48 zu werden. Nach 9 Wochen war ich wieder vollständig hergestellt und konnte meiner Beschäftigung nachgehen. Ich wendete mich bcustich an den mir empfohlenen Naturarzt, Herrn Edmund Schncckenberg, Dirigent des Kurhauses Reitzenhain in Sachsen, und bekam immer tn 2 Wochen eine Verordnung der zu beachtenden Maßnahmen Die naturgemäße Behandlung bestand in Folgendem: Reizlose, aus Milch-, Eier- und Mehlspeisen bestehende Diät, Fleisch nach und nach ganz weglassen, wenig und nur Waffer trinken. Täglich 2mal Bauch- und Kreuzwaschung und Behalteklystiere, über einen Tag Ganzwaschung des Körpers, später auch Sitzbäder 24°. Jede zweite Nacht, später allnächtlich Leibpackung. Die Wunde wurde mit feuchten Kompreffen 20° täglich 6—8mal behandelt. Ferner ge brauchte ich täglich, dann nur 3mal wöchentlich, Fußbäder 28° mit Fußab reibung, eine Nacht um die andere Fußpackungen, später auch 3mal wöchent lich Brausung der Füße mit Waffer 18° und tägliche Massage des kranken Beines. — Die heilsame Wirkung dieser einfachen Mittel zetgle sich recht bald und mit Freude beobachtete ich die täglich zunehmende Befferung des Leidens. — Tie Eiterung, die ersten Tage etwas gesteigert, hörte nach Ablauf einer Woche ganz auf, und damit war zugleich das Schlimmste überwunden. Bald wurde auch die sonst harte Geschwulst weicher und verschwand gänzlich; auch die Wunde heilte vollständig zu, und das kranke Betn wurde beweglich, so daß ich in 3 Wochen schon ai fing, mit Hilfe zweier Stöcke mich in der Stube fortzubewegen. Zuletzt ließ ich auch die Stöcke weg. Seit November 1890 mache ich die größten Gänge ohne jede Anstrengung. So etwas vermag die Naturheilkunde. O, daß sie doch Abertausende im Lande kennen und anwenden möchten! Die Naturheilkunde in der deutschen Presse. Von Fc. Zippel, Pastor in Meseberg bei Wolmirstedt. Die heutige Presse darf man mit Recht eine Großmacht nennen. Jede Bestrebung auf dem geistigen Gebiete thut wohl, sich zu ihr in eine freundliche Beziehung zu setzen, oder wenn sein kann, ihre Bundesgenossenschast zu erwerben. Wie steht es in dieser Richtung mit der NatmHeilkunde? Als ich vor ungesähr fünfzehn Jahren, angeregt durch die Rauffe'schen Schriften, den Entschluß faßte, mich mit dieser Heilmethode genauer bekannt zu machen und deshalb bei Herrn Ersurth in Feldberg ansragte, welche Zeitschriften er mir zu diesem Zwecke empfehlen könnte, erhielt ich zur Antwort: es existiere seines Wissens nur ein Blatt, das sich mit dem fraglichen Gegenstände beschäftige, nämlich der von Gustav Wolbold herausgegebene „Raturarzt". Das war nun eine schwache Ausbeute. Denn so mannhaft und schneidig auch diese Zeitschrift von dem alten Wolbold redigiert wurde, sie konnte doch das große und reiche Gebiet der Naturheilkunde nur in sehr bcschränkiem Maße vertreten. Wie ist das jetzt so ganz anders geworden! Es sind nach oberflächlicher Schätzung wohl zwanzig, dreißig Blätter, welche sich ausschließlich entweder mit einzelnen Zweigei dieser Heilmethode, oder mit dem Ganzen derselben beschäftigen. Andere zwanzig, dreißig Blätter nehmen eine freundliche Stellung zu ihr ein, indem sie dann und wann einmal einen Auf satz aus der Naturheilkunde bringen, oder auch durch kleine Notizen zu erkennen geben, daß sie die Vorzüge dieser Heilmethode zu würdigen wlssen. Das ist gewiß ein schöner Fort schritt und läßt erwarten, daß die Naturherlkunde noch eine Zukunft hat. Und dennoch, was hat diese kleine Schaar von Blättern, die doch nur monatlich oder halbmonatlich, im besten Falle wöchentlich erscheinen, und die sich überdies, mit Ausnahme des „Naturarzt" wohl meist mit einem Leserkreise von 3—4000 begnügen, wenn sie d-esen Satz überhaupt erreichen, zu bedeuten gegen die Flut von Zeitschristen, Tagesblättern und Broschüren, welche fich entweder der Naturheilkunde gegenüber ganz gleichgültig verhalten, oder eme feindliche Stellung zu ihr einnehmen?! Bedenkt man, daß unser Volk tagtäglich mit Millionen vonBlänern dieser Art überschwemmt wird, so könnte man geneigt sein, die Hoffnung auf das baldige Emporblühen der Naturheilkunde sehr herabzuspannen. Und in der That, zu große Er wartungen in dieser Richtung wird man für die nächste Zukunft noch nicht hegen dürfen. Wohl schimmern einige Sterne an dem dunkeln-Horizont. Es giebt einige größere politische Zeitungen, welche die Naturheilkunde in den Kreis ihrer Interessen ziehen. Allen voran die