13 mit dem Koch'schen Mittel: „Es ist ein gewagtes Wort, das ich ausspreche, aber es ist Thatsache, daß es Gesunde, Nichttuberkulöse giebt, bei welchen die Reaktionen eben so heftig auftreten, wie bet Krankem Andererseits giebt es auch kranke Personen, bei welchen die Tuberkulose auf anderem Wege unzweifelhaft festgestellt ist, und die doch nicht reagieren." „Es scheint aber, daß die Wirkungen des Mittels von einer inviduel- len Disposition des Menschen abhängen, mag nun derselbe gesund oder krank sein. (Damit ist es mit dem Wert des Mittels für die Diagonase d. h. Erkennung der Tuberkulose, nichts! wenn auch Professor Schnitzler nur meint, der Wert sei „becmirä btigt.") Dann weist Prof. Schnitzler auf die zweite Schwierigkeit hin, nämlich die Bestimmung der Dosis, der sich auch dieser gegenüber die Menschen durch aus verschieden verhalten. Er mahnt zur größten Vorsicht, namentlich bei Kehlkopf- und Lungenkranken. Eine größere Dosis könne leicht eine so bedeutende Schwellung des Kehlkopfes verursachen, daß sofort zur Tracheoto mie (Halsschnitt) geschritten werden muß.*) Bet Lugentuberkulose könne Lun genödem (Lungenwassersucht, welcher in der Regel Lungenlähmung folgt) ein treten. ,,Die Berliner Aerzte sind wiederholt durch stürmische Reaktionen, die in manchen Fällen mit langanhaltender Bewußtlosigkeit verbunden waren, überrascht worden." Inzwischen hat auch Prof. Kaposi (Men) fest gestellt, daß sowohl Lepra- (Aussatz-) Kranke, wie Syphilissche auf das Koch'sche Mittel reagierten, während festgestellt Tuberkulose nicht rea- , gierten. (Also ist das Mittel für die Diagnose unbrauchbar!) Ein noch vernichtenderes Urteil über das Koch'sche Verfahren hat der berühmte italienische Kliniker Prof. Semmola (Neapel) abgegeben! Nach dem „Deutschen Tageblatt" vom 28. November äußerte er: „Mit der Zerstö rung von 10 oder 20 Tuberkelknötchen sei insbesondere hinsichtlich der Lungen tuberkulose nichts erreicht. Ein Schwindsüchtiger bleibe Schwindsüch tiger nach wie vor, und zwar mit dem erschwerenden Umstande, daß die nicht ausgeschalteten, durch die Lymphe zum Absterben gebrach ten Gewebe neue gefährlichere Infektionsherde (Ansteckungsherde) bilden würden. Von chirurgischen Eingriffen sei leichter zu reden, als sie durchzuführen." „Seiner, Semmola's, Ansicht nach werde die Lungentuberkulose geheilt werden können, wenn cs möglich sein würde, durch gründliche Umgestaltnng des biochemischen (lebengestalten den) Ernährungsprozesses des Kranken tuberkulöse Neubildun gen zu verhindern oder aufzuhalten. Vorläufig müsse sich der Arzt, auch wenn man Koch's Flüssigkeit besondere diagnostische Eigenschaften zuerkennen wollte (daß sie diese nicht hat, zeigen oben Schnitzler's,Kaposi's re. Erfahrungen!), mit den Mitteln bescheiden, durch welche die Therapie (Krankenbchandlung) viele glänzende Erfolge erzielt hat! mit der klimatischen und hydro- therap'schen (Wasserheil-) Kur! (Dazu sagen wir bravo, bravissimo!) Wir können damit unsere Quellenauszüge abschließen und zu einem eige nen Urteil schreiten. Koch's Kur ist eine echt medizinische, durch ein scharfes, in die Blut wege des Körpers unmittelbar eingeführtes, bisher seinem genaue ren Wesen und Gewinnung noch noch nicht öffentlich bekanntes Gift! Wir Anhänger der Naturheilkunde misten daher, daß eine volle endgil- tige Heilung auf diesem Wege überhaupt nicht zu erzielen ist. *) In der Levy'scken Klinik sollen nach Zeitungsnachrichten bis jetzt schon mehrere Kehl- kopstub erkulose nach der Koch'schen Kur ihrem Leiden erlegen sein. In Stuttgart starben in einer Woche drei!