10 — Verehrung, wie unser an der geschichtlichen Gelehrsamkeit großgezogenes Zeitalter, und darum auch kein Werk, einem Menschen allein bestimmt, ohne nicht gleichzeitig vielen zu dienen: zum eigenen Schutz, zu der Mitmenschen Hilf und zu Gottes Ehr, das sind die drei Bausteine, auf denen das Mittelalter seine Werke türmt. Schier unzählbar ist die Schar der Stadtkirchen, die Ehrgeiz und freudiger Stolz bürgerlicher Gemeinden vom 13. bis zum 16. Jahrhundert aufgerichtet hat. In den Reichs- und Bischofsstädten hatte die Bewegung — ich spreche vom deutschen Reich — begonnen, war dann in die kleineren Gemeinwesen gedrungen und hat zuletzt, das ganze 15. Jahrhundert hindurch, bis in die Landdörfer hinein die Leute begeistert und angefeuert, zu bauen und zu türmen. Die Baugeschichte der gotischen Kirchen Deutsch lands, voran der Stadtmünster, ist ein stolzes Blatt in der deutschen Geschichte — eine tröstliche Versicherung, wie auch zu Zeiten, wo das Reich nicht zum besten stand, Zusammenhalt, Gemeinsinn und rechter Stolz, der aus der Hände Fleiß erwuchs und darum niemals ohne den Segen der Volksgesundheit ausgeht, Werke errichten und fördern konnten, wie wenig andere Zeiten. Aus solchem Boden und aus solcher Gesinnung ist — vor rund 600 Jahren — die Laufener Stadtpfarr kirche erwachsen. „Ein umfänglich reich Werk von wunder barer Schönheit" so haben schon die Zeitgenossen den stolzen Bau genannt. Wer weiß, wie selten und bauern mäßig schweigsam mittelalterliche Chronisten Werturteile über Kunstwerke ihrer Zeit fällen, der kann ermessen, wie groß der Eindruck gewesen sein muß, den dieser Neubau hervorrief. Wir stehen im Anfang des 14. Jahrhunderts. Die alte Kirche, die im 12. Jahrhundert mag erbaut worden sein, war baufällig^geworden. 1332 stellt Erzbischof Fried rich III. von Salzburg einen Ablaßbrief aus zu Gunsten der Kirche: im gleichen Jahre stellten zwei Laufener Bürger, Friedrich und Konrad Köpfelmann, eine beträcht liche Summe zum Neubau des Chores zur Verfügung, 1338 wird dem Herrn Heinrich von Lampoding vom Konsistorium Salzburg bestätigt, daß das Langhaus der Kirche durch sein Bemühen zu stände gekommen sei. In