79 Oer Märtyrer von Glatz von Theoäor Braun In seiner stillen Stndlierstube saß am 4. September 1757 ein noch junger Mann von kleinem, schmächtigen Körperban in schwarzer Kleidung, eifrig, mit seiner Arbeit beschäftigt. Würde er heute bis spät nachts fertig werden? Noch ein großes Pen¬ sum, das er sich vorgesetzt hatte, war zu erledigen. Ihm, dem schlichten Weltpriester Andreas Faulhaber, Katecheten und Professor des Lateinischen am Gymnasium seiner Vaterstadt Glatz, hatte man nun auch die Seelsorge der Festungsgarnison aufgebürdet und es war kein Honiglecken, Kaplan beim Komiß zu sein. Schon gar für ihn, der außer dem klassischen Latein nur sein geliebtes Deutschi meisterte, galt es jetzt, sich unter großer Mühsal einigermaßen die schweren fremden Sprachen, das Pol¬ nische und Böhmische, zu eigen zu machen, denjn viele preußische Soldaten aus Schlesien, denen er die Beichte abhören mußte, verstanden außer den deutschen militärischen Kommandoworten nirr iforp WutiBrfrctcft 16 Faulhaber sah auf. Das ausdrucksvolle Antlitz, die hellen, strahlenden Augen straften den schwächlichen Anblick Lügen, den seine schmächtigen Glieder 'boten. Seltsam: Sein Vater war ein geachteter Schmied gewesen, starken, mächtigen Leibes, wie er dem Handwerk ziemt; nebenbei aber übte er auch das feine Ge¬ werbe eines Uhrmachers und nur die besinnliche Art eines solchen, nicht die wuchtige "des1 Schmiedes, war wohl auf den Sohn ge- komtnen. Jetzt griff dieser itctch einem großen Schreiben, das ihm heute, bevor er ins Schnlhans ging, von der Kommandantur zu¬ gekommen war. Er brach das Siegel, entfaltete das Schriftstück: ein Erlaß des Fürstbischofs Won Breslau Philipp Gotthard Graf von S ch a f f g o t f ch. Schon vor wenigen Tagen hatte er einen Hirtenbrief von der Kanzel den Gläubigen kundmachen und dann an der ’Kir« chientür anschlagen müssen. Es war eine strenge Mahnung an alle Seelsorger gewesen, die die Beichte der Soldaten hörten. Es ka¬ men darin die Worte vor, daß jeder Priester „jedesmal nach Ab¬ schließung der Beichte, und zwar, ehe er ihm '(dem königlich preußischen Soldaten) die Absolution erteilet, die Wichtigkeit des Ei'dlschwures begreifen mache und von dem Meineid und Ver¬ letzung desselben eifrigst toarnigen, zur Haltung seines einmal geleisteten Eidschwures erinnern und in das Gewissen reden solle . . . und dadurch von dem Meineid und der Desertion eifrigst, ganz besonders und au$> allen Kräften warnige. . ." Das Schreiben aber, das Faulhaber jetzt in Händen hielt, war in viel schärferen Ausdrücken gefaßt. Allgemein war zurzeit in Preußen der Verdacht, daß katholische Priester, vom Ausland angestiftet, die Soldaten zur Verletzung der beschworenen Pflicht und zur Desertion verleiten. In P. Andreas Studierstube war