95 Briefwechsel für Alle und mit Allen. Dr. Fr. Abl in Graz. Sie schreiben: dem Herrn Br. Meyer in Rudolstadt rufen die Ab. des „N.-A." für gratis gespendeten „Führer" ein lautes Bravissimo zu nebst bestem Dank. Herrn S. S. in Main z. Was fällt Ihnen denn ein? Zusendung eines Kistchens mit Riesenspargeln; übrigens schönsten Dank dafür! Ich sehe Sie doch diesen Sommer hier? A b. in Kirchdorf. Schreiben erhalten , Inhalt interessant; daraus entnehme ich, daß Ihnen von sechs Kindern zwei unter Medizin. Behandlung gestorben sind, das eine an Miliartuberkulose, das andere an Hyperämie des Gehirnes uni) nun sollen nach Aussage eines hochweisen Sanitätsrates in Linz — die vier andern an die Reihe des Engelwerdens kommen, warum — ? weil Sie, Rabenvater, ihnen kein Fleisch geben, denn bei vegetar. Diät müsse der Geist dem Körper vorauseilen! 0 8aueta simplicitas ! Schicken Sie dem Manne doch eine Karte mit Hinweis auf Daniel, Kap. 1; von dort soll er seine Weisheit kompletiren! In Bezug auf das zehnjährige Mädchen, dem der Arzt wegen Hustens in der Frühe Leberthran und Eisensyrup verschrieben, habe Ihnen brieflich bereits Rat erteilt. Nur keine Angst, befolgen Sie denselben und Sie werden kein Kind mehr begraben! Ab. in St. Florian. Sie haben die Rachenpinselei mit lapis und die Alaun einblasung wegen Rachen-, Kehlkopf- und Luftröhre nkatarrh satt und wünschen für den Sommer wieder eine rationellere Kur vorzunehmen, da man doch die ebenso ekelhaste wie peinliche Pinselei nicht ins Ungemessene fortsetzen könne! Was nun thun? Was ich von Veldes halte? Theoretisch seien Sie für Luft und Sonnen bäder sehr eingenommen! Antw. Gehen Sie nur nach Veldes zu Meister Rikli, aber lassen Sie sich daselbst vegetar. Kost geben, welche Sie immer kühl oder nur sehr- lau genießen dürfen ; gebrauchen Sie S o n n e n -, Luft- und Wasserbäder nach seiner Anordnung und täglich mindestens sechsmal kalte Mundbäder zehn Minuten lang. Ab. in Meißen. Sie fragen: was die Ursachen von Gehirn- resp. Gehirn hautentzündung seien, welche häufig bei sonst scheinbar gesunden Kindern auftreten und tätlich verlausen ; ferner : ob hier von der W a s s e r b e h a n d l u n g Hilfe zu erwarten, wo die medizinische erfolglos bleibe? wie die Behandlung sei und woran man die Krankheit erkenne, bevor sich die deutlichen Gehirnsymptome zeigen? Antw. aä 1, die Ursachen der Gehirnentzündung sind verschieden, innerliche (tuberkulöse Ablage rungen, erkranktes Blut rc.) und äußerliche (Stoß, Fall 2C.) und nicht immer zu Leb zeiten nachweisbar oder erklärlich, daher die vielen falschen Diagnosen auch bei den renommirtesten Medizinern, aä 2, von der Wasserbehandlung läßt sich freilich Hilfe erwarten, auch wo die medizinische erfolglos bleibt, was Sie aus der in Nr. 1 vom vor. Jahre mitgeteilten Krankeitsgeschichte ersehen können; aä 3, die Behandlung richtet sich nach den auftretenden Symptomen, muß aber immer eine das leidende Organ be ruhigende und von ihm ableitende, daher eine verschiedene sein; siehe auch die in Nr. 1 vom lauf. Jahr mitgeteilte Krankengeschichte; eine Gehirnentzündung zu erkennen, bevor deutliche Gehirnsymptome austreten, ist ein Ding der Unmöglichkeit! das vermögen nur die Götter! A b. in F ö r d e r st e d t. Sie fragen an, wie dem völligen Ergrauen des Haupthaares bei einem achtzehnjährigen Mädchen vorgebeugt werden könne, bei welchem vor einem Jahre schon einzelne graue Haare auf dem Kopfe sich zeigten? Diese Person habe in ihrer Jugend verschiedene Krankheiten, welche alle mit glücklichem Erfolge phy- siatrisch behandelt worden seien, durchgemacht und erfreue sich momentan einer gute n Gesundheit! Abwaschungen des Körpers mit Ausschluß des Haares seien von jeher fleißig vorgenommen worden und nächtlich schlafe sie bei offenem Fenster ohne Haube! Antw. Da ist guter Rat teuer; wenn es ein Knabe wäre, würde ich vorschlagen, das Haar öfter kurz abzuschneiden und den ganzen Kopf täglich mit waschen zu lassen, ja abends vor Schlafen gehen noch einmal mit 12—14°R. Wasser und mit Bürste kräftig zu bearbeiten; bei einem erwachsenen Mädchen geht diese Behandlung aber nicht gut; wenn selbiges sich aber darüber wegsetzt und einige Zeit mit gekürztem Haare herumzulaufen sich nicht scheut, dann ist ihm schon halb geholfen; es kann ja anfangs das Haar nur auf ein Schuh Länge verkürzt werden; beim Ausgehen kann man durch Tragen eines Hutes mit breitem Rande nachhelfen und zu Hause mit einem leichten Häubchen, welches des Tages aber mehrmals stundenlang abgenommen werden sollte, damit das Haar der Luft und dem .Lichte zugänglicher wird ! Ich kaun mich dieser Ihrer Tochter von Ihrem letzten Besuche her noch recht gut erinnern und bedaure..sie von Herzen, doch nur nicht gleich den Mut verlieren, da ist schon manches schlimmere Nbel geheilt worden!