alleinige Ursache der Lungenschwindsucht erblicken. Die Sporen dieses Bazillus sterben erst in einer Sublimatlösung von 1 :1000, oder in einer Kreosotlösung von 1:500. Wollte man nun, wie es leider ein Teil der Aerzte vornimmt,*) die Taberkelbazillen mit einem der obigen Gifte töten, so müsste man die Gewebe des Lungenkranken in eine Sublimatlösung von 1:1000, oder in eine Kreosotlösung von 1:500 bringen; man müsste mit anderen Worten, einem 150 Pfd. schweren Lungenschwindsüchtigen 75 Gr. Sublimat oder 150 Gr. Kreosot einverleiben. Thatsächlich verträgt auch der stärkste Mensch nur ganz geringe Quantitäten dieser scheusslichen Gifte, von Sublimat vielleicht l / 2 Gr. und von Kreosot höchstens 4 Gr. Zu bedenken ist ferner, dass trotz wochenlangen Medizinierens auch nicht der 20. Teil des erforderlichen Giftes in den menschlichen Körper gebracht werden kann, denn Darm und Nieren werfen so schnell wie möglich diese Gifte wieder heraus. Des halb muss jeder Versuch, im lebenden Organismus die Bazillen zu töten, erbärmlich fehlschlagen. Unbegreiflich ist es mir, wie Prof. Julius Sommer- brodt den Aerzten raten kann, die gesetzliche Grenze von 1 Gr. Kreosot zu überschreiten und bis 4 Gramm pro Tag zu verabreichen. Wenngleich Prof. Sommerbrodt diese unmenschliche und schreckliche Kur voll und ganz auf sein Gewissen nimmt und keine Nachteile, sondern vielmehr Heilungen der Lungenschwindsucht eintreten sah, so überlassen wir diese Verantwortung seinem Medizinergewissen. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. Verstaatlichung der Aerzte. Ein Gesinnungsgenosse in Meran will wissen, dass in Nassau der von uns ersehnte Zustand unter der Regierung Herzog Adolfs zur gtössten Befriedigung der Einwohner bestanden habe, leider aber nach der Annektierung Nassau’s wieder beseitigt worden ist. Herzog Adolf, Grossherzog von Luxemburg (Siehe meine Schindler-Biographie!), ist ein überzeugter Anhänger der Naturheilmethode. Pfarrer Kneipp zieht in den „Kneippblättern“ gegen die Massage zu Felde und protestiert gegen eine Verquickung derselben mit „seiner“ Wasserkur. Man kann nur lächeln über den Herrn Pfarrer! Professor Dr. Winternitz zieht in den politischen Blättern arg gegen die „so genannte“ Natuiheilkunde zu Felde; nur zwei verschämte Lieh blicke sind in dem langen Artikel. — Aber, Herr Geheimrat, r^gen Sie sich doch nicht so auf! Wir dummen Ignoranten wissen ja schon längst, dass Sie die Weisheit in Erbpacht haben, nachdem Sie einst zum Bauern Priessnitz in die Schule gegangen sind. Wem Gott ein Amt giebt, dem giebt er auch — Standesdünkel! Gträfenberg-Freiwaldauer Mitteilungen nennt sich eine Halbmonatsschrift, welche die Verlagsbuchhandlung von Frau Betty Titze in Freiwaidau am Gräfenberge herausgegeben wird. Das Blatt ist sehr zu empfehlen. Etwas mehr Freimut! würden wir bitten. Professor Dr. med. Hegewald tritt in seinem neuesten Buche: „Geschichte der Heilkunde“ ebenfalls für Verstaatlichung der Aerzte auf; desgleichen Dr. Lahmann. Die Stimmen mehren sich. Ein vegetarisches Speisehaus ist in Stuttgart eröffnet worden. Die schwarzen Blattern wurden, wie die Zeitungen berichten, in die Familie eines Gefängnisaufsehers in Brieg „eingeschleppt“. In Folge dessen gab es Massen- impiung aller Insassen des Gefängnisses. — Es ist schwer, keine Satire zu schreiben. *) In meinem Wirkungskreise Freiberg müssen die armen, meist lungenschwind süchtigen Bergarbeiter das Kreosot in geradezu staunenswerten Mengen trotz Wider spruchs schlucken.