215 wohnlichen Doktoren und von ganz gewöhnlichen Unapprobierten untersucht worden. Da wurde denn das Verschiedenste diagnostiziert: 1. beginnende Herzverfettung, 2. vorgeschrittene Herzverfettung, 3. Herzerweiterung, 4. Klappenfehler, 5. übergroße Neurasthenie, 6. Rheu matismus. Was will man noch mehr? Ein Approbierter verschrieb diesem Herrn Kruken dampfbäder, 1 Stunde Schweiß, Rumpfpackungen u. s. w. Einem der Herzverfettung oder Klappenfehler Verdächtigten ohne Aussicht Schwitzbäder verordnen! Und nun der vorhin besagte Krankheitsfall. Eine Bauersfrau aus dem Gebirge, Mitte 30, wurde Vor drei Jahren krank. Der Appetit wurde geringer, Herzklopfen, Schwindel und verschiedene nervöse Zufälle traten ein, die Schwäche vermehrte sich von Woche zu Woche; Schmerzen im Unterleib. Der Arzt einer kleinen Stadt kurierte auf Magenleiden. Da die Krankheit schlimmer wird, so wird der Kreisarzt in Anspruch genommen, der konstatiert be ginnenden Herzklappenfehler und kuriert darauf los. Unterleibskrämpfe, besonders zu gewissen Zeiten, treten aus, ein ganz gewaltiger Kopfschmerz tritt hinzu und ein dritter Arzt sieht ein Gehirnleiden kommen. Die schlimmen Zustände vermehren sich, allgemeine Krämpfe zeigen sich oft, die Tage, wo die Kranke geistesabwesend ist, treten häufiger aus und ein äußer- deutscher Professor, (die Kranke wohnt nicht in Deutschland) findet ein schweres Unterleibs- leiden, das nur durch Operation gehoben werden kann. Als sich die Patientin dazu bereit erklärt, glaubt der Operateur die Zeit noch nicht dazu gekommen. Die Beine werden wasser süchtig, ebenso der Unterleib. Alle aber waren darüber einig, daß die Kranke nun wasser süchtig sei! Ein Triumph der Wissenschaft! Und der einfachen Bauersfrau ging es so wie vielen Andern, sie verlor den Glauben an die Kunst der wackeren Diagnostiker. Sie wandte sich an mich; was sollte ich nun diagnostizieren, nachdem so viele Andere sich widersprochen hatten? Sie war es zufrieden, auch ohne Diagnose gesund zu werden. Natürlich nimmt man bei ungewisser Diagnose die gefährlichere Krankheit an und ist darum in Anwendung der Kurmittel äußerst vorsichtig; mit der geringen Lebenskraft der Patientin muß man haushälterisch umgehen. Kost vegetarisch, anfangs Magenkompressen, Unterleibs waschungen, Fußbäder, dann Ganzwaschungen, Leibpack, Sitzbäder, Magen- und Unterleibs massage, Halbbäder, Atemgymnastik, später Luftbäder. In der ersten Zeit ging es schnell bergauf, dann kam eine gewaltige Krisis und nun ging es mit kurzen Unterbrechungen der Gesundheit entgegen. Nach 6 Wochen gesund entlassen, arbeitet sie nun schon 12 Wochen in Haus, Hof und Feld wie früher. Weder Herzleiden, noch Gehirn- und Unterleibsleiden haben sich seitdem wieder gezeigt. Wer hatte die richtige Diagnose gestellt? Ich mag die Diagnose nicht missen, aber höher als dieselbe steht mir die Kunst zu individualisieren. Edmund Schneckenberg. Vortragende und ihre Themata. (Fortsetzung). Die Aufnahme in diese Liste erfolgt lediglich nur auf die eigenen Anmeldungen und Empfehlungen der darin Verzeichneten. Carl Griebel in Meran (Tirol). Nächste Reisezeit: 15. März bis 10. Mai k. I. 1. Frauenkrankheiten. 2. Kindererziehung. Anmeldungen auf Vorträge schon jetzt dringend erwünscht. Besprechung von Büchern. Schuhr's Sammlung volkstümlicher Vorträge auf dem Gebiete der Gesund heitspflege, der körperlichen Erziehung und der Unfall-Verhütung. Jedes Heft 50 Pfg. Heft I. Ueber den moralischen und physischen Einflutz der Mutter auf ihr Kind vor der Geburt. Von Clara Muche. Ich halte es für ein verdienstvolles Unternehmen das Verlegers dieser Zeitschrift, eine Sammlung von guten Vorträgen aus dem Gebiete der Gesundheitspstege herauszugeben, und zwar zu einem Preise, der es allen Vereinen ermöglicht, sich auf leichte Weise in den Besitz von Vortragsmaterial zu setzen. Hoffentlich gelingt es, gute Käufer für das Unternehmen zu gewinnen. Mit dem 1. Hefte hat der Verleger einen guten Wurf gethan. Frau M. unterzieht in der ihr eigenen klaren Weise einen Lebensabschnitt der Besprechung, der in dieser Art eben nur von einer Frau und Mutter betrachtet werden kann. Im Interesse der künftigen Geschlechter muß dem Schriftchen die weiteste Verbreitung gewünscht werden.