— 12 — dessen Pfarrhof (Hs.-Nr. 125) noch in der Katharinen vorstadt liegt. Ich glaube nicht fehl zu gehen, wenn ich annehme, daß die Zahl höchstens um einige Hundert sich erhöhen würde, wenn man die Kopfzahl beider Pfarreien zusammenzählte. Ferner ist kaum anzuneh men, daß die Zahl derer groß war, die sich dem neuen Glauben angeschlossen hatten oder Juden waren, ob- ivohl ein Iudenviertel bestand. Ich habe nun die Zahl der Gestorbenen aus den übrigen 27 Jahren durchge sehen und, abgesehen von einem zweiten Epidemiejahr, ganz wesentlich kleinere Zahlen gefunden. Die höchste Zahl ist einmal 90, die niederste 30: durchschnittlich starben jährlich etwa 68 Personen. Heute ist es die doppelte Zahl, doch darf man nicht vergessen, daß die Sterblichkeit früher überhaupt größer war als jetzt. Damals starb etwa der 20., heute stirbt der 40. Teil der Bevölkerung. Ich glaube, daß gut gerechnet Mühl dorf damals nicht mehr als 2000 Personen zählte. Leider hat der Pfarrer, der die Einträge in die Sterbeliste machte, sich mit der bloßen Registrierung der Todesfälle begnügt, so daß wir über eine nüch terne Statistik nicht hinauskommen,- so viel aber steht fest. daß in jenem Jahre 1611 der vierte Teil der katholischen Bevölkerung innerhalb der Stadtmauern gestorben ist. Die Epidemie war in dem einen Jahr abgetan, denn das Jahr vorher (1610) weist 60 und das Jahr nachher (1612) 69 Todesfälle auf. Ein ganz anderes Bild bekommen wir aus dem Jähre 1634. Es sind allerdings nur die Einträge von Januar bis mit Juli vorhanden; dann ist das Buch zu Ende und das folgende ist nicht mehr vorhanden. Aber trotzdem ist es möglich, von der Seuche eine bes sere Vorstellung zu bekommen. Wir stehen mitten im 30jährigen Krieg. 1632 lagen sich bei Nürnberg die Schweden unter ihrem König Gustav Adolf und die Kaiserlichen unter Wal lenstein 5 Monate gegenüber. Keiner wagte eine Ent scheidungs-Schlacht anzunehmen. Empfindlicher Nah- rungsmittelinangel und die Pest. zwangen die Schweden