114 Auch bei Hämorrhoiden haben die Bleibeklystiere eine sehr wohlthuende Wirkung. Zur Erzielung eines regelmäßigen Stuhlganges und Verhütung der Migräne wende man auch die Bauchmassage an. Zu diesem Zwecke öle man die Finger ein und streiche den Unterleib bei gehörigem Druck vom Nabel an fangend in nach rechts gehenden Spiralen. Vorher kann man den Unterleib mit den geballten Fäusten kneten. Noch besser ist es natürlich, wenn man die genaue Lage des Darmkanals kennt und die Massage in dieser Richtung aus führt, oder sich hierzu von einem Arzte anlernen läßt. Auch kalte Sitzbäder befördern den Stuhlgang und die richtige Blutzirkula tion. Dieselben dürfen aber nur höchstens 15 Minuten dauern, worauf der Unterleib tüchtig frottiert werden muß. Statt der Bäder kann man auch einen kalten Leibumschlag machen. Bäder und Leibumschläge aber darf man nur vornehmen, wenn der Unterleib warm oder vorher durch warme Dachziegeln oder warme Tücher erwärmt worden ist. — Daß Bewegung und Leibesübung die Blutzirkulation im Unterletbe be fördern, brauche ich wohl nur zu erwähnen. — Ein sehr wichtiger Faktor bei der Bekämpfung eines Darmleidens und somit auch der Migräne ist noch die Ernährung. Ist der Darm durch einen Katarrh geschwächt, dann darf man ihm selbstverständlich keine Riesenleistung zumuten. Viele glauben, wenn der Magen die Speisen verdaut hat, habe der Darm weiter nichts zu thun, als die Brcimasse weiter zu befördern. Neinl Der Darm hat auch Verdauungswerkzeuge (Darmzottcn); er muß also die Speiseüberreste noch weiter verarbeiten und den Unterleib mit ernähren helfen. Genießt man daher schwerverdauliche Speisen, so verarbeitet sie wohl der ge sunde Magen, nicht aber der kranke Darm. Letzterer ist in diesem Falle nicht im stände, die Speisereste gehörig zu zersetzen, und es entstehen dann Blähungen, Verhärtung und Stuhlträgheit. Man wähle daher nur leicht verdauliche Speisen, wie sie in diesem Blatte schon oft aufgezählt wurden. Nicht warm genug kann ich aber allen Darm- und Magenleidenden das diätetische Kochbuch' von vr. Joseph Wiel empfehlen. Tritt nun die Migräne trotz aller genannten Verhütungsmittel oder in folge eines Diätsehlers — besonders nach starkem Biergenuß — einmal auf, so nehme man gleich bei Beginn des Anfalles (Vorboten sind: Flimmern vor den Augen, kalte Stirn und kalte Füße, schwacher Pulsgang rc.) ein ge wöhnliches Klystier zur Erzielung des Stuhlganges. Ist dies erfolgt, dann nehme man bald darauf ein ziemlich großes (Va— s / 4 Glas) kühles Bleibe klystier und lege sich zu Bette. Sind die Füße kalt, so erwärme man sie durch ein heißes Fußbad, so warm man es erträgt, und hülle sie nachher warm ein. Ist der Kopfschmerz bedeutend, so mache man ganz kalte Umschläge, die man fleißig erneuert. Auch empfiehlt es sich, schluckweise kaltes Wasser zu trinken. Hat man vorgenannte Prozedur gleich bei Beginn des Migräneanfalles vorgenommen, dann wird der Kopfschmerz gar nicht eintreten, oder schon in ‘/ 4 bis */ 2 Std. beseitigt sein. Tritt dies nicht ein, so erneuere man das kalte Bleibeklystier, bis der Kopfschmerz vollständig geschwunden ist. Da bei dieser Behandlung die Verdauung schneller wie gewöhnlich vor sich geht, so genieße man in kleinen Zwischenräumen etwas Leichtverdauliches (Schleimsuppen, Bouillon mit Ei, Milch mit Semmel rc.), denn durch leeren Magen wird der Kopfschmerz ver größert. Ein kleiner Spaziergang ins Freie möge die Kur beschließen, wo durch die Funktionen des Körpers wieder ins alte Gleis treten und sich als dann wieder Wohlbehagen beim Patienten einstellt.