141 Erzeugung von Kindern, widerspricht und damit zugleich die Gesundheit der Frau und des Mannes und des keimenden Kindesleben gefährdet, wie Dr. Rosch in seiner vortrefflichen Schrift: .,Die einzige Ursache der meisten chronischen Krankheiten, namentlich der beständigen Leiden des weiblichen Geschlechts/* Preis 20 Pf., Verlag der Neuen Heilkunst, Berlin, so vorzüglich ausgeführt hat. Und doch wird man diesen Ver- stoss gegen das Naturgesetz, den die Natur ganz zweifellos und unerbittlich rächt, nur dann vom menschlichen Standpunkt aus als unsittlich rügen dürfen, wenn er klar be wusst oder doch gegen den Instinkt beider oder eines der Gatten vorgenommen wird. Zur Unsittlichkeit gehört eben zweierlei: objektiv eine Handlung, welche gegen das Naturgesetz verstösst, subjektiv das Bewusstsein oder mindestens das Gefühl, dass dies der Fall sei. Beim Reibebad ist keins von beiden der Fall. Mir sind zwar Personen vorgekommen, welche nichts davon wissen wollten, deren Instinkt sich dagegen auf lehnte, sei es nun, dass sie wirklich eine angeborene natürliche Abneigung dagegen empfanden, sei es, dass die anerzogenen und überlieferten konventionellen Ideen und Empfindungen den Schein eines instinktmässigen Gefühls erzeugten. Aber das waren ganz seltene Ausnahmen, und namentlich ist mir keine Frau und kein Mädchen bekanntgeworden, welche nur das leiseste Bedenken bei diesen Waschungen gehabt hätten. Und ich kenne viele hochgebildete und feinfühlende Damen, welche die Reibebäder gebraucht haben und noch gebrauchen und dem Erfinder und den Verteidigern von Herzen dankbar sind. Objektiv widersprechen die Reibebäder in keiner Weise dem Naturgesetz. Sie sind eine einfache Reinigung und nichts anderes. Sie erzeugen keinerlei geschlechtliche Erregung, wie schon dar aus ersichtlich, dass sie im kalten Wasser und mit kaltem Wasser vorgenommen werden. Sie sind, um das Herrn Siegl noch ausdrücklich zu sagen, das beste und erfolgreichste Mittel gegen die Onanie. (Fortsetzung folgt.) Zwei Heilberichte. Von Dr. med. H. Ehrlich, Vereinsarzt in Neisse. Es war im Mai 1890, als ich von me nem früheren Wohnorte P. aus nach einem Nachbardo.se zu der im Wochenbette schwer erkrankten 25jährigen Frau eines ländlichen Besitzers gerufen wurde. Acht Wochen lang h tte sie ein Kollege im Verein mit einer befreundeten Hebamme echt medizinisch misshandelt. Zuerst war die Hebamme aus Furcht vor Ansteckung ferngeblieben, und endlich hatte auch der Medizinmann bereits seit 11 Tagen die Behandlung aufgegeben, dazu mit der kühnen Begründung: der Frau fehle nichts mehr. Uni doch wurde ihr Ableben täglich befürchtet. Ich fand dieses Opfer medizinischer Menschenfreundlichkeit in einem feuchten, dumpfen, dunklen Raum, in welchem seit 8 Wochen nicht ein Atom frische Luft hineingekommen war, den Körper zum Skelett abgezehrt, mit einer dicken Kruste Schmutz bedeckt (da Wasser für meinen Kollegen und die Leute eine unbekannte Grösse war), unfähig sich zu rühren, vom Fieber gepeinigt, seit Wochen infolge der Schmerzen, ohne Schlaf und ohne Nahrung. Ich könnte verschiedene diagnostische Schlagwörter gebrauchen, um die Complikationen dieses Falles anzudeuten; doch wozu? Die Frau war dem Tode nahe — das genügt. Bei diesem Falle zeigte es sich nun wieder einmal deutlich, wie die Natur von selbst mit den schwersten Erkrankungen fertig wird, wenn man ihr nur ein wenig zu Hilfe kommt, und wie sie die gröbsten Gesundheitshindernisse aus dem Wege räumt. Zunächst wurde die Frau in ein helles, freundliches Zimmer gebettet, in welchem zum Entsetzen der Dorfbewohner während der ganzen Dauer der Behandlung (beinahe 5 Monate) die Fenster geöffnet blieben; erlaubte es das Wetter, so wurde sie in deu Garten getragen, was allerdings noch grössere Bestürzung hervorrief, der Kranken jedoch in kurzer Zeit den so lange vermissten Schlaf verschaffte. Der Körper selbst wurde im Beginne der Be handlung nur mehrmals täglich gewaschen, weil die heftigen Schmerzen und die grosse Schwäche jedes energische Eingreifen unmöglich machten; ausserdem waren bei der Be schaffenheit des Haushaltes umständlichere Vorrichtungen nicht angängig. Dazu gesellte sich dann eine reizlose Kost, welche bald in steigender Menge vertragen wurde. Die Wirkung der Kur begann sich bald zu zeigen. Die Schmerzen schwanden, Entzündung und Fieber nahmen ab, die geschwundene Kra f t hob sich. Langsam zwar, aber doch stetig, erholte sich die bereits verloren Geglaubte, und was zahlreiche Arzneimittel nicht hatten bewirken können, das hatten Luft, Licht, Wasser und Diät in ihren einfachsten Anwendungsformen zu stände gebracht. Ausser den Waschuungen waren im Verlauf der Behandlung nur noch Leibumschläge und schliesslich Dreiviertelpackungen zur Wieder herstellung der Kranken notwendig gewesen. Ein 7 Jahre altes Kind, welches bereits seit 3 Monaten wegen Keuchhustens in