12 — wunderbarer Schönheit", das der uns unbekannte Bau meister in Laufen aufrichtete. Nirgend sonstwo im ganzen bayerischen Land steht eine frühgotische Kirche von solcher Klarheit und Geschmeidigkeit des Jnnenraumes und sicherlich kannte auch die zeitgenössische Welt weithin kein ähnlich großes und stolzes Werk. Für die ostbairische Kunstgeschichte ist die Lausener Kirche der wichtigste Markstein des damals neuen, gotischen Stils; der be deutendste ostbairische Baumeister der Spätgotik, Hans Stethaimer von Burghausen, der Erbauer von St. Martin in Landshut und dem Chor der Salzburger Franzis kanerkirche, ist in seinem neuerdings von Dr. Guby ent deckten Frühwerk — der Kirche zu Pischelsdorf im Jnn- viertel — sichtlich unter dem Eindrücke eines Jnnen raumes gestanden, wie ihn die Lausener Stiftskirche besitzt. Wir wissen nicht, woher dieser prachtvolle frühgotische Stil nach Laufen kam. Man hat wiederholt auf den Chor der Zisterzienserkirche zu Heiligenkreuz im Wiener Wald verwiesen, der eine Generation älter zu sein scheint (eine Weihenachricht existiert aus dem Jahre 1295); man kann außerdem verwandte Bauten in Ostbayern mehrfach feststellen, die ungefähr in der gleichen Zeit mit Laufen erbaut wurden — die nächsten sind die Kirche des Blasius spitals in Salzburg (1327 gestiftet) und das Langhaus der Herrenkapelle am Pafsauer Domkreuzgang. Aber keiner dieser Bauten kann sich an Einheit und Bedeutung des Jnnenraumes mit der Lausener Kirche messen. Es sind kaum 30 Jahre, seit die kunstgeschichtliche Bedeutung der Lausener Stiftskirche als älteste Hal lenkirche der Gotik in Bayern bekannt ist. Auch das ist bedeutsam für die Heimatlosigkeit der Geschichts forschung während langer Jahrzehnte des 19. Jahrhun derts. Denn nicht die Tatsache als solche ist wichtig — sie könnte auch ein Einzelfall sein — sondern was aus ihr hervorgeht: das Zeugnis der einst so stolzen Stadt, die mit ihrem Werk einer großen Anzahl anderer Städte voranging. Was Landshut, Otting, Ingolstadt, München erst hundert Jahre später ausführten, wurde hier zum erstenmale verwirklicht: eine Stadtkirche als Zeitausdruck und Symbol des gemeinschaftlichen Sinnes ihrer Bürger.