16 der Unterhaltung darüber mit Lehrern, Eltern und Er wachsenen keineswegs zu schämen brauche; dann frage ich sie, ob sie sich schon einmal haben wiegen lassen, wie schwer sie sind und ob dieß früh nüchtern oder vor oder nach gehab ter Leibesöffnung geschehen? Und ich erzähle ihnen, wie man viele, viele Versuche genauester Art angestellt und zuerst ge funden hat, z. B daß ein Mensch, der sich heute früh nüch tern wiegen ließ, dessen an demselben Tage stattfindende Stuhl entleerungen, feste wie flüsfige, dann ebenfalls genau gewogen wurden und der nun absichtlich nicht mehr an diesem Tage aß und trank, als das Gewicht seiner genannten Ausscheid ungen betrug — daß dieser Mensch am Abend dieses Tages und sofort, so oft diese Versuche nur angestellt wurden, alle mal nicht mehr so viel wog als am Morgen. Woher kam es nun, daß er leichter geworden? Es mußten ja wohl Kör pertheile von ihm verloren gegangen sein, ohne daß man ihr Fortgehen sah? Siehe! und das bestätigte sich bei recht ge nauen Vorrichtungen, die man machte, um die von demselben Menschen sowohl ein- als ausgeathmete Luft, als auch seine sogenannte Ausdünstung abzuwägen. Da fand sich denn, daß die eingeathmete Lust nicht soviel an Gewicht betrug als die Ausathmung und Ausdünstung zusammen, daß also wirklich in beiden und namentlich in der Ausdünstung, also in unsichtbarer Luft- und Gasform, ein Körperverlust Stattgefunden hatte. Es lag mithin Stoffverlust des Körpers vor, wahrnehmbar im verringerten Gewicht desselben. Wurde aber der Aufforderung des Instinktes zu dessen Ausgleichung, dem Hunger und Durst, durch Zuführung von Speisen und Getränken bis zur Sättig ung, wieder entsprochen, so schwand die Gewichtsdifferenz, der Verlust war ausgeglichen — der Stoffwechsel war also ein getreten. In ähnlicher, fast spielender Weise, meine Herren, würde ich dann den Kindern noch einen dritten hauptsächlichen Grund oder Beweis für die Existenz des Stoffwechsels so recht eigent lich vor Augen führen. Ich würde nämlich 4 hölzerne Glie- derpüppchen unter meine kleine Zuhörerschaft vertheilen, mit dem Aufträge, daß der eine Empfänger bei der einen Figur immer den rechten Arm auf und nieder beuge, der andere immer eins der Beine der Puppe anziehe und wieder aus strecke, der 3. seine Puppe fortwährend tiefe Diener machen lasse, und der 4. endlich mit der seinen am Kopf ein bald rechts, bald links Sehen vornehme. Einem fünften Schüler aber, der auch eine Gliederpuppe in die Hand erhielte, würde ich zugleich eine in gutes Oel getauchte Feder zugeben, womit er einigemal^ aber sehr wenig, Fettigkeit an das Gelenk brächte, was bei dieser Puppe seine Bewegung machen mußte. Die Kinder alle müßten dieß nun eine ganze Weile lang thun, und wenn sie ermüdeten, Andere an ihrer Stelle die vorgeschriebenen Bewegungen oder Drehungen vornehmen. Was würde geschehen? In gar nicht langer Zeit würden bei allen erstern 4 Puppen die bewegten Gelenke untauglich werden, man würde mit bloßen Augen die Folgen der steten Beweg ung und Reibung — eine Abnutzung selbst bis zum Zerbrechen gehend — daran wahrnehmen, bei der 5. eingeölten Puppe aber nicht sobald, und die Kinder würden sonach begreiflich ge macht erhalten haben, daß Reibung, wie sie bei der Beweg ung auch unserer Gliedmaaßen fortwährend im hohen Maaße Stattfindet, bald zur Vernichtung führen müßte, wenn nicht durch Einölung der bewegten, an einander reibenden Körper theile der Abnutzung vorgebeugt würde. Da nun unser Kör per fortwährend unzählige Bewegungen vornimmt, und vor nehmen kann, ohne sichtbar abzunutzen, so läßt sich, daraus aus stattfindende stete Einölung nicht blos, sondern auch auf Ernährung und Ergänzung der trotz der Einölung doch nach und nach zur Auflösung kommenden, abgeriebenen Theilchen schließen und hinweisen, mit andern Worten der Stoffwechsel auch durch dieses Beispiel vor Augen führen. Man kann gleichzeitig hierbei darauf schon einen Blick mit werfen, daß übrigens die Bewegung des Menschenkörpers nicht blos in den Gelenken Statt hat, sondern bei jeder, auch der kleinsten Gliedverrückung eine ganze große Parthie größe rer oder kleinerer Muskeln und dadurch auch eine Masse Häute, Blut- und andere Gefäße, Nerven u. s. w ja beinah bei jeder — auch der geringsten — Bewegung allemal fast der ganze Körper in allen seinen Theilen eine Reibung er leidet. Diese Hinweisung benutzt man, nicht blos um den Kindern die Nothwendigkeit fortwährender Körperverluste und entsprechender Ausgleichung des Verlornen desto anschaulicher, sondern auch, um ihnen begreiflich zu machen, wie wir, ohne den oben vorgeführten Prozeß der steten Einölung und ohne das Vorhandensein öliger, fettiger Hautschichten zwischen allen, auch den kleinsten Körperparthieen, durch die Bewegung, zu der unser Körper bestimmt ist, die größten Schmerzen fort während empfinden und also das elendeste Dasein führen würden. Es ist dieß, meine Herren, eine herrliche, günstige Veranlassung und Gelegenheit für den Lehrer, seine Schüler auf die gütige und weise Fürsorge des Schöpfers dafür auf merksam zu machen, daß der Mensch seinen geistigen Beruf ohne fortwährende Erinnerung an die ihn dabei bindende und drückende irdische Körperlast vollführen könne. Denn wie wollte und könnte bei stetem durch die Reibung der Glied maaßen herbeigeführten Schmerz, also ohne die Oelung und ohne den Stoffwechsel überhaupt, der Mensch einem geistigen Ziele nachstreben? Dieß würde jedenfalls genügen, meine Herren, um Ihren künftigen Schülern die Existenz des Stoffwechsels klar zu machen; Ihnen selbst gegenüber hätte ich — da schwerlich Einer von Ihnen auch ohne meine Beweisandeutungen an dieser Existenz ernstlich gezweifelt hat, — mich allerdings viel kürzer fassen können, aber es kam mir darauf an, Sie wenigstens auf einige Wege aufmerksam gemacht zu haben, wie man selbst kleinere Kinder schon für ein so hochwichtiges, aber leider bis jetzt selbst in höhere Schulen noch sehr wenig und in die Elementarschule gar nicht eingeführtes Thema, wie die Betrachtung der Körpereinrichtungen darbietet, ein gewiß lebhaftes Interesse einflößen und damit, wenn auch noch we nig bemerkbar, den Grund zu einer heiligen Aufmerksamkeit auf ihr Körperleben bei ihnen legen kann. Herzlich soll es mich freuen, wenn Sie, durch diese meine Anregung aufmerk- sam gemacht, derartige Versuche mit Ihren künftigen Schülern anstellen; dann werden Sie durch eignes Nachdenken leicht auch noch andere Wege entdecken, die Schätze des Wissens und Erkennens, welche in den Körpereinrichtungen in so reicher Fülle niedergelegt sind, auch schon dem Kindesverstand und Kindesgemüth zugänglich zu machen. Fahren wir aber fort, meine Herren, in der Betrachtung des Stoffwechsels unsers Körpers, von verschiedenen Seiten aus: Dre 2. hauptsächliche Frage, die sich uns dabei oben aufdrängte „wie nämlich der Stoffwechsel im Körper vor sich gehe?" ist die, welche uns überhaupt bei allen unsern ferne ren Unterhaltungen über die Körpereinrichtungen als Leitfaden dienen wird und deshalb wenden wir uns — sie einstweilen hier übergehend — zunächst gleich an die dritte Frage: welches sind die Folgen des Stoffwechsels für den