rieb mir die Haut wand, aber die Geschwulst wurde nicht kleiner, sondern grösser. Ich beriet Dr. 0., welcher mir eine Flüssigkeit (Jodtinktur) zum Bepinseln der geschwollenen Stelle gab. Die ätzende Medizin krass mir die Haut wund und bereitete mir dadurch grosse Schmerzen, aber dessen ungeachtet wurde die Geschwulst grösser, so entsetzlich gross, dass ich ein furchtbar entstelltes, schiefes Gesicht bekam. Nachdem auch ein Hausmittel, Ueberschläge von Leinsamen und Milch, keine Heilung brachte, entschloss ich mich, den mir als tüchtig empfohlenen Arzt Dr. W. in K. zu Bäte zu ziehen. — Meine Drüsenkrankheit hatte sich unterdessen auch bis zur linken Schulterhöhle ausgebreitet, und es waren sogar unterhalb des linken Oberarmes geschwollene Drüsen zu fühlen. — Nach kurzer Untersuchung riet mir dieser Arzt, mich ins Krankenkaus zum Zwecke der Operation zu begeben, da mir ohne dieselbe nicht zu helfen sei, er aber allein dieselbe nicht ausführen könne. Ich folgte dem ärztlichen Bäte und begab mich am 4. Oktober 1887 in das Krankenhaus, woselbst ich am folgenden Tage von den Herren Medicinalrat Dr. B., Sanitätsrat Dr. B. und Dr. W. zwei Stunden lang operiert wurde. Nun verlebte ich qualvolle Tage, welche noch dadurch verschlimmert wurden, dass die inneren Halsteile verschwollen waren und mir dadurch das Schlucken zur Unmöglichkeit machten. Während dieser Zeit machte mich Herr Dr. B. näher mit meinem Leiden bekannt und sagte unter anderem: „Dass die Operation sehr sorgsam hätte vorge nommen .werden müssen, weil eine kranke Drüse die andere anstecke und dann das Leiden immer von neuem beginne." Weiter teilte er mir mit, dass wegen meiner grossen Schwäche die Operation hätte abgebrochen werden müssen und ich, nach erfolgter Erholung, die zweite zu erhoffen hätte. Am 6. November wurden weitere Drüsen herausgeschnitten und ich sodann am 24. November entlassen. Doch nun erfolgte etwas, das ich niemals vergessen werde. Als ich, nachdem der Verband abgelegt war. mit den Händen die kranken Stellen etwas berühren konnte, bemerkte ich zu meinem Schrecken, dass sich noch immer geschwollene Drüsen an der linken Kopfseite befanden. Die frühere Aussage des Arztes bedenkend, fragte ich ihn: warum er nicht alles herausgeschnitten hätte. Mit lächelndem Gesichte meinte er: „Ja, Grüner, da könnte man bei Ihnen die ganze Haut umwenden!" Thränen standen mir in den Augen; ich wusste, was mir die Zukunft barg: alles ausgestandene Leid war vergebens, aller Schmerz umsonst! 0 du unheilvolle Medizin wirtschaft! Nach kaum einigen Monaten meiner Entlassung vom Krankenhause begann der linke Hals anzuschwellen — es war das alte Drüsenleiden. Ich ging zum prakt. Arzt 8.) welcher, nachdem er meine Leidensgeschichte gehört, achselzuckend sagte: „Es wird nichs helfen, Sie müssen sich wieder operieren lassen!" Ich hatte etwas von Wasserbehandlung gehört und fragte nun den Medikus, ob er mir zu nassen Hals Umschlägen raten könne. „Nun ja, Sie können probieren!" war die Antwort. Und siehe da! das einfache Anwenden von Wasser half; die Geschwulst wurde schon nach einigen Wochen kleiner, bis sie fast ganz verschwand. Aber leider, weil ich eben durch die Um schläge nur einen kleinen Teil der Naturheilmethode in Anwendung gebracht und die grossen Hauptsachen, als: Diät, die versch. Bäder u. s w., weil unbe kannt, unterlassen hatte, schwoll mir nach einiger Zeit der Hals von neuem. Ich besuchte daher in meiner Not Frau 8. in K, welche sich Homöopath in nennt und gegenwärtig wieder eine widerliche Beklame in den Zeitungen macht. Obgleich ich nun Manche Zuckerkügelchen in Wasser hinunterschluckte und mir redlich Mühe gab, gesund zu werden, blieb doch alle Heilung aus-