86 Der Bertl hat den Brief, damit er ihn ja nicht vergißt, in die rechte Seitentasche gesteckt und jetzt . . ! Natürlich, der Brref ist noch immer drinnen in der Rocktasche: Vergessen, vollständig bemessen! Nun ja, die Arbeit, die viele Arbeit und dann, wenn inan <bett mit der Zeit doch alt wird und das Gedächtnis lang¬ sam E^^^sknecht nimmt den Brief, läuft auf den Gang hi¬ naus und beginnt bei einer Zimmertüre zuerst vorsichtig, zu klopfen, dann laut zu trommeln, zu hämmern und zulcht aus Leibeskräften mit den Fäusten zu schlagen und zu dreschen . . „Um Gotteswillen, was ist geschehen? Brennt es irgendwo? läßt sich endlich von innen eine zitternde Stimme vernehmen. Herr Rat, mein Gott, Sie entschuldigen schon, aber der Brief . . ■ !" SBte? Was? Wer . . . ?" "Mein Gott,' Herr Rat, es ist zu dumm, aber ich hab' gestern zu Mittag wirklich ganz vergessen und ich bring' letzt den Brief. Brief? Rat? Donnerwetter, Mensch, haben Sie eme Ahnung, welche Mühe, welches Geld es mich ^stet, brs ich den Abend einschlafen kann? Wissen Sie, daß idj ,ur dw,en Rweck jedesmal ein Pulver in der Apotheke herstellen lafsen muss . . . ? Und jetzt . . . ! Donnerwetter, jetzt, wo ich end- lich fo weit bin, daß ich nicht mehr zu zählen brauche, wo ich nichts von diesem verdammt harten Bette verspüre, tetzt reißen Sie mich mit dem verfluchten Lärm aus dem schönsten Traum und erzählen mir etwas! von lein/tot Brief, einem Herrn Rat. Donnerwetter, was geht mich dieser Unsinn an? bin doch kein Rat, ich erwarte keinen Brief und will nun Ruhe haben, schlafen und träuinen!" Der Berti greift zuerst nach dem Kopf, reibt sich die Augen, schaut dann nach der Zimmernummer. . . Teufel, Teu,el, er steht vor der Tür zu Zimmer Nr. 15! Und auf Nr. 15 wohnt natürlich nicht Herr Rat Zw enter aus Berlins sondern Ladislaus Pomalkowskh, ein besonders mißgelaunter und störrischer Gast! Teufel, Teufel, das wird morgen ein fchönes Donnerwetter geben! Mein Gott, wenn man älter wird und im Halbdunkel der Nachtbeleuchtung die Türnummern nicht mehr gut lesen kamt. Aber der Brief, der dringende Brief an ddn Herrn Rat Zwernet muß natürlich doch noch bestellt werden, fönst findet am Vor¬ mittag das Zanken und Schelten kein Ende. Rohrmoser geht einige Schritte weiter, beginnt wieder zu klopfen, zu trommeln, zu hämmern, zu schlagen,, zu dreschen, bis bei Nummer 13 die Titre geösf^tet wird und ein verschlafenes Gesicht zum Vorschein kommt. . r n„ 0 ~ „Was, wegen eines Briefes machen Sie soviel Larm? So qefren Sie her und verschwinden Sie, daß ich weiter schlafen kann. Wenn Sie sich tznMldml. !daß mich diese Geschichte soweit in¬ teressiert, daß ich jetzt noch bei der Nacht dieses Schreiben le>e, dann irren Sie sich weit! Die Sache hat bis vorgen Vormittag reichlich Zeit. Jetzt will ich schlafen!"