220 Wenn Braid in seiner letzten, 1860 geschriebenen, von Preyer mitgeteilten Schrist einen Fall schildert, in welchem ein Hypnotisierter auf eine Menge ihm untergeschobener falscher Vorstellungen ahnungslos, daß er getäuscht werde, „einging, und dies auf eine innere intellektuelle Täuschung" zurückführt, „welche häufig durch imponierende Behauptungen eines andern erweckt wird," wobei er hinzufügt: „dieser andre besitzt, davon sind die Patienten überzeugt, irgend eine mysteriöse und allmächtige Kraft. Hierdurch wird der Verstand und der freie Wille gebunden und ihre Einbildungskraft so erregt, daß während dcir Dauer des Bannes sie zu Marionetten (Puppen) ihres jeweiligen Bezauberers werden, der sie unwiderstehlich beherrscht," so legt er damit das wahre Wesen der phrenohypnotischcn Schaustellungen als eines Betruges ebenso offen dar, als er sich andererseits seinem auf Wundcrkuren erpichten Verehrer Preyer geistig überlegen zeigt. Wie übrigcus andere medizinische Größen über den Hypnotismus denken, dafür hier nur zwei Aeußerungen des Professors Dr. med. Waldcyer (Berlin). In einem am 19. November 1889 gelesenen Colleg führte Professor Waldcyer aus, daß bei dem sog. Phrenohypnoüsmus „alles aus große Ausbildung der Sinne zurückzuführen sei, resp. auf Verabredung, was häufig nachgewiesen sei." Und am 10. Dezember 1889 stellte derselbe Professor den Hypnotismus als sehr gefährlich für die betreffenden Objekte (d. h. die Hypnotisierten) dar, ebenso- wie den Alkoholismus (Trunksucht), Morphismus (Morphiumsucht), Haschis mus (Sucht nach dem aus Hanf präpariertem Betäubungsmittel), Tabaknarkose, weil die Willenskraft allmählich gänzlich gelähmt werde. Hiernach haben wir keinen Platz für den Hypnotismus, weder in unserem, dem Naturheilsystem, noch überhaupt in eener staatlich geduldeten Heilkunde, am allerwenigsten wollen wir ihn einem privilegierten Stande zur pekuniären Ausbcutm.g übergeben, sind vielmehr der Ansicht, daß der Hypno tismus selbst einer Behandlung, und zwar zunächst einer polizeilich-strafrecht lichen noch eher bedürfe, als der jetzt mit dieser bedrohte Alkoholismus, der doch keine solche sklavenhaste Willenlosigkeit hervorruft, wie sie als Erfolg dem Hypnotismus zugeschrieben wird. — Sollte man sich aber dazu in der jetzigen Zeit medizingläudiger Heilanlscrwartung nicht aufschwingen können, so wollen wir uns trösten mit den Versen: „Alte Wunder kehren wieder, Und die Toten stehen auf! Singt dem Hypnotismus Lieder, Laßt dem Schwindel seinen Lauf! Dann hört er von selber auf." Der Wahrheit eine Gasse! Auf der Noturforscherversammlung zu Bremen im September dieses Jahrcs brach der- bekannte Nervenarzt und medizinische Schriftsteller, Dr. med. Klencke, Dresden, Serre- straße 12, eine Lanze sür die Grundsätze der Naturheilkunde, wie sie eckt wissenschaftlich sich begründen lassen, und zwar auf Grundlage der Gesäßnerven und der Neflcxsunktionen. Prof. Wunderlich, eine große ärztliche Autorität, sagt in seinem Lehrbuche der innern Krankheiten: ,,Wir müssen jedem Schäfer und jedem alten Weibe dankbar sein für ein Mittel, gegen eine Krankheit, denn wir haben keins." Wir haben zwar nicht je ein spezifisches Gift- urid Arzneimittel gegen je eine bestimmte Krankbeir, wie fick dies viele denken, auch ärztliche Autoritäten, wir haben auch nie Aussicht durch Tötung gewisser Bakterien durch gewisse Gifte vorgeschrittne Krankheiten zu heilen, aber ww haben viele einfache Mittel (Elektrizität, Massage, die tausendsältigen Wasseranwendungen), um den Blu tum laus und die Blutverieilung zu ändern, Ausscheidungen anzuregen, den-Ab«-