Der Baumeister von St. Stefan Nach einer Wiener Sage bort Max Karl. Es war in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Hans Puchsbaum, der Baumeister des Nordturmes der St. Stefanskirche, saß sinnend in seiner Bauhütte. Um seine gol¬ denen Locken spielte die Sonne. Die Sonne, die sich durch das offene Fenster in die Hütte stahl. Und die auch darin lag in den Blauen. Augen des jungen Mannes. Mit sieghafter Kraft daraus hervorleuchtete. Was auch durchaus verständlich war. Tenn Hans Puchsbanm trug ein tiefes Glück im Herzen . . . Ja, das trug er, Still und heimlich hatte er sich verlobt. Mit Der einzigen Bildhübschen Tochter seines Herrn, des DomBaumeisters Hans von Prachatitz. Soweit war nun alles schön und gut. Dem jungen Baumeister hing der Himmel voller Geigen,'. . . Palmfonntagsfeiec in Braunau am Inn. Und doch — er mochte nicht ganz an sein Glück glauben. Begreiflich. Er, der wohl talentvolle, doch arme Baumeister, und sie, die reiche Dombaumeisterstochter! Wird der Dombaumeister zu solcher Verbindung auch seinen Segen geben? Freilich: aus seine Marie konnte er sich »verlassen. Sie wird ihm sicher ihr Wort galten. Denn Marie ist treu uns) gut. Ganz das Ebenbild ihrer seligen Mutter. Wer der stolze Vater! Der Vater, der nur daran denkt, für feinte Tochter einen reichen und vornehmen Herrn zu suchen,! Dessen Stolz es niemals zulassen würde, daß ein armer Mann — und sei es auch ein von ihm selbst anerkannter Künstler — Die Augen zu seiner Tochter erhebt. Diese Erkenntnis aber machte ihm Sorgen*. Es wäre vielleicht doch besser gewesen, wenn er dem stürmischen Drängen seines