die Gewißheit geben, daß die Lieb® doch nicht erloschen ist, gondern in den Herzen Weniger auch in unseren trüben Tagen ein sicheres Ver¬ steck gefunden hat. Wir Juden dürfen wahrlich atoU sein, daß auch fünf Jahre, die voll Haß und Verfolgung über die Welt ohne Ausblick auf Versöhnung dahin- getobt sind, die edelste jüdische Eigenschaft uk'h^ ©r- töten konnten und daß die Tugend wahrer ■ judiach%x Wohltätigkeit auch jetzt noch ein sinkendes Band im