10 — fllhrungen bringen, um über das Wesen dieses unheim lichen Gastes aufzuklären. Schon Thukidides berichtet über ein großes Ster ben in den Jahren 430 bis 425 v. Chr. im griechischen Attika, wobei es aber noch zweifelhaft bleibt, ob es wirklich die Pest, die asiatische Beulenpest war. Erst aus dem 3. Jahrhundert nach Christi Geburt haben wir sichere Kunde über Pestepidemien mit genauerer Be schreibung der Krankheit. Am deutlichsten geschieht dies für die große Seuche, die von 1348—1351 Deutschland, wie fast die ganze Welt heimsuchte. Die Krankheit verwandelte die deut schen Gaue in ein weites Leichenfeld; sie kam von Italien, wütete, das „große Sterben" genannt, in ganz Deutschland, setzte über das nordische Meer, um in Dänemark, Schweden, Norwegen die mutigen Nord länder als „schwarzer Tod" erzittern zu machen, ent völkerte Island und rottete in Grönland die Mensch heit aus. Bon Wien heißt es damals: „von sunne- wenden unz auf unser frauen tag als sie geporen wart mer wan vierzig tausent leich... und streckt sich der sterb aus gegen Paiern und ze Passaw und vil weiter." Eine Chronik aus dem 15. Jahrhundert berichtet v!om Jähre 1349: „dis vorgenanten jars erhub sich ein großer und grausamer Pestilenz durch alle lant, daä kaum der dritte Mensch belieb, etliche stat und dorffer ler belieben." In den Nürnberger Annalen vom Ansang des 17. Jahrhunderts heißt es: „In diesem Sterben sein viel Städte und Dörfer, sonderlich! in Frankreich und Welschland ausgestorben. Man hat Schiff auf dem Meer gefunden, mit Waaren stattlich beladen, auf denen kein lebendiger Mensch gwest, sondern sein alle von der Seuche hingezückt worden, wie denn auch etliche In- suln gar ausgestorben." Solche Pestepidemien wiederholten sich nur zu oft; eine genaue Mitteilung hierüber haben wir von der Stadt Regensburg, die von 850 bis 1713, d. h. bis zur Zeit der letzten Epidemien nicht weniger als 55 Epidemiejahre zählt.